Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, mit einer popkabarettistischen und einer melancholischen Stunde verabschiedete sich hr3-rebell von seinen Hörern.
28.12.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Yes We Can
In den zurückliegenden Monaten ging ein neuer Schlachtruf um die Welt, der Optimismus verbreitet aber auch Skepsis auslöst. „Yes we can!" Ja, man kann fast alles, was man will, erreichen, verändern, verschlimmbessern oder auch vergeigen.
Man kann etwas fürs Klima tun, indem man nicht acht Stunden lang mit dem Auto in den Skiurlaub fährt, sondern in nur 3.1/2 Stunden nach Gran Canaria fliegt. Man kann Weihnachtsgänse und Christstollen in sich reinstopfen und für die Welthungerhilfe spenden. Man kann hadern, dass schon wieder ein Jahr vorüber ist und wohl kein besseres nachkommt. Man kann sich verwirren lassen von Zeitphänomenen wie dem Sekundenkleber, der doch ewig halten soll. Man kann nachdenklich werden, wenn man liest, wer das Piercing erfunden hat: die Neandertaler kannten neben dem Faustkeil auch schon den Nasenring. Manche von uns können also von dem angeblichen Dumpfbacken-Dickschädel mit dem IQ einer Amöbe noch einiges lernen. Yes we can!
Man kann der Meinung sein, dass nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht. Man kann unliebsame Politiker mit Schuhen bewerfen. Man kann auch erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass Angela Merkel den geschäftsführenden hessischen Ministerpräsidenten kürzlich „Kotz-Koch" titulierte. Man kann sich seine Achselhaare schwarz-rot-gold färben, um seine patriotische Gesinnung auszudrücken. Man kann den andern „Kungelei" vorwerfen und das gleiche Verhalten in den eigenen Reihen als „Schulterschluss" bezeichnen. Man kann statt Conflakes auch Kornflocken sagen und statt „verzockter Milliarden" sagt man „Wertberichtigung". Man kann auch als Fettsack fordern, „den Gürtel enger zu schnallen". Yes we can!
Man kann Gereimtes verbreiten wie: „Steuern runter macht Deutschland munter!" oder seinen Truck mit einem Aufkleber versehen: „Vorsicht Damen! Meiner ist 18 Meter lang!" Man kann im Zugabteil jeden daran teilhaben lassen, dass man sich mit seinem Mäuschen im McDonalds verabredet; man kann sich auch am Handy-Weitwurfwettbewerb beteiligen. Man kann sich über das baldige Ende des Buschkrieges freuen und sich fragen, was danach kommt. Yes we can!
Man kann den 90-jährigen Helmut Schmidt als lebenden Beweis dafür benennen, dass all diese Warnungen "Rauchen kann tödlich sein" und „Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit" alles nur Humbug und Panikmacherei sind. Man kann sich vom Verkehrsservice im Autoradio vor dem Stau warnen lassen, in dem man gerade steht. Man kann behaupten, dass sich Dolly Buster & Co um den technischen Fortschritt in der Kommunikationstechnologie verdient gemacht haben (und selbst daran verdient haben), weil nur Pornokunden bereit seien, die hohen Preise zu zahlen, die ein neues Medium (erst Videorekorder, dann DVD-Player/Rekorder, dann Internet-Livestream, etc.) kostet - belegt ein US-Professor in einer neuen Studie. Man kann Menschen klonen aber noch immer nichts gegen eine simple Erkältung ausrichten - Husten, wir haben ein Problem. Man kann mit vorgehaltener Pistole den Radio-DJ dazu zwingen, die eigene grottenschlechte Platte zu senden, was der brasilianische Rock-Musiker Marcos Vinicius Dos Santos im Sender „Radio Atlántida" in Porto Alegre tatsächlich getan hat. Man kann jede Menge Unsinn treiben. Yes we can.
Wir können heute (28.12.) Johnny Otis zum 87. Geburtstag gratulieren und können Hildegard Knefs 83. begehen. Wir können auch Richard Clayderman an seinem heutigen 55. Geburtstag beschimpfen - wegen seiner unsäglichen Klimperei „pour Adeline". Wir können einen mundharmonikaspielenden Hartz-IV-Empfänger zum Supertalent hochjubeln und können alle für Michael Jacksons anstehende Lungentransplantation spenden - wenn schon keinen Lungenflügel, dann doch wenigstens Bares für den klammen „King of Pop". Yes we can!
Man kann so vieles tun und noch mehr bleiben lassen. Man kann auch dieser Sendung den Stecker ziehen und dann den Sargdeckel schließen.
„Yes we can" - eine pop-kabarettistische Stunde mit Galgen und Humor zum Ende von hr3-rebell.
1. Stunde: Yes We Can! Playlist:
=================== 21.05 ====================
01 Showopener hr3-REBELL
02 01:30 „The Last Time" / The Rolling Stones / CD-Obertitel „The Rolling Stones Collection" / LC 03098
03 01:30 „Darlene" / L. Shankar (Themamusik hr3-Rebell) / CD-Obertitel „Touch me there" / Zappa Records/Rhino/Zomba LC 6677
04 04:30 „Yes We Can Can" / Harry Connick jr. CD-Obertitel „My New Orleans" / LC 00162
05 04:00 „Indigo" / Yunus Güvenen CD-Obertitel „Layered Sounds 2" / (Hintergrundmusik)
06 04:30 „Peace In Our Time" / Ray Davies / CD-Obertitel „Working Man's Café" / LC 01801
07 04:35 „More Than This" / Peter Gabriel / CD-Obertitel „Up" / LC 03098
Verkehrs-Service 21.30
08 03:50 „We Can Work It Out" / Phil Keaggy / CD-Obertitel „Come Together - America Salutes The Beatles" / LC 0249
09 05:40 „Can We Find A Reason" / Lenny Kravitz / CD-Obertitel „5" / LC 03098
10 00:30 „Don't Listen To The Radio" / The Vines
11 03:08 „Listen" / Amos Lee / CD-Obertitel „Last Days At The Lodge" / LC 00110
12 03:25 „Always Look On The Bright Side Of Life" / Monty Python / CD-Obertitel „Monty Python's Life Of Brian" LC 0542
13 02:32 „Cry Baby Cry" / Jacob Golden / CD-Obertitel „Mojo Presents The White Album Recovered 2"
28.12.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Hello Goodbye
„It's A Beginning, It's Not An End", singt der kanadische Singer/Songwriter Paul O'Brien in seinem neuen Album „Sacred Line". Am Ende des aktuellen Albums „This Kind Of Love" von Carly Simon findet sich der Song „Too Soon To Say Goodbye". Und David Wilcox empfiehlt: „Start With The Ending". Das alte Jahr wird in dieser Stunde verabschiedet, das neue begrüßt. Bye bye 08 und Bye bye hr3. Hello 09 und Hello Fragezeichen? Nach dieser definitiv letzten Stunde fällt der Vorhang für hr3-Rebell. Die Sendung wird entsorgt. Aber keine Sorge, „Lebbe geht weiter" (Steppi)
„Meistens hat, wenn zwei sich scheiden, einer etwas mehr zu leiden" (Wilhelm Busch)
„Du siehst die leuchtende Sternschnuppe nur dann, wenn sie vergeht" (Friedrich Hebbel, Abschied)
„And In The End The Love You Take Is Equal To The Love You Make" (The Beatles)
2. Stunde: Hello Goodbye - das Finale Playlist
=================== 22.05 ====================
01 Showopener hr3-REBELL
02 04:50 „Walk On" / U2 / CD-Obertitel „All That You Can't Leave Behind" / LC 00407
03 04:00 „Serene" / Ralf Illenberger Trio / CD-Obertitel „Love Intense" / (Hintergrundmusik) LC 01513
04 01:15 „I'm Free" / The Who / CD-Obertitel „Live At The Royal Albert Hall" / LC 09902
05 04:20 „Carry On" / Crosby, Stills, Nash und Young / CD-Obertitel „Deja Vu" / LC 00392
06 04:40 „Never Look Back " / Kazda / CD-Obertitel „Finally" / LC 06533
07 02:28 „In My Life" / The Beatles / CD-Obertitel „Rubber Soul" / LC 0299
Verkehrs-Service 22.30
08 02:00 „Los Endos" / Genesis / CD-Obertitel „Seconds Out" / LC 01409
09 02:10 „Endgame" / Martin Orford / CD-Obertitel „The Old Road" / LC 08100
10 01:45 „Les Larmes de Boabdil" / Mousta Largo / CD-Obertitel „Acoustic Arabia" / LC 08972
11 04:00 „Start With The Ending" / David Wilcox / CD-Obertitel „What You Whispered" / LC 00381
12 04:02 „Not Over Now" / Paul O'Brien / CD-Obertitel „Plastic" / LC 15244
13 04:00 „Go On Through" / Afrocelts / CD-Obertitel „Volume 3: Further in Time" / LC 03098
14 01:30 „The End" / The Beatles / CD-Obertitel „Anthology 3" / LC 00299
15 01:30 „Darlene" / L. Shankar / CD-Obertitel „Touch Me There" (Themamusik) / LC 06677
21.12.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Viva Zappa - Sheik Yerbouti live und unplugged im hr3-Studio
Er ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung in der Rockgeschichte. Keiner vor ihm, keiner nach ihm schöpfte aus einem ähnlich universellen musikalischen Reservoir und kreierte daraus einen vergleichbar schillernden, unverwechselbaren Kosmos. Musique concréte und ungarische Folklore, Anton Webern und Rhythm'n'Blues, absurdes Theater und Musical, Dance Hall-Atmosphäre und Free Jazz, Lateinamerikanisches und Abendländisches, Klassizistisches und Neutöner-Avantgarde, Blues und Elektronik, Sentimentalschulzen der 50er Jahre und Protestsong/Politrock, Edgar Varese und Rock'n'Roll, Varieté und Filmkunst, Spike Jones-Ulk und Igor Strawinsky-Ernsthaftigkeit, Vaudeville und Dadaismus, Jazzrock und John Cage, Comedy-Show und Cabaret, Charleston und Folkmusic, Easy Listening-Schlagerhaftes und Heavyrock-Durchschlagendes - alles fließt zusammen im musikalischen Werk des genialen Frank Zappa.
Heute wäre er 68 Jahre alt geworden, am 4. Dezember war sein 15. Todestag zu begehen. Dem großen Zappa zu Ehren spielt die 6-köpfige Zappa-Coverband Sheik Yerbouti einen Set von vier Zappa-Songs live und unplugged im hr3-Studio - und zwar: „Don't Eat The Yellow Snow" (aus „Apostrophe", 1974), „Iam The Slime" (aus „Over-nite Sensation", 1973), „The Meek Shall Inherit Nothing" (aus „You Are What You Is", 1981) und „Yo' Mama" (aus „Sheik Yerbouti", 1979).
Die als beste deutsche Zappa-Coverband geltende Gruppe Sheik Yerbouti hat sich schon einige Meriten in der Zappa-Szene erworben. Der ehemalige Zappa-Musiker, Sänger und Saxophonist Napoleon Murphy Brock, (Zappa/Mothers-Mitglied auf solch legendären Alben wie „Roxy & Elsewhere" von 1974, „One Size Fits All" von 1975, „Bongo Fury" von 1975 und „Zoot Allures" von 1976) hat vor drei Jahren gemeinsam mit Sheik Yerbouti das Album „Ouch Patrol" mit vielen Zappa-Songs eingespielt. Vor zwei Jahren ging das exzellente Sextett mit dem Zappa-Perkussionisten und Vibraphonisten Ed Mann auf die Bühne. Die Mainzer Rhein-Zeitung lobte die Band aus dem Hunsrück: „Näher als Sheik Yerbouti kommt niemand an Zappa heran".
21.12.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Winterland - multimedial
Das Glitzern der Schneekristalle in der Abendsonne, so als würden winzige Sterne funkeln. Der gedämpfte Klang in der verschneiten Landschaft, so als wäre die Welt in Watte gepackt. Der weiße Puderzucker über den Bäumen, Wiesen, Häusern, Hügeln und Bergen, verwandelt alles, so als hätte der Weihnachtsmann eine Schneekugel über die Welt gestülpt und Frau Holle hätte mal kräftig geschüttelt.
Man zündet Kerzen an, bekommt Lust auf Marzipan und Spritzgebackenes, möchte Schneemänner bauen oder einen Tannenbaum schmücken, man legt freiwillig Säuselmusik auf, um die man zu anderen Jahreszeiten einen weiten Bogen machen würde. Mit einem Wort: man regrediert und benimmt sich seltsam, fast wie verklärt, so als hätte sich ein Zauber des Unwirklichen über den kritischen Verstand gelegt.
Doch genau das hat sich diese zweite Stunde vorgenommen: Ein Loblied auf romantische Winterlandschaften, auf die Schwärmerei in der Vorweihnachtszeit, auf den Schnee und die Schönheit der weißen Pracht, statt immer nur Schwarzsehen und der Verstandeskälte das Feld überlassen.
Dem Gerede um Finanzkrise und Rezession, der Panikmache um wirtschaftlichen Absturz und drohende Arbeitslosigkeit fahren wir in dieser Stunde auf Skiern davon - auf Langlaufskiern durch das malerische Hochgebirgstal Val Roseg bei Pontresina, wo die Loipe sich am Bachlauf entlangschlängelt, durch lichte Waldstücke führt, eingerahmt von steil aufragenden Bergrücken - und mit Hirschen fast auf Du und Du, bis hinauf auf die weite Hochebene, die von Felswänden und dem majestätischen Roseg-Gletscher begrenzt wird. Auf Alpin-Skiern geht's die Traumhänge der Diavolezza und der Lagalb hinunter. Und natürlich muss auch dem legendären Corvatsch ein Besuch abgestattet werden. Hier hat man auf dem Gletscher schon vor über 80 Jahren im Sommer Ski-Abfahrtswettkämpfe durchgeführt, wobei nicht die Geschwindigkeit bewertet wurde, sondern die Schönheit der Schwünge.
Mit der Schönheit winterlicher Songs im Ohr reisen wir multimedial durch die Winterlandschaft des Engadin, einschließlich einer Zugfahrt mit dem Glacier Express der Räthischen Bahn - alles zu sehen in fünf kurzen Videos.
Die zweite Stunde am vierten Advent bietet ein vorweihnachtliches Schneegestöber mit Songs und Geschichten im Radio und (selbst gedrehten) Schnee-Videos im Netz.
14.12.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Chanten - heilsames Singen
Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte mal gesungen? 78% der Deutschen, so sagt die Statistik, singen nur selten bis nie. Das ist nicht nur im kulturellen Sinne schade, das schadet womöglich auch der Gesundheit. Denn wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt, dass beim Singen Glückshormone und körpereigene Abwehrstoffe ausgeschüttet werden, weshalb das Singen ein hochwirksamer Stimmungsaufheller ist und das Immunsystem stärkt.
Deshalb: Singe, wem Gesang gegeben? Und was ist mit denen, die nicht singen können, oder zumindest glauben, es nicht zu können? Die singen nicht, sondern „chanten". Das ist keine neumodische, esoterische Modewelle aus den USA, sondern nur ein anderes Wort für das Singen, allerdings für ein anderes Singen. Unter „Chanten" versteht man ein leistungsfreies Singen in der Gruppe. Gemeinschaftlich werden Lieder aus aller Welt gesungen, wobei es nicht darauf ankommt, dass jeder jederzeit den richtigen Ton trifft, eine „schöne" oder „nicht-schöne" Stimme hat, sicher intoniert oder ängstlich und unsicher singt. Eventuelle Hemmnisse und Unsicherheiten lösen sich im gemeinsamen Chanten auf. Gesungen werden Chants mit einfachen Texten und Melodien, die jeder sofort mitsingen kann.
Das Chanten ist ein Lebenselixier, ist eine Seinserfahrung, macht selbstbewusst und gut gelaunt, macht schön, klug und hält geistig fit und ist darüber hinaus auch noch sexy - das alles behauptet mein Studiogast, der Arzt und Musiker Wolfgang Friederich, der zusammen mit seinem Partner Wolfgang Bossinger ein Buch zum Thema geschrieben hat, es heißt: „Chanten - Eintauchen in die Welt des heilsamen Singens". Und darüber werden wir in dieser Stunde einiges erfahren - über die Chancen des Chanten: mehr Lebensfreude, körperliche und seelische Gesundheit, das Finden der eigenen Stimme, Zugang zur Spiritualität, Stärkung der sozialen Kompetenz durch gemeinschaftliches Chanten.
Aber Vorsicht: Chanten ist ansteckend. Wer die ganze Stunde zuhört, wird womöglich infiziert werden und möchte selber an einer Chant-Gruppe teilnehmen. Wo man das kann, erfährt man unter http://www.chanten.de/ (derzeit nur in München und Umgebung. In Kürze sollen auch Gruppenabende in anderen deutschen Städten angeboten werden. Ähnliche sogenannte Canto-Gruppen findet man bundesweit über http://www.il-canto-del-mondo.de/).
„If you can walk - you can dance! If you can talk - you can sing!" (afrikanisches Sprichwort)
14.12.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Irland - multimedial, mit einem Studiokonzert von BEOGA
Die Nachrichten, die derzeit aus Irland kommen, sind nicht gerade erfreulich. Dioxinverseuchtes Rind- und Schweinefleisch sorgt für Schlagzeilen. Und vergessen ist noch längst nicht, dass deutsche Landesbanken über ihre Tochterinstitute in Irland gigantische Summen verbrannt haben.
Da wird es höchste Zeit, dass endlich wieder ein positiver Wind aus Irland zu uns herüberweht. Die neuen „Folk-Wizards", die derzeit den traditionellen Irish Folk der grünen Insel kräftig durcheinanderwirbeln und aufmischen, heißen BEOGA, ein junges Quintett, das als Headliner des diesjährigen Irish Folk Festivals im Oktober und November durch Deutschland unterwegs war. Bevor die Band um Sängerin und Geigerin Niamh (sprich: „Nief") Dunne auf erneute, aber eigene Tour geht (am 27.01. Aschaffenburg, Colos Saal, 01.02. Fulda, Kulturkeller) gibt uns BEOGA in dieser Stunde ein exklusives Radiokonzert im hr3-Studio. Insgesamt sieben Titel wird die Band live im Studio spielen, von aufgekratzten Jigs bis zu melancholischen Balladen. Herausragend: das witzige, ragtime-ähnlich beginnende „Jazzy Wilbur", oder auch das mit einem verkappten Reggae-Rhythmus startende, konzertante Stück „Mischief", harmonisch raffiniert auskomponiert, bevor es in ein flottes Reel voller Breaks und Rhythmus-Finessen mündet. Das ist Irish-Folk-Kunst auf allerhöchstem Niveau.
Und Sängerin Niamh beherrscht die Charleston-Stimmung im kessen Song „Please Don't Talk About Me Whem I'm Gone" genauso wie Sehnsuchtsgefühle und Verzweiflung im Antikriegs-Lied „Mary Danced With Soldiers". Und eine großartige Geigerin ist sie obendrein.
Das Studiokonzert von BEOGA wird mit Sicherheit ein herausragendes musikalisches Live-Erlebnis, dank der fünf Bandmitglieder:
Sängerin und Geigerin Niamh Dunne, Keyboarder Liam Bradley, Gitarrist, Mandolin- und Akkordeonspieler und Bassist Sean Óg Graham, Akkordeonist Damian McKee und Perkussionist Eamon Murray.
Begleitend zum irischen Live-Konzert kann man sich eine Reihe sehenswerter, professioneller Irland-Fotos des Reisefotografen Holger Leue in unserer hr3-Fotogalerie anschauen.
Irland zum Hören, Sehen und Staunen in hr3-Rebell.
Rückblick auf die 2. Stunde vom 14.12.: Irland multimedial. Die irischen "Folk-Wizards" BEOGA spielten live im Studio, begleitet von professionellen Irland-Fotos im Netz unter hr3.de
07.12.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Exbluesiv
a) 21:05 bis 21:30 Uhr: Plötzlich reden alle von einer großen Überraschung, DIE WELT posaunte gar von „einem der größten Instrumenten-Comebacks der Musikgeschichte", nur weil ein Mundharmonika-spielender Straßenmusiker und Hartz 4-Empfänger den RTL-Wettbewerb „Das Supertalent 2008" letzte Woche gewonnen hat. Tatsächlich hat die „Orgel des kleinen Mannes", die Mundharmonika, über viele Jahrzehnte ein Aschenputtel-Dasein geführt. Womöglich wird jetzt eine Renaissance des „Blasorchesters für die Westentasche" eingeläutet - oder sollte man sagen „eingeblasen"? Das kleine Instrument hätte es allemal verdient. Nur im Blues hat die Mundharmonika überlebt und alle Moden und Jahrzehnte überdauert. Crazy Chris Kramer, einer der besten deutschen Mundharmonikaspieler des Blues (Jack Bruce: „He is the german master of the Blues-Harp") wird live im Studio spielen und eine (winzig) kurze Geschichte der Blues-Harp präsentieren.
b) 21:30 - 22 Uhr: Bluesgitarrist Manfred Häder und Rockgitarrist Ali Neander (Rodgau Monotones) spielen live Ausschnitte aus ihrem gemeinsamen Konzert- und CD-Programm „Live nach Eins". Wenn sich die beiden Ausnahmegitarristen zusammentun, um das deutschsprachige Blues-Songkonzept von Manfred Häder mit Leben zu erfüllen, dann darf man getrost zu Superlativen greifen, denn hier spielen „zwei Understatement-Gitarristen, die eigentlich Giganten ihres Genres sind" (Journal Frankfurt). Im Verlauf des Studio-Auftritts der beiden sind Karten für das nächste Konzert von Manfred Häder & Bänd mit Ali Neander am 30. Januar im Frankfurter Sinkkasten zu gewinnen.
07.12.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Wie Gott in Südfrankreich, Roussillon multimedial
Feinsandige Strände und malerische, von schwindelerregend hohen Felsen eingeschlossene Buchten am Fuße der Pyrenäen, Hügellandschaften, die vom Weinbau geprägt wurden, im Hinterland tief eingeschnitten Schluchten zwischen den fast menschenleeren Hochebenen - das sind landschaftliche Eindrücke aus der Region Languedoc-Roussillon im Südwesten Frankreichs. Zu den besonderen touristischen Attraktionen zählen Hausboot-reisen auf dem Canal du Midi (Kanal des Südens), einer binnenländische Wasserstraße aus dem 17. Jahrhundert, die den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet und durch das Kernland der Region Languedoc-Roussillon führt, vorbei an der mittelalterlichen Festungsstadt Carcassonne bis zur Mittelmeerstadt Agde, die berühmt ist für die größte FKK-Siedlung Europas.
In dieser Stunde bereisen wir multimedial vor allem das Mittelmeer-Gebiet Roussillon im äußersten Südwesten, das an die spanische Provinz Katalonien angrenzt. Hier hört man Sprachen wie sonst nirgendwo in Frankreich: Okzitanisch und Katalanisch. Die Stadt Perpignan ist das Zentrum der französisch-katalanischen Kultur. Im Mittelalter war Perpignan die Hauptstadt der Könige von Mallorca, deren Prachtbauten zum Teil noch erhalten sind. Salvador Dali nannte die Stadt am Fuße der Pyrenäen den „Mittelpunkt der Welt". Yachthäfen, Fischerdörfer, weite Dünen, zerklüftete Felsen, Flamingo-Lagunen, Zikaden und Pinien bestimmen das Bild des Küstenstreifens von Roussillon.
Die großen französischen Chansoniers Georges Brassens und Charles Trenet haben hier gelebt. Maler wie Picasso, Miro, Matisse und Chagal ließen sich inspirieren vom besonderen Licht und den Farben des Roussillon. Auch die moderne Musikszene ist hier in den alljährlichen Festivals zuhause. Um nur das Weltmusikfestival in Sète zu nennen, das Jazzfestival in Perpignan und das Festival der elektronischen Sounds in Montpellier „Electromind".
Das Weinbaugebiet der Region Languedoc-Roussillon ist das größte und älteste der Welt; es erstreckt sich vom Rhone-Ufer bis zu den Pyrenäen. Schon die alten Griechen betrieben hier Weinbau. Entsprechend ist der Wein allgegenwärtig, er bedeutet Leidenschaft und gelebte Tradition. Vom Hochland bis zur Meeresküste bieten Starköche die kulinarischen Genüsse der einheimischen Gerichte. Im Roussillon kann man leben wie Gott in Südfrankreich.
Im Gepäck unserer Reise sind französische Songs/Chansons und ein Roussillon-Film, der im Netz unter hr3.de anzuschauen ist und von der Filmautorin Angela Joschko live im Studio kommentiert wird. Der komplette Film ist am Dienstag, dem 09.12. im hr-Fernsehen, „service: reisen" ab 18:50 Uhr zu sehen.
30.11.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Nur noch tun, was das Herz sagt - Edo Zanki, zu Gast im Studio
Er mag der letzte im deutschen Alphabet sein. Doch für viele ist er die erste Wahl, wenn es um musikalisches Format im deutschen Pop geht. Man nannte ihn schon den Paten des deutschen Soul. Edo Zanki ist auf jeden Fall eine der wichtigsten Musikerpersönlichkeiten im deutschen Pop als Sänger, Songschreiber und Produzent - und als einer der Macher, in dessen Händen viele Fäden zusammenlaufen. Zuhause in Karlsdorf hat er ein eigenes, modernst eingerichtetes Tonstudio in der Größe einer mittleren Industrieanlage. Und dort in diesem vielgelobten Studio ist schon so manche erfolgreiche Produktion für den deutschen und internationalen Popmarkt entstanden. Neben den eigenen Solo-Alben, z.B. die Söhne Mannheims, Xavier Naidoo, Sabrina Setlur oder, als jüngstes Projekt, das neue Album von Sasha das Anfang 2009 erscheinen wird. Von 2004 bis 2006 arbeitete Edo Zanki als musikalischer Direktor für André Hellers Show „Afrika! Afrika!"
Doch seine eigene Musik, in der „schwarzamerikanischer Soul, mediterrane Seele und deutsche Sprache innig verschmelzen" (http://www.edo-zanki.de/), hat er nicht vernachlässigt. Im Sommer erschien nach sechs Jahren Plattenpause sein Soloalbum Nr. 12: „Alles was zählt". Und er geht auch wieder auf die Bühne (z.B. am 29.11. „Wiener Hof", Offenbach, 09.05.09 Schanz, Mühlheim). Seine Stimme ist nach wie vor ein Erlebnis. Sein musikalisches Spektrum, zwischen Soul, Rock, Funk und Groove auf den neuesten Stand gebracht, ist noch immer hörenswert. Und manche seiner Songzeilen haben das Gewicht eines Lebensmottos: „Ich mache sowieso nur, was mein Herz mir sagt."
Edo Zanki wird eine Menge zu erzählen haben -in der ersten Stunde von hr3-Rebell.
30.11.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Regenbogen und Wasserfälle - multimedial
Bestaunt man die Victoria Falls am Sambesi, die Iguazú-Fälle in Brasilien, oder den Dettifoss in Island, dann sieht man bei Sonnenschein immer auch einen Regenbogen - deutlich erkennbar in den aufgewirbelten Wasserschleiern, die sich um den Wasserfall herum bilden. An diesen Orten sind die beiden Naturphänomene gleichzeitig zu beobachten. Im Songprogramm dieser Stunde erleben wir Wasserfälle und Regenbögen - wie üblicherweise auch in der Natur - nacheinander, bzw. getrennt voneinander.
Wir sitzen auf einem Felsbrocken im Regenwald-Dschungel von Tahiti und lassen den Vaipahi Wasserfall auf uns wirken - eingerahmt von einer tropischen Landschaft, die schöner ist als jede Kitschpostkarte (anzuschauen auf Foto Nr. 1 unserer Wasserfall-Fotogalerie unter hr3.de). Wir zuckeln über eine Schotterstraße im Farmland von Taumarunui, im King Country auf der Nordinsel von Neuseeland und sehen plötzlich einen wunderbaren Regenbogen (anzuschauen auf Foto Nr. 10 unserer Regenbogen-Fotogalerie unter hr3.de). Und wir hören dazu Songs über Waterfalls und Rainbows, die meist sehr romantisch und verträumt von großen und wundersamen Gefühlen erzählen - so wundersam wie die Regenbögen und Wasserfälle auch in der Natur nun mal sind.
"Waterfall / Don't ever change your ways / Fall with me for a million days / Oh, my waterfall" (Jimi Hendrix)
"There's a message in the rainbow:
Irgendwo hinter dem Regenbogen, hoch über uns
gibt es ein Land, von dem ich in einem Wiegenlied erfuhr.
Irgendwo hinter dem Regenbogen, ist der Himmel blau
und die Träume, die du dich zu träumen wagst
gehen in Erfüllung." (aus: "Somewhere Over The Rainbow", interpretiert u.a. von Rio Reiser)
Die zweite Stunde von hr3-Rebell handelt von Flüssen, die fliegen und von leuchtenden Farben am Himmel: „Wasserfälle und Regenbögen" - eine poetisch-romantische Hommage an zwei Wunder der Natur - in Songs, Geschichten und Fotos im Netz unter hr3.de.
Rückblick auf hr3-rebell am 30.11.08 2. Stunde: "Regenbogen und Wasserfälle" - eine romantische Hommage an zwei Wunder der Natur - in Songs, Geschichten und Fotos im Netz unter hr3.de
Fotos: Holger Leue
23.11.08 1. und 2. Stunde (21 - 23 Uhr):
Es war ein großartiges Album und markierte doch den Anfang vom Ende. Das Weiße Album der Beatles erschien genau vor 40 Jahren, setzte Maßstäbe und untermauerte zum letzten Mal die Spitzenposition der Beatles im Pop der 60er Jahre in qualitativer und kommerzieller Hinsicht. Bis heute blieb das Weiße Album einzigartig, was die stilistische Vielfalt angeht, aber auch den souveränen Umgang mit Elementen des Zitats, der Ironie und Parodie.
Das Weiße Album der Beatles - eine Würdigung zum 40-jährigen Jubiläum
Vor 40 Jahren, zum Ende des Jahres 1968, sind drei wichtige Alben erschienen, die alle Zeitläufte überdauert haben: am 6. Dezember „Beggars Banquet", die überzeugende Wiedergeburt der Rolling Stones; am 16. Oktober das großartige Doppelalbum „Electric Ladyland" von Jimi Hendrix; und am 22. November das populärste und - im Nachhinein betrachtet - auch das bedeutungsvollste dieser großen Drei: das Doppelalbum „The Beatles", allgemein bekannt als das „White Album".
Keine andere LP-Veröffentlichung jener Tage dokumentiert die stilistische Vielfalt einer schöpferisch aufbrechenden Pop/Rock-Szene anno '68 so abwechslungsreich und kreativ wie das Weiße Album, kein anderes vermittelt ähnlich mitreißend das Lebensgefühl, die Umbrüche und Widersprüche des turbulenten Jahrs 1968 im Übergang von der Hippieseligkeit des „Summer Of Love" zum gewaltbereiten Aufbegehren einer oppositionellen Gegenkultur.
Umsturz und freie Liebe, Drogenexzesse und der Traum vom richtigen Leben abseits vom falschen der anderen. Krawall und Meditation, explodierende Kreativität und eine kollektive Hoffnung, die nichts weniger verheißt als die Überwindung aller Grenzen, und dass alles, wirklich alles, möglich ist, wenn man es nur will. Vieles von all dem klingt an im Weißen Album, knistert zumindest in jedem Sound-Partikel, vibriert im Stakkato der Beats und Bekenntnisse, schwingt mit im Subtext der musikalischen Gestaltung, pulsiert in der Unterströmung der Ideenflut und schläft, erwacht in der Essenz so mancher Songzeile dieses phänomenalen Albums.
Was davon hat bis heute überdauert? Die begnadeten Melodien des Albums bleiben in Erinnerung, die pfiffigen Slogans und seelentiefen Bekenntnisse - aber auch die tief eingeprägten Empfindungen, ausgelöst durch die emotionalen Momente des Albums, dort, wo der Nerv getroffen wird - auch noch 40 Jahre später. Und es bleibt die Erkenntnis: 30 Songs von den Beatles auf einen Schlag, das ist einfach zu viel.
Gib mir mehr davon! - Gerne! Originalsongs, Coverversionen und Aussagen der Beatles zum Weißen Album von 21-23 Uhr in hr3-Rebell.
Natürlich kommen auch die Spannungen in der Band zur Sprache, etwa die Konflikte mit Yoko Ono, die ständig im Studio anwesend war und alle Anwesenden, außer John, störte, weil sie mal auf Pauls Verstärker saß und ein andermal sich „erdreistete", über die Qualität einer Beatles-Aufnahme mitreden zu wollen. Auch Ringos kurzzeitiger Ausstieg aus der Gruppe wird thematisiert - und natürlich der schleichende Anfang vom Ende. Zur Kritik, das Weiße Album sei zu lang, zu wenig einheitlich und qualitativ zu unterschiedlich, sagt Paul McCartney: „Ich finde, es ist ein gutes Album. Ich halte nichts davon, zu sagen: Vielleicht war da doch zu viel drauf. Es war toll, hat sich verkauft, es ist das Weiße Album der Beatles. Und damit Ruhe."
16.11.08 Vorankündigung:
1. Stunde: Filme im Netz anschauen - und die Filmmusik im Radio anhören. Die Filme, Videos, Fotoanimationen, die auf der rebell-Seite unter hr3.de zu sehen sein werden, wurden für die multimediale Live-Show "hin &weg" Teil 2 "Die Ferne so nah" am 15.11. im Studio 2 des hr vorbereitet bzw. ausgearbeitet. Leider ist die Veranstaltung kurzfristig von hr-Seite abgesagt worden. Bevor die ganze Arbeit umsonst war, werden Ausschnitte aus bereits fertiggestellten Visuals auf hr3.de zu sehen sein. Auf "Kommando" können Hörer, die mitmachen wollen, die Filme/Videos starten und anschauen, während synchron die Filmmusik dazu live im Studio gespielt wird und übers Radio zu empfangen ist. Der live spielende Filmmusiker im Studio wird Thomas Kagermann (Violine) sein, (wahrscheinlich) unterstützt von Büdi Siebert (sax) und Matthias Frey (p)
2. Stunde: Improvisation, wie geht das? Reichen Intuition und Kreativität aus, um improvisieren zu können? Was ist mit dem Musenkuss, dem "göttlichen Funken"? Die beiden Ausnahmemusiker Büdi Siebert (sax, fl) und Matthias Frey (p) improvisieren live im hr3-Studio - auch zu Filmen im Netz.
16.11.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Filme im Netz - Filmmusik live im Radio
Reisen mit dem Finger auf der Landkarte, das war einmal. Reiseberichte im Fernsehen, das kennt man schon. Wie wär' es, wenn man sich z.B. einen Film über einen Segeltörn in der Karibik von Barbados über Dominica nach St. Lucia im Internet anschauen könnte und im Radio würde dazu live die passende Filmmusik gespielt?
Genau das wird passieren - in der ersten Stunde von hr3-Rebell: In einer engen Vernetzung von Radio und Internet gehen wir auf eine virtuelle Weltreise mit konkreten, sichtbaren Filmen und Fotos im Netz unter hr3.de und mit dem hörbaren Soundtrack, der dazugehörigen live gespielten Filmmusik im Radio hr3.
Die Reisestationen sind, neben der Karibik, die Insel Mauritius im Indischen Ozean, die chinesischen Metropolen Peking, Shanghai und Guangzhou, die Kalahari in Namibia, die Victoria-Wasserfälle des Sambesi, das weltberühmte Schutzgebiet des Okavango-Flussdelta und eine Safari durch Botswana.
Den passenden Soundtrack dazu liefert der live im Studio spielende Geiger und Filmmusiker Thomas Kagermann. Er ist Spezialist für das Vertonen von Natur- und Reisefilmen. So war er z.B. auf Tour durch deutsche Kinos, um die Filme „Nature In Concert" und „Die Schönheit der Erde" mit seiner melodiösen, bildhaften Livemusik zu begleiten. Wie schwebende, schwerelose Tagträume klingen manche seiner Musikmotive. Ästhetik, Emotionalität, Weltoffenheit und Spiritualität sind dem schwelgerischen Wohlklang seiner Musik eigen.
Einige der Musik- und Film/Foto-Elemente dieser Stunde waren eigentlich geplant für die öffentliche Show „hin & weg - Teil 2: Die Ferne so nah", die am 15.11. im Studio 2 des hr aufgeführt werden sollte. In hr3-Rebell war diese Veranstaltung bereits angekündigt worden. Leider wurde die Show kurzfristig abgesagt, weshalb in dieser Stunde Ausschnitte aus dem nicht aufgeführten Konzertprogramm zu sehen und zu hören sein werden.
Zum Programm gehört auch eine westafrikanische Erzählung des weißen Griot Tormenta Jobarteh aus Gambia und ein Märchen aus Tausend-und-einer-Nacht von der Prinzessin aus dem Morgenland Hanan Kadur.
Die Reise dieser Stunde verspricht entspannte, wohlklingende Musikästhetik von Thomas Kagermann live gespielt - vernetzt mit schönen, ausdrucksstarken Bildern aus aller Welt. Radio für Augen und Ohren.
Informationen zu den visuellen Angeboten im Netz unter hr3.de:
FILME und FOTOS für hr3-Rebell am 16.11.08
1. Film: „Von Barbados nach St. Lucia" - Ein Film von Jakob und Martina List, Schnitt: Natalia Zlateva, Laufzeit: 5:02
2. Film: „Frankfurt am Perlfluss - Guangzhou am Main", Über eine deutsch-chinesische Städtepartnerschaft, Ein Film von Jakob List und Volker Rebell, Schnitt: Natalia Zlateva, Laufzeit: 4:23
3. Fotoanimation: „3 Cities" von Alexander Paul Englert, Animation & Sounddesign: Natalia Zlateva, Laufzeit 24:33
4. Fotoanimation: „hin & weg Teil 1 - Intro", Fotos: Holger Leue, Animation: Jakob List, Laufzeit: 2:30
5. Film: „Botswana", ein Film der hr-Fernseh-Redaktion service:reisen, Nachbearbeitung für hr3-Rebell: Jakob List, Laufzeit 3:36
6. Film: „Kalahari", ein Film der hr-Fernseh-Redaktion service:reisen, Nachbearbeitung für hr3-Rebell: Jakob List, Laufzeit 4:49
7. Fotogalerie „Mauritius" , Fotos: Holger Leue
16.11.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Improvisation - Was ist das? Wie geht das?
Ein Hörer ruft an und summt eine Melodie. Eine Hörerin spielt übers Telefon (zum Beispiel) auf der Blockflöte eine eigene Melodielinie. Die beiden Musiker im Studio greifen die Melodievorgabe auf und improvisieren live im Studio eine kleine Spontan-Komposition. Falls dem Hörer/der Anruferin gefällt, was die beiden Musiker aus der Melodievorgabe gemacht haben, wird diese improvisierte, exklusive „Auftragskomposition" auf CD gebrannt und dem Hörer/der Hörerin zugeschickt.
Das ist einer der Programmpunkte in der zweiten Stunde von hr3-Rebell, wo es um die Frage geht, was ist Improvisation und wie geht das? Wenn die beiden Studiogäste dieser Stunde, die Vollblutmusiker Büdi Siebert (sax, fl) und Matthias Frey (p) gemeinsam musizieren, dann gibt es in der Regel keine vorbereiteten Themen, keine Absprachen und erst recht keine Noten. Nein, sie spielen einfach drauf los. Einfach? Drauf los? Ist die freie Improvisation die höchste Kunstform des Musizierens? Vielleicht auch die komplexeste, am wenigsten „einfache"?
Kann das überhaupt sein, dass Musiker sich an ihr Instrument setzen (oder es in die Hand nehmen), und frei improvisieren und damit spontan neue Musik erfinden? Wenn ja, ist das Intuition? Eine besondere Form von Kreativität? Kann man das lernen? Woher kommt die Inspiration? Was ist mit dem Musenkuss und dem „göttlichen Funken"? Fragen über Fragen, die von den beiden Studiogästen in Wort und musikalischer Aktion beantwortet werden. Die beiden, Büdi Siebert und Matthias Frey, haben soeben ein Duo-Album „Both Sides Of Live" in völlig freier Improvisation aufgenommen. Im Laufe dieser Stunde werden sie ihre Improvisationskünste mehrmals live musizierend unter Beweis stellen - unter anderem auch als Soundtrack zu einem Film im Netz unter hr3.de.
Ist die Improvisation nur eine Neuzusammensetzung und Variation abrufbarer Musikmotive aus einem Reservoir an gesammelten Erfahrungen, oder begibt sich der frei improvisierende Musiker in ein völliges Neuland, unbekannt auch für ihn selbst?. Wo aber käme dann die Eingebung her?
Der Gitarrist John McLaughlin sagte, nicht er spiele beim Improvisieren, er sei nur ein Werkzeug Gottes. Auch Carlos Santana hat sich in ähnlicher Weise geäußert. Andere begnadete Improvisations-Künstler, wie etwa der Pianist Joachim Kühn, sagten, das höchste Glück für den Improvisierenden sei es, wenn er das Gefühl hätte, nicht er, sondern „es" würde spielen.
Der vor fünf Jahren verstorbene Jazzrock-Gitarrist Volker Kriegel, ein Meister der Jazz-Improvisation brachte seine Vorstellung von einer kreativen und ausdrucksstarken Improvisation so auf den Punkt: „Keine Phantasie taugt ohne Erfahrung, keine Realität ohne Utopie."
09.11.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Bulgarien - multimedial, Veronika Todorova Band spielt live
Ob auf der kürzlich zu Ende gegangenen hr3-Rebell-Clubtour durch Hessen „hin&weg", oder in Bulgarien: Wo immer die 20-jährige Akkordeon-Virtuosin Veronika Todorova mit ihrer Band auftritt, ist das Publikum begeistert. Ihr origineller Stilmix aus Balkanpop, Tango und Jazzrock wird in der ersten Stunde live im Studio zu hören sein. Darüber hinaus erzählt die Band davon, was sie kürzlich unterwegs im Balkan erlebt hat. Gemeinsam mit ihren beiden Mitmusikern, dem Bassisten Detlef Görke und dem Drummer Axel Spreitzer war Veronika Todorova im Oktober auf einer Tournee durch ihre Heimat Bulgarien und hat von dort etliche Fotos mitgebracht, die auf hr3.de anzuschauen sind.
Ein besonderes Charakteristikum der bulgarischen Volksmusik ist deren komplexe Rhythmik. Ungerade Taktarten wie 7/8 und 11/16 sind dort keine Seltenheit. Natürlich beherrscht die Veronika Todorova Band auch solche halsbrecherischen Metren souverän, was sie mit ihrem mitreißenden Stück „Balkani" live im Studio unter Beweis stellen wird.
Wenn von den musikalischen Besonderheiten Bulgariens die Rede ist, dann darf natürlich der Verweis auf die faszinierende Chormusik des Landes nicht fehlen. Bulgarische Frauenchöre wie Le Mystére de Voix Bulgares, Angelite oder Trio Bulgarka wurden weltberühmt, und Sängerinnen dieser Ensembles wirkten teilweise auch bei LP-Aufnahmen von Popstars mit, wie etwa von Kate Bush oder Peter Gabriel.
Im Anschluss an die Reise durch Bulgarien mit der Veronika Todorova Band besuchen wir das Nachbarland Mazedonien.
09.11.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Porta Macedonia - Veljanov zu Gast im Studio
Er ist ein Typus, ein Solitär in der deutschen Popszene. Etwas Geheimnisvolles umweht ihn. Seine Stimme, sein Auftreten, seine Frisur machen ihn unverwechselbar. Alexander Veljanov, Sänger der konzertanten Dark Wave-Gruppe Deine Lakaien hat soeben (07.11.) sein drittes Soloalbum „Porta Macedonia" veröffentlicht. Aufgenommen und produziert wurde das Album in Veljanovs Heimat Mazedonien. In beiden Kulturen aufgewachsen und zuhause, ist sein aktueller Lebensmittelpunkt Deutschland. In München und Berlin studierte er Theater- und Filmwissenschaften, hier gründete er gemeinsam mit dem klassisch ausgebildeten Musiker Ernst Horn das Projekt Deine Lakaien. Hier feierte er seine großen Erfolge, zuletzt 2007, als Deine Lakaien mit großem Orchester eine vielgelobte Tournee absolvierten.
Doch mit seinem jüngsten Solowerk besinnt sich Veljanov auf seine Wurzeln. Gemeinsam mit dem mazedonischen Musiker und Filmmusik-Komponisten Goran Trajkovski und unterstützt von Begleitmusikern aus der Rock-Elite Mazedoniens kreiert der Ausnahme-Sänger Veljanov eine beeindruckend eigenwillige, verwirrend schöne und oft dunkel schillernde Musikverschmelzung aus Düster-Rock, Avantgarde-Pop, Theatermusik á la Brecht/Weill und Elektronic-Wave - und öffnet gleichzeitig die musikalische Pforte, die nach Mazedonien führt. Neben dem typischen westlichen Rockinstrumentarium und neben Streichern und Bläsern, verwendet er auch traditionelle Instrumente seiner Heimat, wie ein byzantinisches Krummhorn, eine mazedonische Flöte, eine Balkan-Oboe etc..
Doch mit Balkan-Ethno-Pop-Weltmusik hat das alles nichts zu tun. Veljanov erfindet seinen eigenen musikalischen Klangraum als Synthese aus den beiden Kulturen, die ihn geprägt haben und aus seinen musikalischen Vorlieben, die von Gothic-Rock über Kunstlied bis zu elektronischer Avantgarde und mazedonischer Folklore reichen. Mit der nicht nur räumlichen Distanz zu seiner Wahlheimat Deutschland beginnt er ausgerechnet in seiner alten Heimat Mazedonien verstärkt an deutschsprachigen Liedern zu arbeiten. Mehr als die Hälfte seiner neuen Songs singt Veljanov auf Deutsch. Im Text eines seiner beeindruckendsten Songs („Mein Weg") des neuen Albums heißt es: „Du bist mein Weg / bist nicht verloren / Du gehst mit mir / hast mich erkoren / Wo gehst Du hin / Was treibt dich / Wer verzeiht Dir / Auf Deinem Weg siehst Du / der Wahrheit ins Gesicht."
Im Studiogespräch wird Alexander Veljanov über seinen eigenwilligen und einzigartigen Weg Auskunft geben.
02.11.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Archäology und Keith Emerson
Zwei Alben von hoher musikalischer Qualität stehen im Mittelpunkt der ersten Stunde. Die Unterschiede zwischen diesen beiden neuen Produktionen könnten allerdings kaum größer sein.
Die Autobahn-Abfahrt Wiesloch-Rauenberg ist sicher sehr viel bekannter als das Musiker-Duo, das aus dieser Gegend stammt. Die Sängerin Jutta Werbelow und der Pianist Hansjörg Widmer haben über viele Jahre hinweg an einem eigenen, ambitionierten Plattenprojekt gearbeitet. Sie konnten dafür viele hochkarätige, befreundete Musiker gewinnen, aber keine Plattenfirma, oder Produzenten, keinen Musikverlag, Vertrieb oder Geldgeber. Also haben sie alles alleine gemacht. Ihr gerade fertig gestelltes Endprodukt, genannt „Archäology, Freitag 9.00 - 12.00 A.M." ist ein großartiges Beispiel dafür, dass man mit Beharrlichkeit und persönlichem Einsatz auch ohne jegliche Unterstützung von Musikindustrie etc. außergewöhnliche Projekte realisieren kann. „Mach dein eigenes Ding, auch gegen jegliche Widerstände"; dieses Motto, das für Musiker aller Couleur immer wichtiger wird, haben die Beiden exemplarisch umgesetzt. Auch wenn es „nur" ein Liebhaberobjekt ist, nicht dem Massengeschmack entspricht und wahrscheinlich nur ein kleines Publikum von Käufern finden wird, es war den Aufwand wert und macht sich ideell bezahlt - weil die Songs, die Aufnahme und Interpretation ausgesprochen gut gelungen sind. Man höre nur das ironisch-witzige Jazz-Chanson „Schuhe", oder die melancholisch-gefühlvolle Ballade „Chrissie196@theworld.net" mit einem lesenswerten alltags-poetischen Text, oder die kühne Dekonstruktion des Beatles-Songs „She Came In Through The Bathroom Window", oder das slapstickartige Tuba-Flöten-Chorstück „Lovely Snowball", oder, oder .... Das Kernduo dieser hervorragenden Produktion, die in absoluter Eigenregie entstand, wird im Studio drei Songs des Albums in einer Live-Performance präsentieren.
Die zweite Album-Produktion dieser Stunde stammt von einem berühmten Rock-Pianisten und -Organisten, der zwar schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat, aber noch immer von seinem großen Namen und seiner zweifellos profunden Musik zehren kann und entsprechend von einer großen Plattenfirma unterstützt wird. Am 02. November, dem Tag der Sendung, wird Keith Emerson 64 Jahre alt. Sein kürzlich veröffentlichtes Album „Keith Emerson Band", enthält viele der von seinen früheren Bands The Nice und Emerson, Lake & Palmer bekannten Klangeigenarten und auch manche der früheren Stilelemente. Auf seiner sakral orchestrierten Hammondorgel hetzt er virtuos über die Tastatur und spielt Akkordkaskaden wie zu besten ELP-Zeiten. Und seine neuen Songkompositionen knüpfen teils sehr direkt an seine berühmten Klassiker der ELP-Alben „Tarkus" und „Brain Salad Surgery" an. Die Aufnahmetechnik, Soundeigenschaften und Arrangementtechnik orientieren sich an den Standards der Jetztzeit.
Seine renommierten jungen Bandkollegen tragen nicht unwesentlich zur Erneuerung des Keith Emerson-Sounds bei. Ein Update des Progressive Rock der frühen 70er Jahre ist der Keith Emerson Band allemal gelungen.
02.11.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
B-Rock - Die Obamania rockt
Die ganze Welt wartet auf den Wandel im Weißen Haus. Am kommenden Dienstag wird in den USA der neue Präsident gewählt. Und der demokratische Bewerber Barack Obama ist längst gekürt - zumindest von der Prominenz in Pop und Rock. Seit Wochen melden US-Zeitungen, dass von Hip Hop bis Hollywood kein Präsidentschaftskandidat seit John F. Kennedy eine vergleichbare Zustimmung von Musikern und Schauspielern erhielt wie Barack Obama.
Bruce Springsteen gab ein kostenloses Konzert für Obama und verabschiedete sich von den 50.000 Konzertbesuchern mit den Worten: „Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Aber ich will mein Amerika zurück." Am 16. Oktober spielte er gemeinsam mit Billy Joel in New York bei Eintrittspreisen zwischen 500 und 10.000 Dollar. Alle Einnahmen kamen Obamas Wahlkampfkasse zu Gute. Auch Jon Bon Jovi und Barbra Streisand sammelten eifrig Wahlkampfspenden für Obama.
Die legendären Hippie-Rocker Grateful Dead haben sich eigens für ein „Deadheads for Obama 08"-Konzert wiedervereinigt. Und auch Stevie Wonder ließ auf seiner jüngsten Tournee keinen Zweifel daran, wem seine ungeteilte Zustimmung gilt; immer wieder rief er in die Menge: „Yes, Barack Obama!"
Auf ihrer jüngsten Tour machte Madonna Wahlkampfwerbung auf eher grobgeschnitzte Art. Über die Leinwand flimmerte eine Bildersequenz: Das Porträt des republikanischen Bewerbers McCain folgte auf ein Foto von Hitler, vor Obamas Konterfei war ein Foto von Nelson Mandela zu sehen.
Ähnlich drastisch ging der US-Rapper Ludacris zu Werke. In seinem Pro-Obama-Track „Politics: Obama Is Here", beleidigte er McCain („McCain don't belong in any chair unless he's paralyzed") und griff den Noch-Präsidenten an, Bush sei „mentally handicapped". Auch Barrack Obamas parteiinterne Konkurrentin Hillary Clinton bekam ihr Fett weg („Hillary hated on you / So that bitch is irrelevant"). Auch wenn sich das Wahlkampfbüro des demokratischen Präsidentschaftskandidaten energisch von Ludacris und seinem als Wahlhilfe gedachten Titel distanzierte, konnte das Obamas Wertschätzung im Hip Hop-Lager nicht schmälern. Dort nennt man ihn cool „B-Rock".
Was zuvor noch nie einem Politiker gelungen ist, der schwarze Senator aus Illinois schafft es, die Hip Hop-Gemeinde für sich einzunehmen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Rapper Snoop Dogg gab zu Protokoll, er werde weder Demokraten noch Republikaner wählen. Denn: „Ich gehöre zur Gangster-Partei!" Die steht allerdings nicht zur Wahl.
Dagegen hat sich der Rapper Will.I.Am von der Band Black Eyed Peas für Obama umso mehr ins Zeug gelegt. Als er eine Rede von Barack Obama gehört hatte, war er davon so angetan, dass er Ausschnitte aus der Rede mit einer einfachen Gitarrenfigur verband, ein Video produzierte und Stars einlud, sich an seinem Videoclip zu beteiligen. In den Obama-Slogan „Yes We Can" stimmen im Video höchst unterschiedliche Prominente mit ein. Darunter Stars wie der Jazzpianist Herbie Hancock, Pussycat-Dolls-Frontfrau Nicole Scherzinger und Hollywood-Schauspielerin Scarlett Johansson. Als das Video im Frühjahr im Internet auftauchte, wurde es binnen einer Woche vier Millionen Mal angeklickt.
Etliche US-Newcomer veröffentlichten im Netz mehr oder minder gelungene Sympathie-Adressen in Songform für Obama. Darunter die Rapper Common, Talib Kweli, Tariq Trotter und Jin, dessen „Open Letter 2 Obama" sich zu einem veritablen Internet-Hit entwickelte. Der Soul-Sänger Une widmete seine Neufassung des Sam Cooke-Klassikers „A Change Is Gonna Come" dem neuen Popstar unter den US-Politikern. Ihm huldigte auch die junge Sängerin Amber Lee Ettinger, usw.. Inzwischen gibt es sogar Klingeltöne von Pro-Obama-Songs.
Und kein einziger Musiker engagiert sich für McCain? Doch. Der Country-Sänger John Rich führt ein kleines Häuflein von Republikaner-Fans an, die aber offenbar aufs falsche Pferd gesetzt haben. Schließlich ist sogar der ehemalige republikanische US-Außenminister Colin Powell ins Lager der Obama-Unterstützer gewechselt.
Mit dem Rückenwind der Popkultur wird Obama aller Wahrscheinlichkeit am Dienstag die Präsidentschaftswahl gewinnen.
Lars Strömberg, Gitarrist der schwedischen Band (International) Noise Conspiracy, der zwei Jahre lang in Los Angeles lebte, ist bislang der einzige Popmusiker, der Obama kritisiert und vor übertriebenen Erwartungen im Falle seiner Präsidentschaft warnt: „Barack Obama ist natürlich die bessere Lösung, aber viel würde sich unter seiner Ägide auch nicht ändern", meint Lars Strömberg. Denn: „Es wird oft vergessen, die Kandidaten aus zwei Perspektiven zu betrachten. Für amerikanische Verhältnisse ist Obama ein demokratischer Linker, aus europäischer Sicht ist er total konservativ."
Die hr3-rebell-Stunde zur Präsidentschaftswahl in den USA enthält kritische Songs bis wütende Anti-Bush-Attacken von US-Singer/Songwritern wie Jackson Browne, Everlast, Randy Newman und Steve Earle.
26.10.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
ZebraSommerwind spielt live im Studio alte Volkslieder ganz neu
Ob die anmutige, elfengleiche Stimme von Andrea Leonhardi den Schiffer auf dem Rhein so sehr verwirren kann, dass er mit seinem Kahn auf ein Felsenriff aufläuft und kentert, nur weil sie das Lied mit der wundersamen, gewaltigen Melodei singt? Sie ist nicht die Loreley, auch wenn sie dieses berühmte Heine-Gedicht so betörend singt, wie man sich das von der sagenumwobenen Loreley wohl vorstellt. Sie ist die Sängerin und Perkussionistin des Trios ZebraSommerwind, das sich alter deutscher Volkslieder annimmt, um sie mit neuem Leben zu erfüllen. Mit dem Leben eines wohlklingenden dreistimmigen Satzgesangs, mit der Lebendigkeit ruhig fließender akustischer Gitarrenakkorde und der Lebensfreude des stimmigen Zusammenklangs dreier engagierter Musiker mit einer Vision: die überdauernde Substanz traditioneller deutscher Volks- und Kunstlieder in die Jetztzeit zu überführen.
„Die Sehnsucht nach Weite und Raum, Gelassenheit und wahrer Freundschaft", so definieren die drei selbst den Inhalt ihres Trio-Projektes. Und in diesem Sinne singen und spielen sie alte Lieder wie „Kein schöner Land", Die Gedanken sind frei", oder „Die Loreley" auf ihre eigene Weise, mit teils aktualisiertem Text, mit neuen Melodievariationen und neuen harmonischen Ausdeutungen. Die fein gesponnene Gitarrenarbeit, auf der die Lieder basieren teilen sich die beiden Akustikgitarristen Urs Fuchs und Thomas Kagermann.
Von der Folk-Klassik-Gruppe Farfarello und seiner Zusammenarbeit mit Sally Oldfield und Deep-Purple-Organist Jon Lord kennt man Urs Fuchs. Ein Stück deutscher Folkgeschichte verkörpert Thomas Kagermann, der die Gruppe Fiedel Michel mitgegründet hat und mit der Folkband Falkenstein spielte. Seit 1990 veröffentlichte er als außergewöhnlicher Geiger, einige großartige, weltmusikalisch orientierte Instrumentalalben und entwickelte eine melodiöse, schwelgerische Form der Improvisation mit spirituellen Ambitionen. Mit dem Trio ZebraSommerwind kehrt er nun zu seinen Folksong-Wurzeln zurück, singt die Hauptstimme bei den meisten Liedern und spielt neben Gitarre und Geige auch Flöte.
„Unsere Lieder spiegeln die Freude, die wir in unseren musikalischen Begegnungen jedes Mal aufs Neue empfinden", sagen die drei von ZebraSommerwind. Und das ist wirklich zu hören. Das Publikum soll die Konzerte des Trios mit einem innigen Lächeln auf den Lippen verlassen, ist immer wieder zu lesen. Mal abwarten, ob es uns nach dieser Stunde mit einem Studiokonzert von ZebraSommerweind auch so gehen wird
26.10.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Roadstories
In der Popmusik ist die Straße ein Symbol für Freiheit, für die Verheißung des Ausbruchs aus einer Umgebung, die als einschränkend oder langweilig empfunden wird. Die Straße steht aber auch für Flucht und Rastlosigkeit, für Abenteuerlust und Ziellosigkeit. Alle Wege führen von einem Punkt zu einem anderen und mancher Königsweg entpuppt sich als Sackgasse oder als „Road To Hell". Man kann einen geradlinigen Weg einschlagen, oder sich in einem Irrgarten oder Labyrinth verirren. Jeder ist unterwegs irgendwo hin, "on the road again". Musiker reisen von Auftritt zu Auftritt. Die Topstars gehen auf Luxustourneen, fliegen im Privatjet ein und werden von Roadies, Promotern und Tourbegleitern hofiert.
Die „Road Dogs" dagegen, die hart schuftenden Nobodys ziehen von Stadt zu Stadt, tingeln durch die Clubs, erhalten keine Festgage, sondern nur einen Anteil am Kartenverkauf. Sie rackern und schuften, fahren ihr gemietetes Auto selbst, schleppen ihre Verstärker selbst, bauen ihre Anlage selber auf und spielen sich die Finger wund. Und wenn nur 10 Leute in den Club kommen, haben sie halt Pech gehabt. Die vereinbarte Auftrittszeit müssen sie aber dennoch abspielen - selbst vor 10 Leuten. Oft dauert solch ein miesbezahlter Gig 4-5 Stunden. Doch die Musiker beschweren sich nicht. Denn das, was sie tun, das Musik machen, ist ihr Leben und bedeutet ihnen mehr als alles andere.
Diese Stunde ist den wenig bekannten Musikern gewidmet, die so manche Entbehrung auf sich nehmen, unermüdlich tingeln und spielen, dabei kaum über die Runden kommen, dafür aber ihr eigenes Ding machen und alles, was ihre Musik betrifft, selbst in der Hand haben.
Passend zum Thema sind Songs und Geschichten vom Unterwegs-sein zu hören.
19.10.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Hören und Lesen - multimedial
Ein Meer von Ähren, und aus dem grünen Meer ragen zwei Hände und halten ein aufgeschlagenes Buch. Vor der spektakulär aufragenden Felswand von Capri hat ein Mann kein Auge für das großartige Panorama, sondern nur für seine Lektüre. Pastellfarben glitzert der Edersee in der Dämmerung. In einem einsamen Ruderboot sitzt eine Frau in ein Buch versunken. Ein nackter Mann hockt in einem Lichtschacht über einer Toilette und liest. Unter Wasser, auf dem Boden des Schwimmerbeckens kauert ein Mann und schaut in ein aufgeschlagenes Buch, das er in der Hand hält, Aus dem Buch steigen Luftblasen auf. Der berühmte deutsche Sänger mit Schlapphut und Sonnenbrille ist ganz vertieft und hält was wohl in Händen? Richtig. „Schon als kleiner Junge stellte ich fest, dass mich ‚normales' also ‚genormtes' Leben nicht interessierte. Bücher wie auch Filme waren für mich Ausblicke in spannende Welten. Schnell merkte ich, dass ich zum Abenteurer geboren war. Und der wichtigste Sprit für meine Fahrten in die Exotik waren die Entwicklung und Pflege meiner Neugierde, und was wissen von der Welt: Meine Tankstelle waren und sind die Bücher ... und ich tanke voll, heute am liebsten Biobenzin - bleifrei, aber reichlich turbo." Das ist ein Zitat von Udo Lindenberg, entnommen dem neuen Bild-Text-Buch „Faszination Lesen" von Katharina Jäger. Die Fotografin und Buchautorin hat nicht nur Udo lesend im Foto festgehalten, sondern viele Menschen überall auf der Welt. Ob im Bett, in der Hängematte, auf Ruinenstufen, in einer Grotte, im Zug, im Campingzelt, auf der Toilette oder in der Badewanne - alle Lesenden auf den Fotos wirken wie entrückt, wie in einer anderen Welt.
Einige dieser Fotos sind in einer Fotogalerie auf hr3.de zu sehen. Und ein Exemplar dieses schönen Buches kann im Verlaufe der Sendung gewonnen werden. Im Nachwort heißt es übrigens: „Wenn Du ins Bett gehst, nimm ein gutes Buch mit - oder wenigstens jemanden, der kürzlich eines gelesen hat."
Natürlich wird in dieser Stunde auch Musik gehört und dazu passendes gelesen: ein Ausschnitt aus Sven Regeners neuem Roman „Der kleine Bruder", dem letzten Teil seiner Lehmann-Trilogie; Kurzgedichte aus dem „Buch der Sehnsüchte" von Leonard Cohen, der zur Zeit auch auf Europa-Tournee ist; Auszüge aus dem neuen Buch (mit CD) „Chanten - Eintauchen in die Welt des heilsamen Singens". Außerdem ist es aufschlussreich aktuelle Songtexte zu lesen und zu hören, etwa „What's Been Going On" von Amos Lee, „Everyone Cheats, Everyone Lies" von Everlast und den wütenden „Wallstreet Blues".
An diesem Abend, an dem die Frankfurter Buchmesse ihre Pforten schließt, wird uns Hören und Lesen nicht vergehen.
19.10.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Monsters Of Liedermaching - machen es live im Studio
Es begann alles in grauer Vorzeit, als die durchgeknallten Trendsetter „Pain" und „Splatter" die allerneuesten Modetrends aus den USA dem deutschen Fernsehpublikum Samstag nachts präsentierten,
etwa das „Extreme-vor-den-Zug-Schmeißing", oder „Extreme-Birkenstocking", auch „Extreme-Pissing" oder "Extreme-IKEAing". Daraus entstand aus Mutationen das extreme Liedermaching. Und die Monsters of Liedermaching geben uns in dieser Stunde die Ehre - mit einer Live-Performance.
In den Konzerten der Monsters Of Liedermaching ist immer Party angesagt, aber man sagt auch von ihnen, sie würden nicht nur humorige Lieder machen über Weicheier, Psychoanalytiker, Zwerge und Betroffenheits-Songwettbewerbe, über weinende Frösche, drachentötende Ritter, betrunkene Arbeitnehmer, Hundeaugen verpflanzende Schönheitschirurgen und über den Wortschatz von Hip Hoppern, sondern da wären auch gesellschaftskritische Töne zu hören. Es heißt, man habe auf offener Bühne schon den kritischen Vorzähler gehört: eins, zwei, Hartz vier.
Doch die Monsters haben es nicht so mit dem erhobenen Zeigefinger, dann eher schon mit dem gespitzten Mittelfinger. Die kleine Provokation, der dezente Tabubruch ist durchaus ihr Ding: da singen sie mal vom Morgenständer, von Blasenschwäche oder vom Su-Su-Suizid.
Was bleibt von dieser Stunde, die sicher sehr lustig wird?: Bleibende Eindrücke für drei hr3-rebell-Hörer, die je ein Exemplar des neuen Albums „Sitzpogo" der Monsters Of Liedermaching gewinnen können.
Einer der Höhepunkte der Sendestunde wird sein, wenn die Monsters spontan ein neues Stegreiflied erfinden - und zwar zu einem Textslogan, der streng geheimgehalten wird und erst mitten in der Sendung plötzlich als Überraschung und Herausforderung den Monsters präsentiert wird. Der Textslogan, zu dem die Monsters ad hoc ein Lied improvisieren sollen, lautet (Pssst, nix verraten!): „Bei 3 ist mehr drin".
05.10.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Chris Letcher gibt ein Live-Radiokonzert mit Interview im hr3-Studio
Chris wer? Vielleicht fragt man das bald nicht mehr. Dieser in Südafrika geborene, in London lebende Vollblut-Musiker ist zwar für die Mainstream-Szene zu eigensinnig, aber die nicht geringe Zahl von aufgeschlossenen und an wirklich neuen pop-musikalischen Ansätzen interessierten Musikfans werden ihre Freude an Chris Letcher haben. Die Briten feiern ihn bereits und preisen sein letztjähriges Album „Frieze" als „so unglaublich ‚sophisticated', wie es noch kein Album eines Südafrikaners zuvor war". Wie könnte man seine Musik nennen? Art-Pop, Indie/Collegerock-Sound, Weird-Pop, Songwriter-Avantgarde, so lauten die mehr oder minder hilflosen Versuche von Kritikern, die Musik von Chris Letcher zu beschreiben. Erschwerend - für die Begriffsbestimmung - kommt hinzu, dass er ein klassisch geschulter Musiker mit abgeschlossenem Kompositionsstudium ist und am Londoner „Royal College of Music" zusätzlich noch im Fach Filmmusik promoviert. Und auch das hört man seinen Songs an. Dennoch ist seine Musik alles andere als akademisch, sondern nur profund und gekonnt gemacht.
Der Song „Sketch" ist pure Melancholie mit hymnischer Melodik und einem kunstvollen Streicher- und Bläserarrangement. Im wunderhübschen Song „Beautiful World" erlaubt er sich eine schwelgerische Melodie auszuleben - ohne Eintrübung bis zuletzt. Aber er kann auch anders: Sein Song „I Was Awake I Could Not Move My Eyes" handelt von einem Patienten, der auf eine Lungentransplantation wartet. Die eingestreuten Percussion-Parts stammen dabei von einer echten Herz-Lungenmaschine. Aber auch diese skurrile Story ist musikalisch nicht als elektronisches Versuchsfeld angelegt, sondern als lockerer, mehrstimmig gesungener Popsong, allerdings mit kleinen Widerhaken. Die Mehrstimmigkeit des Gesangs ist überhaupt eines der hervorstechenden Merkmale der Songs. Diese harmonischen Chorsätze lassen auch das kompositorisch schwierigere, schrägere Musikmaterial immer noch gefällig klingen.
Ein Kritiker (der Lübecker Nachrichten) beschrieb das Konzept von Chris Letcher zutreffend so: „Letcher arbeitet mit Assoziationen, setzt baukastenartig Erinnerungsfetzen, Bilder und Atmosphären zusammen." Auch wenn die meisten seiner Songs „leise und atmosphärisch, melodisch und pathetisch, tiefgründig und gefühlvoll" sind, ist er „dabei aber niemals ein schlichtes Gemüt, dazu ist er zu wütend und zu traurig. Stets brodelt im Hintergrund der lauernde Wahnsinn, der ausbrechen möchte, der Schmerz, der blitzschnell die Regie übernehmen kann oder der geniale Teufel, der die lieblichen Songs dank eines klitzekleinen Fehltritts in harmonische oder rhythmische Abgründe stürzen möchte. Subtil nennt man das. Und gut."
Chris Letcher ist nicht nur der Name des Sängers und Songschreibers, sondern auch der Name der Band. Auf den Live-Auftritt im hr3-Studio darf man gespannt sein.
05.10.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
"Alive In The World" - zum 60. Geburtstag von Jackson Browne
In der Blüte unserer Jugend haben wir himmlische Tage verlebt - und haben diesen Himmel leichtfertig verspielt - das ist die Aussage eines nachdenklich zurückblickenden Songs aus dem neuen, hörenswerten Album von Jackson Browne „Time The Conqueror", das kurz vor seinem 60. Geburtstag erscheint. Am 9. Oktober 1948 wurde er in Heidelberg geboren. Doch an seine Geburtsstadt hat er kaum noch Erinnerung. Wie auch, nur seine ersten drei Lebensjahre verbrachte er dort als Sohn eines Zivilangestellten der US-Army. Aufgewachsen ist er in Los Angeles, wo er bis heute lebt - mit einer zweijährigen Unterbrechung, als er sich von 2000 bis 2002 in Barcelona niederließ.
Seine große Zeit, die er in den siebziger und achtziger Jahren mit gefeierten und erfolgreichen Alben hatte, ist längst vorüber, doch geblieben ist er bis heute einer der wichtigsten US-amerikanischen Singer/Songwriter, Inbegriff der Westcoast-Szene. Doch er gehört nicht zu den Vertretern der „sunny-lucky"-Fraktion, sondern ist der Protagonist einer romantisch-melancholischen und sozialkritischen Spielweise des kalifornischen Musiktraumes. Für die Eagles schrieb er den Welthit „Take It Easy", Popstars wie Jackson Five, Joe Cocker und Bonnie Raitt interpretierten seine Songs. Sein vor 30 Jahren veröffentlichtes Erfolgsalbum „Running On Empty" verkaufte weltweit 7 Millionen Exemplare.
Wie kaum ein anderer Westcoast-Sänger war er politisch aktiv, engagierte sich gegen Atomkraft und für Umweltschutz, sang gegen die amerikanische Unart, einen Präsidenten wie Waschmittel an die Wähler zu verkaufen und gegen den „Informationskrieg" der mächtigen Medienkonzerne. Dieses Engagement hat ihm in der apolitischen Mainstream-Szene den Spott des Gutmenschentum eingebracht. Im aktuellen Album von Randy Newman singt der Pop-Spötter: „Wenige werden reicher, für alle andern geht's bergab - und keinen kümmert's, außer Jackson Browne". Den kümmert diese mehr oder minder freundlich gemeinte Ironie nicht, auch im neuen Album singt er wieder gegen den Krieg und fragt, wer daran verdient. Er singt über die Hurricane-Katastrophe von New Orleans, „der Stadt, die uns die erste amerikanische Musik schenkte". Er singt über Martin Luther King und John Lennon und über die Vision einer besseren Welt.
In einem seiner schönsten Songs „Alive In The World" von 1996 empfiehlt er jedermann, nicht hinter der eigenen Stirn oder hinter einer Mauer zu leben, sondern mitten in der Welt - mit offenen Augen und wachen Sinnen. Was ist falsch an der Botschaft dieses engagierten, missionierenden Menschenfreunds?
28.09.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
The Miserable Rich aus Brighton spielen live im Studio
Ein Fahrrad liegt im Herbstlaub. Das ist das Cover-Foto. Auf der Album-Rückseite sieht man die langen Schatten dreier Menschen, von der tiefstehenden Abendsonne auf ein Meer aus rotbraun leuchtenden Herbstblättern geworfen. Ist das Herbstmusik, die im Album drinsteckt? Lieben diese fünf Musiker aus dem englischen Seebad die melancholische Stimmung einer verwelkenden, blätterregnenden Jahreszeit?
„Inseln im Meer der Belanglosigkeiten", so lobte eine Kritikerin die Songs von James de Malplaquet, dem Sänger und Hauptsongschreiber des kammermusikalischen Popquintetts The Miserable Rich. Violine, Cello, Kontrabass und Gitarre sind die Hauptinstrumente der Band aus Brighton, ab und an noch ergänzt durch eine Klarinette oder ein Flügelhorn. Ein Schlagzeug gibt es nicht. Man vermisst es auch nicht. Zutreffend beschreibt laut.de die Musik als „zeitlosen und charmanten Kosmos aus Kammerpop und Folk mit Indie-Einschlag".
Live im Studio werden The Miserable Rich unter anderem ihren wunderbaren Song „Muswell" spielen, dessen Text herbstlich melancholisch endet: „Was weiß ich schon, wie es ist, in deinem Garten zu stehen, umringt von steinernen Mauern; was weiß ich schon, wie es ist, wenn etwas zu Ende geht."
28.09.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
40 Jahre Deutsche Rockmusik
Die Geburtsstunde der deutschen Rockszene lässt sich an einem bestimmten Datum festmachen: Vom 25. bis 29. September 1968 fand das erste große Rockfestival in Deutschland (und auf europäischem Boden) statt. Die „Internationalen Essener Songtage 1968" machten den Ruhrpott für fünf Tage zum Zentrum der europäischen Popkultur.
Neben internationalen Stars wie Frank Zappa & the Mothers of Invention, Julie Driscoll mit Brian Auger & The Trinity, The Fugs, Tim Buckley und Alexis Korner traten zum ersten Mal, gleichberechtigt und vor großem Publikum, auch deutsche Bands mit eigenem musikalischem Profil auf: Amon Düül, Guru Guru, Tangerine Dream u.a..
Die Essener Songtage sind zu recht als Initialzündung des „Krautrock" in die Geschichte der deutschen Rockmusik eingegangen. Der damals eher ironisch bis abwertend gemeinte Begriff „Krautrock" wandelte sich über die Jahre zu einem Qualitäts-Signum und Markenbegriff. Denn unverkennbar war, dass bereits die deutschen Bands, die 1968 bei den Essener Songtagen auftraten, dabei waren, eine eigene musikalische Sprache zu entwickeln - etwa durch improvisatorische Freiräume, kreativen Umgang mit Elektronik oder durch die Erweiterung des herkömmlichen Songkonzeptes mit Elementen aus experimenteller, meditativer oder ethnischer Musik.
Bei den Essener Songtagen war aber auch deutscher Folk vertreten, genauso wie linkes Protestlied, Blues, Zigeunerswing und Polit-Kabarett - also nahezu das gesamte Spektrum der damaligen deutschen Popszene.
Ausgehend von den Essener Songtagen, die genau vor 40 Jahren die deutsche Musikszene entscheidend verändern und beflügeln sollten, zeichnet die zweite Stunde von hr3-Rebell ein musikalisches Bild der Stilrichtungen und Musiker, die vor 40 Jahren wegweisende Impulse gaben und auch heute noch von Bedeutung sind.
In der Sendung werden auch kurze Zitate aus einem neuen lesenswerten Buch zu hören sein: „Krautrock. Underground, LSD und kosmische Kuriere" von Henning Dedekind, erschienen im Hannibal Verlag. Informationen über den Buchinhalt sind dem folgenden Klappentext zu entnehmen:
"Vierzig Jahre nach 1968 ist es höchste Zeit für eine musikalische Spurensicherung. Denn 1968 befand sich Deutschland im gesellschaftlichen Umbruch: Eine junge Generation revoltierte gegen Bürgertum, Springer-Presse, den Muff unter den Talaren und amerikanische Vormundschaft. Mit der geistigen Abnabelung von der Bundesrepublik der Eltern ging die Ablehnung der bestehenden kulturellen Werte einher. Beseelt von dem Gedanken, über Neugier und Offenheit den Weg zu einer deutschen Identität innerhalb der modernen Popkultur zu finden, machten sich bundesweit Musiker auf die Suche nach einem eigenen Sound. In Köln formierten sich Can, in Düsseldorf Kraftwerk, in Berlin Tangerine Dream, und aus einer Münchner Kommune heraus entstand die multimedial konzipierte Gruppe Amon Düül. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen: Ash Ra Tempel, Cluster, Faust, Guru Guru, Kraan ...Die deutsche Rockmusik befreite sich von ihren angelsächsischen Fesseln und machte einen großen Sprung nach vorn: Anarchische Klangwände, wirre Elektronik und „kosmische" Musik, nicht selten unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Drogen eingespielt, bereiteten den Boden für spätere Trends wie Techno oder Industrial. Auch jenseits des Ärmelkanals wurde man bald hellhörig und prägte einen etwas abfälligen Begriff für die musikalischen Umtriebe der schwerblütigen Teutonen: Krautrock. Doch nach einer radikalen Bildersturmphase verlor die Bewegung rasch wieder an Schwung. Die anfängliche Euphorie wich leerem Bombast; man kehrte zu traditionellen Formen zurück. Wenig später kam die Neue Deutsche Welle. Heute, vierzig Jahre nach dem Kraut-Urknall, berufen sich internationale Stars wie Wilco, The Coral, The Secret Machines, Franz Ferdinand, Thurston Moore oder John Frusciante gern wieder auf die Errungenschaften jener kurzen, aber prägenden Stilepoche. Der Autor, geboren 1968, begibt sich in diesem Buch auf Spurensuche. Aus Gesprächen mit Musikern und Zeitzeugen und aus unterschiedlichsten Fundstücken setzt er das Bild einer Zeit zusammen, in der Musik, Politik und das Lebensgefühl einer ganzen Generation miteinander verschmolzen. Einer Zeit, die weit mehr war als nur eine Fußnote der Musikgeschichte, da in diesen wichtigen Jahren der Grundstein für die moderne deutsche Musikszene gelegt wurde. Dabei geht er der Frage nach, ob und wenn ja, woran die Krautrock-Revolution letztlich gescheitert ist. Was ist geblieben? Wie bewerten die Musiker der Ära ihr Schaffen selbst? Welche Ereignisse und Erfahrungen, welche Musik haben sie geprägt? Und schließlich stellt sich auch die Frage: Was fasziniert heute noch an den Klangrevolten der Altvorderen? Ist vierzig Jahre nach 1968 Krautrock-Schick wieder angesagt? Deutsche Popmusik ist heute ein selbstverständliches Phänomen. Vor rund vier Jahrzehnten war das noch anders. Damals war sie ein Aufbruch ins Ungewisse."
Rückblick auf die Sendung vom 21.09.: Wenn Steine singen. Live im Studio brachte Prof. Klaus Feßmann Klangsteine zum Tönen. Außerdem: "Der Stein prägt das Bewusstsein" - "Unterm Pflaster liegt der Strand" - "Das Gedächtnis der Erde bewahren die Steine" - "Klingende und Heilende Edelsteine" - "Die Musik der Steintrommler im Baskenland und in der Schweiz" usw. Und "steiniger" Pop: von Stone The Crows bis "Stone In My Hand" von Everlast.
im Netz unter hr3.de konnte man zur Sendung etliche Stein-Bilder wie dieses von der Malerin Tamara Hasselblatt sehen. Und während wir uns einzelne Bilder gemeinsam anschauten, improvisierte Prof. Feßmann live dazu im Studio auf seinem Klangstein wundersame Musik-Klänge.
21.09.08 1. und 2. Stunde (21 - 23 Uhr):
Real Rock Music - wenn Steine singen - live und multimedial
Steine haben's nicht leicht. Manche von ihnen haben einen schlechten Ruf. Derzeit sterben Babys in China an Nierensteinen, schon denkt man an Grabsteine. Den Edelsteinen geht's da schon viel besser. Die sind begehrt. Aber normale Steine lässt man in der Regel links liegen, oder ärgert sich über so einen blöden Stolperstein. Aber es gibt auch Steine, die man aufhebt, nicht um sie in die Tasche zustecken, wie das die fabelhafte Amélie im gleichnamigen Film macht. Nein, an Seen nimmt man am liebsten flache Steine in die Hand und lässt sie über die Wasseroberfläche ditschen. Für so was kann man Steine gut gebrauchen. Aber sonst? Was kann man mit Steinen schon anfangen - außer Randale? Musik machen! Steine können singen.
In den Steinen steckt das Erbe der Weltgeschichte, die Schwingungsenergie von Jahrmillionen. Wie man diese Schwingungen hörbar macht, wie man Steine dazu bringt, das ewige Gedächtnis der Erde, das in ihnen ruht, als Klang preiszugeben, das ist eines der Themen dieser Doppelstunde von hr3-Rebell.
Der Musikwissenschaftler Professor Klaus Feßmann kommt ins Studio, bringt seine Klangsteine mit und wird darauf live musizieren. Wie klingt die Musik der Steine? Es sind Klänge, die sehr viel älter sind als die Menschheit, so alt wie die Materie, die nicht tot ist, sonst könnte sie nicht zum Singen gebracht werden. Die Welt ist Klang - auch die uralte Welt der Steine.
„Wenn die Steine anfangen zu singen, erfüllt ein Hauch wie Atem den Raum. Aus dem Hauch wird ein Ton, an- und abschwellend, der sich immer mehr ausbreitet, bis der tiefe Klang den Boden vibrieren lässt und ein Raunen jeden Winkel erfüllt." (FAZ)
Große, polierte, aufgesägte Steinblöcke werden mit nassen Fingern und Händen zum Schwingen gebracht. „Die entwickelte Musik ist schwerelos jenseits der Zeit, sie hat ihre eigene Kraft und Wirkung, betrifft, verbindet." (Klaus Feßmann). Musiker wie Sting und Thomas D. von den Fantastischen Vier haben Interesse an einer Zusammenarbeit mit Klaus Feßmanns Ensemble KlangStein bekundet.
Im Netz unter hr3.de sind auf der rebell-Seite nicht nur die KlangSteine zu sehen, die selbst Kunstwerke sind, sondern auch 13 Stein-Bilder der Malerin Tamara Hasselblatt. Seit einiger Zeit malt sie fast nur noch Steine. Warum, wird sie in der Sendung erläutern. Zwei ihrer Stein-Bilder werden wir im Verlauf der Sendung mit besonderer Aufmerksamkeit anschauen, während Klaus Feßmann dazu live im Studio auf seinen KlangSteinen Steinklänge erzeugt.
Natürlich wird der überwiegende Teil der Sendung von Stones und Steinen in der Pop- und Rockmusik handeln. Wie viele Bands gibt es, die ihren Namen in Stein gemeißelt haben: Stone The Crows, Stone Temple Pilots, Queens Of The Stone Age, The Stone Roses, Stone Sour, Ton Steine Scherben, und - na klar - Mick Jagger & Co. Und auch die Songs, die Steine erweichen können, sind Legion: von „Papa Was A Rolling Stone" der Temptations über „Stone In My Hand" von Everlast und „A Pocketful Of Stones" von David Gilmore bis Bob Dylans Klassiker „Like A Rolling Stone".
Außerdem, nur kurz gestreift: "Der Stein prägt das Bewusstsein" - "Unterm Pflaster liegt der Strand" - "Klingende und Heilende Edelsteine" - "Die Musik der Steintrommler im Baskenland und in der Schweiz" usw.
„Die Steine, die ‚Materie des Wandels', wie Eugen Drewermann sagt, ist eine Materie, welcher Klang innewohnt, ein eigener Klang, eine nicht vergleichbare Musik, eventuell, wahrscheinlich so etwas wie Urmusik, die sich verändert, je nachdem, woher die Steine kommen. Der Stein als Metapher der Stille wird zu Klang, lebendig, geistfähig, einzigartig." (Klaus Feßmann, Ensemble KlangStein)
Ob der Stein der Weisen gefunden wird, oder nur ein Stein des Anstoßes, es wird so mancher ins Rollen kommen. Denn der Stein als solcher hat bei uns heute mehr als einen im Brett.
Zwei Exemplare des Buches mit CD „KlangSteine" können im Verlauf der Sendung gewonnen werden.
Informationen zum Studiogast Professor Klaus Feßmann:
Musik ist allgegenwärtig. Steine ebenso. Doch widerspricht die schwebende Leichtigkeit der Musik nicht der Schwere der Steine? Professor Klaus Feßmann hat diese scheinbaren Gegensätze vereint, indem er Steinen auf faszinierende Weise Klänge entlockt.
In seinem Buch „KlangSteine" erweckt Klaus Feßmann, Musikwissenschaftler und Professor am Mozarteum in Salzburg, Steine zum Leben. Das klingt zunächst wie ein Widerspruch in sich, doch auch Stein ist Materie - und jede Materie ist lebendig in dem Sinne, dass sie klangfähig ist. Materie schwingt in ihrer inneren molekularen Struktur. Professor Feßmann hat einen Weg gefunden, den Klang der Steine für uns hörbar zu machen. Er versetzt speziell gefräste Steine mit seinen Händen in Schwingung. Damit hat er nicht nur den bekannten Wissenschaftler Dr. Masuro Emoto, sondern auch international bekannte Musiker wie Sting beeindruckt. http://www.klangsteine.com/
Informationen zur Malerin Tamara Hasselblatt, deren Stein-Bilder in einer hr3-Galerie zu sehen sind:
Die Künstlerin Tamara Hasselblatt hatte schon als Fünfjährige eine große Schachtel mit Stiften als Herzenswunsch. Den bekam sie auch erfüllt und malte, was das Zeug hielt. Als Teenager war sie beim ungarischen Künstler Prof. Deneś Ösz in dessen Malschule, für die sie offiziell eigentlich noch zu jung war. Bei ihm lernte sie neben Portraitzeichnen auch Ölfarben, ungarische Salami und Tokaja kennen.
Nach ihrem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf trieb sie sich eine zeitlang in der Literatur herum. Doch dann gab es neben dem Malen nichts anderes mehr (außer ihrer großen Liebe). Sie war mehrere Male in New York, wo nicht nur die Museen, sondern auch die Parks, das Straßenleben, kleine Bars, die Menschen sie faszinierten. Im Ruhrgebiet tauchte sie in den 90er Jahren beim Beuys-Schüler P.P. Zang in die Feinheiten des Schraffierens ab. Knapp zwei Jahre lebte sie in der Schweiz, wo sie mehr und mehr von Steinen und Felsen fasziniert war. 1998 Wohnungswechsel nach Frankfurt - welch Kontrast! Auch Städte können schön sein. Dort kam sie durch den Künstler Günter Maniewski auf Acryl. Städte, einsame Landschaften - und immer wieder Steine faszinieren sie. Sie lebte mal in der Stadt, mal auf dem Land. Dann besuchte Tamara Hasselblatt den Kontinent Antarctica. Sie ist dort zutiefst erschüttert worden vom dahinschmelzenden Weißblau des nicht mehr ewigen Eises. Das Blau kommt auf ihre Palette. Dass der letzte noch so ursprünglich erhaltene Kontinent durch die materiellen Interessen einiger Staaten und Konzerne gefährdet ist, lässt Tamara Hasselblatt nicht kalt.
Diverse Aufenthalte in den Cevennen, Sommermonate in der Auvergne. Lebt und arbeitet heute im Hochtaunus.
Tamara Hasselblatt: Ich male, weil ich muss, weil ich nicht anders kann. In meinen Bildern steckt, mal verborgen, mal offener meine Lebensphilosophie. Und die hat - neben unbändiger Lebensfreude - viel und vor allem mit Respekt und Achtung zu tun.
Wie achtlos trampeln wir auf Feld- oder Gebirgswegen auf kleinen Steinen herum. Das ist für mich nicht so: Für mich ist jeder Stein Träger einer uralten Geschichte. So fiel mir mal ein kleiner grauer Stein in den Cevennen auf, es war einer unter unzählig vielen. Doch dieser eine war Auslöser für ein gar nicht so kleines Bild von mir: Der Gelbe Stein. Das Bild gibt dem bis dahin Unbeachteten jetzt so viel Raum und Farbe, dass man ihn nicht mehr übersehen kann. Mit diesem Bild erzähle ich auch etwas über unsere Gesellschaft, in der so viele Menschen ihr Gegenüber gar nicht richtig anschauen, nicht richtig zuhören, desinteressiert und achtlos vorübergehen. Dabei ist jedes Lebewesen - für mich sind Steine nicht tot - beachtenswert! Wenn wir richtig hinschauen, dann sehen wir die Schönheit, die jedem Wesen innewohnt.
Steine erzählen in einer uns zunächst nicht begreifbaren Sprache von Zeiten, die wir gar nicht mehr kennen. Sie können uns eine Ahnung von unermesslicher Zeit, von Werden und Vergehen, von Geduld, von Warten, von Gelassenheit vermitteln. Sie bergen Geheimnisse und laden ein zum Träumen, zum Nachforschen. Dies alles sind Facetten, die für mich in unserer Zeit und Kultur rar geworden sind - und nötig, um freundlich und friedlich miteinander umgehen zu können.
Wichtig sind mir Beziehungen. Ein Bild, in dem ich mit der Beziehung von Naturelementen und von Menschen miteinander spiele, ist die „Cevennolische Liebe". Auslöser für dieses Bild waren Felsformationen in den Cevennen. Auf meinem Bild ist nicht klar, ob auf dem Gipfel Felsbrocken stehen - oder ein Paar im Sturm. In der „Cevennolischen Liebe" setze ich malerisch um, was ich in den Cevennen so eindrücklich erlebt habe - in dieser rauen, kargen, unwegsamen Region in Frankreich, in der sich im 2. Weltkrieg der Widerstand zurückgezogen hatte: Die Menschen, die hier leben, müssen zusammenhalten, um gegen die Stürme der Natur und des Lebens gemeinsam standhalten zu können. Für mich ist meine „Cevennolische Liebe" Sinnbild einer gelingenden Liebe, eines gelingenden Lebens.
http://www.tamarahasselblatt.de/
14.09.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
China in Town - multimedial. Und neuer Pop aus China.
Wenn schon Die Ärzte und Wir Sind Helden chinesisch singen, dann muss es doch vorangehen mit dem deutsch-chinesischen Kulturaustausch, oder? Im August erschien ein liebevoll und aufwändig gemachtes Doppel-CD-Buch (mit 149 Seiten) unter dem Titel „Poptastic Conversation China". Und der Clou des originellen Projekts ist, dass deutschsprachige Bands chinesisch singen und chinesische Bands deutsch. So lustig und fremd die deutsche Sprache aus dem Mund chinesischer Sänger klingt, so seltsam wird wahrscheinlich auch die chinesische Aussprache der Sänger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für chinesische Ohren klingen. Aber mit Abstand verändert sich der Blick auf das Eigene, und wenn ein Fremder uns etwas über uns selbst mitteilt, verändert sich womöglich auch unsere eigene Wahrnehmung von uns selbst.
„Frankfurt am Perlfluss" und „Guangzhou am Main" ist ein Kulturaustausch überschrieben, mit dem die beiden Partnerstädte Frankfurt und Guangzhou (Kanton) in diesem Jahr ihre 20-jährige Städtepartnerschaft feiern. Im April waren Frankfurter Künstler in der südwestchinesischen Millionenmetropole am Pearl River zu Gast - hr3-Rebell hat darüber berichtet - nun steht der Gegenbesuch der Künstler aus Guangzhou am Main an. Die Stadt Frankfurt veranstaltet deshalb ein großes China-Festival, das in der kommenden Woche beginnt und bis in den Dezember dauern wird. Erste Eindrücke von den Konzerten, Ausstellungen, Theater- und Tanzaufführungen will diese erste Stunde vermitteln - am heutigen chinesischen Festtag des „Harvest Moon Festival". Im Netz unter hr3.de sind beeindruckende Fotos aus dem chinesischen Großstadtleben in einer Fotogalerie zu sehen, eine kleine Auswahl aus einer Fotoausstellung des Fotografen Alexander Paul Englert, der mit seiner Kamera einen besonderen Blick hat für den Gesichtsausdruck von Menschen in der Großstadt. Bei dieser Ausstellung, die im Frankfurter Römer am 26.09. eröffnet wird, sind es die Menschen aus Peking, Shanghai und Guangzhou, die seine Kamera porträtiert. Lachende Gesichter, nachdenkliche, mürrische, versteinert wirkende, entspannte, interessiert schauende Gesichter - Menschen halt mitten aus dem Großstadtleben. Auf einem Foto sieht man kein Gesicht, sondern ein selbstgemaltes Plakat, das sich ein Protestierender vor seinen Kopf hält. Was auf dem Plakat steht? Im Verlauf der Sendung wird es geklärt.
Natürlich geht es auch um Gesichter und Charaktere aus der Musikszene des großstädtischen China. Die berühmteste Bluesrock-Gruppe Chinas Shazi wird zu hören sein. In ihrem „Lied des Konsumenten" wird die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der während der Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens am 4. Juni 1989 seine Freundin verlor und nun an nichts mehr glaubt. Er wird zum abgestumpften Konsumenten.
Außerdem im Programm: das neue chinesische Stimmwunder Gong Linna, eine Sängerin mit einer verblüffenden Virtuosität und atemberaubender Vokaltechnik. Als „chinesische Björk" und „erster möglicher Pop-Weltstar aus dem Reich der Mitte" wird die Sängerin und Songschreiberin Sa Dingding bezeichnet.
Chinas aktuelle Popszene hat - wie das Frankfurter Festival „China in Town" - eine Menge hochinteressanter Eindrücke zu bieten.
14.09.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Happiness plus/minus
Es gehört zu den innigsten Erfahrungen von Musik, wenn man das Gefühl hat, der Gitarrist, dem man zuhört, würde geradewegs in die Saiten greifen, die im eignen Innern gespannt sind zwischen Seele und Herzgrube. Wenn man spürt, dass die Sängerin genau den schön schmerzlichen Ton trifft, den die Band im Hinterkopf schon die ganze Zeit anstimmt. Wenn der Songschreiber eine Zeile formuliert, die den eigenen aktuellen Gefühlszustand exakt auf den Punkt bringt. Aua, Treffer. Noch mal bitte.
Auf wundersam berührende Songs für die empfindsame Gegend, wo Herz und Seele miteinander in Verbindung stehen, versteht sich die australische Kammerpop-Band Naked Raven, die soeben ihr neues Album „Sunday Best" veröffentlicht hat und seit Anfang September auf großer Deutschland-Tour ist (in unserem Sendegebiet: 13.09. Marburg, KFZ und 30.09. Aschaffenburg, Colos Saal). Das Zusammenstell-Album enthält nur wenige neue Songs, aber manche der bekannten wurden neu eingespielt und klingen jetzt noch intensiver als zuvor.
Kaum eine andere Band zelebriert das schwelgerische Sentiment so entwaffnend, wohltuend, verzaubernd und doch frei von kitschiger Sentimentalität wie Naked Raven: Anrührend ohne rührselig zu sein; schmerzliche Stimmungen, die von Schmerzen befreien; melancholische Melodien, die glücklich machen. Lieder, die einen wie aus verträumten Augen anschauen: verwirrend, verführerisch, glückversprechend, sehnsuchterweckend. Eine Sternschnuppe in dunkler Nacht, eine blaue Glockenblume, oder war's die Blaue Blume der Romantik? Ein schilfgrüner See, der im Abendrot ein mildes Farbenfeuerwerk über die kräuselnde Wasseroberfläche zaubert.
Und manchmal klingt die Musik, als müsse jetzt gleich etwas Niegehörtes und doch lang Ersehntes ans Ohr dringen. Als müsse ein Schleier von allem fallen und das Gehör fände Zugang zu der puren Schönheit des klanggewordenen Gefühls. Doch dann verklingen Cello, Geige, Klavier und die engelsgleiche Stimme von Janine Maunder, und das Rätsel bleibt und der geheime Zauber hat zumindest eine Ahnung von sich preisgegeben.
In ähnlicher Instrumentierung mit Cello, Geige, Kontrabass und Gitarre musiziert auch das Kammer-Quintett The Miserable Rich aus Brighton, das ebenfalls in der Lage ist, ehrfürchtige Klangschwebungen zu erzeugen, deren Stil allerdings weit entfernt ist von einer „neosakralen Andachtscombo".
Eine hinreißende Neufassung des McCartney-Klassikers „Blackbird", ins Gälische übersetzt und betörend gesungen von Julie Fowlis, wird einen weiteren Höhepunkt dieses Songprogramms für die Herzgrube darstellen.
Und die Überschrift dieser Stunde liefert die schwedische Gruppe Shooting John aus Malmö mit ihrem neuen Album „Happiness +/-".
Was soll uns das sagen? Dass die Vorzeichen des Glücks mal positiv, mal negativ sind?
07.09.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Eine armenisch-deutsche Geschichte - multimedial
Aren fand ein Kassette mit Liedern seines verstorbenen Vaters und war davon so fasziniert und gefesselt, dass er auf die Suche nach seinen familiären Wurzeln ging. Aren Emirze, in Deutschland geboren, ist Sohn armenischer Einwanderer. In den 90er Jahren begann er als Musiker in der Frankfurter Hardcore-Gruppe Rinderwahnsinn und sang deutsche Texte. Danach war er Frontman und Gitarrist der Noise-Rocker Harmful, spielte im Vorprogramm von Bands wie Slayer, Paradise Lost und Machine Head, tourte durch Frankreich, England und USA und arbeitete mit dem Bassisten Billy Gould von Faith No More zusammen. Kürzlich erst gründete er mit Gerd Knebel von Badesalz die Gruppe ‚Angst vor Clowns'.
Im extremen Kontrast zu dieser seiner heftig rockenden Band-Geschichte stehen Arens Solo-Alben, die er unter dem Namen Emirsian veröffentlicht. Sein neues, zweites Solo-Album „Yelq" erscheint am 12. September. Inspiriert von den armenischen Liedern seines Vaters schreibt er für sein Soloprojekt melancholische Songs im Stil eines angloamerikanischen Singer/Songwriters mit armenischen Wurzeln. Seine schlicht arrangierten Songs, die meist schwermütig, mitunter auch beschwingt klingen, singt er überwiegend in englischer Sprache. Doch hin und wieder hört man bei ihm auch die Sprache seiner armenischen Eltern, natürlich dann, wenn er eine Liedkomposition seines Vaters neu interpretiert, oder wenn er Originalaufnahmen seines Vaters in eigene Songs einbaut. Unterstützt von zwei Sängerinnen wird er ein armenisches Lied auch live im Studio singen.
Armenien, die Heimat seiner Eltern, ist Aren Emirze eine Herzensangelegenheit. In einer Fotogalerie auf hr3.de sind einige Fotos aus Armenien zu sehen, und Aren wird dazu einiges erzählen.
Vielleicht kommt auch der fiktive Radiosender Eriwan zur Sprache. Nicht nur in Jerewan (deutsch: „Eriwan"), der Hauptstadt Armeniens, sondern im ganzen Ostblock kursierten zu Zeiten der UdSSR, der Armenien angehörte, politische Witze, in denen die kleinen Leute satirisch Rache an der staatlichen Propaganda nahmen. Ein Beispiel:
„Frage an Radio Eriwan:
Stimmt es, dass Iwan Iwanowitsch in der Lotterie ein rotes Auto gewonnen hat?
Radio Eriwan antwortet:
Im Prinzip ja. Aber es war nicht Iwan Iwanowitsch, sondern Pjotr Petrowitsch. Und es war kein Auto, sondern ein Fahrrad.
Und er hat es nicht gewonnen, sondern es ist ihm gestohlen worden.
Aber immerhin war die Farbe rot."
07.09.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Song-Männer. Neue CDs von Singer/Songwritern
„Sommer 1961, eine Göttin inspirierte mein Lied. Ich verlor mich in ihren Ozean-Augen, so unendlich wie der Himmel. Auf ewig wird sie mein ‚Surfer Girl' sein." Wer wohl kann solche Zeilen schreiben und dazu alle musikalischen Register ziehen, die typisch waren für die Beach Boys? Zu den meist diskutierten Neuerscheinungen dieser Tage gehört das neue Album „That Lucky Old Sun" von Brian Wilson. Seine neuen Songs sind hoffnungslos altmodisch und trotzdem hübsche Poplieder, die allerdings eine Zeit und deren Ideale beschwören, die nur noch im Museum existieren - und paradoxerweise zeitlos klingen, weil sie den Eindruck machen, es hätte sie schon immer gegeben. Brian Wilson meldet sich auf jeden Fall mit einem ebenso erfrischenden wie angestaubten Album im Stile der mitt-sechziger Beach Boys-Alben zurück. Und ein oder zwei seiner neuen Songs haben das Zeug zu überdauernden Pop-Perlen: Liebeslieder von seltener Leichtigkeit über ein Kalifornien, das es wahrscheinlich niemals gab.
Ganz anders dagegen die Wiener Moritaten von Ernst Molden:
„Dort wo der Mond überm Elektromasten steht, ist ein böser Mann im Schlaf verbrannt". Und die beiden missbrauchten Geschwister, die ihren Peiniger, den bösen Onkel, selbst gerichtet haben, verstecken sich in den Bäumen am Kahlenberg, genannt „Eiserne Hand". Hinter den schlurfenden Beats, den Vibrato-Gitarrentönen und der vorgetäuschten Säuselei lauert eine rabenschwarze Moritat über die Abgründe hinter den bürgerlichen Fassaden. Ernst Molden, der „sprachverliebte Geschichtenerzähler" und „derzeit wichtigste Songschreiber Österreichs" ist ein neuer Wiener Liedersänger, der sich einreiht in die große Riege der österreichischen hintergründigen Lieder- und Niedermacher. Am Samstag dem 06.09 gibt er sein derzeit einziges deutsches Konzert in der Frankfurter Romanfabrik. Am 12.09. erscheint sein Doppel-Album „Wien/Foan".
„Es ist früh am Morgen. Dämmerung kündigt die Sonne an, bald wird sie am Horizont aus dem Meer aufsteigen. Zuerst ein roter Streifen, dann ein orange-farbener Feuerball, danach erst das strahlende Licht am klaren Himmel. Also zieh' den dicken Pullover an, nimm noch einen Schluck heißen Tee, und dann gehen wir an den Strand, den neuen nordischen Tag begrüßen." Diese Szene klingt wie eine Drehbuchskizze aus einem Kurzfilm, zu dem der schwedische Singer/Songwriter Peter Liljeqvist den passenden Song als Soundtrack geschrieben hat. Nur seine akustische Gitarre und ab und an ein Cello begleiten seinen romantischen Gesang durch die verträumten, melancholischen Songs. Sein Soloalbum „Like Papillon" erscheint zwar erst im Oktober, wird aber hier schon kurz vorgestellt.
Schon seit Juli auf dem Markt ist das neue Album „Exit Strategy Of The Soul" des ewig unterbewerteten, kanadischen Song-Schmieds Ron Sexsmith; erneut eine Sammlung kleiner, großartiger Lieder, unspektakulär präsentiert, sympathisch und bescheiden in der Ausstrahlung, doch in der Substanz niveauvoll und intelligent gemacht - mit einer lockeren Selbstverständlichkeit, die nur erfahrene Könner drauf haben. „This is how I know you hear me" - sollte man hören, es lohnt sich.
Nach sechs Jahren Plattenpause kam im Juli Edo Zankis neues Album „Alles was zählt" auf den Markt. Seine Stimme ist nach wie vor ein Erlebnis. Sein bekanntes musikalisches Spektrum zwischen Soul, Rock, Funk und Groove auf den neuesten Stand gebracht, ist noch immer hörenswert. Und manche seiner Songzeilen haben das Gewicht eines Lebensmottos: „Ich mache sowieso nur, was mein Herz mir sagt".
Aber auch um den Nachwuchs an hoffnungsvollen deutschsprachigen Sänger/Songschreibern muss man sich nicht sorgen, wenn man sich die bemerkenswerten, aktuellen Veröffentlichungen von Thomas Raab, Oliver Podesser, Markus Siebert oder Philipp Poisel anhört.
In dieser Stunde soll auch, zumindest kurz, einer der ersten großen britischen Singer/Songwriter aus Anlass seines bevorstehenden 60. Geburtstages gewürdigt werden: John Martyn, ein begnadeter Musiker und Songschreiber mit einem besonderen Gespür für kunstvolle und doch lockere Arrangements; ein klangorigineller Gitarrist und ein Sänger, dessen kehlig heisere Stimme wie eine offene Wunde klingt, Spiegel einer gequälten Seele und Resultat vieler durchzechter Tage und Nächte. Zum Glück hat er seinen Schmerz nicht nur mit Alkohol betäubt, sondern auch in ungemein intensiven Songs ausgedrückt. Zum Beispiel im Song „The Cure". Kann man stimmiger über Liebe singen als in diesem Song? Im Text heißt es: „Liebe ist grausam, Liebe ist sanft. Liebe ist ehrlich, Liebe ist wunderschön und traurig. Liebe ist beständig und doch wie ein Schmetterling. Und du kannst nicht das geringste daran ändern. Liebe ist die einzige Heilung."
31.08.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Hey Jude, you say, you want a revolution
Auf den Tag genau vor 40 Jahren (am 31.08.1968) erschien die erfolgreichste Single der Beatles „Hey Jude", mit der Rückseite „Revolution". Es ist vielleicht auch die zeitgeistig interessanteste Single im turbulenten Jahr 1968, weil sie zwei entgegengesetzte Strömungen jener umstürzlerischen Monate zum Ausdruck bringt, einerseits den bürgerlich beharrenden Aspekt im privaten Glücksversprechen: "Then you can start to make it better" in Paul McCartneys „Hey Jude" und andererseits den jugendlich-revoltierenden Gegenpol in der Suche nach dem richtigen Weg zur gesellschaftlichen Veränderung: „We all want to change the world", formuliert in John Lennons „Revolution".
Die beiden Songs machen überdeutlich hörbar, wie sehr sich die beiden Ober-Beatles Anno 1968 inhaltlich unterscheiden und dass sie sich auch musikalisch in entgegengesetzter Richtung voneinander wegentwickeln. Beide kämpfen erbittert darum, welcher von beiden Songs die A-Seite der Single wird. Lennon verliert, weil auch die andern Beteiligten sich für McCartneys „Hey Jude" aussprechen.
Warum? Das kommerzielle Potenzial von „Hey Jude" ist offenkundig bei weitem größer als das von Lennons „Revolution". Doch der kommerzielle Erfolg ist für Lennon in dieser Phase zweitrangig. Er will, dass die Beatles mit seinem Song ein klares politisches Statement abgeben. Doch die andern bleiben bei ihrer Entscheidung, „Revolution" auf die Rückseite zu verbannen. Mit dieser Niederlage beginnt Lennons langsamer Ausstieg aus der Band.
„Hey Jude" wird von vielen Kritikern als Schnulze abgetan - fälschlicherweise, denn diese Klavier-Ballade ist Paul McCartneys musikalische Visitenkarte, ein Glanzstück seiner Karriere. Der Song vereint seine sensiblen wie expressiven Fähigkeiten als Sänger, dokumentiert sein intuitives Gespür für emotional wirksame Kombinationen von Melodien/Harmonien, sein gestalterisches Talent für mitreißende Spannungsbögen und seinen untrüglichen Instinkt, den Nerv und die Herzgrube von Millionen von Menschen mit seiner Musik zu treffen. 8 Millionen Singles werden verkauft, so viel wie keine andere Single der Beatles.
Zu den Klängen von Hey Jude nahm Sir Paul McCartney am 26. Mai 2008 den Ehrendoktortitel der renommierten US-amerikanischen Yale Universität entgegen. Mit dieser höchsten Auszeichnung, die die Universität zu vergeben hat, ehrte man Paul McCartneys „musikalisches Genie".
Im indischen Meditationscamp in Rishikesh schrieb Lennon die ersten Zeilen seines Songs Revolution, die im Sinne der Lehren des Maharishi jeglicher Gewalt eine Absage erteilten, was auch der pazifistischen Grundeinstellung von John Lennon entsprach. Nach London zurückgekehrt und unter dem Eindruck der Straßenkämpfe in Deutschland im März, der Mai-Unruhen in Frankreich und der Zerschlagung der tschechoslowakischen Reformbewegung war sich Lennon seiner kategorischen Gewaltverneinung nicht mehr so ganz sicher. Bei den ersten Aufnahmen von „Revolution" Ende Mai blieb er noch indifferent, wie er sich zur Anwendung von Gewalt äußern sollte und sang ambivalent „you can count me out / in". („Auf mich kannst du nicht zählen / ich bin dabei.") Diese gleichzeitige Ablehnung und Zustimmung ist in der langsameren, ursprünglichen Fassung von Revolution zu hören, mit der die letzte Seite des Weißen Albums beginnt. Doch auf der später neu eingespielten, schnelleren und aggressiveren Fassung, die zusammen mit „Hey Jude" als Single veröffentlicht wurde, hatte sich John Lennon eindeutig auf das „out" und damit die Ablehnung von Gewalt festgelegt.
Lennon proklamierte die Revolution im Denken und Handeln eines jeden Einzelnen. Befreie erst mal deinen eigenen Kopf von Vorurteilen und Engstirnigkeit und höre nicht auf professionelle Aufwiegler und Rebellen, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen. Hüte dich vor blinder Mitläuferschaft. Nach seinem eigenen kurzzeitigen Guru-Trip und der anschließenden Ernüchterung und Enttäuschung in Sachen Maharishi war ihm diese Warnung, keinem Führer, keiner Fahne, keinem Mao-Bild hinterherzulaufen, besonders wichtig.
Die extreme Verzerrung des Gitarrentons im Song „Revolution" war damals noch so neu und ungewohnt, dass etliche Käufer die Single umtauschen wollten, weil sie der Meinung waren, die Platte habe einen technischen Defekt.
Um beide Songs ranken sich viele Mythen und Geschichten, von denen einige in dieser Stunde zur Sprache kommen.
31.08.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
„Big Blue Ball" - Album des Jahres?
Das ist globale Popmusik der Extraklasse. Der insistierende, mitreißende aber Raum lassende Groove grundiert ein Wechselspiel von flirrenden Arabesken, andalusischer Flamenco-Leidenschaft, afrikanischer Polyrhythmik, japanischer Zen-Mystik, irischem Gefühlsüberschwang und osteuropäischer Melancholie. Und das ist nicht gutgemeint, sondern hervorragend gemacht. Es ist kein Mischmasch folkloristischer Elemente, sondern eine echte Verschmelzung von Stilen, Haltungen und Ideen, die Musiker aus aller Welt im Austausch miteinander und im aufeinander Hören gemeinsam entwickelt haben.
Beteiligt waren 75 Musiker aus 20 Ländern, unter anderem Sinead O'Connor, Natacha Atlas (Maghreb), Papa Wemba (Kongo), Joseph Arthur (USA), Marta Sebestyen (Ungarn), Iarla Ó Lionáird (Irland), Tim Finn (Neuseeland), Juan Canizares (Spanien), Joji Hirota (Japan), The Holmes Brothers (USA), Karl Wallinger (Wales), Justin Adams („der britische Ry Cooder"), Billy Cobham (USA), Jah Wobble (England) - und als „Master of Ceremonies": Peter Gabriel, der bei vier von 11 Songs des Albums als Sänger und Co-Autor beteiligt ist.
In Peter Gabriels Real World-Studios sind die Aufnahmen über einen Zeitraum von fast 18 Jahren entstanden. Der größte Teil der Musik wurde bei den Real World-Sommer-Sessions in den Jahren 1991, 1992 und 1995 eingespielt. Zusätzliche Overdubs kamen in den letzten Jahren noch hinzu. Die Musik des Albums ist aber alles andere als eine Resteverwertung aus altem Archiv-Material. Arrangements und Sound sind up-to-date, und die musikalischen Inhalte haben keinerlei Patina angesetzt, sondern klingen frisch und zeitgemäß.
Wie es der Co-Produzent Karl Wallinger richtig ausdrückt: „Es ist, als ob eine Welle aus Klang auf dich zurollt, als würde man dem Planeten aus dem Weltall zuhören. Es ist eine globale Sicht auf Musik, eine Momentaufnahme der musikschaffenden Kontinente jener Zeit. Heute ist genau der richtige Zeitpunkt, das Album zu veröffentlichen. Ich glaube, die Aufnahmen haben tatsächlich im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen, weil hier Menschen aus der ganzen Welt zusammenspielen und miteinander auskommen. Dieses Zusammenwirken der Künstler ist heute noch wichtiger zu bewerten als früher. Heute ist die Welt gespalten und das Album ist eine zeitgemäße Erinnerung daran, wie man zusammenarbeiten kann."
Das Album „Big Blue Ball", das am 5. September veröffentlicht wird, und zur „Platte des Jahres" in der Kategorie weltoffener Popmusik gekürt werden könnte, wird in dieser Stunde ausführlich vorgestellt - und kann auch im Verlauf der Sendung gewonnen werden.
Begleitend dazu präsentiert hr3.de ein fünfeinhalb-minütiges Video über die Entstehung des Albums „Big Blue Ball", das seinen Namen dem Ausspruch von Astronauten verdankt, beim Anblick des blauen Planeten vom Weltraum aus.
24.08.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Bretagne - multimedial
„Steile Felsformationen, gebettet in weiße Strände, märchenhafte Wälder und weitläufige Heidelandschaften machen die Bretagne zu einem einzigartigen Ort" (Garrit Pieper)
„Die kulturelle Eigenständigkeit, ihre geheimnisvolle Vergangenheit sowie der Kontrast zwischen dem lieblich anmutenden Süden und der rauen Nordküste gefallen mir an der Bretagne am meisten." (Thomas Cernak)
„Leuchttürme, von denen es in der Bretagne so viele gibt, wie in keiner zweiten Region auf der Welt, sind meine persönlichen Lieblingsmotive." (Reinhard Albers)
„Bretagne. Das klingt nach Brandung und Brausen. Das hört sich wild an. Waren da nicht schon Asterix und Obelix zuhause? Ja, da stehen Grabsteine aus grauer Urvätervorzeit herum, und irgendwie sind das auch heute noch andere Franzosen." (Nicolas van Ryk)
Das sind vier Statements von vier renommierten Fotografen, die sich ihr eigenes Bild von der Halbinsel-Region im Nordwesten Frankreichs „er-fotografiert" haben. Ihre Bilder und weitere von anderen Fotografen, sind zu sehen in einer beeindruckenden Ausstellung „Bretagne - Gastland und Inspirationsquelle für Künstler", die seit dem 21. August in Frankfurt gezeigt wird.
Das besondere Licht der Bretagne, die ständig changierenden Stimmungs-Nuancen der Landschaft, die vielfältige Architektur, die Mysterien und Mythen der Geschichte, dies alles inspiriert seit über 200 Jahren Künstler, Maler, Dichter und Musiker gleichermaßen. Der berühmteste Kunstmaler, der in der Bretagne gearbeitet hat, war der Impressionist Paul Gaugin.
Der bekannteste bretonische Musiker ist Alan Stivell. Er betonte schon in den 70er Jahren das keltische Erbe in der bretonischen Musik und verband traditionelle Instrumente wie Harfe und Dudelsack mit modernem Rock-Instrumentarium. Aber auch Gruppen wie Tri Yann, Glaz, Bleizi Ruz und Dan Ar Braz prägten die eigenständige, keltisch verwurzelte Musik der Bretagne. Natürlich gibt es auch bretonischen Rap, etwa von Manau, oder, wie bei Pascal Lamour, eine Verknüpfung von Ambient und Trance mit der bretonischen Musiktradition. Der Wahl-Bretone Julien Jacob, geboren im afrikanischen Benin, hat soeben seine CD „Barham" veröffentlicht, in der er eine eigene Kunstsprache und Musikmixtur vorstellt, als eine Art Amalgam aus afrikanischen, keltischen und bretonischen Elementen.
Die bretonischen Städte und Gemeinden werben für sich mit „ihrem reichhaltigen Kulturgut, der bezaubernden landschaftlichen Lage, ihren Feinschmeckerlokalen und vielen weiteren Vorzügen", zu denen auch die weitverzweigten Kanäle und die traditionsreichen Seebäder gehören. Die bereits angesprochene kulinarische Qualität wird durch die Zahl von 40 bretonischen Sterneköchen eindrucksvoll unterstrichen.
Die Musik der Bretagne und deren außergewöhnliche Qualitäten sollten dabei aber nicht vergessen werden. Dafür sorgt auch das Musikprogramm dieser Stunde, in der als Gast der Fotograf Nicolas van Ryk über seine gesammelten Eindrücke und Erlebnisse aus verschiedenen Bretagne-Reisen erzählen wird. Einige seiner Ausstellungsfotos sind in einer Bildergalerie auf hr3.de zu sehen.
Noch bis zum 13. September wird die Bretagne-Ausstellung in Frankfurt gezeigt, danach wandert die Ausstellung weiter nach Düsseldorf und Berlin.
24.08.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
The Keith Reid Project - und sein roter Faden
„Wir ließen den leichten Fandango aus und schlugen Räder über den Boden." - Wie bitte? „Ich fühlte mich irgendwie seekrank, doch die Menge rief nach mehr." - Hä? - Mit diesen kryptischen Zeilen beginnt einer der geheimnisvollsten und unverständlichsten Songtexte der Popgeschichte. Auch wenn Millionen von Menschen nur Bahnhof verstanden, wollten sie dennoch diesen Song unbedingt haben und hören. Sechs Wochen lang war „A Whiter Shade Of Pale" von Procol Harum im Sommer 1967 Nummer 1 in England. Der Textschreiber dieses Songs, Keith Reid, ist seitdem als Autor ungewöhnlicher Songtexte ein Begriff. Verschlüsselte, imaginative Lyrik ist seine besondere Spezialität, doch er brachte auch viele Texte zu Papier, die klar verständlich sind und einfache Botschaften vermitteln.
Er schrieb nicht nur sämtliche Texte aller Procol Harum-Songs, er stand als Textschreiber auch in Diensten von Peter Frampton, Frankie Miller, Chris Thompson, Robin Trower, John Waite und anderen. Er schrieb auch Texte für die Soloalben des Procol Harum-Sängers Gary Brooker und war sogar an einer Tabaluga-Produktion als Co-Autor beteiligt.
Am 29. August erscheint nun eine Solo-Produktion von ihm unter der Überschrift: „The Keith Reid Project - The Common Thread" („Der rote Faden"). Versammelt sind hier acht namhafte Sänger, die Keith Reids Texte und Geschichten interpretieren. Unter anderem beteiligten sich: die Stimme der Manfred Mann's Earth Band Chris Thompson, der Sänger des Welthits „Missing You" John Waite, der Erfinder des „New Jersey Sound" Southside Johnny und der Duffy-Produzent und -Songschreiber Steve Booker. Stilistisch bietet das Album ein breites Rock/Pop-Spektrum mit Elementen aus Folk, Americana, Blues, Latin und Irishfolk.
Als Überraschung enthält das Album auch die bislang unveröffentlichte Originalfassung des pazifistischen Songs „You're The Voice", den Keith Reid 1986 zusammen mit Chris Thompson geschrieben hatte. Doch der Australier John Farnham war es damals, der den Song zum Welthit machte.
Zwei Exemplare des vorgestellten Albums von The Keith Reid Project können gewonnen werden im Verlaufe dieser Stunde, die auch Gelegenheit bietet, sich an große Songs von Procol Harum zu erinnern, und nicht nur an diesen einen, der mit dem „weißeren Schatten von Blässe", über dessen Textinhalt auch nach 41 Jahren noch immer gegrübelt wird. Was hat der Dichter Keith Reid wohl gemeint mit den „16 vestalischen Jungfrauen, die sich zur Küste aufmachen"? - Keine Ahnung. Und wie geht's weiter im Text?: „Und obwohl meine Augen offen waren, hätten sie genauso gut geschlossen sein können." - Dann hoffen wir mal, dass es in dieser Stunde aber nicht egal ist, ob die Ohren offen sind oder nicht.
Und zum Schluss könnte man noch mutig das Wagnis eingehen, den Textinhalt des Refrains doch noch halbwegs verständlich einzudeutschen:
„Und so kam es später dazu,
als der Müller seine Geschichten erzählte,
dass ihr Gesicht, zu erst eher spukhaft,
noch um eine Spur erbleichte."
Aber was das alles mit dem Fandango, der Seekrankheit und den vestalischen Jungfrauen zu tun hat, das weiß nur Keith Reid. Aber womöglich nicht mal der.
17.08.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Die Stimme des Zeppelins: Robert Plant - zum 60. Geburtstag
Diese neu geplante Supergruppe würde wie ein bleierner Zeppelin rasch abstürzen, so lautete 1968 die Prognose des im Juni 2002 verstorbenen Who-Bassisten John Entwistle, als er vor 40 Jahren von der Gründung dieser neuen Band hörte. Er sollte sich irren. Die Gruppe um den Yardbirds-Gitarristen Jimmy Page und den Band Of Joy-Sänger Robert Plant, die sich nach dem flapsigen Spruch des Kollegen von The Who „Led Zeppelin" nannte, blieb bis zum Tod ihres Schlagzeugers John Bonham 1980 zusammen und stieg zu einer der erfolgreichsten Rockbands der Popgeschichte auf. Bis heute sind weltweit etwa 95 Millionen Tonträger von Led Zeppelin verkauft worden (Platz 2 in der Umsatzstatistik hinter den Beatles). „Stairway To Heaven" aus dem vierten Led Zeppelin-Album von 1971 wird bis heute regelmäßig zum besten Rocksong aller Zeiten gekürt. Die Geschichte von Led Zeppelin schien abgeschlossen. Doch am 10. Dezember letzten Jahres gab es ein unerwartetes Live-Comeback in London. Auf der Bühne standen die Urmitglieder Robert Plant, Jimmy Page und Bassist John Paul Jones. Am Schlagzeug saß John Bonhams Sohn Jason. Bislang blieb es bei diesem einmaligen Konzert, für das sich 20 Millionen Fans um Karten beworben hatten. Doch Gerüchte über eine Welttournee in absehbarer Zeit wollen nicht verstummen.
Auf den Lorbeeren und Tantiemen von Led Zeppelin hätte sich Robert Plant gut ausruhen können. Alleine die Veröffentlichung des gesamten Back-Kataloges von Led Zeppelin spülte ihm 1999 Songschreiber-Tantiemen in Höhe von rund 25 Millionen Euro in die private Schatulle. Doch Robert Plant begann eine ambitionierte Solo-Karriere, ohne sich auf Hitparadentauglichkeit auszurichten, und veröffentlichte seit seinem ersten Solo-Album von 1982 bisher 9 überwiegend positiv bewertete Alben unter seinem Namen. Außerdem erschien mit dem Bandprojekt Honeydrippers 1984 ein weiteres Album, und gemeinsam mit seinem Led Zeppelin-Partner Jimmy Page veröffentlichte er zwei außergewöhnliche Alben „No Quater - Unledded" (1994) und „Walking Into Clarksdale" (1998). Vier Jahre später meldete sich Robert Plant mit dem hervorragenden Solo-Album „Dreamland" zurück. Mit seiner vorzüglichen neuen Begleitband Strange Sensation interpretierte der damals 54-jährige Plant überwiegend Rock-Klassiker auf eigenwillige bis überraschende Weise, wie etwa „Morning Dew" von Tim Rose (bekannt geworden durch Grateful Dead und Nazareth), oder Songs von Bob Dylan und Tim Buckley. Das Prinzip, Altbekanntes zu dekonstruieren, trieben Plant & Co auf die Spitze in ihrem radikalen Umbau des Hendrix-Klassikers „Hey Joe". Die Kritiker jubelten über die unorthodoxe, „verehrungswürdige" Musik aus Robert Plants „Dreamland". Mit dem gleichen musikalischen Ansatz, nordafrikanische Rhythmik in ein modernes Rock-Konzept zu integrieren, folgte dann vor drei Jahren das ebenfalls gelobte Album „The Mighty ReArranger". Im letzten Jahr überraschte Robert Plant durch ein Duo-Album mit der Bluegrass-Musikerin Alison Krauss. Auch diese Veröffentlichung mit dem Titel „Raising Sand" erntete einhelliges Lob.
Vor 40 Jahren wurde Led Zeppelin gegründet, am 20. August feiert er seinen 60. Geburtstag. Wie kaum ein anderer Rockstar aus den sechziger Jahren steht der Name Robert Plant auch heute noch für innovative, originelle Rockmusik. Und wenn man auf seine Plattengeschichte zurückschaut, muss man konstatieren, dass es bei ihm - anders als bei so vielen Kollegen seiner Generation - keine einzige wirklich schlechte Plattenveröffentlichung gab, was seine sämtlichen Solo-Alben und die regulären Led Zeppelin-Platten angeht. Sollte es jemals eine Kategorie „Rockmusiker im Weltkulturerbe" geben, Robert Plant wäre sicher ein Anwärter.
17.08.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Song-Ladies, mit neuen CDs
„Mein Leben ist wie ein Foto, das zu lange in der prallen Sonne gelegen hat. Jetzt versuche ich mich an all die Gesichter der Menschen zu erinnern, die ich mal geliebt habe", singt die kanadische Singer/Songwriterin Kathleen Edwards im Titelstück ihres Albums „Asking For Flowers", das soeben veröffentlicht wurde. Sie gehört zu der neuen Generation von Musikerinnen, die ihre eigene Vorstellung hat, wie ihre Songs klingen sollen, und sich da von niemandem reinreden lässt. Selbst wenn das bedeutet, dass Kathleen Edwards alles selbst finanzieren muss und deshalb mal in einem Weinkeller, mal in einer Gärtnerei jobbt. Mit ihrer kompromisslosen Einstellung hat sie es bisher immerhin ins Vorprogramm u.a. von Aimee Mann und Bryan Adams geschafft und wurde zum Wohltätigkeitskonzert „Farm Aid" eingeladen, wo sie sich die Augen aus dem Kopf heulte, als sie Neil Young hörte, wie er seinen Song „Old Man" ganz schlicht aber intensiv sang - zum Verzweifeln schön. Auch diese kleine Anekdote sagt einiges über die musikalische Grundstimmung von Kathleen Edwards.
Die in Texas geborene Sängerin und Songschreiberin Tift Merritt wurde groß mit Musik von Dolly Parton und Bob Dylan. Protegiert von Emmylou Harris entwickelte sich Tift Merritt musikalisch zwischen alternativem Country, Americana-Roots und Mainstream-Pop/Rock. Im Titelstück ihres gerade erschienenen Albums „Another Country" singt sie betörend romantisch: „Liebe ist ein anderes Land. Dorthin will ich gehen, mit Dir." Der deutsche Rolling Stone urteilt, das Album bestätige die Aussage, dass „die großartigste Popmusik oft von einem Ort der Bescheidenheit und Verletzlichkeit komme - und trotzdem wirke, als wolle sie die ganze Welt umarmen."
Im wiegenden Walzertakt tänzeln nicht minder romantisch die beiden ersten Songs des neuen Albums „Seastories" der britischen Hollywood-Schauspielerin Minnie Driver, die ihre zweite Karriere als Singer/Songwriterin nun mit ihrem zweiten Album weiter verfolgt. Die wohlklingende, folk-orientierte Musik kontrastiert mit den teilweise harschen Texten, in denen die schöne Actrice mit früheren Liebhabern ins Gericht geht.
Die britische Singer/Songwriterin Thea Gilmore ist auf ihrem jüngsten Album als „Liejacker" unterwegs. Mit diesem Wortspiel, das von Hi-jacker (Flugzeugentführer) abgeleitet ist, möchte sie dem verlogenen Produzenten-Pop Paroli bieten. Sie ist der Meinung, dass die Popmusik-Konsumenten zu oft für dumm verkauft werden, und zwar von zu vielen aufgebauschten, sensationsheischenden Stories, die von unglaubwürdigen Marketingstrategen jungen Nachwuchs-SängerInnen in den Mund gelegt würden. Ihre Devise dagegen lautet Aufrichtigkeit, ausgedrückt z.B. im Abschluss-Song ihres neuen Albums, einer intensiven Gitarren-Ballade, die sie im Duett mit der Folk-Ikone Joan Baez singt. Dieser Song „The Lower Road" beginnt mit den Schatten eines rassistischen Lynchmordes, streift die Trostlosigkeit des fernen Krieges in Irak und spricht die Gewalt zuhause hinter der Fassade bürgerlichen Familienlebens an. Doch der Refrain bleibt trotz aller Tristesse bei einem hoffnungsvollen: „We will be rolling on".
Aus Marseilles kommt die musikalische Nomadin Soha, deren Eltern vor ihrem Umzug nach Frankreich zum nicht sesshaften Volk der Sahrawi in der West-Sahara gehörten. Entsprechend heißt ihr vielgestaltiges Debut-Album „D'ici et d'ailleurs" („Von hier und woanders"). Als Nomadin zieht sie von afrokubanischen Rhythmen zu Reggae und Tango, Rap und Chanson, kapverdischer Morna, brasilianischer Bossa und frankophonem Rockpop. Dazu singt sie noch alternierend auf Französisch, Englisch und Spanisch. Damit präsentiert Soha ein global vernetztes musikalisches Esperanto.
Zwar von expressiven Farbtupfern durchzogen, betont das Songprogramm dieser Stunde doch eher die leisen und verhaltenen Lieder junger Sängerinnen und Songschreiberinnen, die dem Kanon des Singer/Songwriter-Pop einige schöne und eigenwillige neue Strophen hinzufügen.
Außerdem im Programm: die soeben veröffentlichte Jubiläums-Edition des Albums „Fumbling Towards Ecstasy" von Sarah McLachlan im Digipack mit zwei CDs, einer DVD und ausführlichem Booklet.
Im Laufe der Sendung können drei von Sarah McLachlan handsignierte Büchlein mit Promo-CD gewonnen werden.
10.08.08 1. Stunde (21 - 21.30 Uhr):
Elvis 1968 - Das Comeback
Vor 40 Jahren hätte kaum noch jemand darauf gewettet, dass Elvis Presley nochmals ernsthaft ins Popgeschehen eingreifen könnte. Zuviel Reputation hatte er verloren - nach all diesen kitschigen Hollywood-Filmen (24 an der Zahl zwischen 1960 und '68) und nach all den dazugehörigen, für Rock'n'Roller peinigend schlagerhaften Soundtrack-LPs. 1961 hatte er sein letztes Live-Konzert gegeben. Danach war er für die meisten Rockfans abgeschrieben.
Doch ausgerechnet 1968, als sich die Szene für neue Musiker wie Jimi Hendrix, Cream, Janis Joplin und andere begeisterte, und als die Beatles noch unangefochten die Kings waren, startete Elvis einen Comeback-Versuch und wurde, zumindest in den USA, stürmisch gefeiert. Der King hat den Thron zurückerobert - so lautete die einhellige Meinung von Kritik und Publikum nach der TV-Ausstrahlung der Live-Show, die im Juni 1968 aufgezeichnet wurde.
Das Konzept der Show war einfach, aber clever. Vier verschiedene Shows wurden aufgezeichnet, darunter zwei intime Studio-Konzerte vor kleinem Publikum, locker improvisiert und in spartanischer Besetzung eingespielt - im Grunde eine Vorwegnahme der späteren „Live Unplugged"-Mode. Neben diesen „Sit Down"-Shows - so benannt, weil Elvis und seine Begleitmusiker auf Stühlen saßen - gab es auch zwei „Stand Up"-Shows, mit fast dem gleichen Songmaterial, aber jeweils neuem Publikum, bei dem Elvis in schwarzem Lederanzug vor seinen Fans auf einer kleinen Bühne stehend sang.
Vor allem die spontan improvisierten „Sit Down"-Shows, bei denen Elvis auch Gitarre spielte, kamen entspannt und witzig rüber und waren zugleich anknipsend und mitreißend. Aus diesen vier Shows wurde dann ein etwa einstündiger TV-Film zusammengeschnitten. Die USA-weite Ausstrahlung am 3. Dezember 1968 bescherte den angeschlossenen TV-Stationen eine sagenhafte Einschaltquote von 42 %.
Der Rock-Journalist Greil Marcus schrieb, Elvis habe mit seiner Live-Show fürs Fernsehen zweierlei erreicht, seine dahinsiechende Karriere sei gerettet worden, und: „er machte die beste Musik seines Lebens."
Diese Musik ist soeben zum 40-jährigen Jubiläum als aufwändige Box mit 4 CDs und 36-seitigem Booklet veröffentlicht worden. 103 verschiedene Aufnahmen, allerdings von nur 25 verschiedenen Songs - von den ersten Proben bis zur endgültigen Show-Fassung - einschließlich Outtakes und rare Fragmente, enthält die Jubiläumsedition, die nur einen gravierenden Mangel hat: es fehlt der dazugehörige Konzertfilm auf DVD. Aber die DVD ist bereits 2004 veröffentlicht worden und verkaufte über 600.000 Exemplare.
Die 4-fache CD-Box „Elvis - The Complete 68 Comeback Special" ist vor allem für Fans und Sammler interessant - CD 3 enthält die Wiederholung der Shows, die schon auf CD 2 dokumentiert sind, und CD 4 enthält Proberaum-Mitschnitte in oft schlechter Klangqualität. Die Box wird in der ersten halben Stunde von hr3-rebell vorgestellt. Der Rest der Sendezeit gehört dem Thema Nummer 2 (siehe unten).
10.08.08 2. Stunde und Schluss der 1. Stunde (21.30 - 23 Uhr):
Der Sack dudelt? - Zur Renaissance der Sackpfeife
Der Dudelsack steht im Mittelpunkt des 2. Interkeltischen Folkfestivals in Hofheim am Taunus vom 14. bis 17. August, und deshalb auch im Fokus dieser Sendung. Einer der aktiven Musiker und Mitorganisatoren des Festivals, der Dudelsack-Spieler Thomas Zöller kommt ins Studio und wird die Eigen- und Besonderheiten seines Instrumentes live demonstrieren.
Als Synonym für Bauerntölpel, Trunkenbolde und provinzielle Rückständigkeit galt die Dudelsackmusik lange Zeit. Inzwischen tanzen Techno-Raver und Dancefloorfans zu elektronischen Klängen des Midi-Dudelsacks.
Seit dem frühen Mittelalter kennt man das Pfeifeninstrument, das sich in verschiedensten Varianten und mit unterschiedlichen Namen in den Volkskulturen verbreitete - von Europa bis nach Südwestasien und Nordafrika. Etwa 180 verschiedene regionale Sackpfeifen-Formen kennt man alleine in Europa. Zu den durchdringenden Bordunklängen der Highland Pipes zogen die schottischen Bravehearts in die Schlacht, auf dem Balkan gab es eine lange Tradition von Dudelsack-Wettkämpfen, in Deutschland begleiteten Sackpfeifenspieler die Vagantenspiele auf den Jahrmärkten, im spanischen Galizien spielte die Gaita bei ländlichen Festen auf und in Irland entwickelten sich die spieltechnisch anspruchsvollen Uillean Pipes zum klangprägenden Instrument der irischen Volksmusik.
In den 70er Jahren war es auch der irische Folkrock, der die Dudelsack-Klänge in die Popmusik einbrachte. Stars wie Paul McCartney, Rod Stewart und Kate Bush bereicherten ihre Balladen mit den melancholischen Klängen der Bag Pipes. Heute gehört der Sound des Dudelsack schon fast zum guten Ton im modernen Pop. Ob als Sample oder Naturklang, ob im Ethno-Pop (Hevia), Dancefloor (Afro Celt Sound System) oder Mittelalter-Metal (In Extremo), die altertümliche Sackpfeife feiert eine erstaunliche Renaissance.
Was für eine Pfeife !
03.08.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Wer sagt da Hintertupfing? Auf nach Grünberg, Neu-Anspach, Laubach, Finkenbach!
Alle reden vom 25. Haldern Pop Festival (07. - 09.08.). Wir nicht. Solche Mega-Giga-Massen-Open-Air-Events muss es offenbar geben. Aber die kleinen lokalen Festivals haben meist viel mehr Charme und nicht selten auch ein hochkarätiges Musikangebot. Wo kann man z.B. zwei Weltklasse-Worldmusic-Gruppen wie die virtuose Folkjazz-Band The Shin aus Georgien und die faszinierenden Oberton-Sänger und Steppen-Musiker Huun-Huur-Tu aus dem zentralasiatischen Tuva in einem Festival erleben - neben 19 weiteren hörenswerten Gruppen und Solisten? Beim 10. Internationalen Grimmich Folkfestival in Grünberg am Rande des Vogelsberg wird am kommenden Wochenende (9. und 10. August) die Weltmusik zu Gast sein. Afrikanische, irische, keltische, bulgarische, hellenische, amerikanische, alpenländische und deutsche folk-orientierte Musik wird - neben den beiden Topgruppen aus Georgien und Tuva - beim „schönsten Folkfestival Hessens", so die Eigenwerbung, auf Plätzen und Straßen der historischen Altstadt, in einer Kirche und einem Festsaal zu hören sein.
Einige der dort auftretenden Bands kommen zu Wort und Musik in der ersten Stunde von hr3-rebell. Daneben werfen wir einen Blick auf das schon seit 1988 bestehende „Open Ernstival", das in diesem Jahr am 09.08. in Neu-Anspach veranstaltet wird und bei freiem Eintritt sechs regionale Pop/Rockbands präsentiert.
Blues und Blues-verwandtes bietet das 15. Hessische Bluesfestival im Schlosspark von Laubach (vom 22. bis 24. August), und - auch das traditionsreiche Finkenbach-Festival wird wieder stattfinden (am 30.08.), natürlich mit dem Festival-Begründer Mani Neumeier und seiner Band Guru Guru, den Krautrock- (besser: psychedelischen Jazzrock-)Kollegen Kraan und der westafrikanisch-deutschen Band Jobarteh Kunda.
Hessische Open Air-Festivals mit besonderer Atmosphäre, mit vorzeigbarem Angebot im Rahmenprogramm und mit wirklich hörenswerter Musik, im Vogelsberg, Taunus und Odenwald - empfohlen von hr3-rebell.
Warum zu Massenfestivals in die Ferne schweifen, wenn gute, kleinere Festivals doch so nahe liegen. Dort sieht man mehr, hört besser, zahlt weniger und kann eine Menge Spass haben und gute Erfahrungen machen.
Für die Konzerte von The Shin am 08.08. und Huun-Huur-Tu am 09.08. in Grünberg sind im Laufe der Sendung je 2 x 2 Freikarten zu gewinnen.
03,08.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Von Harfen, Engeln und der übelsten Regierung aller Zeiten - das neue Album von Randy Newman
„Ich finde unsere Regierung katastrophaler als jede andere in den USA, Nixon eingeschlossen", sagt Randy Newman im Interview über den inhaltlichen Hintergrund seines Songs „Piece Of The Pie", in dem er alle Register der Arrangierkunst zieht. Ein solch furioses Spiel mit Stilformen, Anspielungen und Musikpointen hat man seit Frank Zappa nicht mehr gehört. Obwohl das orchestrale Arrangement klanglich mehr mit dramaturgischer Filmmusik oder mit szenischen Songs von Brecht/Weill zu tun hat als mit Zappas Rocktheater. Doch dessen spöttischen Witz im kunstvoll gedrechselten Ablauf haben Randy Newmans Arrangements allemal. Mitten im Song zanken sich plötzlich flämische und wallonische Belgier. Danach geht es sofort wieder um die soziale Schieflage in den USA: Wenige werden reicher, für alle andern geht's bergab - und keinen kümmert's, außer Jackson Browne, so spöttelt der Text. Auch John Cougar Mellencamp kriegt sein Fett weg, weil der einen seiner patriotischen Songs an General Motors verkauft habe. Doch wenn es mit GM den Bach runter ginge, könne er ja noch einen Song an Toyota verscherbeln, so spekuliert sarkastisch der Songtext. Worauf erboste Konservative innerhalb der Songgeschichte dem Sänger ins Wort fallen und wütend schimpfen, das sei nicht wahr, John sei ein Patriot, anders als du! Mit diesem „du" ist natürlich der Sänger Randy Newman gemeint.
Und was sagt Bono zu alledem? Der ist ja wiedermal in Afrika unterwegs, immer dann wenn man ihn mal braucht. Auch dies ist zwischen den Zeilen zu lesen. Und all das, dieser ganze Wahnwitz an espritvollen Gedankensplittern, dieses ganze fulminant sich ergießende Füllhorn an überbordenden Musikideen, das alles findet statt in gerade mal 2 Minuten und 40 Sekunden.
Apropos Zeit: knauserige 34 Minuten kurz ist das gesamte neue Album Harps and Angels, enthält aber 10 Songs mit hoher Informationsdichte, von denen allerdings zwei schon bekannt sind: die bitterbös satirischen Worte zur Verteidigung seines Landes „A Few Words In Defense Of My Country", als Download schon vor einem Jahr im Internet erschienen - und die sentimentalische Ballade „Feels Like Home", die Bonnie Raitt schon 1995 gültig interpretiert hat, singt nun der Meister selbst, ohne sentimentales Pathos aber mit viel brüchigem Gefühl.
Von Gott und dem Tod handelt das neue Album, von der Begierde eines älteren Herrn nach einer blutjungen Frau, von koreanischen Einwanderern, die sich päpstlicher geben als der Papst - respektive amerikanischer als der gemeine Yankee, von der Hohlheit der „Laugh And Be Happy"-Ideologie, von Niederlagen und Misserfolgen, aber auch von der Liebe und ihrer Unmöglichkeit.
Die musikalische Ausführung der Songs zeigt eine besondere Nähe zum Stil der orchestralen Filmmusik, mit der sich Randy Newman in den letzten Jahren vornehmlich beschäftigt hat. Man könnte fast den Eindruck haben, als hätte Randy Newman bei Filmmusikaufnahmen der letzten Jahre zu seinen Orchestermusikern gesagt: Jungs, zwischendurch mal was anderes. Ich hätte hier mal einen kleinen Song für ein neues Album-Projekt, wie wär's?
Die Annäherung an Rock-Arrangements früherer Produktionen - und vor allem seine Flirts mit dem Pop-Mainstream - sind mit diesem Album jedenfalls erst einmal passé.
Der Journalist und ehemalige hr2-Mitarbeiter Thomas Östreicher hatte kürzlich die Gelegenheit ein exklusives Interview mit Randy Newman zu führen - aus Anlass der Veröffentlichung des neuen Albums Harps and Angels, das als Download seit Freitag, dem 01. August verfügbar ist und in physischer Form als CD ab dem 8. August in den Läden steht. Ausschnitte aus diesem hochinteressanten Interview, das der Autor Thomas Östreicher dankenswerterweise hr3-rebell überlassen hat, sind in dieser Stunde zu hören.
Dass Randy Newman trotz aller Häme und Schelte, mit der er die aktuelle US-Regierung angeht, doch ein Patriot bleibt, auch das macht das Interview hörbar. Woanders gibt es noch schlimmere Politiker - meint Randy Newman: „Denken Sie mal an Italien. Genau besehen, ist dieser Typ dort (Berlusconi) schlimmer als Bush. Ihm gehören die größten Zeitungen, die Fußballmannschaft und wer weiß, was sonst noch alles. Das ist doch furchtbar." - Einen Krieg allerdings hat Berlusconi (bislang) nicht angezettelt.
27.07.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Kate Bush - eine Würdigung zum 50. Geburtstag
„Ätherischer und ozeanischer Pop, berückende Piano-Balladen und sachter Eso-Funk, in dem Landschaften, Jahreszeiten, Träume und Erinnerungen aufgehoben sind" - so beschrieb der deutsche Rolling Stone den künstlerischen Inhalt ihres letzten Albums „Aerial", zu deutsch „Antenne". So wie alles, was sie zuvor veröffentlicht hatte, ist auch dieses Doppel-Album, das Ende 2005 erschien, außergewöhnlich, schön und eigen. Man muss ihrer Musik Zeit lassen und braucht wohl auch eine Antenne dafür.
Obwohl im Ansatz populär, hat sich ihre Musik niemals dem Mainstream angebiedert. Ihre Songs erfordern Aufmerksamkeit, wollen entdeckt werden. Die ersten Zeilen ihres „Aerial"-Songs „Somewhere In Between" kleiden dies in eine simple aber schöne Metapher: Es braucht ein wenig Anstrengung, um auf die Spitze des Hügels hinaufzukommen. Aber von oben hat man einen wunderbaren Blick.
Kurz vor ihrem 50. Geburtstag (am 30. Juli) porträtiert hr3-Rebell in der ersten Stunde mit Kate Bush eine der herausragenden Persönlichkeiten der Frauenbewegung in der Popgeschichte. So eigen und unverwechselbar und so gestalterisch originell ist kaum eine Singer/Songwriterin der letzten 35 Jahre gewesen. Ihre Videos sind ein visueller Genuss, ihre Texte sind durchweg intelligent und erzählerisch angelegt, ihre Kompositionen und Arrangements werden in der Popklassifizierung als „edel" eingestuft. Als ihr größter Nachteil gilt, dass sie ihre Fans so lange auf neue Songs warten lässt. In den letzten 20 Jahren sind nur drei neue Studioalben von ihr erschienen.
27.07.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Hildenbeutel, die zweite - ein Werkstattgespräch
In Deutschland gilt er als einer der Wegbereiter des Trance-Stils, der abgemilderten Form des harten Techno. Mit seinem Projekt Earth Nation führte er als erster Live-Percussion in die Aufführung elektronischer Club-Musik ein. Cygnus X, Odysse of Noises, Curare, Progressive Attack, The Essence of Nature - das alles sind Projektnamen unter denen er seine Musik veröffentlichte. Ist das ein Versteckspiel? Ein Spiel mit Pseudonymen? Und weitere Fragen an den klassisch ausgebildeten Pianisten, Filmmusikkomponisten, Chill Out/Ambient-Musiker, Remixer und Pop-Produzenten folgen in dieser Stunde:
Wie hat er das gemacht? Einen Remix für Robert Palmer anfertigen, wie geht das? Die Lyrik von Anne Clark musikalisch neu bearbeiten, warum so und nicht anders? Was heißt das, Simon Collins, den Filius von Phil Collins, zu „produzieren"? Wie war die Zusammenarbeit mit dem Techno-Papst Sven Väth, an dessen sämtlichen Veröffentlichungen zwischen 1992 - '98 Ralf Hildenbeutel beteiligt war? Warum wird ein aufwändiges Musikprojekt wie „I Love Pop" komplett fertig produziert und verschwindet dann in der Schublade?
Antworten im zweiten Teil der Vorstellung des Frankfurter Musikers und Produzenten Ralf Hildenbeutel. Diesmal in Form eines Werkstattgesprächs.
20.07.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Der außerfriesische Götterbote: Otto der Große ... Komiker wird 60. Eine Würdigung.
Hat er das verdient? Ausgerechnet der prolohafte Comedian Mario Barth lief ihm den Rang ab als erfolgreichster (lebender und aktiver) deutscher Komiker. Mit 70.000 Zuschauern das Berliner Olympiastadion auszuverkaufen, wie es Dumpfbacke Mario am vergangenen Samstag geschafft hat und damit einen Weltrekord für Humoristen-Auftritte aufstellte, damit kann Otto absolut nicht konkurrieren - obwohl böse Zungen behaupten, Ottos jüngste Kalauer und Zoten, seien nicht mehr allzu weit von Mario Barths Pointen entfernt, was die Trefferquote unterhalb der Gürtellinie angehe. Derlei Mäkeleien beziehen sich auch auf die beiden letzten sehr erfolgreichen Otto-Filme „7 Zwerge - Männer allein im Wald" (2004) und „7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug" (2006).
Große Erfolge feierte Otto auch mit seinen Konzerten, TV-Shows und Platten. Vor allem in den 70er Jahren erreichten seine Programme fürs Fernsehen gigantische Einschaltquoten, seine Live-Shows waren meist ausverkauft und drei seiner LPs landeten auf Platz 1 der deutschen Charts.
Der Kalauerkönig, Entertainer und Ottifanten-Maler ist auch ein richtig guter Musiker. Ob die Texte seiner musikalischen Parodien immer und jedem gefallen oder auch nicht, man muss konstatieren, dass die Ausführung der Musik seiner Persiflagen gut gemacht ist. Ob er „Urgent" von Foreigner verballhornt zu „Örtchen", oder ob Sting's „Englishman in New York" bei ihm zum „Friesenjung hinterm Deich" mutiert, ob er den „Schwamm-drüber Blues" singt oder die Neue Deutsche Welle in seinen „Hänsel & Gretel-Variationen" verkackeiert, dies alles lebt von seiner besonderen Musikalität und macht hörbar, dass Otto ein versierter Gitarrist, ein behänder Perkussionist und ein äußerst wandlungsfähiger Sänger ist.
Der Musiker und Parodist Otto Waalkes wird denn auch im Mittelpunkt dieser Würdigung zu seinem 60. Geburtstag stehen. Der ewige Zappel-Otto wird zwar erst am 22. Juli 60, wir feiern ihn aber schon heute, hören Altes und Neues von ihm, freuen uns an seinem Witz, ignorieren aber auch nicht, was zu denken gibt: „Dass von dem ehemals originellen und spritzigen Humor des jungen Otto Waalkes nicht mehr viel übrig geblieben ist, verwundert zwar nicht, hinterlässt aber freilich bei Freunden seines frühen Schaffens einen leicht trüben Eindruck." (filmstarts.de über den letzten Otto-Film von 2006)
20.07.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
"Yellow Submarine", der legendäre Zeichentrickfilm der Beatles hatte vor 40 Jahren Kinopremiere. (Noch eine Würdigung)
„Es war einmal, oder vielleicht zweimal, ein überirdisches Paradies namens Pepperland - ein Reich voller Glück und Musik. Doch die Idylle wurde von den schrecklichen Blaumiesen bedroht, die Pepperland kurzerhand den Krieg erklärten und eine Invasionsarmee schickten. Angeführt wurden die Truppen von dem gefährlichen Fliegenden Handschuh, der alles zermalmte, was gut war. - Auftritt John, Paul, George und Ringo als Retter in der Not!" (zitiert aus der Ankündigung des Films)
Der Zeichentrickfilm Yellow Submarine gilt als ein bahnbrechendes Meiserwerk der Animationskunst. Angeregt von ausgewählten Beatles-Songs zeichnete das Graphiker-Team um den Düsseldorfer Art Director Heinz Edelmann „ein einmaliges Farbenfeuerwerk voll absurd anarchischem Witz, blühendem Nonsens und stilistisch einflussreichen Einfällen" (VideoWoche, 1999).
Die Drehbuchautoren um den späteren Autor der „Love Story" Erich Segal kreierten eine märchenhafte Allegorie auf die Zeitgeschichte und Bewusstseinshaltung der sechziger Jahre mit der utopischen Vorstellung eines paradiesischen Lebensentwurfs, der von einer missgünstigen kriegerischen Gegenmacht vereitelt wird. Doch durch die Hilfe und Gegenwehr der Glorreichen Vier erlebt das Musikparadies Pepperland dann doch noch ein Happy End. Die Beatles mit ihrer lebensbejahenden und fröhlichen Musik vertreiben die kriegerischen Miesmacher, die aggressiven Neinsager und bekehren die Blue Meanies (die Blaumiesen) am Ende sogar zu Friede Freude Eierkuchen und guter Laune.
Mit dem Film selbst hatten die Beatles nicht allzu viel zu tun. Sie lieferten gerade mal vier neue Songs für den Soundtrack ab, wobei diese Songs zum Teil aus der Schublade gezogen wurden, weil sie bei früheren Produktionen aussortiert worden waren. Nur der neue Song „Hey Bulldog" konnte den hohen Ansprüchen, die man damals an Beatles-Songs stellte, einigermaßen gerecht werden. Dafür sind im Film jede Menge berühmte Song-Klassiker zu hören wie etwa „Nowhere Man", „Eleanor Rigby", „With A Little Help From My Friends", „All You Need Is Love" und natürlich der Titelsong des Films „Yellow Submarine".
Leibhaftig, persönlich traten die 4 Beatles nur ganz am Schluss des brillanten, psychedelischen Pop-Art-Spektakels auf - im Grunde nur um launig überzuleiten zum Schlusstitel des Films „All Together Now".
Genau vor 40 Jahren feierte der dritte Beatles-Film seine Kinopremiere in London. Grund genug, sich an die fantasievolle Handlung und wegweisende graphische Darstellung zu erinnern, aber auch an die Bedeutung des Films und erst recht an seine Songs.
13.07.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Es rockt aus den Archiven
Jubiläums-Editionen berühmter Alben sind für Fans und Sammler eine feine Sache, wenn die Plattenfirmen ihre Archive durchforsten und - neben dem zu feiernden Jubiläumsalbum in digital aufbereiteter und klanglich verbesserter Neuauflage - auch noch unveröffentlichte Aufnahmen als Dreingabe spendieren, am besten echte Entdeckungen und inhaltlich überraschende Kostbarkeiten aus der Zeit der ursprünglichen Plattenproduktion. Und wenn die Herausgeber womöglich ihre Spezial-Edition zusätzlich mit einem informativen Booklet versehen und das alles in ansprechender Verpackung präsentieren, dann ist das doch eine Präsentation in dieser Sendung wert.
Fünf überzeugende Jubiläums-Editionen sollen vorgestellt werden.
Da ist zunächst das vor 30 Jahren (und ein paar Monaten) veröffentlichte, bis heute unterbewertete Solo-Album des bis heute unterschätzten Beach Boys Dennis Wilson. Der mittlere der drei Wilson-Brüder, den man ans Schlagzeug bei den Beach Boys gesetzt hatte, weil er kein „richtiges" Instrument spielen konnte und ein Schlagzeuger in der Band fehlte, Dennis war scheinbar der Klischee-Kalifornier: der einzige in der Band, der tatsächlich begeisterter Surfer war und das Leben zwischen Autos, Strandparties und Girls in vollen, auch drogengeschwängerten Zügen genoss. Was er erlebte, daraus machte sein genialer älterer Bruder Brian Wilson die berühmten kleinen Song-Epen vom kalifornischen Traum für die Beach Boys.
Aber der Sonnyboy Dennis hatte auch eine dunkle Seite, kämpfte oft mit Depressionen - übrigens ganz ähnlich wie sein Bruder Brian, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß. Das düstere und unergründliche im Charakter von Dennis zeigte sich auch an seiner Freundschaft zu Charles Manson, dem Todesengel von Hollywood. Dennis Wilson war in gewisser Weise fasziniert von der Manson-Family und ihrer sexuellen Freizügigkeit, von der er eine Weile profitierte. Mit den grausamen Morden an Sharon Tate und den anderen Opfern der Manson-Family hatte er absolut nichts zu tun. Er hatte sich zuvor schon dem Manson-Einfluss entzogen. Doch ein Schatten blieb und lastete auf ihm - bis zu seinem Tod 1983. Der damals 39-jährige war beim Tauchen ertrunken (bei der Obduktion fand man Spuren von Kokain und Valium in seinem Blut).
1977 hatte ausgerechnet er, dem man es am wenigsten zugetraut hatte, als erster der Beach Boys ein Soloalbum produziert: „Pacific Ocean Blue" fand damals unter Kennern große Anerkennung, weil Dennis Wilson mit überzeugenden Songs aufwartete, die teilweise originell und spärlich, teilweise aber auch aufgedonnert und überladen arrangiert waren - und damit die wechselnden Gemütslagen des manisch-depressiven, janus-köpfigen Dennis Wilson dokumentierten. Die aufwändig ausgestattete Jubiläums-Edition enthält auf CD Nr. 2 eine komplette zweite Solo-Produktion von Dennis Wilson unter dem Titel „Bambu - The Caribou Sessions", die nie veröffentlicht wurde. Hier gibt es viel zu entdecken.
Ebenfalls vor rund 30 Jahren erschien Billy Joels erstes großes Erfolgsalbum „The Stranger", das nun auch als spezielle Edition mit einer Zusatz-CD wiederveröffentlicht wurde. Und diese Bonus-CD enthält den bislang unveröffentlichten Mitschnitt eines Konzertes vom Juni 1977 in der New Yorker Carnegie Hall. Und während das Studioalbum „The Stranger" zur Glätte und antiseptischen Sterilität neigt, klingen die Live-Aufnahmen dagegen eher schmutzig und echt. Und die Band rockt live auch mal zünftig über die Grenzen des vorgegebenen Rahmens der Studiofassungen hinaus.
Und noch ein weiteres Album, das vor 30 Jahren das Licht der Öffentlichkeit erblickte, wurde als Jubiläums-Edition am 11.07.08 wiederveröffentlicht. Willie Nelson, Country-Star mit Outlaw-Image tat sich im Dezember 1977 mit der Rhythm'n'Blues-Legende Booker T. Jones zusammen, um eine befruchtende Vermischung von Country und R&B für das Album „Stardust" zu kreieren. Das Ergebnis, das im April 1978 auf den Markt kam, hielt sich über 10 Jahre lang in den US-Country-Charts. Mehr als 5 Millionen Exemplare wurden verkauft. Willie Nelson erfüllte sich mit „Stardust" den Traum, seine favorisierten Pop-Standards zu interpretieren. Als konsequente Fortsetzung enthält die Bonus-CD weitere große Songs aus dem American Songbook, die allerdings auf früheren, aber unterschiedlichen Alben von Willie Nelson bereits veröffentlicht wurden.
Vor 30 Jahren erschien das Debut-Album der australischen Band Midnight Oil. Aber es sollte einige Alben mehr und genau 10 Jahre dauern, bis Midnight Oil in den weltweiten Charts auftauchte. Im April 1988 erschien das Erfolgsalbum „Diesel And Dust" mit dem Welthit „Beds Are Burning". Nun, nachdem Sänger Peter Garrett Politkarriere in Australien machte und im letzten Jahr zum Minister für Umwelt, Kulturerbe und Kultur ernannt wurde, ist zum 20-jährigen Jubiläum ein Digipack erschienen, beinhaltend ein 16-seitiges Booklet, und - neben dem digital bearbeiteten Original-Album - eine DVD, auf der ein kompletter Konzertmitschnitt von 1987 zu sehen ist, außerdem eine Tour-Doku und die Videos der beiden Singleauskopplungen „Beds Are Burning" und „The Dead Heart".
Als längst überfällige Ehrung wurde Leonard Cohen im März dieses Jahres in die „Rock'n'Roll Hall Of Fame" aufgenommen. Dies war für seine Plattenfirma der Anlass, nun im Juli eine schön gestaltete Box als „The Collection" herauszubringen. Diese Kollektion enthält, recht willkürlich zusammengestellt, die fünf Cohen-Alben „Songs Of Leonard Cohen" (1968), „Various Positions" (1985), „I'm Your Man" (1988), „The Future" (1992) und „Ten New Songs" (2001).
Als einzige der Sonder-Editionen, die in dieser Stunde vorgestellt werden, enthält die Cohen-Box „The Collection" keinerlei Zusatzmaterial.
Als Zusatz in dieser Stunde gibt's eine Konzertkritik von der aktuellen Neil Young-Tournee durch Deutschland. Sein sehenswerter Tournee- und Anti-Bush- und Anti-Irakkriegs-Film „CSNY- Déjà Vu" ist soeben angelaufen.
13.07.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Hildenbeutel? Klingt nicht gerade nach Popstar
Aber mit vielen Popstars hat er bereits zusammengearbeitet: Ralf Hildenbeutel, der Pendler zwischen Trance und Pop, zwischen filigraner Instrumentalmusik und expressivem Song-Format, zwischen Paris und Frankfurt. Er ist ein Musikmacher und Produzent von internationalem Format und er ist außerdem ein höchst interessanter Musikant, der von Computerbeats bis Orchestermusik, von krachendem Techno bis leiser impressionistischer Klaviermusik schon alles gemacht hat. Mit dem Techno-Papst Sven Väth hat er genauso zusammengearbeitet wie mit der Popsängerin Yvonne Catterfeld. Als Produzent arbeitete er für Laith Al-Deen, Badesalz, Simon Collins, den Sohn von Phil Collins und viele andere. Seine Dienste als Remixer stellte er für eine Vielzahl von Pop/Rock-Promis zur Verfügung, so z.B. für Robert Palmer, Anne Clarke, Stina Nordenstam, Enigma und Yello. Er veröffentlichte eigene preisgekrönte Soundtracks und Worldbeat-Produktionen und überrascht nun mit einem instrumentalen Soloalbum, das ihn als impressionistischen Pianisten mit Anklängen an Satie und Debussy ausweist. Wer eine solch verwegene musikalische Vielfalt sein eigen nennt und das auch noch auf einem bemerkenswerten Niveau, der muss geradezu in diese Spezialitäten-Sendung hr3-Rebell eingeladen werden. Neben Beispielen aus bekannten Arbeiten, wie seinem Filmsoundtrack „Hommage Á Noir" hören wir Ausschnitte aus seinem neuen minimalistischen Klaviermusik-Album „Lucy's Dream" und - als Radio-Urauführung - bislang unveröffentlichte Song-Produktionen aus seiner Zeit als Auftrags-Songschreiber in London.
Wegen der großen Fülle und Vielfalt - und vor allem wegen der besonderen Qualität - der Produktionen von Ralf Hildenbeutel ist in zwei Wochen eine Fortsetzung geplant.
06.07.08 1. und 2. Stunde (21 - 23 Uhr):
Soul of the Blues
„Immer das gleiche Schema, die selben Akkorde. Kennst du einen Blues, kennst du alle", sagen die Kritiker und Verächter. Doch auch wenn sich die musikalischen Grundelemente gleichen, klingt kein Blues wie der andere, wenn Seele mit im Spiel ist - bei den Musikern, dem Sänger, genauso wie beim Zuhörer. Wer eine Verbindung zwischen Ohr und Seele herstellt, empfindet die Schwingungen der Gefühle und den lebendigen Puls in allen Nuancierungen. Denn alles, was lebendig pulst, und jedes Gefühl, das in Schwingung gerät, tut das in ständiger Variation und Veränderung.
Alter und neuer Blues, klassischer und moderner Soul ist heute in hr3-Rebell zu hören, manches klingt ähnlich und vergleichbar, nichts davon klingt wie ein-und-dasselbe, sondern im Gegenteil individuell und verschiedenartig.
Neu und ungemein kraftvoll ist das Bluesrock-Album „The Outsider" von Walter Trout. Archaisch und inspirierend klingt das gerade wiederveröffentlichte Album „The Real Thing - Taj Mahal live 1971 at Fillmore East".
Neu und modern und dennoch traditionell klingt das aktuelle Album „Lay It Down" des Soul-Predigers Al Green; der legendäre Soul-Man der frühen siebziger Jahre präsentiert sich klangtechnisch auf der Höhe der Zeit. Alt aber zeitlos sind die soeben wiederveröffentlichten Aufnahmen „Aretha Sings The Blues" aus den frühen sechziger Jahren von Aretha Franklin; der von ihr verfasste, ekstatisch gesungene Titel „Today I Sing The Blues" lässt den Soul-Fan auch noch 46 Jahre nach der Aufzeichnung vor Ergriffenheit und Ehrfurcht in die Knie gehen.
Neu und taufrisch klingen die alten Standards, die soeben von Willie Nelson und Wynton Marsalis im Live-Album „Two Men With The Blues" veröffentlicht wurden. Heavy rockend und erden-schwer kommt der Bluesrock-Gitarrist Steve Fister zur Sache auf seinem neuen Album „Deeper Than The Blues".
Neu und funky ist das Album „Watcha Playin" des New Yorker Band-Kollektivs Brooklyn Funk Essentials. Alt und soulful ist die Compilation „The Best of Bobby Womack - The Soul Years" mit einer hinreißenden Fassung des Womack-Klassikers „It's All Over Now", den schon die Stones gecovert hatten, hier im Duett mit Bill Withers aus dem Jahre 1975.
Doch im Mittelpunkt der heutigen Soul- und Blues-Doppelstunde steht der Ruhrpott-Sänger, Bluesgitarrist und Mundharmonikavirtuose Crazy Chris Kramer, der live im hr3-Studio ein kleines Blues-Konzert geben wird. Außerdem sind Ausschnitte aus seinem deutschsprachigen Blues-Album „Komm mit" zu hören. Eine kleine Geschichte des deutschen und deutschsprachigen Blues mit Aufnahmen von Richie Arndt, Blues Company, Das Dritte Ohr, Manfred Häder, Inga Rumpf u.a. rundet das Programm „Soul of the Blues" ab.
Die Süddeutsche Zeitung schrieb über Crazy Chris Kramer:
"...aber verrückt kann man diesen hochprofessionellen Musiker und begnadeten Entertainer weiß Gott nicht nennen. Allenfalls entrückt, wenn er die Augen schließt wie in tiefer Meditation und mit seinem ganzen Körper von der Zehenspitze über Fußsohlen, Knie, Hüften, Arme und bis zu dem kleinen Zöpchen am Hinterkopf in rasendem Rhythmus wippt, hüpft, sich biegt wie ein Rohr, den Atem in heftigen Stößen in sein Instrument presst" (die Mundharmonika ist gemeint). "Bluesman mit einzigartiger, rauchiger Reibeisenstimme, Leidenschaft und Emotion sind die Erfolgsgaranten von Crazy Chris Kramer." (Westfalenpost) - "I love Chris, he is the german master of the blues-harp. Chris rules." (Jack Bruce)
29.06.08 hr3-Rebell fällt aus wegen der Übertragung des EM-Finales
22.06.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
„Tapestry" von Carole King - das epochale Album wiederveröffentlicht
Mit Carole King's Erfolgsalbum vor 38 Jahren begann die Frauen-Power in den Charts. Das mit vier Grammys ausgezeichnete Album „Tapestry" verkaufte weltweit über 24 Millionen Exemplare und blieb ein Vierteljahrhundert lang das meist verkaufte Album einer Solosängerin und Songschreiberin.
Der unglaubliche und unerwartete Erfolg von Songs wie „I Feel The Earth Move", „So Far Away", „It's Too Late", „You've Got A Friend" (von ihrem Freund James Taylor 1971 zum Nummer 1-Hit gemacht) u.a., allesamt enthalten auf dem großartigen Album „Tapestry", ebnete den Weg für alle Sängerinnen/Songschreiberinnen, die nach ihr kamen.
Schon in den frühen 60er Jahren gehörte Carole King als Lohnschreiberin zu den wichtigsten Songwritern des Hitparaden-Pop. Gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Gerry Goffin komponierte sie Popjuwelen wie „Loco-Motion", „One Fine Day" oder „Natural Woman", bevor sie 1968 ihre eigene Karriere als Selbstinterpretin begann. Im November 1970 erschien dann ihr Meilenstein-Album „Tapestry", das nun, am 20. Juni, als Sonder-Edition wiederveröffentlicht wurde. Das neue Doppel-Album enthält viele bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen aus Solokonzerten von 1973 und 1976, bei denen Carole King ihr Album „Tapestry" als Solistin präsentierte. Und diese Aufnahmen, die nur ihr Klavier und ihre Stimme enthalten, dokumentieren die außergewöhnliche Qualität ihrer Songs und ihrer Performance.
„Tapestry", dieses musikalisch-inhaltlich durchweg überzeugende Album machte Carole King zur Vorreiterin der Woman-Power im Pop, was nicht nur die Qualität der Songs angeht, sondern eben auch die damals, zu Zeiten der absoluten Männervorherrschaft in Pop und Rock kaum für möglich gehaltene Quantität des Erfolges. Zwar gab es damals und zuvor auch schon andere starke Frauen-Persönlichkeiten, um nur Joan Baez, Joni Mitchell, Melanie, oder Aretha Franklin zu nennen, doch keine andere hatte nur annähernd so viel Erfolg wie Carole King 1970/71. Erst Alanis Morissette gelang es Ende der 90er Jahre den Verkaufsrekord von „Tapestry" zu übertreffen.
Die erste Stunde von hr3-Rebell widmet sich dem Meilenstein-Album „Tapestry", einschließlich Live- und Coverversionen - und natürlich auch dem EM-Viertelfinale zwischen Spanien und Italien.
22.06.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
A Wizard, A True Star - Todd Rundgren wird heute 60
Ist er tatsächlich „ein Zauberer, ein wirklicher Star"? - so ironisierte er sich selbst im Titel seines 1973er Solo-Albums „A Wizard, a True Star". Ein echter Star ist er nie geworden, außer vielleicht in den Kreisen der Fachleute und Musikerkollegen. Denn die schätzen ihn als einen absoluten Könner, als Multi-Talent und Universalisten der Rockmusik. Todd Rundgren, der heute 60 Jahre alt wird, kann scheinbar alles: er ist nicht nur Sänger, Songschreiber und Multi-Instrumentalist von besonderer Klasse, er hat sich auch als Toningenieur, Produzent, Multimedia-Spezialist und Programmierer besonderes Renommee erworben.
Als Soundtüftler und Klangmagier von manchen mit Phil Spector verglichen, hinterließ er seine Spuren als Produzent bei Gruppen wie Grand Funk Railroad, New York Dolls, Hall and Oates, Sparks, Fanny, Badfinger, Paul Butterfield, The Tubes, XTC („Skylarking"), Bourgeois Tagg, Shaun Cassidy, Meat Loaf, Steve Hillage, Patti Smith Group („Waves"), Tom Robinson Band, The Psychedelic Furs, Janis Joplin (Retrospektive) u.a., außerdem produzierte er die erfolgreichen Compilations „Rock of the 70's, Vol.1-4".
Als Instrumentalist spielte er auf Alben von Johnny Winter, Ringo Starr, Meat Loaf, The Residents und Celine Dion („Falling into You", 1996). Als Toningenieur arbeitete er für The Band, Paul Shaffer, Jules Shear, XTC etc.
Mit seinen Soloplatten verblüffte er die gesamte Szene: als einer der ersten Popmusiker produzierte er ein Doppelalbum („Something Anything" von 1973) ohne jegliche fremde Hilfe im Alleingang; auf seinem Album „Faithful" von 1976 imitierte er klanglich täuschend echt die Beach Boys, Beatles und Jimi Hendrix, lange bevor die Sample-Technologie erfunden wurde - und 1985 trieb er die A-cappella-Vokaltechnik auf die Spitze mit seinem Album „A Cappella". Heute experimentiert er ebenso verblüffend mit Multimedia-Computertechnologie.
Seine eigenen Bands „Nazz" (von 1967 bis 1970) und UTOPIA (von 1973 bis 1993) gehören unter Kennern ins Fach „Verkannte Klassiker".
Auf seinem letzten Solo-Album „Hello, It's Me and my Friends" von 2004, wurde er von Top-Größen der Szene begleitet, wie Edgar Winter, Dweezil Zappa, Tony Levin, Steve Lukather, Jeff ‘Skunk' Baxter und Derek Sherinian, allesamt - wie er - Stars aus der zweiten Reihe, hochgeschätzt von Experten und Musikern. Trotz des hochkarätigen Musiker-Aufgebots offenbarte das Album allerdings, dass Todd Rundgren stilistisch in seiner Welt des ambitionierten Pop-Rocks der 70er und 80er Jahre verortet und auch stehengeblieben ist. Im Jahr darauf ging er auf eine ausgedehnte Tour mit Joe Jackson.
Und als Solist ist er noch immer 'on the Road'. An seinem heutigen 60. Geburtstag tritt er in Kilauea, Hawai auf, allerdings in eher kleinem Kreis und privatem Rahmen. Den größten Erfolg seiner Karriere feierte er aber nicht mit einem seiner Solo- oder Bandprojekte, sondern als Produzent des legendären Meat Loaf-Albums „Bat Out Of Hell", das bis heute als eines der populärsten Alben der Popgeschichte gilt.
Global präsent ist er im Internet, wo er über eine eigene, aufwendig gestaltete Website seine neuen Musik- und Multimedia-Produktionen vertreibt.
Ein kleiner Ausschnitt aus dem kreativen Kosmos von Todd Rundgren ist in dieser Stunde zu hören - und natürlich auch die Schlussphase des EM-Viertelfinales zwischen Spanien und Italien.
(Der Inhalt der Sendung am 22,06. muss sich orientieren am Umfang der aktuellen Live-Berichterstattung vom Viertelfinale der Fußball-EM zwischen Spanien und Italien.)
15.06.08 hr3-Rebell ist ausgefallen, wegen hr3-Sondersendung zum Hessentag (Ärzte-Spezial)
08.06.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Von ihrer Reise ins Innere der Seele singt Katja Werker live im Studio
Man höre sich nur dieses hypnotische und magische Intro ihres Songs „Rollercoaster" an, dann ihre intime, verhauchte Stimme, die von der Achterbahn namens Liebe singt, zwischen Melancholie und Verzückung, Flehen und Verlieren, sich verlieren, alles verlieren, alles gewinnen. Die anstrengendste, aufregendste, wildeste, schönste Berg-und-Tal-Bahn, die das Leben bietet: die magnetische Kraft zwischen zwei Menschen - das ist ihr Thema, neben der nie endenden Reise zu sich selbst. Darum geht es auch im neuen Album „Dakota", das sich auf die Suche begibt nach dem imaginären Eldorado im Innenleben einer jeden leidgeprüften, glückgewärtigen Seele, die auf dem Weg zu sich selbst und zum Selbst des Andern ist. Noch nicht viele kennen Katja Werker, obwohl sie eine der bemerkenswertesten Sängerinnen und Songschreiberinnen in Deutschland ist - mit einem imponierenden Song-Repertoire von inzwischen drei Alben, die ihre Ausnahmestellung im anspruchsvollen deutschen Pop begründen.
In dieser Stunde wird man einiges von ihr kennenlernen können, denn Katja Werker kommt mit ihrer Gitarre ins hr3-Studio, um unter anderem drei Songs live zur Gitarre zu singen, darunter ihren neuen, bislang unveröffentlichten Song „Carry Me Home". Und natürlich erzählt sie auch über die Hintergründe, Abgründe und Gefühlswelten ihrer neuen Songs.
08.06.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Der ewige Prinz am Hof der Black Music - zum 50. Geburtstag von Prince
Mit 13 Millionen verkaufter Exemplare seines Albums „Purple Rain" (1984) stieg Prince Roger Nelson nicht nur zum erfolgreichsten, sondern auch zum innovativsten schwarzen Musiker in der zweiten Hälfte der 80er Jahre auf. Weitere Meilenstein-Alben wie „Sign O' the Times" und „Lovesexy" beförderten noch seinen Ruhm als kreativer Superstar.
Doch Ende der 80er setzte eine künstlerische Flaute ein. Prince machte nur noch Schlagzeilen mit dem Verwirrspiel um seinen Namen (The Artist Formerly Known As Prince, TAFKAP, Symbol), mit dem zweifelhaften Sklavenhalter-Vorwurf gegenüber seiner Plattenfirma, der er zuvor den bis dato höchst dotierten Plattenvertrag aller Zeiten abgerungen hatte und mit dramatisch rückläufigen Plattenverkäufen und musikalischen Ideen.
Doch dann erkämpfte er sich innovatives Terrain zurück. Seine Dreifach-CD „Crystal Ball" von 1998 verweigerte sich gänzlich den herkömmlichen Vermarktungs- und Vertriebswegen und wurde zunächst ausschließlich über das Internet propagiert und vertrieben.
Auch mit seinem jüngsten Album „Planet Earth" vom Juli letzten Jahres sorgte er mit einem ausgefallenen Vertriebs-Clou für Schlagzeilen. In England brachte er das Album als Gratisbeilage einer Tageszeitung unter die Leute. Bei seiner anschließenden Tour erhielt jeder Konzertbesucher das Album als Dreingabe zum Konzertticket. Bei seiner Plattenfirma machte er sich mit solchen Aktionen keine Freunde. Aber die Aufmerksamkeit der Medien und Fans war ihm gewiss. Solche PR-Aktionen schienen auch nötig zu sein, denn die Pop-Öffentlichkeit war zwar noch immer sehr an ihm interessiert, an den Konzerten übrigens mehr als an seinen Alben der letzten Jahre, aber an die Mega-Erfolge der 80er Jahre konnte er nicht mehr anknüpfen.
In seinem Album „Musicology" von 2004 hat er ungewollt sein eigenes Schicksal besungen: er ist Geschichte - aber immer noch hörenswert.
Von seinem kreativen Potenzial her, hätte er den Stellenwert von Michael Jackson nach dessen Affären einnehmen und damit den King beerben können. Aber er blieb der ewige Prinz am Hof des schwarzen Pop. Gestern feierte er seinen 50. Geburtstag.
01.06.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Songs aus Soul und Seide - Kick La Luna, live im Studio.
Ein jazzig-melodiöser Riff, von Bass und Akustikgitarre synchron gespielt, eröffnet dieses Wunderwerk an inspirierter, intelligenter Popkunst. Der Rhythmus groovt akzentuiert, aber doch lässig beschwingt und lebendig tänzelnd. Die Gesangsstimme macht beherzt einen Oktavsprung; später in der Wiederholung geht's nicht mehr so hoch hinauf, da springt die Melodie nur noch in die leicht schräge Septime, die Harmonik wechselt vom melancholischen a-moll in strahlendes A-Dur. Und dann beginnt eine Chorpassage, die sensiblen Gemütern die Tränen in die Augen treibt: der Refrain „Mi Tierra" ist zwischen soul-jazzigem Sologesang und hymnisch schwebendem Chor so wunderbar austariert, dass eine Gefühlsspannung entsteht, die sogleich in wohlig reibungsvollen Intervallen aufgelöst wird. Der Text beschwört poetisch die fragile Schönheit von Mutter Erde. Und dieses ganze, subtil von innen heraus schillernde Song-Juwel macht die Kostbarkeit von „Mi Tierra" überzeugend hörbar. Was für ein wunderbares Song-Geschenk für Herz, Bewusstsein und Seele jedes Zuhörers - und für Mutter Erde.
Die erste Stunde von hr3-Rebell begrüßt mit großer Freude die Veröffentlichung eines großartigen neuen Albums. Mit „Song In My Soul" haben die vier Frauen von Kick La Luna erneut ein musikalisch reiches und an intensiven Stimmungsbildern geradezu verschwenderisches Album veröffentlicht. 12 Songs aus Soul und Seide, stilistisch abwechslungsreich, vom brillant gesungenen a-cappella-Chor über hüfteschwingenden Ethno-Soul und intelligent animierenden Edel-Pop mit Sommerhit-Potenzial bis zur intimen Latinjazz-Ballade, geographisch, was die Musikthemen angeht, von Brasilien bis Neuseeland - welche deutsche Band hat eine solche Universalität auf vergleichbarem Niveau zu bieten?
Durch den Neuzugang der renommierten brasilianischen Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin Zelia Fonseca ist die Band einen weiteren Schritt in Richtung musikantischer Souveränität und Perfektionierung gegangen. Wer auch dieses neuen Album von Kick La Luna versäumen sollte, hat die Chance verpasst, sich einen Zugewinn an Freude zu gönnen.
Eine Woche bevor Kick La Luna die Live-Premiere ihres neuen Songprogramms in der Frankfurter Kulturkirche Sankt Peter (am 07. Juni) präsentieren, kommen die Frauen in die erste Stunde von hr3-Rebell - und womöglich singen und „performen" sie auch live. Nicht verpassen!
01.06.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Kinder, Kinder ...! - Kinderlieder und Kinderfotos aus aller Welt zum „International Children's Day"
Der Weltkindertag wird in Deutschland erst am 20. September begangen. Doch über 30 Staaten von USA bis China feiern den „International Children's Day" am heutigen 1. Juni.
So hören wir in dieser Stunde Songs für und über Kinder aus dem globalen Dorf: farbenfrohe Klänge aus lateinamerikanischen Kinderstuben, Spiel- und Tanzlieder aus Afrika, Wiegenlieder aus Asien, usw., aber auch Pop-Songs über die Kindheit und über Töchter und Söhne.
Kinderreichtum ist nicht nur ein Segen - und das ist es fast überall auf der Welt meist nicht. Auch nicht in Deutschland. „Reiches Land, arme Kinder", so ist eine aktuelle Kampagne überschrieben, die den Skandal der Kinderarmut in Deutschland thematisiert. Der Unicef-Report „Zur Lage der Kinder in Deutschland" stellt der Bundesrepublik ein Armutszeugnis aus. Danach sind hierzulande 2,3 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut bedroht. Damit gilt jeder sechste Minderjährige als „armutsgefährdet".
Das Spielen von Kinderliedern kann daran nichts ändern, mag aber vielleicht zur Diskussion beitragen, die derzeit geführt wird über die Kinderarmut nicht nur in einer reichen Gesellschaft wie der unseren, sondern weltweit.
Die zweite Stunde von hr3-Rebell präsentiert Kinderlieder aus aller Welt, die die Welt der Kinder in den Mittelpunkt stellen, Songs, die rhythmisch verspielt sind, textlich bilderreich und teilweise auch zum Mitsingen reizen; Lieder, die Kindern Spaß machen und sie zugleich ernst nehmen - und deshalb auch für Erwachsene hörenswert sind.
Neben Liedern für die Weltbürger von morgen und heute offeriert hr3-Rebell wunderschöne Fotos von Kindern aus aller Welt (fotografiert von Holger Leue) und beeindruckende Porträtfotos von Kindern aus China und Laos (fotografiert von Iris Gast) - anzuschauen in den Fotogalerien auf der rebell-seite von hr3.de.
alle Fotos von Holger Leue
25.05.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Die Entdeckung einer neuen Stimme: Bettina Henrich singt live im Studio
„Ich hab die Hölle im Blick, aus ist's mit Glamour und Schick. Die Parties sind früh vorbei, halt nicht mehr durch bis halb 3 - ich werde 40!", so stöhnt sie in ihrem Song „Vierzig", um wenig später zu jubeln: „Auf mir liegt kein Fluch, ich wird nur 40". Und sie zählt auf, was alles besser geworden ist: „Heute hab ich Sex bei Licht ... Mit 40 folgst du nicht mehr jedem Trend, du musst nicht mehr dabei sein bei jedem Event. Du hast nicht mehr ständig Angst, du könntest was verpassen, du darfst alles tun, aber du darfst auch alles lassen. Ich werde 40 und will nie wieder 39 sein."
Sie nennt sich selbst kess „Deutschlands älteste Newcomerin". Tatsächlich ist Bettina Henrich, Jahrgang 1967, etwas spät dran mit ihrem Debutalbum „ME" als Sängerin und Songschreiberin. Aber nur das Singen und Schreiben ist noch relativ neu für sie, als Schlagzeugerin kann sie auf eine langjährige Erfahrung bei verschiedenen Bands zurückblicken - wie etwa bei der Coverband Freak Family und der Frauenformation PrimaVera.
Die aus Düsseldorf stammende Musikerin hat sich nicht zuletzt bei der European Jazz-Academy 2006 den letzten Schliff auch als Sängerin angeeignet. Ihre Stimme überzeugt nicht nur durch eine profunde Vokaltechnik, sondern auch durch natürliche Ausstrahlung, feines Timbre und klare Kontur. Sie singt gleichermaßen deutsch wie englisch, letzteres vermehrt. Stilistisch sind ihre selbstverfassten Songs zwischen Latinjazz, Lounge und perkussivem, eher softem Poprock angesiedelt. Ihr musikalisches Talent hat sie wohl von ihrem 1999 an Krebs gestorbenen Vater geerbt. Udo Henrich war Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre ein Folk-Blues-Pionier und exzellenter Fingerpicking-Gitarrist, wurde aber über die lokale Szene hinaus kaum bekannt.
Seine Tochter ist da schon ein Stück weiter. Ihr Benefiz-Song „New Orleans In The Rain", geschrieben für die vom Wirbelsturm Katrina heimgesuchte Stadt, lief in diversen US-amerikanischen Radiostationen - und wird auch in dieser Stunde zu hören sein, wenn Bettina Henrich live im Studio singen wird, begleitet vom Gitarristen Till Schubert und dem E-Bassisten Ralf Wissdorf. Auch ihren selbstbewussten Song „Vierzig" wird sie live singen: „Ich werde 40, ist doch nix dabei. Ich werde 40, das geht auch vorbei. Ich werde 40 und ich fühl mich frei!"
25.05.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Bruce Springsteen - eine Werkschau
„ Verrückte Trommler, Gammler und Indianer im Sommer mit einem Teenager-Diplomaten / auf den Müllhalden mit Mumps pumpt sich ein Heranwachsender seinen Weg hinein in den Hut" - absurde, wilde, kryptische Assoziationsketten reiht der Sänger mit ungestümer Stimme aneinander. Man versteht nur Sinnfetzen und es wird im Verlauf des Songs eher noch komplizierter. Doch Manfred Mann, der mit seinen verschiedenen Bands zuvor schon etliche Hits mit Coverversionen von Dylan-Songs verbuchen konnte, greift auch diesen textlich nahezu unverständlichen Song „Blinded By The Light" auf, landet mit seiner Neufassung 1976 einen Nummer 1-Hit und ebnet damit dem Songautor Bruce Springsteen den Weg in die Liga der Pop-Dichter á la Dylan und Cohen.
Vom Status des neuen, kühnen Talents, das im Frühjahr 1973 seinen ersten Song „Blinded By The Light" im Debut-Album „Greetings From Asbury Park, New Jersey" veröffentlicht, ist es ein weiter Weg bis zum Superstar und US-amerikanischen Rock-Messias, der die verwundete amerikanische Seele nach dem Trauma von Ground Zero mit dem Album „The Rising" 2002 wieder gesunden lässt.
Diese fast 30-jährige Spanne einer einzigartigen Karriere dokumentiert eine Retrospektive, die vorgestern veröffentlicht wurde. Alle Springsteen-Alben, die in diesem Zeitraum erschienen sind, kommen nun als Japan-„Papersleeve"-Editionen im Mini-Vinyl-Look auf den Markt. Die edel verpackten Replika-CDs in High-Quality-Pressung enthalten alle Songtexte (auch in japanischer Übersetzung, oft durch neue Liner-Notes ergänzt) und dürften vor allem für Fans und Sammler gesuchte Raritäten werden, zumal diese Edition der 17 Springsteen-CDs nur bis zum Jahresende im Handel ist.
Die CD-Serie dokumentiert das grandiose Schaffen eines begnadeten Rock-Musikers, der - so schrieb die Rockbibel „Rolling Stone" - in die Rockgeschichte einging als „ein konkurrenzloser Songwriter und vollendeter Künstler, dessen stets sorgfältigst gearbeitete Alben eine leidenschaftliche und intelligente Bestandsaufnahme der Schicksale einer ganzen Generation darstellen. Er ist der herausragendste Live-Performer in der Geschichte des Rock'n'Roll, hat sich selbst als ein Gefangener der Musik, die er liebt, bezeichnet und spielt jede Show so, als wäre es seine letzte. Manche sagen, dass er den Rock'n'Roll im Alleingang aus der Banalität seiner Post-Sixties-Flaute geführt hat. Überdies hat seine Musik ein Bewusstsein geschaffen, dem der Niedergang des amerikanischen Traums im Zuge des gierigen Beutezugs des Landes nicht entgangen ist."
Seine besten Songs, die in dieser CD-Serie alle versammelt sind, handelten schon immer von der Weigerung, „die grausamsten Schicksale oder schmerzvollsten Einschränkungen des Lebens zu akzeptieren. Springsteen spornte sein Publikum stets dazu an, trotz all der Enttäuschungen, Niederlagen, Ungerechtigkeiten und Ängste, die einen bei dem Versuch, hoffnungsvolle Träume Wirklichkeit werden zu lassen, auf Schritt und Tritt verfolgen, den Mut nicht sinken zu lassen." (Mikal Gilmore)
Im Zeitraum der drei Jahrzehnte, die diese neue Edition überspannt, waren die Songs von Bruce Springsteen mit ihrer Energie, Courage und Leidenschaft ein aufmunternder Appell, das alltägliche Leben mit all seinen Defiziten dennoch als lebenswert zu erfahren.
In seiner Hymne „No Surrender" von 1984 singt Springsteen mit klaren, unmissverständlichen Worten und mit dem für ihn so typischen mitreißenden Pathos: „Auf den Straßen gehen heute Nacht die Lichter aus. Die Wände meines Zimmers stürzen ein. Da draußen tobt der Krieg. Du sagst, wir haben keine Chance, zu gewinnen. Ich will ruhen unter friedlichen Himmeln, auf dem Lager meiner Geliebten mit einem weithin offenen Land vor meinen Augen und mit diesen romantischen Träumen in meinem Kopf."
Das Versprechen, die romantischen Träume niemals aufzugeben, das ist der rote Faden im Songbook von Bruce Springsteen und deshalb auch in der Auswahl der Springsteen-Songs aus der neuen Werkschau-Edition, die in der zweiten Stunde von hr3-Rebell vorgestellt wird.
Von Bruce Springsteen lernen, heißt, niemals aufzugeben. Auch wenn man vom Licht, oder was auch immer geblendet wird: „No retreat, no surrender!" - kein Rückzug, keine Kapitulation!
18.05.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Die 68er. Das Hörbuch
„Das Experimentieren mit ekstatischen Sinneserfahrungen und der Wunsch, die körperlichen Grenzen durch bewusst herbeigeführte Rauschzustände zu sprengen, sind unmittelbar verbunden mit der 68er-Bewegung. Die weltweit explodierende Rock- und Popmusik war dabei nicht wegzudenken. Die Beatles, die Rolling Stones, The Doors, Janis Joplin, Jimi Hendrix, sie alle wurden zu Idolen der deutschen Jugend. Mit dem tragbaren Schallplattenspieler zogen ihre Songs ein in die Wohngemeinschaften der Republik. Dort wurde nicht selten gemeinsam Musik gehört und dazu getanzt, was fast einem Initiationsritus gleichkam." Dies ist ein Zitat aus dem neuen Hörbuch „Die 68er. Kurzer Sommer - lange Wirkung", das zur gleichnamigen Ausstellung im Historischen Museum in Frankfurt veröffentlicht wurde. Sowohl die Ausstellung, die noch bis 31. August 2008 gezeigt wird, als auch das ergänzende Hörbuch liefern spannende Einblicke in die Geschehnisse vor 40 Jahren - nicht nur in Deutschland. Interviews mit Zeitzeugen wie Günter Amendt, Claus Leggewie oder Günter Wallraff machen die Momentaufnahmen der 68er-Generation lebendig. Zur Sprache kommen einige der großen Themen jener Zeit: Kommune und Wohngemeinschaft, Geschlechterrollen, Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, internationale Solidarität, Aktionsformen, Gewaltfrage, Lebensstile und die „Spießerhölle".
Ein historischer Anlass bietet sich an, das Hörbuch „Die 68er" gerade heute vorzustellen. Heute vor 40 Jahren begann während der Pariser Mai-Unruhen der erste wilde Generalstreik in der Geschichte Frankreichs. Etwa 8 Millionen Streik-Beteiligte solidarisierten sich mit den protestierenden Studenten.
Mit deutlich weniger Breitenwirkung demonstrierten die Studenten in Deutschland zur gleichen Zeit vergeblich gegen die Notstandsgesetze, die am 30. Mai 1968 von der großen Koalition im Bundestag verabschiedet wurden. Die Folge war eine Radikalisierung der Proteste der APO, der Außerparlamentarischen Opposition.
Die Keimzelle der weltweiten studentischen Protestbewegung Anno 68 war die Studenten-Rebellion des Free Speech Movement im kalifornischen Berkeley von 1964. Darauf wird der Kulturwissenschaftler und Herausgeber des Hörbuchs „Die 68er" Christian Arndt hinweisen, der in der ersten Stunde von hr3-Rebell zu Gast sein wird.
Das Musikprogramm dieser Stunde enthält Songklassiker, die mit der 68er-Bewegung in Verbindung stehen, aber auch 40-jährige Platten-Jubiläen von Pink Floyd's „A Saucerful Of Secrets" und Jethro Tull's „This Was". Zu hören ist ebenso die Rolling Stones-Single „Jumpin' Jack Flash", die im Mai 1968 auf den Markt kam. Gerade erschien auch das neue Album „PSY" von Guru Guru, mit dem die dienstälteste deutsche Psychedelic Rock-Band ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feiert und auf eine ausgedehnte Tour geht. Manche 68er geben nie auf.
18.05.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Weibliche Klanggärten - Neue CDs von Frauen
„Popmusik muss experimentell sein, sonst ist sie sinnlos", sagt die 30-jährige Vokalartistin Camille aus Paris. Weil Sinnlosigkeit ihre Sache nicht ist, haucht und jauchzt, gurrt und schnalzt, säuselt und trillert sie kunstvoll und experimentierfreudig auf ihrem herausragenden Album „Music Hole" und sorgt auch textlich für eigenwillige Akzente. So heißt es z.B. in einem ihrer schönsten Refrains: „Heimat ist nicht ein Hafen, Heimat ist, wo es schmerzt."
Martha Wainwright beweist Sinn für schwarzen Humor mit dem Titel ihres neuen Albums „I Know You're Married, But I've Got Feelings Too". Wie ironische Zitate lesen sich ihre Songtitel „Hearts Club Band" und „Tower Song". Doch der nach Sgt. Pepper klingende Song handelt völlig ironiefrei von der Einsamkeit und den blutenden Wunden im tiefsten Innern vieler Menschen. Und der Song, der an Leonard Cohens „Tower Of Song" erinnert, spielt mit Assoziationen an die New Yorker Twin Towers, den Irak-Krieg und die Belagerung von Sarajevo, bei der zwei Liebende starben - in inniger Umarmung.
„Während ich früher im Wald mit Bären kämpfte, sitze ich heute auf der Veranda und streichle ein Kätzchen" - mit dieser Metapher beschreibt Edie Brickell, dass heute für sie das Songschreiben eine entspannte Angelegenheit ist. „Früher", das war die Zeit mit ihrer Band New Bohemians, mit der sie vor 20 Jahren berühmt wurde, vor allem mit dem Erfolgssong „What I Am". Gemeinsam mit Harper Simon, dem Sohn ihres Ehemannes Paul Simon, gründete sie das Duo The Heavy Circles und veröffentlichte nun ein gleichnamiges Album mit zehn neuen Songs, die überwiegend entspannt klingen, aber auch mal nach Kämpfen mit Bären im Wald.
Die romantische südasiatische Liedform des Ghasel, verbunden mit dem portugiesischen Fado, mit nordafrikanischen Grooves, Bollywood-Elementen und Punjabi-Folklore, diese stilistisch übergreifende Musikmelange präsentiert auf souveräne Art die in New York lebende Inderin Kiran Ahluwalia. Weil ihre Musik wanderfreudig zwischen den Kulturen unterwegs ist, trägt ihr neues Album den Titel „Wanderlust".
Die zweite Stunde von hr3-Rebell wandert mit Lust durch Klanggärten und Musikräume, die von kreativen Sängerinnen und Musikerinnen auf hörenswerten neuen CDs geschaffen wurden.
04.05.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Hörer machen Radio: Eine Hommage an Menschen, Musik und mehr
Das gab's noch nie in hr3-rebell, dass zwei Hörer eine komplette Sendestunde nach eigenen Vorstellungen gestalten konnten. Die beiden haben sogar den folgenden Ankündigungstext selbst geschrieben:
„Der Marburger Kulturladen KFZ richtete letztes Jahr zum 30-jährigen Bestehen einen Wettbewerb aus. Zwei der Preisträger in der Musiksparte wünschten sich einen Besuch hier in der Radiosendung und haben sie gleich selber gestalten dürfen. Der Hobby-Songwriter Sebastian Meyer und Alexander Pawlak, ein Liebhaber ausgefallener Musik, suchten sich gemeinsam das Motto „Hommage" aus und erweisen musikalisch bewundernswerten Personen oder auch bemerkenswerten Orten oder Dingen ihren Respekt.
In dieser Stunde erwartet uns eine außergewöhnliche Mischung von selten gespielten Lieblingstiteln aus der Konserve und zumeist extra für die Sendung aufgenommenen Eigenkompositionen. Einer Hymne für die Faulenzer folgt Schräges aus Finnland, leisen Balladen-Tönen für einen trauernden Freund folgt ein krachiger Exkurs in das Ungewohnte. Der Weg führt aus der versteckten Marburger Kultur in die legendäre Frankfurter Jazzszene, wir treffen uns völlig einig in Liverpool, um den Beatles zu huldigen, erweisen aber sogar den „Anti-Beatles" die Referenz. Die große musikalische Hommage nimmt sich natürlich auch des Radios an, schwört uns auf die gute Laune ein und endet unvermeidlich bei der Liebe.
Doch was ist Musik ohne die richtigen Bilder? „Something magnificient to move the air molecules of your room around" (Frank Zappa). Dennoch beugten sich die beiden den Notwendigkeiten des heutigen Musikbusiness und bieten zu den Songs Videos an, damit sich die Hörerinnen und Hörer auch visuell einen Reim darauf machen können, wem die Hommagen gelten. Dabei handelt es sich Budget-bedingt allerdings um „No-Motion-Videos", also gut: Bilder. Mit einer Ausnahme: Auf dem authentischen Bonus-Live-Video gibt es noch einen augenzwinkernden Blues-Song vom Duo Andy & Sebastian zu erleben, so unpassend wie eisbrechend bei einem Musikabend von Marburger Trauergruppen im Jahr 2002 vorgetragen. Aber immer noch nicht genug der multimedialen Möglichkeiten: Auf der Homepage von Andy Rein - http://www.herr-rein.de/ - kann man die Songtexte von Sebastian Meyer downloaden. Und auf http://www.alternativelieder.de/ finden sich eingedeutschte Texte als Huldigung für beliebte Immergrüns."
04.05.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
„Zai Jian". Zu Gast in Guangzhou, Teil 2 - multimedial
In einem schönen kleinen Park, der im Stadtgebiet von Guangzhou auf einer Insel im Perlfluss liegt, dem einzigen Natur-Refugium im Zentrum der 10-Millionen-Metropole, sieht man Schulkinder proben, wie sie Gymnastik-Reifen über ihren Köpfen zu den olympischen Ringen zusammenfügen. Gut aussehende, top gestylte Models spielen Hochzeitspaare in weißen Brautkleidern und Frack, stehen vor Brunnen an den schönsten Plätzen der Grünanlagen und werden von Profifotografen für die Werbung einer Heiratsagentur abgelichtet. Nicht weit entfernt verrichten ältere Frauen anmutig Tai Chi-Übungen.
Auf einer anderen Insel im Pearl River liegt die Xinghai Concert Hall. Dort finden die Konzerte statt, die in der Kulturwoche „Frankfurt am Perlfluss" von Künstlern aus Frankfurt bestritten werden. Frank Wolff & Company, ein international besetztes Ensemble um den Frankfurter Cellisten und letztjährigen Goethe-Preisträger geben ein kultur- und epochenübergreifendes weltmusikalisches Konzert, das ebenso diszipliniert ernsthaft wie furios ausschweifend ist. Vor allem die emotional eruptiven Passagen begeistern das überwiegend junge chinesische Publikum. In sehr viel kleinerem Rahmen, einem angesagten Club, findet eine Musik-Session statt, in der die Frankfurter Musiker nicht alleine bleiben. Plötzlich gesellt sich eine junge, unkonventionelle chinesische Jazz-Sängerin hinzu und es entwickelt sich ein reizvoller musikalischer Austausch zwischen Frankfurt und Guangzhou. All das ist zu hören, ganz normal im Radio, aber auch zu sehen in Videos und Fotos auf hr3.de.
27.04.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Ein Comedian macht ernst. Gerd Knebel, von Badesalz, rockt hart.
„Warum lachst du Stewardess? Komm, sag schon, du weißt doch, was los ist. Hast du ein Geheimnis, ist das Triebwerk schon kaputt? Dann sag es schnell. Kommen wir hier lebend raus?", so beginnt das Debutalbum des neuen Bandprojekts von Gerd Knebel „Angst vor Clowns". Am 20. Juni wird das hart rockende Album veröffentlicht, doch heute schon - erstmalig im Radio - ausführlich präsentiert.
Gerd Knebel ist derzeit besonders aktiv und produktiv: die Badesalz-Tournee „Dugi Otok" läuft auf Hochtouren, mit seinem Soloprogramm „Um was geht's hier eigentlich" steht er auf diversen Kleinkunstbühnen und nach der Beerdigung seines letzten Band-Projektes „Die Groben Junggesellen" überrascht er schon mit seiner nächsten Band „Angst vor Clowns" - und wie man hört, arbeitet er bereits an einem neuen englischsprachigen Metal Rock-Konzept.
Ist diese extreme Umtriebigkeit aus einer Angst vor Langeweile geboren? Oder verbirgt sich hinter diesem Aktivismus eine Angst vorm Älter-werden, oder davor, etwas zu versäumen, oder eine Angst, dass die Kreativität irgendwann mal nachlässt? Alles Quatsch. Aber warum „Angst vor Clowns" (medizinisch: „Coulrophobie") ?
„Einige Menschen haben Angst vor Spinnen, andere Angst vor Clowns. Die, die Angst vor Spinnen haben, sind zu beneiden, denn Spinnen halten sich oft nur in staubigen Kellern, schmuddeligen Zimmerecken oder tropischen Wäldern auf. Clowns jedoch begegnen einem auf Schritt und Tritt, verkleidet als normale Bürger, Finanzbeamte, Assistenzärzte, Krankenpfleger, Bauarbeiter, Kassiererinnen, Einzelhandelskaufmann, Gas- und Wasserinstallateur, Dachdecker, Computerfachmann, Hausfrau, Pissoirbesucher und, sehr oft, als Politiker. Wie gerne hätte ich Angst vor Spinnen." (Gerd Knebel)
Aggressiver Gitarrenrock und bitterböse Texte verbinden sich zu einer verstörenden Attacke auf Correctness und Mainstream. Brachiale Rock-Energie und intelligente Straßenpoesie gehen hier eine „unheilige Allianz" ein.
Gerd Knebel kommt mit seinem Hardrock-Gitarristen Aren Emirze in die erste Stunde von hr3-Rebell. Es wird krachen, lärmen und rocken wie schon lange nicht mehr in dieser Sendung. Aber, wer hat Angst vor „Angst vor Clowns"? Niemand!
27.04.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Chinesische Entdeckungen - multimedial
In einer Trilogie beschäftigt sich hr3-Rebell in diesen Wochen mit dem Thema China. In dieser zweiten China-Stunde reisen wir abseits der üblichen Touristenrouten zu unbekannten Orten und Regionen in den nordwestlichen Provinzen Xiangxi und Hunan und begegnen verschiedenen Minderheiten, deren Sprachen zum Teil vom Aussterben bedroht sind, deren musikalische Traditionen aber noch sehr lebendig sind.
Im Dorf Dehang hat sich ein alter Brauch bis heute bewahrt. Wollen Gäste das Dorf besuchen, dann müssen sie zur Begrüßung ein Lied singen. Der Reise- und Fernsehjournalist Josef Kirchmeyer hat es mit „Hänschen klein" versucht und hatte damit großen Erfolg bei den sangesfreudigen Dorfbewohnern. Überhaupt würden die Chinesen sehr gerne singen, berichtet der Journalist, der diese Erfahrung auf allen seinen China-Reisen immer wieder gemacht hat. Und vom besonderen Stolz der Chinesen weiß er zu erzählen, von ihrem extrem hoch bewerteten Gut der nationalen Einheit und davon, dass es für einen Chinesen geradezu unerträglich sei, das Gesicht zu verlieren. Dieser Umstand müsse bedacht werden, wenn China, natürlich zu recht, wegen der Menschenrechtsverletzungen in Tibet und anderswo kritisiert würde. Josef Kirchmeyer erzählt in dieser zweiten Stunde auch von der alten Stadt Fenghuang, in der zehn verschiedene Minderheiten friedlich zusammenleben. Von Lijiang berichtet er, der ehemaligen Hauptstadt des alten Königreichs Naxi, in malerischer Landschaft gelegen, eingerahmt von der majestätischen Kulisse schneebedeckter Gipfel, die bis auf sechstausend Meter aufragen.
Josef Kirchmeyers Film „Chinesische Entdeckungen" wird am Dienstag, dem 29.04. im hr-Fernsehen, Redaktion service:reisen, ab 18 Uhr 50 ausgestrahlt. In dieser zweiten Stunde von hr3-Rebell erzählt er von seinen Entdeckungen. Zwei Film-Ausschnitte sind auf hr3.de anzuschauen.
Wissen Sie was „Coulrophobie" ist? - Wenn Sie Angst vor Clowns haben, dann wissen Sie's, denn dann leiden Sie unter einer Coulrophobie. Der Comedian Gerd Knebel, die eine Hälfte von Badesalz, kommt live ins hr3-Studio, um sein neues hart rockendes Bandprojekt „Angst vor Clowns" vorzustellen und um die Frage zu beantworten: Warum nennt einer der erfolgreichsten deutschen Humoristen seine neue Band „Angst vor Clowns"? Und: Hilft lärmender Rock gegen Phobien?
27.04.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Ein Comedian macht ernst. Gerd Knebel, von Badesalz, rockt hart.
„Warum lachst du Stewardess? Komm, sag schon, du weißt doch, was los ist. Hast du ein Geheimnis, ist das Triebwerk schon kaputt? Dann sag es schnell. Kommen wir hier lebend raus?", so beginnt das Debutalbum des neuen Bandprojekts von Gerd Knebel „Angst vor Clowns". Am 20. Juni wird das hart rockende Album veröffentlicht, doch heute schon - erstmalig im Radio - ausführlich präsentiert.
Gerd Knebel ist derzeit besonders aktiv und produktiv: die Badesalz-Tournee „Dugi Otok" läuft auf Hochtouren, mit seinem Soloprogramm „Um was geht's hier eigentlich" steht er auf diversen Kleinkunstbühnen und nach der Beerdigung seines letzten Band-Projektes „Die Groben Junggesellen" überrascht er schon mit seiner nächsten Band „Angst vor Clowns" - und wie man hört, arbeitet er bereits an einem neuen englischsprachigen Metal Rock-Konzept.
Ist diese extreme Umtriebigkeit aus einer Angst vor Langeweile geboren? Oder verbirgt sich hinter diesem Aktivismus eine Angst vorm Älter-werden, oder davor, etwas zu versäumen, oder eine Angst, dass die Kreativität irgendwann mal nachlässt? Alles Quatsch. Aber warum „Angst vor Clowns" (medizinisch: „Coulrophobie") ?
„Einige Menschen haben Angst vor Spinnen, andere Angst vor Clowns. Die, die Angst vor Spinnen haben, sind zu beneiden, denn Spinnen halten sich oft nur in staubigen Kellern, schmuddeligen Zimmerecken oder tropischen Wäldern auf. Clowns jedoch begegnen einem auf Schritt und Tritt, verkleidet als normale Bürger, Finanzbeamte, Assistenzärzte, Krankenpfleger, Bauarbeiter, Kassiererinnen, Einzelhandelskaufmann, Gas- und Wasserinstallateur, Dachdecker, Computerfachmann, Hausfrau, Pissoirbesucher und, sehr oft, als Politiker. Wie gerne hätte ich Angst vor Spinnen." (Gerd Knebel)
Aggressiver Gitarrenrock und bitterböse Texte verbinden sich zu einer verstörenden Attacke auf Correctness und Mainstream. Brachiale Rock-Energie und intelligente Straßenpoesie gehen hier eine „unheilige Allianz" ein.
Gerd Knebel kommt mit seinem Hardrock-Gitarristen Aren Emirze in die erste Stunde von hr3-Rebell. Es wird krachen, lärmen und rocken wie schon lange nicht mehr in dieser Sendung. Aber, wer hat Angst vor „Angst vor Clowns"? Niemand!
27.04.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Chinesische Entdeckungen - multimedial
In einer Trilogie beschäftigt sich hr3-Rebell in diesen Wochen mit dem Thema China. In dieser zweiten China-Stunde reisen wir abseits der üblichen Touristenrouten zu unbekannten Orten und Regionen in den nordwestlichen Provinzen Xiangxi und Hunan und begegnen verschiedenen Minderheiten, deren Sprachen zum Teil vom Aussterben bedroht sind, deren musikalische Traditionen aber noch sehr lebendig sind.
Im Dorf Dehang hat sich ein alter Brauch bis heute bewahrt. Wollen Gäste das Dorf besuchen, dann müssen sie zur Begrüßung ein Lied singen. Der Reise- und Fernsehjournalist Josef Kirchmeyer hat es mit „Hänschen klein" versucht und hatte damit großen Erfolg bei den sangesfreudigen Dorfbewohnern. Überhaupt würden die Chinesen sehr gerne singen, berichtet der Journalist, der diese Erfahrung auf allen seinen China-Reisen immer wieder gemacht hat. Und vom besonderen Stolz der Chinesen weiß er zu erzählen, von ihrem extrem hoch bewerteten Gut der nationalen Einheit und davon, dass es für einen Chinesen geradezu unerträglich sei, das Gesicht zu verlieren. Dieser Umstand müsse bedacht werden, wenn China, natürlich zu recht, wegen der Menschenrechtsverletzungen in Tibet und anderswo kritisiert würde. Josef Kirchmeyer erzählt in dieser zweiten Stunde auch von der alten Stadt Fenghuang, in der zehn verschiedene Minderheiten friedlich zusammenleben. Von Lijiang berichtet er, der ehemaligen Hauptstadt des alten Königreichs Naxi, in malerischer Landschaft gelegen, eingerahmt von der majestätischen Kulisse schneebedeckter Gipfel, die bis auf sechstausend Meter aufragen.
Josef Kirchmeyers Film „Chinesische Entdeckungen" wird am Dienstag, dem 29.04. im hr-Fernsehen, Redaktion service:reisen, ab 18 Uhr 50 ausgestrahlt. In dieser zweiten Stunde von hr3-Rebell erzählt er von seinen Entdeckungen. Zwei Film-Ausschnitte sind auf hr3.de anzuschauen.
20.04.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Zu entdecken: ein neuer Sänger/Songschreiber live im Studio: Rich Webb, ein Schotte aus Melbourne
Berückend pop-melodiös singt er den traurigen Refrain: „Don't Feel So Sad". Im nächsten Song lässt er die Indie-Rockgitarren kreischen. Ein Duett mit der Sängerin Jenny Oates erinnert an die Mörderballaden von Nick Cave. Dann Glockenspiel und nervöse Rhythmik in einem Zwitter aus Neofolk und Elektro-Ballade. Der zerrend aufgerauhte Bluesrock „Firehole" setzt die Gehörgänge unter Feuer und der schwelgerische langsame Pop-Walzer „Cry Like A Whale" mit fliegenden Slide Guitar-Melodien und wohligen Saxophon- und Cello-Liegetönen versöhnt mit der Schlechtigkeit der Welt. In den melancholischen Songs und Slow-Tempi seines Albums „Overboard" kommt die ungekünstelte Stimme von Rich Webb am besten zur Geltung.
Kurz vor Beginn seiner Deutschland-Tour besucht Rich Webb mit seinem Bassisten und Drummer hr3-Rebell, um einige Songs aus seinem neuen Bühnenprogramm live im Studio zu spielen.
20.04.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Ni Hao Ma - zu Gast in Guangzhou, Teil 1 - multimedial, mit Fotos und Videos unter hr3.de
Trist und grau sieht es aus, wenn man durch das riesige Fenster des Hotelzimmers im 11. Stock über die Dächer und Hochhäuser von Guangzhou schaut. Doch der Grund für die graue Aussicht über das Häusermeer ist nicht (nur) die schlechte Luftqualität in dieser südchinesischen 10-Millionen-Metropole, der Grund für das deprimierende Grau ist vor allem die Tönung der Fensterscheiben - als Hitzeschild eine Notwendigkeit, um die aufheizende Kraft der subtropischen Sonne zu mildern. Also Vorsicht mit zu schnellen Vorurteilen. Und doch: bei allen Spaziergängen durch die Innenstadt während des einwöchigen Aufenthalts in Guangzhou dringt nur äußerst selten mal ein Sonnenstrahl durch die Smog- und Dunst-Glocke, die sich über der riesigen Stadt am Perlfluss wölbt.
Ein Uniformierter spricht mich an, was das deutsche Wort auf meinem weißen T-Shirt für eine Bedeutung habe. Ich erkläre ihm die Harmlosigkeit des Wortes und er wendet sich etwas mürrisch von mir ab. Natürlich denke ich sofort, der Uniformierte habe den Verdacht gehabt, ich würde eine verschlüsselte Botschaft im Sinne von „Freiheit für Tibet" auf der Brust tragen. Aber vielleicht war's auch nichts weiter als private Neugier. Oder ist das naiv, so etwas überhaupt nur in Erwägung zu ziehen, gerade jetzt, wo der Fackellauf des olympischen Feuers aus Angst vor pro-tibetischen Demonstrationen weltweit zur Farce verkommt? Oder ist man von den eigenen Vorurteilen über den „Polizeistaat China" schon so sehr umzingelt, dass man alle Erfahrungen nur noch in vorgestanzten Rastern wahrnimmt?
Was darf ich als Moderator der Eröffnungs-Gala zu den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Frankfurt und Guangzhou zum Thema Freiheit und Selbstbestimmung sagen?, Was darf, was kann ich als Ansager auf der Bühne der Xinghai Concert Hall vor den versammelten Oberen der Provinzregierung von Kanton und dem Oberbürgermeister von Guangzhou über Menschenrechte sagen?
Frank Wolff, der Frankfurter Cellist erklärt, es sei am wichtigsten, dass man sich gegenseitig zuhöre.
Die Eröffnungsgala und tags drauf das Konzert „So klingt Frankfurt in China" von Frank Wolff & Company zeigen, was mit dem Zuhören gemeint ist. In Frankfurt lebende Musiker aus Südamerika, Afrika, USA und Asien konzertieren mit gebürtigen deutschen Musikern einfühlsam, respektvoll, sich gegenseitig unterstützend und inspirierend. Das überwiegend junge chinesische Publikum in Guangzhou hört zu, versteht und reagiert begeistert.
Es sind schöne Konzerte, die von den Frankfurter Künstlern in der Xinghai Concert Hall präsentiert werden. Sie finden auf einer Insel statt: Er Sha Island. Eine Insel im Perlfluss, hier gibt es Grünanlagen und Freiräume unter Palmen, weite Blicke über den Fluss und architektonische Großzügigkeit, Tempel der Kunst. Und hier hat es den Anschein, als würde die Sonne häufiger durch den grauen Smog hindurchdringen.
hr3-Rebell widmet sich in einer dreiteiligen Serie dem Thema China, jeweils in der zweiten Stunde an den folgenden Sonntagen.
Am 20.04.: Ni Hao Ma - zu Gast in Guangzhou, Teil 1 mit Reiseberichten und Konzertmitschnitten.
Am 27.04.: Chinesische Entdeckungen. Vorstellung des gleichnamigen TV-Reisefilms über Geheimtipps abseits der üblichen Touristenwege, zu sehen am 29.04. im hr-Fernsehen.
Am 04.05.: Zai Jian - zu Gast in Guangzhou, Teil 2 über Erlebnisse mit Polizisten, Hochzeitspaaren und Jade-Verkäufern. Außerdem: „Sounds Made in Frankfurt", präsentiert im angesagten Club von Guangzhou, dem C:Union.
In allen drei Teilen werden Songs aus dem am 09. Mai offiziell erscheinenden großartigen Album „Alive" der chinesischen Sängerin Sa Dingding zu hören sein. Die ungemein kreative Sängerin, Songschreiberin und Multiinstrumentalistin, deren Mutter Mongolin und deren Vater Chinese ist, singt unter anderen auch in tibetischer Sprache. Am 10. April wurde sie mit dem BBC World Music Award 2008 in der Kategorie „Asia/Pacific" ausgezeichnet.
Der Guardian urteilt: „ Sa Dingding hat es verdient, die erste chinesische Songschreiberin zu sein, die im Westen berühmt wird." Ihr beeindruckendes Album „Alive" hat allemal das Zeug dazu.
13.04.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Kuba, Salsa und Fidels Rückzug
Warum ist Kuba ein teures Touristenziel geworden? Wird Kuba nach Fidel liberaler? Wie entwickelt sich die kubanische Musik?
Aus dem „Oriente" in Kubas Osten stammt die Son- und Salsa-Gruppe Sonoc de las Tunas, die in der ersten Stunde zu Gast sein wird und live im hr3-Studio Ausschnitte aus ihrem neuen Programm spielen wird.
Der Bandname leitet sich ab vom Ausdruck „Sonoridad Cubana de Las Tunas", was soviel bedeutet wie „kubanische Klangfülle aus der Provinz Las Tunas". Die Klangfülle und Virtuosität des Oktetts ist denn auch ein Charakteristikum der Gruppe, neben den ausgefeilten Vokal-Arrangements und der modernen Spielwiese traditioneller kubanischer Musikstile.
Auch Salsa und Son, die musikalischen Hauptströmungen Kubas sind in den Sog des Crossover mit HipHop- und Lounge-Elementen geraten. Wie sich die Band Sonoc de las Tunas zu diesen modischen Trends stellt, wie die aktuelle soziale und politische Situation in Kuba nach Fidel Castros Rückzug aus der Tagespolitik ist, wie sich der Tourismus auf der größten Insel der Karibik weiter entwickelt, auch solche Fragen werden in dieser Stunde zur Sprache kommen.
13.04.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Von San Francisco zum Lake Tahoe (das Thema ist leider ausgefallen, weil der eingeplante Studiogast kurzfristig absagen musste)
An der Grenze der US-Bundesstaaten Nevada und Kalifornien liegt der malerische Gebirgssee Lake Tahoe, der auf fast 2000 Metern Höhe liegt und mit 500 Metern Tiefe der zweittiefste See der USA ist. An Mythologie und Tourismus interessierte Einheimische raunen, im See lebe, ähnlich wie Nessie in Loch Ness, ein kryptozoologisches Seeungeheuer namens Tessie. Gesichert jedenfalls ist die wundersame tiefblaue Wasserfärbung des Sees, für die Lake Tahoe berühmt ist.
Der See liegt auf der Achse San Francisco / Sacramento / Reno, auf der sich die Reise durch das „Gold Country" in dieser Stunde bewegt. Als 1848 in der Nähe von Sacramento, der heutigen Hauptstadt Kaliforniens, das erste Gold entdeckt wurde, begann ein beispielloser Ansturm von Abenteurern und Glücksrittern. Auch wenn hier heute noch hin und wieder Gold gefunden wird, der Reichtum dieser Gegend ist heutzutage die landschaftliche Schönheit wie aus einem Wildwestfilm und das Freizeitangebot im nahe gelegenen Squaw Valley. Der Austragungsort der olympischen Winterspiele von 1960 lockt auch heute noch die Skifahrer in den Wintermonaten. Im Sommer ist Squaw Valley ein Eldorado für Mountainbiker, Wanderer und Bergsteiger.
Der Reise- und Fernsehjournalist Harald Zander hat für die Redaktion „service: reisen" im hr-Fernsehen einen Film über seine Reise „Von San Francisco zum Lake Tahoe" gedreht, der am Dienstag, dem 15. April ausgestrahlt wird. Zwei Tage zuvor erzählt er in der zweiten Stunde von hr3-Rebell von seinen Reise-Erlebnissen und kommentiert live einen Ausschnitt aus seinem Film, den man sich unter hr3.de anschauen kann.
Natürlich kommt die Musik aus Nordkalifornien in dieser Stunde auch nicht zu kurz.
06.04.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Fast vergessen: Paula Cole - zum 40. Geburtstag
Am gestrigen 5. April konnte die US-Sängerin und Songschreiberin Paula Cole ihren 40. Geburtstag feiern. Sie ist mit einer außerordentlich schönen Stimme gesegnet. Sie hat ein Gespür für anmutige, reizvolle Melodien, die eingängig sind aber nicht bieder und erst recht nicht anbiedernd. Und sie hat ein Talent für gehaltvolle Songkompositionen. Vor einem Jahrzehnt war sie richtig erfolgreich, sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum und das Potenzial für mehr war vorhanden. Doch ab dem Jahr 2000 verschwand sie in der Versenkung. Was war passiert?
Im Sommer letzten Jahres dann der Versuch eines Comebacks. Sie hatte Mut gefasst für einen Neuanfang und veröffentlichte ihr viertes Album „Courage" - nach sieben Jahren Plattenpause. Das Album ist musikalisch nicht unbedingt, wie der Albumtitel vermuten ließe, „couragiert", also wagemutig oder gar experimentierfreudig, aber es ist gut. Und doch ist dieser Neuanfang in den USA mehr oder weniger untergegangen und in Europa wurde das Album völlig ignoriert. Sehr zu unrecht.
Neben den bekannten Ingredienzien ihrer früheren Songs, den Stilelementen aus Soul, Pop, R&B und Gospel, hat Paula Cole auf ihrem aktuellen Album nun auch den Jazz entdeckt. Doch obwohl sogar ein Herbie Hancock bei einem Titel am Klavier sitzt, kommt Paula Cole nicht über das Klischee des Bar-Jazz hinaus. Der Versuch, auch die Fans von Norah Jones anzusprechen, scheint so nicht zu gelingen.
Obwohl ihr neues Album „Courage" neben ein paar Schwächen doch einige gute, hörenswerte Songs enthält, hat die Popöffentlichkeit noch nicht so recht wahrgenommen, dass da eine großartige Sängerin und gute Songschreiberin wieder zurückgekehrt ist.
hr3-Rebell bricht eine Lanze für eine Sängerin, die fast in Vergessenheit geraten ist und deren Comeback-Album unverständlicherweise bislang missachtet wird.
06.04.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
„Pop & Poesie - Lieder & Lyrik" - Ausschnitte aus dem hr3-Rebell Konzert vom 15. März im Rahmen von hr3@night
Vor 3 Wochen am 15. März veranstaltete hr3 auf 20 verschiedenen Bühnen in Frankfurt das Großereignis hr3@night, an dem sich auch hr3-Rebell beteiligte mit dem Konzert „Pop & Poesie, Lieder & Lyrik" im Haus am Dom. Auf der Bühne standen die Rezitatoren und Schauspieler Michael Quast, Oliver Steller und Moritz Stoepel - und die Musiker Matthias Frey am Flügel, Dietmar Fuhr am Kontrabass, Perkussionist Ramesh Shotham und Saxophonist Bernd Winterschladen. Nach allgemeiner Einschätzung aller Anwesenden, der Künstler wie des Publikums, war es ein sehens- und hörenswertes Konzert, auch weil sich zum Teil musikalische Kooperationen ergaben, die es so zuvor noch nicht gegeben hatte.
In dieser Stunde sind einige exemplarische Ausschnitte zu hören, Gedichte und Prosatexte von Heinrich Heine, Kurt Tucholsky, Friedrich Schiller, Francois Villon, Rainer Maria Rilke und Ludwig Thoma, überwiegend musikalisch bearbeitet.
Zwischen den hochkarätigen und konzentrationsfordernden Auftritten der Rezitatoren sorgten die musikalischen Interludien von Matthias Frey und Ramesh Shotham für eine Denk-Pause zwischen den intensiven Worten.
Am Ende dieser Stunde werden wir den verschiedenen Formen der Lyrik so nah gekommen sein und mit ihnen so sehr vertraut sein, dass wir der PoeSIE das DU anbieten können.
30.03.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Frankfurt am Perlfluss
Das 20-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen der Metropole am Main und der südchinesischen Zehn-Millionen-Stadt Guangzhou (Kanton), gelegen am Delta des Perlflusses, wird in der nächsten Woche in Guangzhou gefeiert. Unter anderem reist eine Künstler-Delegation in die chinesische Partnerstadt, um Musik und Darstellende Kunst aus der Rhein-Main-Region in Guangzhou zu präsentieren.
Wegen der blutigen Niederschlagung des Protestes der tibetischen Mönche und Zivilisten, hatte mancher Künstler Bedenken zum jetzigen Zeitpunkt nach China zu reisen, Bedenken, die auch durch die aktuelle Diskussion über einen eventuellen Boykott der olympischen Spiele in Peking verstärkt wurden. Man kam aber zum Schluss, dass die Chance eines Dialoges vor Ort mit den chinesischen Offiziellen, aber auch mit den Vertretern der dortigen freien Kulturszene mehr Möglichkeiten bietet als ein Fernbleiben.
Im Kulturprogramm will Frankfurt in China Werte vermitteln, die für die Stadt am Main typisch seien: Weltoffenheit, Toleranz und Gastfreundschaft. So werden Musiker aus aller Welt, die in Frankfurt leben, in Guangzhou auftreten. Aziz Kuyateh, Kora-Spieler und Griot aus Westafrika gehört genauso zum Künstleraufgebot wie die brasilianische Sängerin und Gitarristin Zelia Fonseca, die orientalische Tänzerin Hanan Kadur und die Blues-Sängerin April King aus den USA.
Studiogäste in dieser ersten Stunde werden zwei Künstler sein, die ebenfalls in Guangzhou auftreten: der Frankfurter Cellist und aktuelle Goethe-Preisträger Frank Wolff und die chinesische Geigerin Li Fan, die in Frankfurt lebt. Beide werden live im Studio Ausschnitte spielen aus ihrem Programm des Konzertabends in Guangzhou: „Frank Wolff and International Company".
Der Macher dieser Sendung wird den Eröffnungsabend in Guangzhou moderieren und dabei auch die Fotoausstellung „Frankfurt am Main - Day To Day" des Frankfurter Fotografen Alexander P. Englert und die Kunstausstellung mit Workshops des Frankfurter Atelier Goldstein präsentieren. Zwei eigens für die Präsentation in Guangzhou erstellte Videos der beiden genannten Ausstellungen sind unter hr3.de anzuschauen.
Das Musikprogramm von hr3-Rebell wird durch die Frankfurt-Guangzhou-Connection profitieren, weil mit einem lokalen Radiosender in Guangzhou eine Zusammenarbeit entsteht. Die Musikszene Frankfurt & Rhein-Main wird dort im Radio und im angesagten Club C:Union vorgestellt, im Gegenzug erhält hr3-Rebell aktuelle Pop-CDs aus China. Erste Ausschnitte daraus sind in dieser Stunde zu hören.
30.03.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
„What can a poor boy do ...?" - Die 68er. Zwischen Revolte und Party. Bericht eines Zeitzeugen.
Vom Wasserwerfer bis auf die Haut durchnässt, fühlte sich der kleine Rebell als wäre er nun zum Straßenkämpfer getauft worden. Und der erste - leichte - Hieb, den er vom Knüppel eines Polizisten einstecken musste, war für ihn wie ein Ritterschlag. Jetzt gehörte er dazu. Jetzt war seine Wut auch durch das persönliche Getroffen-sein gerechtfertigt. Er beteiligte sich am Barrikadenbau vor der Frankfurter Societäts-Druckerei. Es galt, die Auslieferung der Bild-Zeitung zu verhindern. Die Springerpresse - und allen voran die Bild-Zeitung - hatte seit Wochen gegen den Studentenführer Rudi Dutschke gehetzt. Und fast folgerichtig war es jetzt passiert. Ein Hilfsarbeiter hatte Dutschke, „das Kommunistenschwein" (O-Ton des Attentäters Josef Bachmann), am Gründonnerstag, dem 11. April 1968 mit drei Schüssen lebensgefährlich verletzt. Elf Jahre später sollte Rudi Dutschke an den Folgen des Attentats sterben.
Allen, die sich zur Studentenbewegung zählten, oder mit ihr sympathisierten, war klar, dass die Hetze der Bild-Zeitung für die Fast-Ermordung des Studentenführers mitverantwortlich war. Also gingen tags drauf, am Karfreitag vor 40 Jahren, Hunderte von Studenten und jungen Leuten spontan auf die Straße und versuchten, die Auslieferung der Bild-Zeitung zu verhindern. An der sachbeschädigenden Protestaktion, einen Bauwagen vor die Ausfahrt der Druckerei zu schieben und umzustürzen, hatte sich der kleine Rebell noch beteiligt, doch als Protestler versuchten, den Bauwagen anzuzünden, da wurde ihm zum ersten Mal mulmig. Dann beteiligte er sich an einer Sitzblockade - und traute seinen Augen nicht. Berittene Polizisten gallopierten auf die Demonstranten zu und ritten in die Menge hinein. Alle schrieen und stürmten in Panik auseinander.
Dieses schockierende Erlebnis, das von der Polizei später abgestritten und von der konservativen örtlichen Presse bewusst falsch dargestellt wurde, sollte die aktive Karriere des rebellischen „Street Fighting Man" bald beenden.
Aber an den sit-ins, be-ins, teach-ins und love-ins jener Tage beteiligte er sich mit großem Interesse. Was sich in dieser Zeit an kreativer Freiheit, spontanen Begegnungen, neuen Lebensentwürfen, sexueller Freizügigkeit und mentalen Erkenntniszuwächsen herauskristallisierte, entwickelte eine Dynamik, die das Gefühl erzeugte, alles sei möglich. Und tatsächlich war vor 40 Jahren in dieser Aufbruchsphase der Jugendkultur fast alles machbar. Auch die schöpferisch geradezu explodierende Musikszene des Jahres '68 machte die neuen Freiräume hörbar. Neue Bands wie Love, Spirit, The Doors, Cream, Steppenwolf, Jimi Hendrix Experience, Iron Butterfly, Vanilla Fudge, Captain Beefheart, The Mothers Of Invention u.a. prägten den geradezu revolutionären Sound vor 40 Jahren.
In Frankfurt, das neben Berlin das Zentrum der Studentenbewegung 1968 war, beginnt am 6. April eine umfangreiche Veranstaltungsreihe über die 68er, die erst im November enden wird, mit Ausstellungen, Diskussionen, Konzerten und Filmen unter der Überschrift „Die 68er. Kurzer Sommer - lange Wirkung", so ist die Ausstellung im Historischen Museum überschrieben. „Die 68er. Langer Sommer - kurze Weile", das ist das Motto des vielgestaltigen Rahmenprogramms.
Die zweite Stunde von hr3-Rebell erzählt wahre Begebenheiten vom Frühjahr 1968 und lässt den Sound jener Zeit Revue passieren.
Was damals in der Luft lag, das fasste die Gruppe Love im Titel ihres Albums vom März 1968 so zusammen: „Forever Changes".
23.03.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Begegnungen rund um die Welt - multimedial
„Das Glücksgefühl nach den Anstrengungen des Aufstiegs nimmt kein Ende. Dabei wandern die neugierigen Augen durch das dichte Blätterdach und bleiben bei rosafarbenen Orchideen fasziniert stehen. Weiter lassen sie sich tragen über goldene Fäden einiger Sonnenstrahlen vorbei an mannshohen Farnen, mächtigen Urwaldbäumen und zartgrünen Stauden. Und dann lässt ein kleiner Spalt tief unten in weiter Ferne die Küste von Santiago erahnen." (aus: „Begegnungen", einem Fotoband, der in dieser Stunde vorgestellt wird). Kreuz und quer durch die Welt führt uns die erste Stunde, von Kuba über Mosambik und Sri Lanka, Nepal und China bis zu den Philippinen und nach Samoa. Einige großartige Schwarzweiß-Fotos des Reisejournalisten und Fotografen Gerd Krauskopf (auf der rebell-Seite von hr3.de) geben die Reiseroute vor.
61 Länder hat der entdeckungsfreudige Fotograf im Laufe der Jahre besucht. Er lebte privat und illegal bei einer kubanischen Familie, was für Ausländer strengstens verboten ist, er wohnte in einem Slum in Manila und in den einfachen Hütten der Einheimischen auf Samoa, immer, um die Lebensumstände und das Lebensgefühl der Menschen vor Ort authentisch zu erleben. Entsprechend sind seine Fotos und Erzählungen so lebendig wie die Wirklichkeit, die er erfahren hat.
In dieser Stunde wird er berichten von Aidswaisen und Straßenkindern in Südafrika, von einem Indianer-Hospital in Guatemala und von Tsunami-Opfern in Sri Lanka, von einem Fast-Absturz auf einer Hängebrücke im Himalaja und von einem Raubüberfall am helllichten Tag in Rio de Janeiro. Und die Musik aus den jeweiligen Ländern liefert dazu den passenden Soundtrack.
Die schönsten seiner unzähligen Reisebilder hat Gerd Krauskopf in seinem gerade veröffentlichten Fotoband „Begegnungen" zusammengefasst. Noch bis Mai läuft die gleichnamige Foto-Ausstellung in der Galerie seiner Heimatstadt Remscheid. Die Fotogalerie auf hr3.de zeigt eine Auswahl von 65 seiner beeindruckendsten Schwarzweißaufnahmen.
23.03.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Frieden und Freiheit für Tibet
Von einem „Kampf auf Leben und Tod" sprach der chinesische Kommunistenchef in Tibet Zhang Qingli im Zusammenhang mit den aktuellen Unruhen in der vor 57 Jahren von China annektierten Provinz Tibet. Der Dalai Lama sei "ein Wolf in buddhistischem Mönchsgewand, ein böser Geist mit menschlichem Antlitz und dem Herzen einer Bestie". Diese Verleumdungen werden verbreitet, obwohl das im Exil lebende geistliche Oberhaupt der Tibeter immer wieder beide Seiten zur Gewaltlosigkeit aufruft und sogar seinen Rücktritt aus der tibetischen Exilregierung ankündigt, falls die Auseinandersetzungen weiter eskalieren. Während weltweit die Frage nach einem eventuellen Boykott der olympischen Spiele diskutiert wird, spricht sich der Dalai Lama gegen einen Boykott aus und setzt sich damit der Kritik aus den eigenen Reihen aus. Exiltibetische Jugendorganisationen fordern einen Boykott der Spiele. Die Frage muss tatsächlich erlaubt sein, wie „die Welt im Sommer ein Fest des Sports und der Kulturen in Peking feiern kann, wenn in Tibet chinesische Panzer ein Volk in Schach halten." (FR)
Unser heutiger Studiogast, der Fotograf und Reisejournalist Gerd Krauskopf hat mehrmals das Dach der Welt besucht, zum letzten Mal war er im Jahre 2005 in Tibet. 29 Farbfotos von dieser Tibetreise sind in der zweiten Fotogalerie auf hr3.de zu sehen.
Die Rockprominenz solidarisierte sich mit Tibet 1997 im Benefizkonzert „Tibetan Freedom Concert". Musiker wie Chris Hinze und Hubert von Goisern haben Tibet bereist und mit tibetischen Musikern und Mönchen musiziert. Auch Danceprojekte und DJs wie Red Buddha, Buddha Lounge u.a. veröffentlichten - nicht selten mit modischem Kalkül und in oft zweifelhafter Qualität - CDs wie „Tibet Trance", „Dreams of Tibet", „Tibetan Sunrise" etc. Aber auch authentische spirituelle Musik aus den buddhistischen Klöstern vom Dach der Welt und die „Stimme Tibets" Yungchen Lhamo wird in dieser Stunde für Tibet zu hören sein.
Fotos zur Mexiko-Sendung:
Mexiko-Fotos von Monika Birk
16.03.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Mexiko - multimedial
Lange Zeit wurde Mexikos Pop-Musik nur mit Mariachi-Trompeten identifiziert und mit Sängern unter riesigen Sombreros, die „La Bamba" schmetterten. Erst die aus Mexiko stammenden Rockmusiker Carlos Santana und Los Lobos brachten mexikanische Klänge mit Latin-Rock und Tex-Mex auf die musikalische Landkarte der Popszene.
Die heutigen einheimischen Rockbands und Popsänger Mexikos sind vornehmlich in Lateinamerika bekannt, weniger im Rest der Popwelt. Daran konnte bislang nur die mexikanische Schauspielerin und Popsängerin Thalia etwas ändern, die auch internationalen Ruhm erlangte, aber erst, nachdem sie in die USA übergesiedelt war.
Mexiko interessiert uns in dieser Stunde nicht nur musikalisch, sondern auch touristisch. Die Fernseh- und Reisejournalistin Monika Birk lässt uns teilhaben an ihrer Reise zu den Maya-Stätten, Palmenstränden und pittoresken Städten auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán.
Am kommenden Dienstag, dem 18. März wird ihr Film über Yucatán in der Sendung „service: reisen" des hr-Fernsehens ab 18 Uhr 50 ausgestrahlt. Wir können schon heute Ausschnitte aus dem Film als Video im Netz unter hr3.de anschauen, während die Filmautorin im hr3-Studio ihren eigenen Filmbeitrag live kommentiert. Das ist der Clou der Sendung: wir schauen gemeinsam das Video im Netz an und hören dazu den Live-Kommentar im Radio.
Das multimediale Angebot dieser Stunde wird noch ergänzt durch etliche Mexiko-Fotos von Monika Birk, präsentiert in einer Foto-Galerie auf der Rebell-Seite von hr3.de.
16.03.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Mess of Blues
Kurz vor Veröffentlichung seines neuen Bluesrock-Albums starb vor zwei Wochen der kanadische Gitarrist und Sänger Jeff Healey an den Folgen der seltenen Krebserkrankung Retinoblastoma, durch die er schon als Kleinkind das Sehvermögen verloren hatte. Sein neues Album „Mess of Blues", das am 20. März veröffentlicht wird, wollte er auf einer ausgedehnten Frühjahrs-Tournee, die ihn auch nach Deutschland geführt hätte, vorstellen. Doch den Kampf gegen den plötzlich metastasierenden Krebs, der auch seine Beine und Lunge befiel, konnte er nicht gewinnen.
Sein neues Album, das er nach 8 Jahren Plattenpause aufgenommen hatte, enthält - wie der Albumtitel „Mess of Blues" schon erwarten lässt - tatsächlich ein buntes Durcheinander von Blues-Standards und bluesverwandten Titeln, Neuaufnahmen von Song-Klassikern wie „The Weight" von The Band, „Like A Hurricane" von Neil Young, „Jambalaya" von Hank Williams und Bill Haley's „Shake, Rattle And Roll". Zwei Titel entstanden bei Live-Sessions in seinem eigenen Bluesclub „Jeff Healey's Roadhouse" in Toronto.
Jahrelang hatte Jeff Healey eine eigene Radio-Show im kanadischen Sender CDC Radio und stellte dort selten gehörte Bluesplatten aus seiner eigenen umfangreichen Privatsammlung vor.
Dies soll - zu seinen Ehren - auch in dieser Stunde nicht anders sein.
Gerade wurde eine Blues-Serie veröffentlicht mit historischen Aufnahmen von Bessie Smith, Robert Johnson, Big Bill Broonzy, Josh White und anderen, digital bearbeitete Blues-Aufnahmen aus den Jahren 1921 bis 1944, die hörbar machen, von wem die allermeisten Rock- und Pop-Sänger und -Sängerinnen gelernt haben.
In der gleichen „Roots'n'Blues"-Serie wurde soeben auch ein Doppel-Album mit den „Essential Blues"-Aufnamen der Jahre 1964 - 1969 von Mike Bloomfield veröffentlicht. Damals hatte Bloomfield in den USA einen ähnlichen Nimbus wie Eric Clapton in England. Mike Bloomfield's vielgerühmte Stationen, von der Paul Butterfield Blues Band, über Electric Flag bis zur „Supersession" mit Al Kooper, sind auf diesem Album „Don't Say That I Ain't Your Man" nachzuvollziehen. Ab Mitte der siebziger Jahre begann sein Stern rapide zu sinken. 1981 starb Mike Bloomfield an einer Überdosis Heroin.
Doch nicht nur Historisches aus der Blues-Szene soll neben dem neuen Album von Jeff Healey in dieser Stunde zu hören sein, sondern auch bluesverwandte Neuveröffentlichungen wie „Nine Pound Hammer" von Mark Selby und „Temple Of Soul" von Brothers In Arms, der neuen Band von Narada Michael Walden und Clarence Clemons, dem Saxophonisten aus Bruce Springsteen's E-Street-Band.
Die zweite Stunde bietet also einen bluesgetränkten Einstieg in die Karwoche.
09.03.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Pop & Poesie - Lieder & Lyrik - die Show am 15.03.
Am Samstag, dem 15. März, wird hr3 zum Abschluss der Frankfurter Musikmesse ein riesiges Musikfest feiern. Unter der Überschrift hr3@night können auf 20 verschiedenen Frankfurter Bühnen über 50 Bands und Solisten aus allen Sparten live erlebt werden. Auch hr3-Rebell ist mit einer eigenen Show vertreten und präsentiert im Haus am Dom ein 3.1/2-stündiges Programm: „Pop & Poesie - Lyrik & Lieder".
Die Besucher können ein künstlerisch hochklassiges Live-Programm erwarten: Prosa und Lyrik großer Literaten und Dichter in moderner musikalischer und schauspielerisch-darstellerischer Bearbeitung von Michael Quast, Oliver Steller, Moritz Stoepel u.a.
In der heutigen ersten Stunde werden die beteiligten Künstler des musikalisch-poetischen Abends vorgestellt.
Goethe - Hölderlin - Rilke, das sind die literarischen Schwerpunkte in der Aufführung und musikalischen Interpretation des Rezitators, Sängers und Gitarristen Oliver Steller („die neue Stimme deutscher Lyrik", Meisterschüler von Lutz Görner), der musikalisch begleitet wird von Bernd Winterschladen (sax.) und Dietmar Fuhr (kontrabass).
In szenischen, musikalischen Darstellungen werden Texte von Hesse, Heine und Villon gesprochen, gesungen und gespielt von Moritz Stoepel (freier Schauspieler, Sprecher, Sänger, Musiker) mit Ausschnitten aus Heines „Reisebilder", Hesses „Glasperlenspiel" und Villons „Das große Testament", musikalisch begleitet von Matthias Frey, einem der renommiertesten Pianisten Europas zwischen Jazz, Klassik und Weltmusik und Ramesh Shotham, dem international bekannten indischen Perkussionisten.
Eine virtuose Performance verspricht der Auftritt des Star-Gastes Michael Quast. „Mit Phantasie und Intelligenz hat er neue Wege für das Erleben von Musik erschlossen ... Denn Hören wird bei Quast zu einem Abenteuer, das Spaß macht und Einsichten vermittelt." ... so heißt es in der Begründung der Jury zur Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises 2001. Im Jahr darauf erhielt Michael Quast den Rheingau Musikpreis, im letzten Jahr folgte der Binding Kulturpreis.
Meistens liest, singt, tanzt und spielt der Starkabarettist, Schauspieler und Geräuschakrobat Goethe, Schiller, Mozart, Hamlet und Operetten.
An diesem Abend wird er sein „Multi-Talent" (hr) einsetzen, um humorvolle, literarische Ausschnitte aus seinem aktuellen Hörbuch auf die Bühne zu bringen: „Sex & Crime, Balladen und Melodrame, gelesen und erlitten von Michael Quast".
Moritz Stoepel wird in dieser ersten Stunde zu Gast sein und Ausschnitte aus seinem Auftrittsprogramm live im Studio aufführen. Vielleicht rezitiert er dann auch sein Parade-Gedicht von Heinrich Heine „Zur Teleologie", in dem es heißt:
„Gott gab uns nur einen
Mund,
Weil zwei Mäuler ungesund.
Mit dem einen Maule schon
Schwätzt zu viel der Erdensohn.
Wenn er doppeltmäulig wär,
Fräß und lög er auch noch mehr.
Hat er jetzt das Maul voll Brei,
Muß er schweigen unterdessen,
Hätt er aber Mäuler zwei,
Löge er sogar beim Fressen."
09.03.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
James Taylor - zum 60. Geburtstag
Feuer und Regen und Dukatensegen.
„Fire and rain" war seine Befreiung aus der Drogenhölle und sein erster Songerfolg 1970. Er hat das Singer/Songwriter-Idiom geprägt wie kein Zweiter - musikalisch-inhaltlich wie kommerziell. Sein Greatest Hits-Album von 1976 ist mit 11 Millionen das bestverkaufte Album eines Singer/Songwriters.
Natürlich gab es vor ihm schon Dylan und Donovan, Simon & Garfunkel und andere, aber seine autobiographischen Gitarrenballaden hatten eine zuvor kaum gekannte Intensität und Intimität gleichermaßen. Fast privatim, auf jeden Fall ehrlich und ungekünstelt, klangen seine Selbstreflexionen und Lebensbeichten in Songformat. Seine ersten schmerzgetränkten Gitarrenballaden von 1969/70 haben die Tür geöffnet für das, was wir heute als Singer/Songwriter-Stil kennen.
Sein Debut-Album erschien im Dezember 1968 auf dem Beatles-eigenen Label Apple, blieb aber ohne Erfolg. Doch schon von seinem zweiten Album „Sweet Baby James" von 1970 wurden über 2 Millionen Exemplare verkauft. Bis dato haben seine Alben insgesamt eine Auflage von über 30 Millionen erreicht. 1998 erhielt er einen Grammy für sein Album „Hourglass" und im Jahre 2000 wurde er in die „Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen.
Heute ist James Taylor ein entspannter, abgeklärter Zeitgenosse und singt und schreibt nach wie vor sensible und hörenswerte Songs. In seinem aktuellen Live-Album „One Man Band", das am 30.11.07 zusammen mit einer Konzert-DVD erschien, zeigt er sich auch von seiner humorvollen Seite in launigen und ironischen Geschichten, die er zwischen seinen Songs erzählt.
Am 12.03. wird James Taylor 60 Jahre alt. hr3-Rebell feiert ihn schon heute.
02.03.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Fliegen mit dir - ein Liebeslieder-Buch von Konstantin Wecker und Johannes Hans A. Nikel
„Flügel der Liebe" illustrieren „Inwendig warm". Ein kreisrunder Siebenfüßler mit einem Auge, goldener Nase und lachendem Mund rollt über die Berge. Diese Illustration, die wie alle andern auch nur drei Farben aufweist, blau-weiß-gold, steht neben einem Gedicht mit dem Refrain: „All die unerhörten Klänge, / dieses Frohsein, diese Lust, / all das weckt in mir Gesänge, / die ich lang nicht mehr gewusst."
Was hat sich der Zeichner und Illustrator Johannes Hans A. Nikel, der ehemalige Herausgeber der Satire-Zeitschrift Pardon dabei gedacht, was hat ihn motiviert und inspiriert, als er zu Liedtexten von Konstantin Wecker eigene Zeichnungen entwarf?
Auf der Nase eines Tigers tanzt eine nackte Frau. Diese Illustration mit dem Titel „Tigers Traum", die in einer Bildergalerie auf hr3.de unter anderem zu sehen ist, hat der Künstler Nikel zum Wecker-Lied „Was hast denn du bloß wieder angestellt mit mir" gezeichnet. Wie kommt man auf eine solche Eingebung? Wie können Gedichte, Lieder und Zeichnungen künstlerisch bereichernd ineinandergreifen?
Solche Fragen werden in dieser Stunde nicht nur theoretisch erörtert, sondern auch hör- und sichtbar gemacht, wenn das Wecker-Lied im Radio zu hören und die dazugehörige Illustration gleichzeitig auf der Rebell-Seite von hr3.de anzuschauen ist - und wenn der Illustrator dies noch ergänzend kommentiert.
„Konstantin Wecker und die noch nicht entzauberte Welt", so lautet die Überschrift des Vorworts zum Buch „Fliegen mit dir", das 38 der schönsten Liebeslieder/Gedichte von Konstantin Wecker enthält, ebenso viele poetische Bilder/Illustrationen von Johannes Hans A. Nikel und eine CD mit einer Auswahl von 20 Wecker-Liebesliedern, deren Texte im Buch abgedruckt sind. Gedacht als besonderes Präsent zu Weckers 60. Geburtstag ist dieses liebevoll gemachte, bibliophile Buch auch ein Geschenk für Verliebte und Kunst-Liebhaber.
Die erste Stunde von hr3-Rebell ist eine Hommage an dieses schöne Buch und die Poesie von Konstantin Wecker:
„Ohne unsres Phantasie / haut des mit der Welt net hie."
02.03.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
„Pardon" und „Underground" - der Zeitgeist der 60er und 70er Jahre
„Equal Goes It Loose - Heinrich Lübke redet für Deutschland", das war 1965 eine Kultplatte, die kürzlich wiederveröffentlicht wurde und damals vom Satiremagazin Pardon und dessen Chefredakteur Johannes Hans A. Nikel herausgegeben worden war.
Er, unser heutiger Studiogast, war mal ein wichtiger, meinungsbildender Verleger in dieser Republik und ist heute ein renommierter Künstler, der in der zweiten Hälfte seines Lebens noch in Philosophie und Soziologie promovierte. Er hat die Bewegungen der Kriegsdienstverweigerer, der Verbraucherschützer und der Grünen mitinitiiert, er war nicht nur Chef von Pardon sondern auch Herausgeber der popmusikalisch orientierten Zeitschrift „Underground", die im Jahre 1968 herauskam. Für etliche heutige große Namen war er der Entdecker und Wegbereiter, um nur Alice Schwarzer, Günter Wallraff, Robert Gernhardt und F.K. Waechter zu nennen. Er beteiligte sich an den Burg Waldeck-Festivals, der Keimzelle jeglicher deutschsprachiger Liedermacherei und Popmusik; er hat Hannes Wader gefördert und ist bis heute mit Konstantin Wecker befreundet, mit dem er im letzten Jahr das bibliophile Buch „Fliegen mit dir" veröffentlicht hat (siehe 1. Stunde) - und heute ist er vor allem Bildhauer und Maler, dessen Werke von den Kritikern als poetisch, witzig und fantasievoll bezeichnet werden. Ein paar Beispiele kann man sich in einer Fotogalerie im Netz unter hr3.de anschauen.
In dieser zweiten Stunde geht es um 1968 und die 60er Jahre, um Pardon und den satirischen Zeitgeist und um den Pop-Underground damals in Wort und Musik, Grundtenor: „Alles schien möglich!"
Zu den Markenzeichen des satirischen Inhalts von Pardon zählte immer die WimS-Kolumne „Welt im Spiegel", die Nonsens-Doppelseite mit dem Untertitel „Pro Bono - Contra Malum". Diese legendäre Kult-Kolumne, vor allem von Robert Gernhardt, F.W. Bernstein und F.K. Waechter geschrieben, erschien erstmalig 1964 in Pardon und strotzte nur so vor genialem Blödsinn, hirnrissigem Sprachwitz und bissiger Satire. Unser Studiogast, der ehemalige Pardon-Chef Johannes Hans A. Nikel, wird ein paar Texte aus der WimS-Ära mitbringen und für uns lesen.
Als Einstimmung hier noch zwei Zitate aus „Welt im Spiegel":
„Wussten Sie schon ...
....dass es der Trenker-Heilanstalt gelungen ist, auch Freddy Quinn von seinem langjährigen Firnweh zu heilen?
... dass die ‚Jungfrau' ihren Namen zu Unrecht trägt, da sie schon 271 mal bestiegen wurde?" - Pardon!
1. Stunde: Konstantin Weckers Liebeslieder als Buch und auf CD, ein Gespräch mit dem Buch-Illustrator und -Herausgeber Johannes Nikel
(Illustrationen von Johannes Nikel)
2. Stunde: Vor 40 Jahren, erster Teil: "Pardon" und "Underground", eine satirische und eine popmusikalische Zeitschrift schreiben mit am Zeitgeist von 1968. Ein Gespräch mit dem Zeitzeugen Hans A. Nikel, dem damaligen Herausgeber beider Zeitschriften
24.02.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Liverpool und seine Popgeschichte
Nur wenige Städte auf der Welt dürfen für sich beanspruchen, einmal der Nabel der Popwelt gewesen zu sein. Die diesjährige Kulturhauptstadt Europas, Liverpool, darf sich diesem auserwählten Kreis einstiger Popmetropolen zurechnen, schließlich war Liverpool das Epizentrum des größten Pop-Bebens, das eine einzelne Band jemals ausgelöst hat. Doch nicht nur die vier Pilzköpfe sorgten dafür, dass die Stadt am Mersey River zu einer Kapitale auf der Landkarte des Pop aufstieg, es war auch der Mersey Beat, der typische Sound von Liverpool, der zwischen 1962 und 64 weltweit für Aufsehen und Aufhorchen sorgte. Neben den Beatles waren die tonangebenden Bands des Mersey Sounds: The Searchers, Gerry and the Pacemakers, Billy J. Kramer and the Dakotas, Rory Storm & The Hurricanes, The Swinging Blue Jeans, The Merseybeats u.a.
Die Fab Four starteten von Liverpool aus ihre unvergleichliche und bis heute unerreichte Karriere, doch Liverpool und die Bands des Mersey Beat verschwanden nach 1964 wieder im Nebel der Popgeschichte. Swinging London war fürderhin die Popmetropole Europas. Doch auch Liverpool brachte immer wieder Bands von Bedeutung, manchmal gar von Weltgeltung hervor, um nur Frankie Goes To Hollywood und Orchestral Manoeuvres In The Dark zu nennen.
Weitere wichtige Bands und Solisten aus Liverpool sind Atomic Kitten, Black (Künstlername von Colin Vearncombe), Cilla Black, The Boo Radleys, Badfinger, China Crisis, Clinic, The Coral, Dead 60's, Dead Or Alive, Echo and the Bunnymen, The Farm, Flock of Seagulls, Fourmost, Billy Fury, Gomez, Icicle Works, The La's, Lightning Seeds, The Real Thing (Hit: "You To Me Are Everything"), The Teardrops Explodes, The Zutons - und die neuesten Liverpool-Lieblinge der Pop-Presse The Wombats.
In dieser Stunde unternehmen wir auch einen durch Fotos illustrierten Rundgang durch die diesjährige Kulturhauptstadt Europas, besuchen das Beatles-Museum, den legendären Cavern Club, das Stadion des FC Liverpool, die Altstadt und die Docks. "Fremdenführer" sind zwei hr3-Rebell-Hörer, Ulla Morgner und Armin Schröder, die ihre privaten Liverpool-Fotos zur Verfügung gestellt haben und von ihren Reise-Eindrücken berichten werden.
Weitere Tipps und Links zum Thema Liverpool von der hr3-Hörerin Ulla Morgner:
Ich habe noch Vieles zum Thema gefunden. Falls du irgendetwas verlinken willst, hier die Internetseite von dem Beatles Museum, in dem ich war: http://www.beatlesstory.com/ Sehr informativ gemacht, gibt gute Hinweise, falls man wirklich plant, mal hinzureisen.
http://www.albertdock.com/
ist auch sehr zu empfehlen, dort bekommt man schon einen Eindruck, warum Liverpool Kulturhauptstadt Europas "sein darf" - hat auch einen Hinweis auf "Beatles Story" und gibt einen tollen Überblick über die Dinge, die die Docks noch zu bieten haben (z.B. auch "Yellow Duckmarine", davon ist auf einem meiner Fotos irgendwo eines im Wasser zu sehen) - außerdem sehr schöne Fotos!! ;-)
Um selbst nochmal zu schauen, was heutzutage im Cavern Club los ist, habe ich diese Seite gefunden: http://www.cavernclub.org/
Und da ist noch ziemlich viel los!! Unter http://www.visitliverpool.com/ kann man zurzeit eine Reise mit Beatles Thema gewinnen, bei der man im diesen Monat neu eröffneten Hard Days Night Hotel (http://www.harddaysnighthotel.com/) übernachtet - wenn das mal nicht passend ist :-) Das Hotel ist direkt an der Mathew Street, also mitten im Geschehen.
Viele Grüße,
Ulla
24.02.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
„All Things Must Pass" - George Harrison, zum 65. Geburtstag
In der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1943, also vor 65 Jahren, wurde einer der größten Söhne Liverpools geboren; 58 Jahre später starb er an einem schweren Krebsleiden. Ausgerechnet er wurde von der schlimmsten Geißel der Menschheit gleich mehrmals heimgesucht. Er, der spirituellste der Fab Four, der als zutiefst gläubiger Mensch mit sich und seinem Leben im Reinen war, wie er immer wieder in Interviews sagte, musste gleich drei verschiedene Krebserkrankungen erleiden. Die ersten beiden konnte er überwinden, doch ein inoperabler Hirntumor ließ ihm schließlich keine Chance mehr.
In der Gitarrenzunft hat George Harrison bis heute einen guten Ruf. Vor allem in den sechziger Jahren galt er als Neuerer, was Soundexperimente anging. Er war der erste Popmusiker, der sich mit der indischen Sitar ernsthaft beschäftigte und das Interesse der Popwelt für die indische Philosophie weckte. Der am 5. Februar verstorbene Guru Maharishi Mahesh Yogi hatte seinen Ruhm im Westen vor allem George Harrison zu verdanken. Doch es wäre falsch, den „stillen Beatle" nur als vergeistigten, religiösen Menschen darzustellen.
George Harrison produzierte z.B. die bitterböse Jesus-Filmsatire „Das Leben des Brian" von Monthy Python, finanzierte die Beatles-Parodie „The Rutles: All You Need Is Cash" und beteiligte sich als „Nelson Wilbury", neben Bob Dylan, Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison an den Traveling Wilburys.
Er war der erste der Fab Four, der die Nach-Beatles-Ära erfolgreich begann. Sein Triple-Album „All Things Must Pass" belegte Ende 1970 Platz 1 der US-LP-Charts. 1971 organisierte er das erste große Benefiz-Festival der Popgeschichte „Concert For Bangla Desh", das allerdings wegen finanzieller Manipulationen in Misskredit geriet.
Es dauerte lange bis George Harrison wieder ein Album veröffentlichte, das sowohl bei den Kritikern Bestand hatte als auch beim Publikum ankam. Das Album „Cloud Nine" von 1987 enthielt sogar wieder einen Nummer 1-Hit mit der Single „Got My Mind Set On You".
Ein Jahr nach seinem Tod erschien im November 2002 das Album „Brainwashed" mit den letzten Songs von George Harrison, fertiggestellt von seinem Sohn Dhani und dem Produzenten Jeff Lynne. George Harrison hatte sich gewünscht, diese Songs, die er im Stadium seiner schweren Erkrankung geschrieben und rudimentär aufgenommen hatte, einfach und rau wie Demoaufnahmen zu belassen. Doch seine beiden Nachlassverwalter konnten der Versuchung nicht widerstehen, die schlicht eingespielten Original-Songs in ein opulentes Arrangement zu verpacken. 2006 erschien als digital überarbeitete Wiederveröffentlichung das George Harrison-Album aus dem Jahre 1971, dessen Titel programmatisch für die Botschaft des spirituellen, dem Hinduismus zugewandten Ex-Beatle ist: „Living In The Material World".
17.02.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Unbekanntes entdecken
... und staunend sich freuen über originelle, kreative und hörenswerte Nischen-Musik von eigenwilligen Pop-Künstlern, die in diesen Tagen mit neuen CDs auf den Markt kommen und sich nicht scheren um die angesagten Trends des Mainstream.
Da ist z.B der leicht freakig versponnene Folkpop des Banjo-Spielers und Singer/Songwriter Sam Simkoff aus Washington D.C., der mit seinem Band-Projekt Le Loup Themen aus Dantes Inferno sehr amüsant und eigenwillig bearbeitet.
Die Französin Corinne Douarre singt fein arrangierte, luftige Pop-Chansons, ab und an mit deutschen Worten angereichert. Seit 1997 pendelt sie zwischen Paris und Berlin, interessiert sich für Kunst, Kino und Architektur. Das alles hört man in ihren minimalistischen Liedern, die zwischen Naturklang und Programmierung wohl austariert sind.
Karpaten-Polka und ukrainischen Folk verbindet die Balkanpop-Band Haydamaky aus der Ukraine mit Punk, Rock, Rap, Dub und Ska und ergänzt den Stil des Bucovina Club durch eine weitere, virtuos gespielte Variante.
Die schwedische Band Hyazinth House, die sich nach einem Song der Doors benannte, klingt wie eine Alternative-Countryrock-Band aus dem Mittleren Westen der USA, wären da nicht die skandinavische Melancholie und Dramaturgie, die der Gruppe erst ihren nordisch kühlen Atem einhauchen.
Der wilde Haarschopf von Pascal Comelade erinnert ein wenig an die Stromstoß-Frisur des Aschaffenburger Kabarettisten Urban Priol. Mit ironischen Pointen und dem Schalk im Nacken arbeitet auch der „Jacques Tati" des französischen Instrumental-Pop Pascal Comelade. Sein neues Album „Mètode de Rocanrol" ist alles andere als eine Unterweisung in die Methode des Rock'n'Roll, dann schon eher eine Lektion in Sachen augenzwinkernder Zirkusmusik.
Der in Australien lebende Schotte Rich Webb präsentiert seinen melodischen Alternative-Rock-Folk-Blues ab April auch live in Deutschland, weshalb sein Album „Overboard" von 2004 nun auch hierzulande veröffentlicht wird.
Acoustic Emo Pop nennt das Trio Filipps Firma aus Bielefeld seinen charmanten und melodiösen Singalong-Stil. Das ist hübscher, gut gemachter Pop, den man ohne Reue genießen kann und der eher nach Westcoast klingt als nach Westfalen.
Mit kräftig berlinernder Schnodderschnauze und knarzendem Timbre nuschelt und singt der Liedermacher Toni Mahoni von Ketten, Beziehung, Methanol, Fleisch, Armut, Sonne, Radler, S-Bahn und resümiert: „Allet is eins!". Seine ebenso lakonischen wie schräg humorvollen Texte und seine leicht versoffene Stimme klingen manchmal nach einer Mischung aus Tom Waits, Rio Reiser und Element Of Crime.
Triphop-ähnliche und andere groove-orientierte Rhythmik hört man in manchen Jazzpop-Songs der Schlagzeugerin, Songschreiberin und Sängerin Bettina Henrich aus Duisburg, deren Debut-Album „ME" gerade für Aufhorchen sorgt.
Und ein neues deutsches Duo, bestehend aus dem Akustik-Gitarristen Eddie Nünning und der Sängerin Lara Schallenberg spielt und singt sich auf beeindruckende Weise durch das Songbook der Popgeschichte und macht hörbar - genauso wie auch die andern Pop-Künstler dieser Stunde - dass am Rande des Mainstreams der Wildwuchs des Pop nach wie vor wunderbar bunte Blüten treibt.
17.02.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Blütenträume von Lou Rhodes
In den ersten Wochen dieses Jahres sind schon einige außergewöhnliche Alben veröffentlicht worden. Das vielleicht großartigste Album des noch jungen Jahres erschien soeben.
„Ein klares Hellblau ist eine meiner Lieblingsfarben. So eines wie der Himmel und das Meer. Ich mag es auf den Ozean zu schauen. Ich mag auch Rot in meinem Haus, das gibt Wärme. Und dann mag ich alle natürlichen Erdfarben, wie Braun- und dunkle Ockertöne, all diese natürlichen Farben", sagt Lou Rhodes und gibt damit auch Auskunft über die Farbpalette der Stimmungen ihres neuen Albums „Bloom". Die ehemalige Sängerin und Songschreiberin der britischen Band Lamb aus Manchester, die Ende der Neunziger Jahre zur Speerspitze der TripHop-Bewegung gehörte, hat die musikalischen Errungenschaften ihrer alten Band nun endgültig übertroffen. War schon ihr erstes Soloalbum „Beloved One" von 2006 ein Dokument ihrer besonderen Fähigkeiten als ausdruckstarke Solistin, so geht ihr neues Album noch ein Stück weiter, was den musikalischen Ideenstrom, die tiefgreifenden Texte, die originellen Klangnuancen und Arrangements und ihre berührende stimmliche Präsenz angeht. Die Songtexte von Lou Rhodes klingen mal wie ein anmutiger Liebesbrief, ein romantisches Märchen, eine herzzerreißende Klage oder ein taumelndes Gedicht zwischen Zerrissenheit, Verzweiflung und Sehnsucht. Liebe in allen Facetten ist das durchgängige Thema des Albums.
„Niemals die Hoffnung zu verlieren, das ist wirklich der Schlüssel und das ist die Lektion, die ich gerade lerne. Ich bin ein sehr romantischer Mensch und deshalb ist es sehr leicht, sich von einer Partnerschaft in die nächste zu stürzen. Aber ich bin dabei zu begreifen - bereits seit einiger Zeit - dass dies nicht die Antwort ist. Andererseits sind wir menschliche Wesen und sehnen uns nach einer echten Partnerschaft mit einem anderen Menschen. Wir können es vielleicht auch in uns selbst finden, aber erst in einer Beziehung können wir all das zeigen, was in uns steckt. Wir können vielleicht recht zufrieden in einer Art Vakuum, in einer Höhle leben und uns als komplett empfinden. Aber erst in einer Beziehung zu anderen Menschen kommt wirklich alles zum Vorschein, unsere Schattenseiten und auch all die Dinge, über die wir nicht gerne nachdenken. Insofern denke ich, dass Liebe viel mehr eine Herausforderung als eine Antwort ist."
Nicht nur großartige und bewegende Songs sind in dieser Stunde von Lou Rhodes zu hören, sondern auch bedenkenswerte Interview-Ausschnitte.
10.02.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Bluesmusiker Jim Kahr spielt live im Studio
Der Blues ist der Blues, die Basis von allem, was mit Popmusik zu tun hat. Doch die afroamerikanische Ursuppe des Blues ist in die Jahre gekommen. Puristen kümmert das wenig. Erneuerer experimentieren mit unterschiedlichsten Materialien, verpassen dem Blues ein neues elektronisches Design, machen das Baumwollfelder-Klischee vergessen durch Einsatz von Grooves und Soundscapes der urbanen Clubszene, oder kreieren gar ein modisches Blues-Styling für die Lounge-Bars der Metropolen.
Was hält unser Studiogast, der Blues-Gitarrist und -Sänger Jim Kahr von diesen neuen Blues-Trends? Er gehört eher zu den Blues-Bewahrern, die dennoch aufgeschlossen sind für neue Impulse. Sein Blues-Credo lautet: Bleib wie du bist und ändere dich täglich. Ihm geht es um das
Variieren der bekannten Blues-Stile und das Suchen nach Ergänzungen in verwandten Genres. Und genau das wird Jim Kahr, unterstützt von seinem Begleitgitarristen Ulf Lenske, live im hr3-Studio vorführen.
Interessant dürfte auch sein, was der aus Chicago stammende Jim Kahr, über den afroamerikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama denkt. Schließlich lebt der schwarze Senator von Illinois und Konkurrent von Hillary Clinton bei den Demokraten in Chicago und hat dort auch seine größte Anhängerschar. Wäre ein schwarzer US-Präsident gut für den Blues?
10.02.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Guatemala - multimedial
Die antike Maya-Stadt Tikal, die aktiven Vulkane im Hochland, die beiden Küstenlinien zum Teil mit Lavastränden sowohl am Pazifik als auch an der atlantischen Karibikküste, die verschiedenen Klimazonen von Regenwald über Trockensavanne bis zu den Viertausender im Hochgebirge, der Artenreichtum an Pflanzen und Tieren - das sind einige der touristischen Besonderheiten des mittelamerikanischen Staates Guatemala, den wir in dieser Stunde besuchen wollen, multimedial: mit Fotos und Videos im Netz unter hr3.de.
Am kommenden Dienstag, dem 12. Februar zeigt das hr-Fernsehen in der Sendung „service: reisen" einen Film über Guatemala. Die Autorin des Films, die Fernseh- und Reise-Journalistin Monika Birk, erzählt uns in dieser zweiten Stunde von hr3-Rebell Geschichten aus Guatemala und berichtet über ihre Rundreise von der Hauptstadt Guatemala-City zu den touristischen Highlights, der historischen Hauptstadt Antigua, den Anbaugebieten des berühmten heimischen Kaffees, den Maya-Stätten, Vulkanen und Karibikstränden.
Ein Clou dieser Radiosendung wird sein, wenn die Filmautorin einen Ausschnitt aus ihrem Film live im hr3-Studio kommentiert, während man sich zeitgleich im Netz unter hr3.de den Film anschauen kann.
Guatemala (Fotos von Monika Birk)
27.01.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
rot, gelb, grün, schwarz - eine popmusikalische Farbenlehre - multimedial mit Fotos und Videos auf hr3.de
Am Tag, an dem die politischen Farben in Hessen neu gemischt werden und das Hauptaugenmerk auf den farbigen Balken der Hochrechnungen liegt, beschäftigt sich die erste Stunde von hr3-Rebell mit der Ausstrahlung der Farben und ihrer Darstellung in den Songs und Texten der Popmusik.
Farben rufen Assoziationen und Gefühle hervor. Deren Wahrnehmung und Zuordnung mag individuell und in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich sein, und doch gibt es universelle Erfahrungen mit Farben: der blaue Himmel, die grüne Vegetation, das rote Blut, die gelbe Sonne, die schwarze Nacht.
Der rote Schal und der gelbe Pullunder können eine politische Signalwirkung haben und weltanschauliche Positionen markieren. Doch was haben Farben mit Politik zu tun? Sehr viel, wenn man an die Flaggen und Nationalfarben denkt oder an die braunen Uniformen der Nazis. So wie heute die Fußballmannschaften mussten früher die Soldaten der kriegführenden Parteien unterschiedliche Farben tragen, damit Freund und Feind im Nahkampf Mann gegen Mann zu unterscheiden waren.
Farbliche Uniformierungen kennt man auch in der Popmusik. Die coolen Blues- und Soulbrother tragen schwarze Hüte. Die Hippies kleideten sich gern orange, auf jeden Fall bunt, die Grufties und Gothic-Rocker dagegen nur schwarz. Von den lila Latzhosen der Alternativ-Szene bis zu den grellen Signalfarben der Punk-Frisuren zieht sich ein farbiger Faden durch die Geschichte der populären Musik. Kein Konzert ohne die Farborgien der Lightshow und kaum ein Musikvideo ohne Farbenrausch.
Und die Farbpalette der Popsongs ist so bunt wie der Regenbogen und so lang wie der Soundtrack der Pophistory. „Red Rain", „The Man In Black", „Green Grass Of Home", „Mellow Yellow" usw..
Und wenn man ins Blaue fährt, wird einem bewusst: „Farben sind das Lächeln der Natur".
27.01.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
„We're only in it for the money"
40 Jahre nach Veröffentlichung des gleichnamigen, legendären Albums von Frank Zappa und seinen Mothers of Invention geht die Zappa-Witwe mit einer beispiellosen Kampagne von Klageandrohungen gegen die internationale Zappa-Fangemeinde vor. Überall auf der Welt halten Zappa-Coverbands und ehemalige Zappa-Begleitmusiker die Erinnerung an den Großmeister aller Rock-Klassen lebendig, indem sie die Werke des Maestro interpretieren und live aufführen. Im mecklenburgischen Bad Doberan wird seit 1990 alljährlich die Zappanale, das weltweit größte Zappa-Gedächtnis-Festival durchgeführt.
All diesen Aktivitäten will Gail Zappa mit dem von ihr kontrollierten Zappa Family Trust nun juristisch einen Riegel vorschieben, angeblich weil die Musiker und Festivalverantwortlichen unautorisiert und künstlerisch zweifelhaft mit dem Werk des großen Rock-Universalisten umgingen und damit das Zappa-Erbe verfälschen könnten.
Eingeweihte wissen aber, worum es der Zappa-Witwe tatsächlich geht: um die ökonomische Kontrolle über die weltweiten Zappa-Projekte bzw. um finanzielle Beteiligungen. Genau so, oder doch etwas anders, wie es der große Zappa mit einer Mischung aus Spott, Ironie und Zynismus vor 40 Jahren musikalisch und textlich brillant formulierte: „We're only in it for the money."
Diese Stunde erinnert an das legendäre Zappa-Album, dessen 40-jähriges Jubiläum zu begehen ist, würdigt den genialen Eklektiker Zappa, der sich selbst gerne bei anderen Künstlern, Stilen und Strömungen bedient hat - und versteht sich als Plädoyer für die künstlerische Freiheit, die schon Zappa selbst für sich reklamierte und die jetzt auch allen Zappa-Nacheiferern zugebilligt werden muss.
Vor 20 Jahren erschien das letzte Rock-Album des begnadeten Patchworkers FZ mit dem Titel „Broadway The Hard Way", in dem Zappa mit seiner furiosen Live-Band aus der vollen Zitatenkiste schöpft und ein grandioses musikalisches Puzzle aus Versatzstücken der Pophistorie zusammenfügt. Diese bravouröse Montagetechnik, die er beherrschte wie kein zweiter, hielt sich auch nicht lange mit Fragen des Copyright auf. Zum Glück nicht. Sonst wäre vielleicht eine solch großartige Musik nie entstanden.
Zusatzinformationen zum Thema:
(enthalten auf der deutschen Zappa-Fan-Seite "arf-society" und der Festival-Seite der Zappanale www.arf-society.de www.zappanale.de )
" Wie bereits mitgeteilt, flatterte Zappa-Tribute-Bands, Fanseiten, Tributeveranstaltern und neuerdings auch dem gemeinen Zappa-Fan auf YouTube Post diverser Anwälte ins Haus.
Inhalt: Unterlassungsverfügungen, angebliche Lizenzverstöße, Mißbrauch von Interviews, Bildern Frank Zappas.
Auftraggeber ist Gail Zappa, die Witwe des 1993 verstorbenen Künstlers, gemeinsam mit der von ihr gegründeten und erst seit 2002 offiziell eingetragenen „Zappa-Family-Trust" Organisation, die - so die offizielle Version - das musikalische Erbe des Künstlers schützen soll. Frank Zappa hat sich bekanntlich gegen jede Art der Bevormundung und künstlerischen Einschränkung zeitlebens vehement gewehrt, sogar regelmäßig selbst die Persiflage anderer Trademarks in seinen Songs betrieben. Frank Zappa besaß stets die Unverfrorenheit, das gesamte musikalische Spektrum wie ein Warenhaus zu nutzen, nicht nur um es zu persiflieren, sondern um es weiterzuentwickeln, um neue Musik zu schaffen. Nicht zuletzt hierfür und für die Art und Weise wie er sich stets selbstironisch, amüsant und witzig präsentierte, lieben und ehren wir ihn noch heute. Ausgerechnet seine Erben wollen nun anderen verbieten, seine Musik zu interpretieren, seinen Namen und seine Barttracht als Symbol im Rahmen von Erinnerungsveranstaltungen usw. zu benutzen! Obwohl Gail Zappa locker von den Tantiemen Frank Zappas leben könnte und durch Tribute-Bands, Erinnerungsveranstaltungen und Fanseiten wesentliche Werbung für ihre Produkte betrieben wird, will sie scheinbar ihren Mann von der Pop-Landkarte streichen und seine Musik ungeschehen machen.
Wir sind davon überzeugt, dass jeder Versuch die alternativen Aktivitäten von Fangruppierungen zu unterbinden, einen direkten Anschlag auf das Erbe Frank Zappas bedeutet.
Der ZFT sollte sein Augenmerk auf diejenigen legen, die mit Raubkopien und Markenpiraterie ihren schnellen Gewinn erzielen wollen - man findet sie zuhauf im Internet. Wenn der ZFT schon seine Anwälte loshetzen will, dann bitte gegen diese Schnorrer und nicht gegen uns - den uneigennützigen Fans von Frank Zappa.
Um ihr dies mitzuteilen, haben Fans aus aller Welt eine Petition an den Zappa-Family-Trust ins Leben gerufen. Viele haben sich schon eingetragen. Innerhalb der ersten 24 Stunden haben bereits rund 600 Fans aus den USA, Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Niederlande, Schweiz, Tschechien, Australien, Finnland, Schweden, Mexiko, Kanada, Ungarn, Argentinien, Spanien, Norwegen, Estland, Israel, Dänemark, Kroatien, Irland und Brasilien ihre Unterschrift geleistet.
Wenn auch ihr der Meinung seid, der Zappa-Family-Trust soll seine sämtlichen Bedrohungen und unhaltbaren gerichtlichen Klagen gegen FZ-Tribute-Bands, Fanseiten, Zappa-Musikfestivals und andere artverwandte Aktivitäten unverzüglich beenden und für die Zukunft unterlassen, dann unterstützt uns hier:
Hier der Text der Petition - von Fans aus der ganzen Welt an den Zappa-Family-Trust
Wortlaut einer Petition an den
Zappa Family Trust:
Wir, die Unterzeichner dieser Petition, fordern den Zappa-Famlily-Trust (ZFT) auf, sämtliche Bedrohungen und unhaltbaren gerichtlichen Klagen gegen FZ-Tribute-Bands, Fan-Seiten, Zappa-Musikfestivals und anderer verwandter Aktivitäten unverzüglich zu beenden und für die Zukunft zu unterlassen.
Alle diese Aktivitäten wurden einzig und allein ins Leben gerufen, um ausschließlich Franks musikalisches Schaffen zu ehren, zu fördern und zu erhalten, auch wenn diese nicht durch den ZFT „genehmigt" wurden.
Auch wenn wir die Arbeit des ZFT der letzten Jahre anerkennen (Zappa plays Zappa Tour, Cd's und Dvd's wie Buffalo, Wazoo und Baby Snakes) ist es für uns nicht nachzuvollziehen, wie auch nur einer der Beklagten in irgendeiner Weise dem Erbe Frank Zappas geschadet hätte.
Im Gegenteil: nachdem wir erkannt haben, dass es keinerlei gleichwertigen Ersatz für diese Aktivitäten gibt, sind wir davon überzeugt, dass jeder Versuch diese alternativen Aktivitäten zu unterbinden, einen direkten Anschlag auf das Erbe Frank Zappas bedeutet.
Der ZFT sollte sein Augenmerk auf diejenigen legen, die mit Raubkopien und Markenpiraterie ihren Gewinn erzielen wollen - man findet sie zuhauf im Internet.
Wenn der ZFT schon seine Anwälte loshetzen will, dann bitte gegen diese Schnorrer und nicht gegen uns - den wahren Fans von Frank Zappa.
Hochachtungsvoll
die Unterzeichner"
20.01.08 1. und 2. Stunde (21-23 Uhr)
La Réunion - ein multimedialer Reisebericht mit Fotos und Videos
„Cilaos" bedeutet in der kreolisch-madagassischen Sprache so viel wie „Ort, den man nicht mehr verlässt". Wer die verwegene Gebirgsstraße von der Küste in den spektakulären Talkessel von Cilaos mal gefahren ist, wer sie gemeistert und genossen hat diese 36 Kilometer mit 400 Kurven und Serpentinen und mit atemberaubenden Ausblicken hinter fast jeder Kurve - und wer Wanderungen durch diese wildromantische Bilderbuchlandschaft des Cirque de Cilaos unternommen hat, wer die rauschenden Wildbäche überquert hat, die tropisch übergrünten Hänge auf gut präparierten Wegen hinaufgekeucht ist, um malerische Wasserfälle in die Tiefe stürzen zu sehen und das Panorama der gigantischen Naturkathedrale mit ihren bis über 3000 Meter aufsteigenden Felswänden auf sich wirken ließ, der wird die Bedeutung des Wortes Cilaos nur zu gut verstehen. (Auf hr3.de sind Fotos und ein Video von unserer Wanderung durch den Talkessel Cirque de Cilaos zu sehen.)
Eine Tageswanderung weiter kommt man in den unmittelbar angrenzenden Talkessel Cirque de Mafate, der fast noch schöner ist als der von Cilaos und völlig abgeschieden liegt. Keine Straße führt in die Einsamkeit dieses Naturwunders. Nur zu Fuß auf recht beschwerlichen Wanderwegen kann man dieses 100 Quadratkilometer große Shangrilas-Refugium entdecken. Aus Zeitgründen konnten wir nur einen kurzen Höhenweg am Einstieg zum Cirque de Mafate erwandern. Der fantastische Blick in diesen grandiosen Talkessel, der früher Zufluchtsstätte entflohener Sklaven war, hat uns dazu animiert, einen Helikopter-Rundflug zu buchen. (Ein Video vom Rundflug und Fotos vom Cirque de Mafate sind ebenfalls auf hr3.de zu sehen.)
Der dritte der kleeblattähnlich angeordneten Talkessel im Inselinnern, der Cirque de Salazie, ist die grünste, vom Pflanzenwuchs her üppigste, aber auch regenreichste Region der Insel. Liebhaber von Wasserfällen berauschen sich hier geradezu an einer Überdosis von Kaskaden, fliegenden Sturzbächen, idyllischen Rinnsalen, schwebenden Vorhängen aus fließendem Wasser und glitzernden Schnürfäden, die aus schwindelnder Höhe in die Tiefe stürzen. Die Schönheit des Talkessels von Salazie konnten wir allerdings nur durch den Schleier von Nebelwolken und Regen bewundern. (Auch vom Cirque de Salazie sind Fotos auf hr3.de zu sehen.)
Ein weiterer absoluter Höhepunkt unter den Naturwundern von La Réunion ist der aktive Vulkan Piton de la Fournaise, der den Südosten der Insel mit seiner Höhe von 2631 Metern und der rotbraunen bis athrazitschwarzen, lavadurchzogenen Mondlandschaft dominiert. Drei Wochen nach dem letzten großen Vulkanausbruch im vergangenen Jahr, bei dem Magma über 200 Meter in die Höhe geschleudert wurde und die Lava mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h am Kraterhang hinunterfloss, besuchten wir den aktivsten Vulkan im Indischen Ozean. Die Region des Ausbruchs war zu diesem Zeitpunkt noch weiträumig abgesperrt, sodass wir leider nur aus der Ferne Fotos und Videoaufnahmen machen konnten (siehe hr3.de).
Wie eine riesige Feuersbrunst in der Ferne, so sah der glutrote Nachthimmel über dem Südosten der Insel aus - gespenstisch erleuchtet von der noch immer lodernden, noch längst nicht erstarrten Lava.
Eine Wanderung durch den Zauberwald Foret de Bebour und entspannte Tage am Meer in einem Strandhotel südlich von St. Gilles les Baines (beides dokumentiert in Fotos und Videos auf hr3.de) rundeten den großartigen Urlaub auf La Réunion ab.
Der reizvolle Kontrast von Strandfreuden an der malerischen Küste und dem tropischem Hochgebirge im Inselinnern empfanden wir als das Herausragende und Unverwechselbare dieser Trauminsel am südlichen Ende der Welt.
13.01.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Covern oder Interpretieren?
Was Angelique Kidjo und Joss Stone im letzten Jahr mit dem Stones-Klassiker "Gimme Shelter" musikalisch gemacht haben, war das eine Coverversion oder eine Neuinterpretation? Wenn die kubanischen Son- und Salsa-Musiker von Rhythms del Mundo große Pophits von U2 und Coldplay gemeinsam mit Bono & Co neu aufnehmen, soll man das Covern oder Interpretieren nennen? Wie verhält sich das bei den unzähligen Coverbands, die derzeit erstaunlich en vogue sind? Aktuell wetteifern 40 Coverbands um die Trophäe der besten hessischen Coverband im Wettbewerb „Hessen rockt".
Heißt Covern „Nachspielen" und Interpretieren „neu spielen"? Oder worin unterscheidet sich das Covern vom Interpretieren? Ist das eine Nachahmung, das andere Kunst?
Diesen Fragen werden wir in der ersten Stunde von hr3-Rebell nachgehen und von Fachleuten klären lassen. Die Gruppe Fragile kommt mit Sängerin, Kontrabass und E-Piano ins Studio und wird live musizierend hörbar machen, wie die Band den Ike & Tina Turner-Klassiker „Nutbush City Limits" neu musikalisch bearbeitet - als Coverversion oder Interpretation?. Und wie verhält es sich bei dem Doors-Klassiker „Light My Fire" und dem Van Morrison-Song „Moondance", die beide von der Gruppe Fragile ebenfalls live im Studio gespielt werden?
Weitere Fragen werden debattiert wie z.B.: wann ist eine Coverversion mies und wann eine Interpretation gelungen? Als gesichert lässt sich festhalten, dass die Neufassung des Dylan-Klassikers „All Along The Watchtower" von Jimi Hendrix allgemein als genial angesehen und qualitativ sogar höher eingeschätzt wird als das Original. Und, dass die Dancepop-Bearbeitung der Leonard Cohen-Ballade „Suzanne" durch eine gewisse Nandala als „Verbrechen gegen den guten Geschmack" und als „Verunglimpfung einer Song-Institution" gegeißelt wurde.
Die Kernfrage zum Thema „Covern oder Interpretieren?" lautet also: „What have they done to my song, Ma?"
13.01.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Musik aus La Réunion - mit Fotos unter hr3.de
Für Naturliebhaber ist sie eine der schönsten Inseln der Erde: Ile de la Réunion - die „Insel der Zusammenkunft" im Indischen Ozean. Im Zentrum der tropisch übergrünten Vulkaninsel liegen drei große, aneinandergrenzende Talkessel, die Cirques von Cilaos, Salazie und Mafate, eingerahmt von steil aufragenden Kraterwänden, deren höchste Spitzen über 3000 Meter aufragen. Umgeben von einem dicht besiedelten Küstenstreifen mit allen zivilisatorischen Errungenschaften ist der rund 100 Quadratkilometer große Talkessel Cirque Mafate ein letztes verkehrstechnisch nicht erschlossenes Refugium der Erde, eine majestätische Caldera im Inselinnern, die nur zu Fuß auf steilen Wanderwegen erreichbar ist. Hier wohnen ein paar Hundert Menschen, meist Aussteiger, in kleinen Weilern und Gehöften, umgeben von einer überwältigenden Natur mit grandiosen Wasserfällen, atemberaubenden Schluchten, üppiger Tropenvegetation und einem Klima „ewigen Frühlings". Der Südosten der Insel wird dominiert vom aktiven Vulkan Piton de la Fournaise, der sich 2.600 Meter hoch über eine rotbraune Mondlandschaft erhebt und die Küstenstraße regelmäßig mit seinen Lava-Ausbrüchen zerstört.
So märchenhaft und einsam das Wanderparadies im Inselinnern ist, so zersiedelt und staugeplagt ist der Großteil des schmalen Küstenstreifens vor allem im touristisch voll erschlossenen Nordwesten der Insel. Hier lebt man sozusagen in einem tropischen Frankreich. Die Insel entfaltet in den drei größten Städten ein besonderes Flair - mit allen Annehmlichkeiten, aber auch den Problemen einer autoverrückten Gesellschaft. Das tägliche Zuckeln im Stau vor der Kulisse einer großartigen Landschaft gehört hier zum Alltagsleben dazu.
Das französische Übersee-Département La Réunion verblüfft durch ein facettenreiches Vielvölkergemisch mit einer entsprechenden kulturellen Vielfalt. Die Musik aus La Reunion ist eine hochoriginelle Melange aus französischem Popchanson und den ethnischen Musiktraditionen des südlichen Afrikas, Madagaskars und der Inselwelt des Indischen Ozeans. Das Spektrum reicht von kreolischen Lied- und Tanzformen der Séga und Maloya bis zu hochmodernen Mixturen aus Jazz, Dancepop und tropischem HipHop.
In dieser Stunde möchte ich zunächst die außergewöhnliche Musik von La Reunion vorstellen, mitgebracht von einer letztjährigen La Reunion-Reise, von der ich dann am kommenden Sonntag, dem 20. Januar ausführlich und multimedial, mit weiteren Fotos und Videos, erzählen möchte.
Einige ausgewählte Fotos von der La Reunion-Reise sind bereits zu dieser ersten Sendung über die Musik der Insel der Naturwunder in einer Fotogalerie auf hr3.de zu sehen.
06.01.08 1. Stunde (21 - 22 Uhr):
Mythos Indien - multimedial
Von Ladakh, der höchstgelegenen Region im Norden zwischen den Gebirgsketten des Himalaya und Karakorum, bis zum Kap Komorin, das 3200 km entfernt, den südlichsten Punkt im Bundesstaat Tamil Nadu markiert, erstreckt sich der riesige indische Subkontinent. Das Land hat eine Küstenlinie von mehr als 7500 Kilometern Länge, doch die Mehrzahl der 1,1 Milliarden Inder, die in der Gluthitze des Landesinnern leben, haben das Meer noch nie gesehen.
Naturgemäß können in dieser Stunde nur winzige Ausschnitte aus dem indischen Mosaik, das schillernder, größer und kontrastreicher ist als alles, was man aus Europa kennt, angedeutet werden. Wir besuchen das Labyrinth der Lagunen, Seen und Kanäle von Kerala, die Maharadscha-Paläste von Jaipur, die Wüsten, Steppen und hinduistischen Zigeunermusiker von Rajasthan, den Glamour von Mumbai, der Hauptstadt Bollywoods und ein Naturschutzgebiet und Tiger-Reservat, den Ranthambore-Nationalpark.
Der Fahrplan dieser Indienrundreise richtet sich weitgehend nach dem Inhalt des Sonderhefts „Mythos Indien", das von National Geographic im vergangenen Jahr herausgegeben wurde. Der Verlag hat uns einige spektakuläre Fotos zur Verfügung gestellt, die in einer Fotogalerie auf hr3.de zu sehen sind.
Das Musikprogramm versammelt die Elite der populären indischen Musik, wie etwa Anoushka Shankar & Karsh Kale, Nitin Sawhney, Trilok Gurtu, Prem Joshua und Susheela Raman.
06.01.08 2. Stunde (22 - 23 Uhr):
Von Königen, Stars und Sternsingern
Am Ende des Dreikönigstages geht es in dieser Stunde weniger um die heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar, auch nicht um die drei unheiligen Popkönige der Skandalpresse Anno 2007 Pete Doherty, Amy Winehouse und Britney Spears, sondern: das Sternsingen steht im Mittelpunkt, genauer: das Singen über Sterne. Der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel hat schon so manchen Songschreiber zu einem mehr oder minder romantischen Song inspiriert. Und auch so mancher wegweisende Stern wurde am Firmament entdeckt. Die kanadischen Paperboys singen von einem Stern, der durch die Nacht geleitet, James Taylor beschwört „My Travelling Star" und der Teenage Fanclub aus Glasgow folgt seinem „Guiding Star". Katie Melua bedankt sich bei der Himmelsmacht der Sterne für eine glückliche Fügung: „Thankyou Stars". Himmelserscheinungen wie der Stern von Bethlehem sind also auch in der Popmusik zu beobachten. Auch wenn die heutigen Könige des Pop ganz andere Namen tragen als die drei Heiligen aus dem Morgenland, die heute am Dreikönigstag von den Sternsingern besungen wurden
Die heil'gen drei Kön'ge aus Morgenland, / Sie frugen in jedem Städtchen: / "Wo geht der Weg nach Bethlehem, / ihr lieben Buben und Mädchen?" /
Die Jungen und Alten, sie wussten es nicht, / Die Könige zogen weiter; / Sie folgten einem goldenen Stern, / Der leuchtete lieblich und heiter. /
Der Stern blieb steh'n über Josephs Haus, / Da sind sie hineingegangen; / Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie, / Die heil'gen drei Könige sangen. (Heinrich Heine)
„Es blinken drei freundliche Sterne / Ins Dunkel des Lebens hinein / Die Sterne sie funkeln so traulich / Sie heißen: Lied, Liebe und Wein." (Th. Körner)