2014/1 erstes Halbjahr 2014 (von Januar bis Juni 2014)
Kramladen in ByteFM
am Donnerstag 19.06.14 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 21.06.14, 14 - 15 Uhr), Thema: „I'm Not Like Everybody Else" - Ray Davies, zum 70. Geburtstag
Unter der Überschrift "You Really Got Me - Back" berichtete die Sunday Times am 8. Juni 2014, dass eine Reunion der Kinks immer wahrscheinlicher werde. Kinks-Kopf Ray Davies habe bestätigt, dass die Feindseligkeiten zwischen ihm und seinem Bruder Dave Davies beigelegt seien und nun eine neue Kinks-Platte und auch eine Tournee geplant seien. Nachdem die beiden ewig zerstrittenen Davies-Brüder sich 1996 zum letzten (und zum wievielten?) Mal endgültig getrennt hatten, käme die Wiedervereinigung einer kleinen Sensation gleich. Doch im Juli 2014 ist Ray Davies noch als Solist mit Begleitgruppe in England und Spanien unterwegs.
Im Interview sagte Ray Davies gegenüber der Sunday Times: "Wir haben uns gerade erst letzte Woche getroffen und über eine Reunion gesprochen, und wir hatten bereits davor miteinander telefoniert und uns gemailt. Dave schreibt an eigenen Songs, aber ich würde wirklich gerne mit ihm zusammen an neuen Songs arbeiten. Wir sind uns einig, dass wir nicht mit alten Hits auf Tour gehen wollen. Neues Material muss her."
Wann die beiden streitlustigen Brüder, die schon als „Kain und Abel der Rockmusik" bezeichnet wurden, wieder gemeinsam im Studio und auf der Bühne stehen werden - und ob überhaupt - das bleibt abzuwarten.
In den letzten Jahren machte Ray Davies als Solist immer mal wieder von sich reden. Bei der Abschluss-Show der Olympischen Spiele 2012 in London sang er seinen berühmten Kinks-Klassiker „Waterloo Sunset" live vor einem weltweiten Millionenpublikum. In den Jahren davor gab er kontinuierlich bis sporadisch Konzerte - mal mit seiner Begleitband, mal als Solist. Mit seinem Album-Programm „The Storyteller", in dem er Anekdoten und pointierte Geschichten zu seinen Songklassikern erzählte, trat er in Europa, Amerika, Asien und Australien erfolgreich auf. Seine beiden Soloalben „Other People's Lives" (2006) und „Working Man's Café" (2007) erhielten zwar recht gute Kritiken, konnten aber keine nennenswerten Verkaufszahlen erreichen. Sein Musical "Come Dancing", benannt nach seinem gleichnamigen Kinks-Song von 1982 wurde im Herbst 2008 in London aufgeführt - mit Ray Davies in der Rolle als Erzähler. Im Oktober 2009 stand Ray Davies gemeinsam mit Metallica auf der Bühne im New Yorker Madison Square Garden bei dem 25-jährigen Jubiläumskonzert der Rock and Roll Hall of Fame. Zur Aufführung kam passenderweise einer der ersten Heavy-Rock-Titel der Rockgeschichte "All Day And All Of The Night" aus dem ersten Kinks-Album "The Kinks" vom Oktober 1964.
Im November 2011 erschien das Album "See My Friends", eine Art Sound-Update alter Kinks-Hits, eingespielt mit einer illustren Schar hochkarätiger Kollegen, darunter Bruce Springsteen, Bon Jovi, Jackson Browne, Amy McDonald, Billy Corgan und Metallica. Die neu eingespielten Fassungen von alten Songperlen wie "Dead End Street", "Til The End Of The Day", "Waterloo Sunset", "Tired Of Waiting", "Days" und anderen machen erneut hörbar, dass der Songschreiber Ray Davies in den sechziger Jahren und darüber hinaus zu den besten seiner Zunft gehörte. Und so gilt noch immer, was der Rockkritiker Wolfgang Doebeling 1998 im Rolling Stone schrieb: "Seine Reputation als einer der herausragenden Songwriter Britanniens verdankte Ray Davies seinen Vignetten über den British way of live, über die kleinen Freuden und Nöte des Alltags, über den Fatalismus und die Schicksalsergebenheit der arbeitenden Klasse, den Konservatismus und die Neurosen des Kleinbürgertums und die steifen Oberlippen und die Raffgier der Oberschicht. Es ist fast immer Melancholie, die diese Songs trägt, Militanz ist Ray Davies fremd. Und egal, wie dumpf die stets unheroischen Protagonisten sind oder wie profan ihre Probleme, seine Songs sind nie denunziatorisch. Davies hat ein urenglisches Gefühl für Fairness, ein untrügliches Gespür dafür, wer jeweils die Täter sind und wer die Opfer."
Die Kramladen-Feierstunde zum 70. Geburtstag von Ray Davies muss geradezu zwangsläufig resümieren: Der Kinks-Kopf Ray Davies "is not like everybody else".
Die Playlist zum Kramladen über Ray Davies am 19.06.14: Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar /Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Ray Davies feat. Bruce Springsteen / Better Things / See My Friends / Universal
3. Ray Davies / Things Are Gonna Change (The Morning After) / Other People's Lives / V2
4. Ray Davies / The Tourist / Other People's Lives / V2
5. Ray Davies / Hymn For A New Age / Working Man's Café / V2
6. Ray Davies, David Bowie, Peter Gabriel, Jackson Browne / Waterloo Sunset (Montage) / diverse / diverse
7. The Kinks / Wall Of Fire /Phobia / Columbia
8. The Kinks / You Really Got Me / Kinks-Size Kollektion The Very Best Of The Kinks / Edel
9. The Kinks / Hatred / Phobia / Columbia
10. The Kinks /A Rock'n'Roll Fantasy / Misfits / Arista
11. The Kinks / I'm Not Like Everybody Else / To The Bone / Guardian, The Konk Label
am Donnerstag 05.06.14 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 07.06.14, 14 - 15 Uhr), Thema:
17 Hippies aus Berlin und 7 Rock-Pop-Poeten aus Hamburg mit Bandnamen kollektiv22 geben im Interview Auskunft über ihre neuen Alben: „Biester" von 17 Hippies und „Geschichten ohne Versmaß" von kollektiv22.
„Biester" ist das 13. Album der 17 Hippies, die eigentlich nur zu zwölft sind und sich nicht unbedingt als Hippies verstehen. Auch das Stil-Etikett „Weltmusik", das ihnen anhaftet, ist ihnen zu schwammig. Sie verorten ihre Musik „irgendwo zwischen Balkanbeats, französischem Neo-Chanson und angloamerikanischem Folk". Gemeinsam mit diversen illustren Gästen spielen die 17 Hippies auf ihrem neuen Album eigene Songs und interpretieren auf höchst eigenwillige Weise Klassiker von Frank Zappa („Peaches En Regalia"), den Allman Brothers („In Memory Of Elizabeth Reed") und Bill Laswell („Worksong"). „Auf unserer neuen CD wirken 30 Gastmusiker mit, unter anderem aus Frankreich, Israel, Spanien und der Elfenbeinküste. Und die leben alle in Berlin. So haben wir die Welt quasi bei uns zu Hause" (Kristin „Kiki" Sauer, Frontfrau der 17 Hippies).
Das 7-köpfige kollektiv22 nennt die Stilmixtur ihres Debütalbums „Geschichten ohne Versmaß" ein „musikalisches Ratatoille" und behauptet eine „gelungene Genrefusion aus Folk, Soul, Pop, Reggae, Rock, Hip Hop und Singer/Songwriter-Stil mal eben zwischen zwei Zigaretten neu erfunden" zu haben. Im Kramladen-Interview äußern sich kollektiv22 zum Musikkonzept, zu ihren Textbotschaften und dem poetischem Anspruch.
Die beiden außergewöhnlichen deutschen Bands 17 Hippies und kollektiv22 veröffentlichten soeben hörenswerte Alben mit ambitionierter Musik und anspruchsvollen Texten. Und auch das, was beide Bands zu sagen haben, lohnt das Zuhören.
„Mein Herz schlägt hinter den Hügeln, wo es still ist und keiner singt ... / Ich seh' die Augen meiner Mutter und fühl' die Zeit, die nicht verrinnt." (17 Hippies)
„Ich war immer der festen Meinung, mit dem Herzen denken gewinnt, / Unsere Worte sind so weise, unser Handeln ist ein Kind." (kollektiv22)
Playlist zum Kramladen am 05.06.14: Artist / Track / Album / Label
1. Kollektiv22 / An interlude / Geschichten ohne Versmaß / Intono Records, Rough Trade
2. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
3. The Kyteman Orchestra / The Mushroom Cloud / The Kyteman Orchestra / Kytopia
4. 17 Hippies / In Memory Of Elizabeth Reed / Biester / Hipster Records, Soulfood
5. 17 Hippies / Jamais Tout / Biester / Hipster Records, Soulfood
6. Kollektiv22 / Blattlaus / Geschichten ohne Versmaß / Intono Records, Rough Trade
7. Kollektiv22 / Zugvögel / Geschichten ohne Versmaß / Intono Records, Rough Trade
8. Hazmat Modine / The Tide / Live / Jaro
9. 17 Hippies / The Beast On Your Tracks / Biester / Hipster Records, Soulfood
10. 17 Hippies / Peaches En Regalia / Biester / Hipster Records, Soulfood
11. Kollektiv22 / Draußen vor der Tür / Geschichten ohne Versmaß / Intono Records, Rough Trade
12. Kollektiv22 / Dem Sohn der Stadt (um der Reise willen) / Geschichten ohne Versmaß / Intono Records, Rough Trade
13. Kollektiv22 / Grau in grau / Geschichten ohne Versmaß / Intono Records, Rough Trade
14. Kollektiv22 / An interlude (Hintergrundmusik) / Geschichten ohne Versmaß / Intono Records, Rough Trade
am Donnerstag 22.05.14 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 24.05.14, 14 - 15 Uhr), Thema: Der Bart im Pop
Der Damenbart wird aktuell viel beachtet, dank Conchita Wurst. Der Bart des weiblich gestylten Sängers und Travestiekünstlers Tom Neuwirth, der sich als Kunstfigur Conchita Wurst nennt, ist echt, im Gegensatz zum angeklebten Schnurrbart von Lady Gaga oder dem angemalten Schnauzer des Schwestern-Duos CocoRosie. Schon die Malerin Frida Kahlo machte ihren Oberlippenflaum zu ihrem Markenzeichen. Und im alten Ägypten klebten sich Pharaoninnen Haare ans Kinn, um mit den Barthaaren Macht zu symbolisieren. In der Popgeschichte steht die Gesichtsbehaarung nicht für Macht, sondern für Mode und Individualität - auch für provozierende Irritation wie im Falle von Conchita Wurst, deren „Körperpolitik" die traditionellen Geschlechterrollen infrage stellt.
Der Vollbart, nebst seiner wuchernden Variante Rauschebart, ist seit einigen Jahren bei den Hipstern des Pop schwer in Mode. Eine üppige Barttracht gilt geradezu als Erkennungszeichen der Hipster-Szene, jener urbanen Subkultur, die sich als Alternative zum Mainstream versteht. Vor allem in der Neofolk- und Freakfolk-Bewegung, der „New Weird Americana"-Szene und fast in jeglicher Independent-Spielart lässt man der Natur und den Barthaaren freien Lauf. Der Rasierapparat ist tabu z.B. für den Antifolk-Sänger Devendra Banhart, den Indie-Folkmusiker Justin Vernon alias Bon Iver, den Alternative-Country-Rocker Steve Earle, den Wahl-New Yorker und Songpoeten Scott Matthew, den schwedischen Folksänger Kristofer Aström, die Hälfte der US-amerikanischen Folkrock-Band Averett Brothers (gleiches gilt für die Fleet Foxes aus Seattle und auch für die britische Folkrock-Band Mumford and Sons usw.), auch der Ex-Pulp-Sänger Jarvis Cocker greift seit einiger Zeit nicht mehr zum Glattrasierer und sogar Popstar Justin Timberlake ließ sich einen Vollbart wachsen.
Gewaltige Rauschebärte galten früher als hinterwäldlerisch und dazu noch als unhygienisch, weil man Speisereste und Schlimmeres im wuchernden Haardickicht vermutete. Heute zieren üppigste Bartvorhänge die angesagtesten Insider-Helden wie etwa den kanadischen Beardo Ben Caplan, den „ersten Posterboy des weltumspannenden Hipstertums" Will Oldham aka Bonnie „Prince" Billy, den Super-Produzenten Rick Rubin, oder auch den rheinhessischen Mundart-Blues-Sänger Billy Crash. Die legendären Rauschebart-Pioniere ZZ Top begründeten schon Ende der siebziger Jahre den Bartkult im Rock.
Der berühmteste Bart der Rockgeschichte dürfte Frank Zappas markante Kreation eines buschigen Oberlippenbewuchses in Seehund-Form, kombiniert mit einem „keck unter die Unterlippe getupften Bartklecks" sein. Zappa war auch der erste Rockmusiker, der sein Haupthaar zu Mädchenzöpfen band, sich dazu in Frauennachthemden kleidete und damit seinen Zappa-Bart zum Damenbart umfunktionierte. Dass es um die Stilisierung seines Bartes und die Verwendung des Bart-Logos einen peinlichen Rechtsstreit zwischen der Zappa-Witwe und den Veranstaltern der Zappanale in Bad Doberan gab, sei hier nur am Rande erwähnt.
Die Voll- und Rauschebärte erfreuten sich schon Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre großer Beliebtheit, weil „der bärtige Look, wie man ihn von den frühen amerikanischen Siedlern kannte, für Integrität und Reife stand, und Verachtung gegenüber Image, sowie Distanz zu der Oberflächlichkeit des Pop ausdrücken wollte" (Simon Reynolds). Die Hippies demonstrierten „ ihre Unangepasstheit und gesellschaftliche Verweigerungshaltung mit möglichst viel Haar" (S. Danicke). Alles was damals Rang und Namen hatte, ließ die Barthaare sprießen: allen voran John Lennon, aber auch Paul McCartney, Joe Cocker, Jim Morrison, Jerry Garcia, Ian Anderson usw.. Sogar alle fünf Beach Boys trugen in jener Zeit Vollbärte. Barry und Maurice Gibb von den Bee Gees blieben Bartträger auch über die siebziger Jahre hinaus.
Die Helden der studentischen Protestbewegung von 1968 waren Männer mit Bart: Che Guevara, Fidel Castro und Karl Marx. Auch die antiken griechischen Philosophen, ob Aristoteles, Sokrates oder Platon, waren allesamt bärtig, weshalb man wahrscheinlich mit dem Bart bis heute Weisheit und Intelligenz verbindet. Bärtige Männer sollen sympathischer und vertrauensvoller wirken als glattrasierte. Doch nicht nur der Weihnachtsmann trägt Vollbart, sondern auch islamistische Extremisten.
Konservative und reaktionäre Europäer zerrissen sich das Maul über den Song-Contest-Sieg von Conchita Wurst, schwadronierten gar von „Europas Ende." So ist Conchitas Bart eine Demonstration für Toleranz und für die Freiheit in der „sexuellen Orientierung und genauso im Anderssein an sich" (Tom Neuwirth alias Conchita Wurst.)
Playlist zum Kramladen "Der Bart im Pop" Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. The Beards / If Your Dad Doesn't Have A Beard / Beards, Beards, Beards / download
3. Philipp Scharri / Männer mit Bärten / Live in Ottis Schlachthof / download
4. Kollegah / King / King / Universal
5. Die Ärzte / 3-Tage Bart / Le Frisur / Metronom Musik
6. Bernd Begemann / Du wirst dich schämen für deinen Ziegenbart / Jetzt bist du in Talkshows / Bege Beat, Intercord
7. Scott Matthew / To Love Somebody / Unlearned / download
8. Ben Caplan, Bonnie „Prince" Billie, Billy Crash (Montage) / Under Control, Love Comes To Me, Blueswurscht / diverse / diverse
9. ZZ Top / Chartreuse / La Futura / American Recordings, Universal
10. Frank Zappa and The Mothers Of Invention / Smell My Beard-The Booger Man / You Can't Do That On Stage Anymore Vol. 4 / Zappa Records
11. Ian Anderson / Doggerland / Homo Erraticus / Calliandra Records, Edel
12. Knuth und Tucek / Männer mit Bart / live / download
13. Ulli Bögershausen / Secret Story (Hintergrundmusik) / Tunes From A Lifetime / Laika Records
am Donnerstag 08.05.14 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 10.05.14, 14 - 15 Uhr), Thema:
„Von A bis Z nur 26 Zeichen / aus denen alles Denkbare entsteht. / Es ist ein Wunder, dass die dafür reichen, / Grundstoff für Philosoph, Erzähler und Poet". - Nein, das ist kein Vers von Reinhard Mey, auch wenn die dazugehörige Gitarrenmusik, die Spielweise und sogar der Gesangsstil dies vermuten ließe. Die zitierten Zeilen stammen aus dem Lied „Auf Flügeln aus Papier", enthalten im aktuellen Album „Luftschlösser" von Jürgen Schwab. Man kennt ihn eigentlich als Jazz-Experten, schließlich schrieb er zwei Referenz-Bücher in Sachen Jazz, das Kompendium „Der Frankfurt Sound - eine Stadt und ihre Jazz-Geschichten" (2004), außerdem das Standardwerk „Die Gitarre im Jazz" (1998) - was auch das Thema seiner Doktorarbeit war. 1993 studierte er selbst Jazz-Gitarre am Berklee College of Music in Boston, schloss mit der Graduierung „summa cum laude" ab und spielte später als Gitarrist mit Jazzgrößen wie Emil Mangelsdorff oder Günter Lenz zusammen. Seit Jahren gestaltet er Jazz-Sendungen für hr2-Kultur und ist Dozent für Jazz-Geschichte und Jazzgitarre an verschiedenen Hochschulen.
2010 überraschte er mit der Veröffentlichung von selbstverfassten deutschsprachigen Liedern im Album „Heute noch", dem Ende 2013 sein zweites Album im Liedermacher-Stil „Luftschlösser" folgte.
Wie Theorie und Praxis, Musikjournalismus und das Musik machen, ambitionierter Jazz und herkömmliche Liedermacherei zusammenpassen, das erläutert Jürgen Schwab im Gespräch. Die Kurzfassung lautet: sein Kopf gehört dem Jazz, doch sein Herz geht auf bei Liedermachern wie Reinhard Mey und bei Singer/Songwritern wie James Taylor.
Der im August 2013 verstorbene Konzert-Impresario Fritz Rau, den Jürgen Schwab auf seinen Vortragsreisen als Gitarrist begleitete, lobte: „Ich kenne keinen Künstler, der so detailmeisterlich Brücken schlägt vom Jazz zum Blues und von Pop zu Chanson, und der dabei so glaubwürdig und eigenständig ist, wie Jürgen Schwab."
Der so gelobte widmete dem „Alten Fritz" das letzte Lied seines Albums „Luftschlösser": „So long, Fritz, geh schon mal vor / die warten doch auf dich, hinterm Sternentor / Grüß Jimi und Marlene, und mach die Bühne klar / laut polternd, wie du hier schon immer warst."
Playlist zum Kramladen am 08.05.: Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Jürgen Schwab / Ein neuer Frühling / Luftschlösser / Jazz'n'more records
3. Jürgen Schwab & Götz Ommert / Take The A-Train / Swinging'n'Strings / Jazz'n'more records
4. Jürgen Schwab / In diesem Augenblick / Luftschlösser / Jazz'n'more records
5. Jürgen Schwab / Heute noch / Heute noch / Jazz'n'more records
6. Jürgen Schwab / Schwarzweiß / Luftschlösser / Jazz'n'more records
7. Jürgen Schwab / Zipperlein / Heute noch / Jazz'n'more records
8. Jürgen Schwab / Der alte Fritz / Heute noch / Jazz'n'more records
9. Jürgen Schwab / So long, Fritz / Luftschlösser / Jazz'n'more records
10. Jürgen Schwab & Götz Ommert / When I Fall In Love, Wave, Turnaround (Hintergrundmusik) / Swinging'n'Strings / Jazz'n'more records
am Donnerstag 24.04.14 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 26.04.14, 14 - 15 Uhr), Thema:
Dieses Outfit stellt selbst die exaltierte Lady Gaga in den Schatten. Die neue britische Stil-Ikone, Sängerin und Songschreiberin Gabby Young schwebt über die Bühne wie eine Rokoko-Prinzessin, die sich in die Flowerpower-Zeit verirrt hat und von der Punk-Stylistin Vivian Westwood eingekleidet wurde. Ihre blutrote Haarpracht türmt sich auf wie ein Krähennest, in das diebische Elstern Preziosen aus einem Theaterfundus hineingestopft haben: glitzernde Perlen, bunten Modeschmuck, schockfarbene Stoffblüten, einen Miniatur-Kerzenständer, eine Tröte, Schmetterlinge und was sonst noch so alles in der Puppenkiste, wahlweise einem Trödlerladen aufzustöbern wäre. Ihre Musik ist ähnlich auffällig und kunterbunt. „Circus Swing" nennt die britische Musikpresse ihr Potpourri aus Cabaret-Pop, Polka-Jux, Pseudo-Swing und Chanson-Dramolett. Ihre lustige, siebenköpfige Zirkusmusikanten-Truppe bläst mal zur wilden Balkan-Attacke, zitiert sentimentale Mariachis, lässt Soundtracks von Spaghetti-Western anklingen, verwandelt sich zum Ukulele-Orchester und donnert plötzlich los wie eine ausgeflippte Ska-Punkband. „ Da tuten Nebelhörner vorbeiziehender Schiffe, eine launige Begräbnisband in New Orleans freut sich darüber, dass sie sich verbessert hat, der Teufel lehrt Fellini das Fürchten und ein Spatz lernt fliegen" (zitiert aus dem Pressetext zur aktuellen Single „I've Improved"). Dazu die großartige Stimme von Gabby Young, die dem ganzen zirzensischen Zauber noch die Krone aufsetzt - respektive ein kunterbuntes Krähennest.
Im Geiste und im Designer-Look mit Gabby Young verwandt zu sein scheint auch die spanische Sängerin und Songschreiberin Marinah. Auf ihrem Kopf türmt sich eine blaue Lockenpracht, deren wildeste Kringellocken wie Meeresbrecher um den Schiffsrumpf eines alten Dreimaster-Segelschiffs züngeln. Das alles thront bis hinauf zum Schiffsausguck auf dem schönen Kopf von Marinah, zu bewundern auf dem Cover ihres aktuellen Albums „El Baile De Las Horas". Die Katalanin Marinah kannte man bislang als Sängerin Marina Abad der Mestizo-Band Ojos de Brujo, einer der herausragenden Bands des Global Pop im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. Seit der Auflösung der Band arbeitet Marinah als Solistin und veröffentlichte soeben ihr Debüt-Album, bei dem sie unterstützt wurde von illustren Gästen aus der Welt des Latin-Pop, etwa Musikern des Gotan Project und der kubanischen HipHop-Band Orishas. Die von Marinah selbst geschriebenen Songs haben den ausufernden Mestizo-Stil ihrer früheren Gruppe Ojos de Brujo ein wenig an die Leine gelegt. Doch auch wenn die 13 neuen Songs deutlich mehr pop-orientiert produziert sind, ist die stilistische Eigenart der Musikszene ihrer Heimatstadt Barcelona zwischen Latin, Flamenco und Mestizo-Pop noch immer erkennbar.
Ein brauner Hut, in dessen Krempe die grünen Blätter und roten Früchte der Eberesche eingebunden sind, ziert den Kopf der blonden Sängerin und Songschreiberin Kati Salo aus dem hohen Norden Finnlands. Auch die Sängerin, Gitarristin und Pianistin Kati Salo aus Haparanda, nahe der Grenze zu Schweden gelegen, ist eine musikalische Grenzgängerin - allerdings in ihrer Selbstdarstellung deutlich weniger extrovertiert und spektakulär inszeniert wie die Engländerin Gabby Young oder die Katalanin Marinah. Auch in ihrem musikalischen Stilmix aus Folk, Pop, Kammerjazz und skandinavischem Chanson klingt Kati Salo nicht unbedingt effekthaschend. Und doch hinterlassen manche ihrer Songs des am 9. Mai veröffentlichten Debüt-Albums einen nachhaltigen Eindruck. Mal klingt sie mädchenhaft verträumt, mal kess countryesk, mal angedüstert schaurig schön.
Drei höchst unterschiedliche Frauen stellt der Kramladen vor. Gemeinsam ist ihnen ein individueller Ausdruck und die auffällige bis irritierende visuelle Präsentation ihrer vielgestaltigen künstlerischen Persönlichkeiten.
Playlist zum Kramladen am 24.04.14
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Indila | Dernière Danse | Mini World | Capitol, Universal |
3. | Indila | Love Story | Mini World | Capitol, Universal |
4. | Gabby Young & Other Animals | Time | One Foot In Front Of The Other | India Records, Gift Of The Gab Records |
5. | Gabby Young & Other Animals | The Devil Has Moved In | One Foot In Front Of The Other | India Records, Gift Of The Gab Records |
6. | Gabby Young & Other Animals | Smile | One Foot In Front Of The Other | India Records, Gift Of The Gab Records |
7. | Marinah | Despierto | El Baile De Las Horas | Montuno |
8. | Marinah | El Carrusel | El Baile De Las Horas | Montuno |
9. | Kati Salo | The Wolves | Kati Salo | Beste! Unterhaltung, Broken Silence Distribution |
10. | Kati Salo | A Trip | Kati Salo | Beste! Unterhaltung, Broken Silence Distribution |
11. | Ragga Gröndal | Bangsi | Astrocat Lullaby, A Taste of Beste Unterhaltung | Beste! Unterhaltung, Broken Silence Distribution |
12. | Emily Barker & The Red Clay Halo | Everywhen | Dear River | India Records, Rough Trade |
13. | Sutcliff | Summersun (Hintergrundmusik) | A Taste of Beste Unterhaltung | Beste! Unterhaltung, Broken Silence Distribution |
am Donnerstag 10.04.14 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung Samstag 12.04.14, 14 - 15 Uhr), Thema: "60 Jahre Rock"
60 Jahre lang gerockt - und in all der Zeit kam kein bisschen Langeweile auf (außer manchmal). Am Anfang kreisten Hüften, wippten die Pettycoats und Pferdeschwänze - und man nannte es Rock'n'Roll. Dann wurden die Kippen mit kreisenden Fußbewegungen ausgetreten - und man nannte es Twist. Dann plärrten alle in heiliger Hysterie: Yeah, yeah, yeah - und man nannte es Beat. Dann begannen alle berauscht abzuheben - und man nannte es Psychedelic Rock. Dann übten sie das Mähnenschwingen und Headbangen - und man nannte es Heavy Rock. Dann saßen alle andächtig und lauschten (wie die Eltern in der Oper) - und man nannte es Artrock. Dann flogen die Fetzen und alle schrieen weidwund, kein Wunder bei all den Rasierklingen und Nasenringen - und man nannte es Punk. Dann war man von Hasch-Wolken umnebelt cool drauf und groovte mit Rastalocken im jamaikanischen Zeitlupen-Rhythmus und nannte es Reggae. Dann entdeckte man das Samstagnacht-Fieber, gockelte in Glitzerklamotten zu Eunuchen-Gesängen über die Tanzfläche und nannte es Disco. Dann verteufelte man die E-Gitarren, malträtierte stattdessen die Synthies und nannte es Electro. Dann wurden Computerbeats programmiert, der menschliche Gesang durch Robotersounds und Samples ersetzt - und man nannte es Techno. Dann fing alles wieder von vorne an - und man nannte es Retro-Rock. Und so ging es munter weiter - bis heute.
Am 12. April 1954 standen Bill Haley & His Comets im Studio und nahmen mit „Rock Around The Clock" den ersten Rock-Klassiker der Popgeschichte auf. Damit begann all das Elend, der Wahnsinn, der Hype, die Euphorie und Ekstase, die Energie-Entladung der Teens & Twens und auch der reiferen Jahrgänge. Der Kramladen feiert heute die tollsten 60 Jahre seit Erfindung der E-Gitarre: eine Hommage an eine grandiose, grässliche, glorreiche Zeit - mit sentimentalen und ironischen Erinnerungen eines Zeit- und Ohrenzeugen.
Playlist zum Kramladen am 10.04.14 "60 Jahre Rock"
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | Neil Young | My My, Hey Hey (Out Of The Blue) | Rust Never Sleeps | Reprise |
3. | Bill Haley & His Comets | Rock Around The Clock | The Stars of Rock'n'Roll | Phono Music |
4. | Garland Jeffreys | Hail Hail Rock'n'Roll | Don't Call Me Buckwheat | BMG Records |
5. | The Boswell Sisters | Rock And Roll | Perlen der Popmusik | Trikont |
6. | The Rolling Stones | It's Only Rock'n'Roll | It's Only Rock'n'Roll | Virgin |
7. | Led Zeppelin | Rock And Roll | How The West Was Won | Atlantic |
8. | The Beatles | Rock And Roll Music | Beatles For Sale | EMI |
9. | Gary Glitter | Rock And Roll Part One | Rock And Roll (Parts One and Two) | download |
10. | Sandi Thom | I Wish I Was A Punk Rocker | Smile .. It Confuses People | BMG |
11. | The Who | Long Live Rock | Odds And Sods | Polydor |
12. | Rainbow | Long Live Rock And Roll | Long Live Rock And Roll | SPV |
am Donnerstag 27.03.14 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung am Samstag 29.03.14, 14-15 Uhr), Thema: Thomas Langer, Jazz-Gitarrist, Kulturpreisträger.
Es soll ja noch immer Menschen geben, auch solche mit Experten-Nimbus und Fachverstand, die das Schubladen-Denken und Kästchen-Einordnen nicht lassen können. Bist Du Jazz-Connaisseur oder Rockfan, oder Jazzrock-Anhänger oder Lounge-Jazz-Rock-Pop-Soul-Ambient-Groove-Worldbeat-Mix-Crossover-Fusion-Fuzzy. Bekenne: Which side are you on? Das ist für viele Zeitgenossen noch immer eine Glaubensfrage.
Der diesjährige Kulturpreisträger der Stadt Rodgau, der hier zu feiern ist, kann darüber nur milde lächeln. Schließlich ist das Wort „Scheuklappen" für ihn ein Fremdwort und tatsächlich spielt er ständig mit Musikern aus allen möglichen, wenn's geht auch unmöglichen Genres. Und das verdammt gut und gekonnt. Ein grenzenüberschreitender, souveräner Gitarrist wie Thomas Langer spielt mit Jazzgrößen wie der deutschen Hammond-Organ-Virtuosin Barbara Dennerlein, dem US-amerikanischen Fusion-Musiker Bob Mintzer von der Band Yellowjackets, dem holländischen Trompeter Ack van Royen und dem ungarischen Saxophonisten Tony Lakatos und schreckt auch vor Deep Purples „Smoke On The Water" nicht zurück, sondern findet im Gegenteil in den altbekannten Rauchschwaden überm Wasser noch ungeahnte, funkelnde Tonpartikel und lässt hinter den Schleiern von Dunst und Rauch klare Linien und neue Konturen erkennen. Und natürlich bleibt dieser von unzähligen Muckern und Oldie-Bands geschundene Ur-Riff aus der Steinzeit des Hard and Heavy-Rock Dab-Dab-Daa, Dabdab-Da-Daa, natürlich bleibt dieser Prototyp des krachenden Rock-Riffs unter den kreativen Händen und den spielfreudigen Fingern von Thomas Langer nicht unverändert, sondern wird in andere Musikwelten transformiert. Zitat „Die Idee „Smoke On The Water" als Bossa Nova zu spielen, ist nicht nur lustig, sondern funktioniert auch musikalisch bestens", schrieb die Rezensentin Angela Ballhorn in ihrer Besprechung des Albums „The Beat Goes On" des Trios Thomas Langer, Wolfgang Schmid und Daniel Messina.
Und gleich noch ein vielsagendes Zitat, diesmal von Wolfgang Spindler, geschrieben für die Frankfurter Rundschau: „Langer verfügt nicht nur über eine beneidenswerte Technik, sondern auch über ein Melodiegespür von individuellem Rang, und er schafft es als Solist fast mit Leichtigkeit, Jazz-Klassiker, die nicht für sein Instrument geschrieben wurden, mit überraschenden harmonischen Wendungen, mit perlenden Arpeggios und ungewöhnlichen Voicings in neue Kleider zu hüllen. Langer spielt so herrlich unbelastet wie früher Volker Kriegel, Attila Zoller oder Pat Metheny".
Thomas Langer ist zweifellos ein außergewöhnlicher Gitarrist und dazu ein Komponist von Format. Man erinnere sich nur an sein zweites Album Kalalak von 1999. Gleich das erste Stück, ein melodiöser Popjazz-Titel weiß musikalisch zu überzeugen und ist überschrieben „Alpenhauptkamm", nach dem hochalpinen Tourenweg, der entlang der höchsten Gipfel der Alpen verläuft. Die Musik zum Alpenhauptkamm vermittelt tolle Aussichten und wunderbare Perspektiven. „Kalalak" ist überhaupt ein großartiges, nuancenreiches Album, mit viel Klangfantasie ausgestattet und mit schönen, mal erzählerischen, mal atmosphärischen Stimmungsbildern musikalisch inszeniert. Mal hört man den Chorgesang von Kindern einer Schulklasse auf einer kapverdischen Insel, eingerahmt von einem behutsamen, kammermusikalisch klingenden Arrangement. Mal beschreibt er eine aufregende Busfahrt im Trubel des Asphaltdschungels einer südeuropäischen Metropole, musikalisch veranschaulicht mit einer dynamischen Rush Hour aus flinken Gitarrenlinien, pulsierenden Bassklängen und Tango-Tönen des Akkordeons. Er lässt den Zuhörer mitreisen zum südlichsten Zipfel der Insel La Palma, um dort in Fuencaliente die warmen Quellen zwischen erloschenen Vulkanen zu besuchen. Und dabei erhält die südländische Melodik und Rhythmik der Komposition eine dunkle Färbung, als wolle sie andeuten, dass die Vulkane San Antonio und Teneguia von Fuencaliente jederzeit wieder ausbrechen können. Dann rockt er wie der Teufel, oder wie der Gitarrengott Clapton, mit plakativen Riffs im Stile von Cream, ebenso kraftvoll wie clever im Titel „John Bürgerhaus", in dem er seine E-Gitarre mit Wah-Wah-Pedal und Verzerrer alle Tricks und Licks aufführen lässt, die jedem berühmten Rock-Gitarrero zur Ehre gereichen würden. Erholung gönnt er anschließend dem Zuhörer im freundlich elegischen und ruhigen Stück, das auch so heißt: „Die Ruhe (Mit ins Bett)". Und dann führt er eine Art Müsettwalzer auf im intensiven dialogischen Walzertanz zwischen Gitarre und Bandoneon im lustig überschriebenen Titel „Schneelärm". Seine humorvolle Ader zeigte sich auch schon mit der Titelüberschrift „John Bürgerhaus", was ein typischer Musiker-Joke ist, entstanden beim unterwegs sein auf Tour, wo dann einer fragt, „wo spielen wir denn heute?", worauf die Antwort kommt „schon en Bürgerhaus", woraus dann kalauernd „John Bürgerhaus" wurde. Nach oben gezogene, lächelnde Mundwinkel zeigen sich auch im Titelstück „Kalalak", so heißt ein heiliges Fabelwesen aus dem Dschungel Madagascars, an das die Einheimischen glauben, weil es über magische Kräfte verfüge. Es soll menschliche Züge haben, was sich vor allem an den Füßen des Fabelwesens zeige, die den menschlichen Füßen sehr ähnlich seien, mit dem Unterschied, dass dessen Zehen nach hinten und die Fersen in Laufrichtung ausgerichtet seien. Dazu passe auch, sagt er schmunzelnd, dass „Kalalak" sich gleichermaßen vorwärts wie rückwärts lesen lasse. Am Ende dieses hoch interessanten Gesprächs habe ich ihn noch gefragt, welche Musiktitel er denn anlässlich der Verleihung des Kulturpreises an ihn spielen würde, da schnappte er sich mein alte Klampfe, sagte: „wahrscheinlich den!" und spielte dann eine hinreißende Fassung des Beatles-Klassikers „Here There and Everywhere. Und mein Beatles-Herz frohlockte. Thomas Langer sei gepriesen: hier, dort und Everywhere.
Playlist zum Kramladen-Porträt Thomas Langer : Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Thomas Langer / Alpenhauptkamm / Kalalak / Hot Wire Records
3. Thomas Langer / Kalalak / Kalalak / Hot Wire Records
4. Thomas Langer / John Bürgerhaus / Kalalak / Hot Wire Records
5. Jutta Vollmann / Hard Times / Mrs. Patience / emojazz
6. Thomas Langer / 2 AM Radio / LANGER / TomLong Records
7. Langer Schmid Messina / Don't Let Me Down / The Beat Goes On / emojazz
8. Langer Schmid Messina / Ferry Cross The Mersey / The Beat Goes On / emojazz
9. Tiemo Hauer / Wer Ich Bin / Für den Moment / Green Elephant Records
10. Thomas Langer / New York / Where Is One / emojazz
11. Thomas Langer / Die Ruhe (Hintergrundmusik) / Kalalak / Hot Wire Records
am Donnerstag 13.03.14 von 23 - 24 Uhr (Wiederholung am Samstag 15.03.14, 14-15 Uhr), Thema: "Wenn der Vater mit dem Sohne"
Die Beziehungen berühmter Musiker zu ihren Söhnen sind nicht immer einfach - umgekehrt erst recht nicht, vor allem dann nicht, wenn die Söhne in die Fußstapfen ihrer Väter treten. Dann entsteht sofort eine Konkurrenzsituation - hauptsächlich durch die Medienberichterstattung, weil der Sohn sofort mit dem Vater verglichen wird: hat er dessen Talent geerbt? Klingt er wie sein Vater? Ist er der bessere oder schlechtere Sänger/Gitarrist/Songschreiber? Und so weiter. Der Sänger, Gitarrist und Songschreiber Jakob Dylan spricht nicht gerne über seinen Vater, den berühmtesten von allen Singer/Songwritern, Bob. Und wenn, dann sehr kühl und distanziert.
Mit dem Kritikerurteil „Adam Cohen klingt wie sein Vater Leonard Cohen" muss der Sohn leben. Stings Sohn Joe Sumner spielt Bass und ist Sänger wie sein Vater. Allerdings grenzt er sich demonstrativ von dem berühmten Vater ab und posaunte herum, Police interessiere ihn nicht, die Musik seines Vaters würde ihm nicht gefallen. Dennoch durfte er mit seiner Hardrock-Band Fiction Plane als Vorgruppe bei der Police-Reunion-Tour auftreten. Pikant in diesem Zusammenhang war, dass ein Kritiker schrieb: „Fiction Plane klingt wie The Police".
Simon Collins ist Songschreiber, Sänger und Schlagzeuger genau wie sein Vater Phil Collins. In Interviews gab er zu Protokoll, dass er die Musik der frühen Genesis geliebt habe, nicht aber die Solomusik seines Vaters. Inzwischen gründete er die Progrock-Band Sound Of Contact und klingt wie eine moderne Ausgabe der frühen Genesis.
Zak Starkey, Ringos Sohn, war Drummer bei The Who und Oasis und gilt in Fachkreisen als der talentiertere und technisch bessere Drummer im Vergleich zu seinem Vater, was das Verhältnis der beiden zueinander aber offenbar nicht eintrübte. Es gibt noch etliche weitere Beispiele für ein positives Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen, die beide Musik machen - zum Teil sogar gemeinsam. So gehört zum Beispiel Sohn Karma Auger als Schlagzeuger zur Band von Brian Augers The New Oblivion Express. Und Sänger/Gitarrist/Songschreiber Roy Harper tritt häufig mit seinem Sohn, dem Sänger/Gitarristen/Songschreiber Nick Harper gemeinsam auf.
Zwei aktuelle, kreative und geglückte Vater/Sohn-Kooperationen sind der Anlass und Aufhänger für dieses Kramladen-Thema: Der Jazzpianist Wolfgang Dauner veröffentlichte soeben ein Duo-Album („Dauner // Dauner") mit seinem Sohn, dem Schlagzeuger Florian Dauner, den man als rhythmischen Motor der Fantastischen Vier kennt. Und David Crosbys aktuelles Album „Croz" wäre nicht ohne die Unterstützung seines Sohnes James Raymond als Songschreiber, Keyboarder, Arrangeur und Co-Produzent entstanden.
Wenn der Vater mit dem Sohne die gemeinsame Begeisterung für die Musik teilt und wenn daraus sogar ein gemeinsames Musikprojekt entsteht, muss das nicht, kann aber im günstigsten Fall zu einem gelungenen und hörenswerten Ausdruck von Familienbanden führen.
Playlist zur Sendung "Wenn der Vater mit dem Sohne"
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | David Crosby | What's Broken | Croz | Blue Castle records |
3. | David Crosby | The Clearing | Croz | Blue Castle records |
4. | Dauner / Dauner | Echo's Stimme | Dauner / Dauner | Termidor, in-akustik |
5. | Dauner / Dauner | Hypnos | Dauner / Dauner | Termidor, in-akustik |
6. | Brent Moyer | Ducky Flamenco (Requiem For Dad) | Tennessee Tears | Brambus Records |
7. | Roy Harper | Death Or Glory | Death Or Glory | Ariola |
8. | Mystery Jets | The Ballad Of Emmerson Lonestar | Radlands | Rough Trade |
9. | Tangerine Dream | Rising Haul In Silence | Goblins Club | Tadream Music, Castle Communications |
10. | Albert Hammond | Changing Me | Legends | download |
11. | Paul McCartney | Heaven On A Sunday | Flaming Pie | Parlophone, MPL |
12. | James McCartney | Old Man | Available Light | download |
13. | Fiction Plane | Out Of My Face | Sparks | download |
14. | Ami | Love Is A Funny Thing | Part Of Me | Capriola, Sony, Blankomusik |
am Donnerstag 27.02.14 von 23-24 Uhr (Wiederholung am Samstag 01.03.14, 14-15 Uhr), Thema:
Pop & Naturklänge. Vom Ursprung der Musik. Das Orchester der Tiere.
Ein Pistolenkrebs soll mit seinen vier Zentimeter Körperlänge lauter sein als das lauteste je gemessene Rock-Konzert von Kiss - im Verhältnis gesehen? Die Musikkunstwerke von Bach, Beethoven und den Beatles seien nicht denkbar ohne das Heulen, Knurren, Zirpen, Gurren, Tirilieren, Zwitschern, Jaulen, Brüllen, Piepsen, Pfeifen, Quaken, Glucksen, Krächzen, Bellen, Krähen, Summen und Schnattern der Tierwelt?
Der Urutau-Tagschläfer aus den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas hätte mit seiner leicht nachpfeifbaren Melodie der Menschheit die pentatonische Tonleiter samt Bluenotes vorgesungen?
Das Konzert quakender Frösche sei ähnlich organisiert wie das eines Sinfonieorchesters oder einer Popgruppe?
Der das behauptet, begründet es auch - wissenschaftlich und anhand seiner jahrzehntelangen Feldforschung: Bernie Krause, US-amerikanischer Bio-Akustiker, Musiker und Klangforscher schrieb ein großartiges Buch, das im vergangenen Herbst auch in der deutschen Übersetzung erschienen ist (Bernie Krause: „Das große Orchester der Tiere - Vom Ursprung der Musik in der Natur", Verlag Kunstmann ISBN 978-3-88897-870-8, € 22,95).
Seine These: ohne die Naturklänge, ohne die Tierlaute würden die Menschen weder singen noch tanzen. Denn die Musik der Menschheit entstand ursprünglich aus der Nachahmung der Tierstimmen und Naturgeräusche. Am Beispiel der Ba'Aka-Pygmäen in Zentralafrika weist er nach, dass die klangvollen Gesänge und komplexen Rhythmen dieses Pygmäenstammes von den Klängen und Lauten der sie umgebenden Tierwelt geprägt wurden.
Bernie Krause war in den sechziger Jahren Studiogitarrist, spielte z.B. mit Pete Seegers Folkband The Weavers, wechselte dann zur Elektronik und war einer der ersten Moog-Synthesizer-Spezialisten Amerikas. Er trat 1967 beim Monterey Popfestival mit elektronischer Musik auf, arbeitete als Moog-Fachmann mit den Byrds, Doors, mit Stevie Wonder und George Harrison zusammen. Von George Harrisons zweitem Soloalbum „Electronic Sound", an dem er als Musiker am Moog-Synthesizer mitgewirkt hatte, distanzierte er sich allerdings, weil er von dem, was George Harrison aus seinen Aufnahmen letztlich gemacht hatte, nicht überzeugt war. Bernie Krause war an den Soundtracks zu Kinofilmen wie „Apocalypse Now", „Rosemary's Baby" und anderen beteiligt und veröffentlichte fünf eigene Alben, darunter auch das Referenzwerk „The Nonesuch Guide To Electronic Music".
Seit den siebziger Jahren zieht er als Sammler von Naturklängen durch die Welt und verfügt inzwischen über ein riesiges und einmaliges Archiv an Tonaufnahmen aus Wildnis-Habitaten rund um den Globus. Bei Vergleichen von früheren und aktuellen Aufnahmen am gleichen Ort stellt er immer wieder fest, auf welch teils alarmierende Weise die einstige Vielfalt durch menschliche Einwirkung zurückgedrängt wird.
Neben etlichen „Soundscapes", den faszinierenden Naturaufnahmen von Bernie Krause widmet sich diese bio-akustische Ausgabe des Kramladens auch der Naturmusik im Pop, wofür es jede Menge Beispiele gibt, von den Gewitter-Klängen im Doors-Klassiker „Riders On The Storm", unzähligen Tierlauten in diversen Titeln von Pink Floyd bis Beastie Boys, über Walgesänge in Songs von Kate Bush, Crosby & Nash, Jon Anderson und vielen anderen bis zu den aktuellen musikalischen Experimenten von Peter Gabriel mit Bonobos.
Bernie Krause hat den Begriff der Biophonie geprägt und meint damit Naturklänge von Tierlauten plus Wind- und Wassergeräuschen, die sich vergleichbar einer musikalischen Komposition entfalten und sozusagen einen akustischen Fingerabdruck des jeweiligen Habitats liefern, in dem all diese Naturklänge in ihrer Gesamtheit aufgenommen wurden. Bernie Krause: „Jedes unzerstörte Habitat drückt sich mit seiner eigenen speziellen Nischenkomposition aus - seiner einzigartigen Stimme. Jede Biophonie hat eine ihr eigene spezielle Textur wie unsere menschlichen vokalen Signaturen."
Bernie Krauses Klangforschungen und Tonaufnahmen, die zum Teil am gleichen Ort vorgenommen und über längere Zeiträume hinweg dokumentiert wurden, beweisen, dass sich die Soundscapes in vielen Habitaten teilweise dramatisch verändert haben. Die Vielfalt der Tierstimmen hat sich über die Jahre oft deutlich verringert, das große Orchester der Tiere ist häufig zu einer Combo-Besetzung geschrumpft oder gar gänzlich verstummt.
Bernie Krause macht hierfür nicht nur Brandrodungen, Abholzung und all die vielfältigen Formen der Umweltzerstörung verantwortlich, sondern auch die von ihm sogenannte „Anthropophonie", „akustischen Abfall, hörbaren Müll", also den von Menschen erzeugten Lärm: „Flugzeuge, Pfahlrammen, Motorschlitten, Laubbläser, Autos, Motorräder, Generatoren, Gettoblaster usw. ... Lärm erregt Aufmerksamkeit, ohne viel nützliche Informationen zu liefern. Er ist verschwendete Energie." (Bernie Krause)
In seinem Buch beschreibt er eine Tonaufnahme im Yellowstone-Nationalpark an einem schönen Herbstabend, „an dem außerordentlich viele Vogelstimmen erklangen". Während des plötzlichen Überflugs einer Verkehrsmaschine in etwa 6000 Meter Höhe erstirbt das Vogelkonzert fast vollständig. „Als nach zehn Minuten die natürliche Klanglandschaft allmählich wieder zurückkehrt, ertönt das niederfrequente Whom-whom-whom eines noch fernen Hubschraubers. Die Vögel verstummen erneut. Und diesmal wird es ganz still."
Wenn man das liest, muss man unwillkürlich an Robert Gernhardt und sein 11. Gebot denken: Du sollst nicht lärmen!
„'Das große Orchester der Tiere' liest sich wie ein Abenteuerroman und ist zugleich ein leidenschaftliches Plädoyer für die Erhaltung einer bedrohten Ressource: der Musik der Wildnis, die am Ursprung des Menschen steht. - Krause bringt uns die Musik der Natur nahe. Möge er noch lange weiterforschen." (Pete Seeger)
Playlist
| Artist | Track | Album | Label |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records |
2. | David & Steve Gordon | Calling The Sacred Beat / Gift Of The Eagle | Sacred Spirit Drums | Prudence, BSC, Zomba |
3. | Peter Gabriel | Bonobo Hope Appeal | Interspecies Internet 1 | download |
4. | Pink Floyd | Mademoiselle Nobs (Seamus) | Live At Pompeii (Meddle) | EMI |
5. | Kyrie Kristmanson | Birdsong | American Songbird | Jaro |
6. | Songline | Desert Rainbow | Desert Rainbow | Tropical Music |
7. | Jethro Tull | Bungle In The Jungle | Warchild | Chrysalis |
8. | Katja Maria Werker | What The Bird Said | Contact Myself | BMG, RCA |
9. | Jack Johnson | Anything But the Truth | To The Sea | Universal |
10. | The Silent Jazz Ensemble | Sailing Across Seven Seas | Contemplations On The Sea | Vollton Biber |
11. | Bernie Krause | Audio Archive (Hintergrundmusik) | http://www.wildsanctuary.com/ | download |
Beatlemania vor 50 Jahren. Im Februar 1964 eroberten die Beatles Amerika und die Welt.
„... the youngsters from Liverpool, who call themselves The Beatles" - so kündigte er sie an, der Starmoderator Ed Sullivan, der ein wenig nach Handelsvertreter aussah und anfänglich nicht gerade erbaut war von den lärmenden Youngsters aus Liverpool. Die Ed-Sullivan-Show war in den frühen sechziger Jahren die beliebteste und einflussreichste Unterhaltungssendung des amerikanischen Fernsehens. Und genau vor 50 Jahren schrieben die Beatles mit ihren Auftritten in der Ed-Sullivan-Show Fernseh- und Popgeschichte. Denn ihre Kurzauftritte am 9., 16. und 23. Februar 1964 schlugen alle Rekorde, was Einschaltquoten und Publikumsbegeisterung anging. Nach diesen drei Shows war die Welt des Pop in den USA eine andere. 74 Millionen amerikanische Fernsehzuschauer und einige weitere Millionen Kanadier hatten alleine den ersten Beatles-Auftritt gesehen, die Einschaltquoten der beiden übrigen Beatles-Shows waren für damalige Verhältnisse nicht weniger astronomisch.
Nach John F. Kennedys Ermordung am 22. November 1963 und der darauf folgenden depressiven Stimmung in Amerika wurden diese vier unbekümmerten Youngsters aus Liverpool mit ihren anknipsenden Songs von vielen Amerikanern wie eine Erlösung empfunden. Die Beatlemania, die England bereits im Herbst 1963 erfasst hatte, überrollte nun auch Nordamerika und schließlich die übrige westliche Welt. Die US-Radiostationen spielten in der Folgezeit die Songs der Beatles beinahe non-stop, weil die US-Fans nicht genug von den Beatles-Songs bekommen konnten. Die Plattenverkäufe der Beatles-Singles schnellten in die Höhe. In den Billboard Hot 100 Singlecharts kam es zu der einmaligen Konstellation, dass am 5. April 1964 insgesamt zwölf Beatles-Songs in den US-Charts geführt wurden, wobei die ersten fünf Plätze allesamt von den Beatles okkupiert waren - ein Rekord für die Ewigkeit.
Aus Anlass dieser pophistorischen Ereignisse vor 50 Jahren kam nun eine neu überarbeitete Beatles-Box mit 13 CDs auf den Markt: „The U.S. Albums". Die Box umfasst alle US-Ausgaben der Beatles-Alben von „Meet The Beatles" (1964) bis „Hey Jude" (1970). Die amerikanische Plattenfirma der Beatles hatte abweichend von den englischen Original-LPs eigene, um nicht zu sagen willkürliche Song-Zusammenstellungen durchgesetzt und sogar eigenwillige Abmischungen erstellt. Vor allem wurde reichlich Hall dazugemischt. Und die Original-Monoaufnahmen verwandelte man in ein Pseudo-Stereo, mit dem Gesang auf dem einen und den Instrumenten auf dem anderen Kanal. Dieser tontechnische Unsinn wurde in den neuen Remaster-Wiederveröffentlichungen abgemildert. Die merkwürdigen Songkombinationen und auch die abweichenden Albumtitel und Covermotive hat man allerdings beibehalten.
Der Kramladen zum 50-jährigen Beatlemania-Jubiläum spielt Songs aus den neu bearbeiteten US-Beatles-Alben und erinnert an die euphorische Hysterie im Februar vor 50 Jahren. Die frühen Beatles-Songs waren der Soundtrack für den Aufbruch einer Jugend-Generation, die mit einem Mal glauben konnte, sie könne die Welt verändern.
Playlist zum Kramladen "Beatlemania vor 50 Jahren"
| Artist | Track | Album | Label | Zeitplan |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records | 00:27 |
2. | The Beatles | I Saw Her Standing There | Meet The Beatles | Capitol, Apple | 02:52 |
3. | The Beatles | Not A Second Time | Meet The Beatles | Capitol, Apple | 09:15 |
4. | The Beatles | All My Loving (live at The Ed Sullivan Show) | The Beatles First US-Visit | Capitol, Apple | 16:24 |
5. | The Beatles | Money | The Beatles' Second Album | Capitol, Apple | 24:16 |
6. | The Beatles | I'll Get You | The Beatles' Second Album | Capitol, Apple | 29:19 |
7. | The Beatles | It Won't Be Long | Meet The Beatles | Capitol, Apple | 33:41 |
8. | The Beatles | I Want To Hold Your Hand | Meet The Beatles | Capitol, Apple | 40:12 |
9. | The Beatles | Love Me Do | The Early Beatles | Capitol, Apple | 46:16 |
10. | The Beatles | Twist And Shout (live at The Ed Sullivan Show) | The Beatles First US-Visit | Capitol, Apple | 50:44 |
11. | The Beatles | Any Time At All | Something New | Capitol, Apple | 55:00 |
12. | The Beatles | She Loves You (mono) | The Beatles' Second Album | Capitol, Apple | 58:28 |
am Donnerstag 30.01.14 von 23-24 Uhr (Wiederholung am Samstag 01.02.14, 14-15 Uhr), Thema: Pete Seeger - zum Tod des großen Folk-Sängers und Vaterfigur der Folksong-Bewegung.
„We shall overcome",„If I had a hammer",„This land is your land", „Michael row the boat ashore", „Turn, Turn Turn, „Where have all the flowers gone" - das sind die großen Songs, mit denen er populär und unsterblich wurde. Pete Seeger, die Vaterfigur der amerikanischen Folksong-Bewegung und darüber hinaus einer der wichtigsten Folksänger und Bürgerrechtler der Popgeschichte ist nach einem erfüllten Leben im Alter von 94 Jahren gestorben - eines „natürlichen Todes", wie seine Familie mitteilte, er sei nach einer kurzen Krankheit in einem New Yorker Krankenhaus ohne Dramatik, ohne Schmerzen friedlich eingeschlafen im Beisein seiner Angehörigen. So wie er starb, so hat er auch gelebt, zusammenzuhalten, sich gegenseitig unterstützen, miteinander teilen, solidarisch sein, das gehörte immer zu seiner Botschaft. Er war nicht nur der typische Folk-Sänger mit Banjo, der sein Publikum immer zum Mitsingen aufforderte, er war auch Liedersammler, Folkmusik-Forscher und Buchautor. Er gab den Anstoß zur Protestsongbewegung und zur kritischen Haltung gegenüber dem Vietnamkrieg. Er setzte sich immer für die Bürgerrechte ein, engagierte sich für den Umweltschutz und unterstützte in den letzten Jahren auch die Occupy-Wallstreet-Bewegung.
Als Musiker Sänger und Songschreiber beeinflusste er viele Künstler der nachfolgenden Generationen. Nicht nur Bob Dylan, Joan Baez, Bruce Springsteen und Steve Earl berufen sich auf ihn und nennen ihn als Vorbild. Sein Song „Turn Turn Turn" kam in der Fassung von The Byrds weltweit in die Hitparaden. 1996 wurde Pete Seeger sogar in die Rock'n'Roll-Hall of Fame aufgenommen. Seine letzte Studioaufnahme erschien 2012. Es war sein Beitrag zum Benefizalbum aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums von Amnesty International: „Chimes Of Freedom - The Songs of Bob Dylan honoring 50 Years of Amnesty International". Begleitet von einem Kinderchor, Studiomusikern und einem Streicherensemble sang er, bzw. rezitierte er im Sprechgesang den Text des Dylan-Songs „Forever Young".
Am 21. September 2013 stand Pete Seeger zum letzten Mal auf einer großen Bühne beim Benefiz-Konzert „Farm Aid", das von Neil Young alljährlich organisiert wird, und er kämpfte gegen seine ersterbende Stimme mit seiner großen Freiheits-, Gerechtigkeits- und Friedenshymne „If I Had A Hammer". Wenn er nicht mehr konnte, sang das Publikum umso kräftiger für ihn.
Bruce Springsteen hat seinem Kollegen und langjährigen Freund die letzte Ehre erwiesen. Während seines Konzertes im südafrikanischen Kapstadt sagte er vor 10.000 Konzertbesuchern am Abend nach Pete Seegers Tod: „Ich habe in der vergangenen Nacht einen großartigen Freund und einen persönlichen Helden verloren". Und er spielte danach „We shall overcome".
In einem seiner letzten Interviews vom 9. August 2013 erzählte Pete Seeger von einem Freund, der verkündet habe: „An meinem 100. Geburtstag gebe ich eine große Party. Sollte ich nicht mehr am Leben sein, dann feiert ihr halt ohne mich - aber vielleicht denkt ihr an mich."
Playlist zur Pete Seeger-Sendung
| Artist | Track | Album | Label | Zeitplan |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records | 00:30 |
2. | Pete Seeger and the Rivertown Kids | Forever Young | Chimes Of Freedom - The Songs of Bob Dylan honoring 50 Years of Amnesty International | Amnesty International, Fontana | 03:29 |
3. | Tommy Sands and Dolores Keane with Vedran Smailovic | Where Have All The Flowers Gone | Where Have All The Flowers Gone - The Songs of Pete Seeger | Wundertüte | 08:23 |
4. | Pete Seeger, Bruce Springsteen | This Land Is Your Land | We Are One - the Presidential Inaugural Concert 2009 | download | 18:27 |
5. | Jackson Browne, Joan Baez | Guantanamera | If I Had A Song ... The Songs Of Pete Seeger Vol. 2 | Wundertüte Musik | 26:05 |
6. | Pete Seeger | We Will Love Or We Will Perish | At 89 | Appleseed Recordings | 32:13 |
7. | The Byrds | Turn Turn Turn | The Very Best Of | Sony Music | 35:02 |
8. | Pete Seeger | Turn Turn Turn | Pete Seeger's Greatest Hits | Folkways | 38:49 |
9. | Bruce Cockburn | Turn Turn Turn | Where Have All The Flowers Gone - The Songs of Pete Seeger | Wundertüte | 40:15 |
10. | Various Artists | We Shall Overcome | Pete Seeger's 90th Birthday Concert, New York 2009 | download | 43:33 |
11. | Pete Seeger | If I Had A Hammer | Songs For Friends And Foes | Folkways | 49:25 |
12. | Peter, Paul & Mary Trini Lopez (Montage) | If I Had A Hammer | diverse | diverse | 51:47 |
13. | Nancy Griffith | If I Had A Hammer | Where Have All The Flowers Gone - The Songs of Pete Seeger | Wundertüte | 54:40 |
14. | Pete Seeger | If I Had A Hammer | Farm Aid 2013 | download | 55:54 |
15. | Bruce Springsteen | We Shall Overcome | We Shall Overcome The Seeger Sessions | Columbia | 58:37 |
am Donnerstag 16.01.14 von 23-24 Uhr (Wiederholung am Samstag 18.01.14, 14-15 Uhr), Thema:
Der Volxlieder-Sänger. Zum 70. Geburtstag von Achim Reichel
In den letzten Jahren zog er als Sänger und Storyteller durch die Lande, gab, unterstützt von zwei Begleitmusikern, exakt 100 Konzerte mit seinem Programm „SOLO mit Euch, mein Leben, meine Musik - gesungen und erzählt". Am 4. Oktober 2013 beendete er die fast 5-jährige Solo-Tour mit seinem einhundertsten und letzten Konzert in seiner Heimatstadt Hamburg. Und ob es im Jahre 2014 nicht doch noch weitergeht mit dem Storyteller-Programm, ist noch nicht entschieden. Achim Reichel hat jedenfalls über seine Musik und sein Leben eine Menge zu erzählen. Seine musikalische Entwicklung ist geradezu prototypisch für die Entwicklung der deutschen Rockmusik. Mit seiner ersten Band The Rattles kopierte er in den frühen sechziger Jahren amerikanischen Rhythm'n'Blues, Rock'n'Roll und britischen Beat, wurde Dauergast und schließlich sogar Mitbesitzer des legendären Starclub in Hamburg, wechselte dann zu schierem Pop mit seiner neuen Band Wonderland, produzierte danach in der Krautrock-Ära seine psychedelische „Grüne Reise" als A.R. & Machines, überraschte anschließend mit Seemannsliedern und Shanties im Rock-Rhythmus und sang seitdem nur noch in deutscher Sprache. Er vertonte Gedichte von deutschen Dichtern wie Goethe und Fontane und ließ sich von jungen deutschen Poeten und Schriftstellern, darunter vor allem Jörg Fauser, neue literarische Liedtexte schreiben - und setzte damit Maßstäbe. Erfolgreiche Lieder wie „Der Spieler", „Boxer Kutte" oder „Der Minister" beeinflussten viele deutschsprachige Popmusiker der nachfolgenden Generation. Im Jahre 2006 war Achim Reichel bei den „Volxliedern" angekommen, die er auch auf einer großen Tournee live präsentierte.
„Am Brunnen vor dem Tore" und „Röslein auf der Heiden" poppig auf Rock gemacht, funktioniert das? Achim Reichel gelang dies überzeugend. Er hat die alten Volkslieder für sich und sein Publikum wieder neu entdeckt und sowohl vom Staub der Geschichte als auch vom Ruch der nationalistischen Deutschtümelei befreit und zeitgemäß neu arrangiert und als „Volxlieder" aufgepeppt. In seinen jungen Jahren hatte er diese alten Lieder als gestrig und langweilig abgelehnt. Heute sieht er das differenzierter: „Da gibt es einen Schatz von Liedern, die heute keiner mehr hören will, das sind aber Lieder mit ungeheuer tollen Harmonien und geistreichen Texten. Würden die englisch gesungen, würde keiner glauben, dass diese Songs deutsche Volkslieder sind", sagt der Volxlieder-Sänger und Storyteller Achim Reichel.
Am 28. Januar kann er seinen 70. Geburtstag feiern. Der Kramladen würdigt und feiert Achim Reichel und seine über 50-jährige deutsche Rockgeschichte schon etwas früher.
Ihren 70. Geburtstag feiern im Januar übrigens auch Jimmy Page (am 09.01.) und Pink Floyd-Drummer Nick Mason (am 27.01.). Auch diese beiden Rockmusiker werden kurz gewürdigt.
Playlist zur Sendung am 16.01.14
| Artist | Track | Album | Label | Zeitplan |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records | 00:24 |
2. | Achim Reichel | Der Spieler | Blues in Blond | WEA | 02:10 |
3. | Achim Reichel | Im schönsten Wiesengrunde | Volxlieder | Tangram, Indigo | 10:10 |
4. | Achim Reichel | Vineta | Wilder Wassermann | WEA | 15:12 |
5. | Achim Reichel | Die Gedanken sind frei | Volxlieder | Tangram, Indigo | 20:48 |
6. | Pink Floyd | Any Colour You Like | The Dark Side Of The Moon | EMI | 25:46 |
7. | Nick Mason | Hot River | Fictious Sports | Harvest, Electrola | 29:11 |
8. | Pink Floyd | One Of These Days | Meddle | Harvest Records | 36:54 |
9. | The Rattles | Mashed Potatoes | Das Jubiläumskonzert 100% Leben | Tangram, Indigo | 41:11 |
10. | Achim Reichel | Die Ballade von der Loreley | Wilder Wassermann | WEA | 46:19 |
11. | A.R. & Machines Achim Reichel | Echo der Gegenwart | Echo | Polydor | 52:06 |
12. | Led Zeppelin | Stairway To Heaven | Led Zeppelin IV | Atlantic | 55:59 |
13. | Led Zeppelin, Jimmy Page | Montage aus diversen Soli von Jimmy Page | diverse | diverse | 57:31 |
am Donnerstag 02.01.14 von 23-24 Uhr (Wiederholung am Samstag 04.01.14, 14-15 Uhr). Thema:
„Lobenswerte Ladies, fragile bis frappierende Frauenstimmen auf ausgezeichneten Alben Anno 2013"
Das zurückliegende Jahr hatte musikalisch einiges zu bieten. Gefeiert wurden die letztjährigen Alben von James Blake, Jon Hopkins, Arcade Fire, Jake Bugg, Jonathan Wilson und anderen, aber auch ältere Herren und betagtere Künstler wie David Bowie, Nick Cave, Pearl Jam, The Flaming Lips, Prefab Sprout, Sting und sogar Paul McCartney machten mit vorzüglichen bis beachtenswerten Alben von sich reden.
So viele bemerkenswerte Alben sind Anno 2013 erschienen, dass man sich bei einem Rückblick verzetteln und den Überblick verlieren kann, weshalb ich mich in dieser Stunde ausschließlich auf wichtige Sängerinnen und Songschreiberinnen beschränken möchte, die im vergangenen Jahr durch großartige Alben aufzufallen wussten. Der Stapel dieser Alben ist weitaus umfangreicher als Sendezeit zur Verfügung steht, deshalb musste ich mich in der Zahl der vorzustellenden Alben auf das Machbare beschränken und kann nur je einen Song aus dem jeweiligen Album würdigend spielen, obwohl etliche Songs eines jeden Albums dieser Rückblick-Sendung zur Ehre gereicht hätten. Kein einziges dieser hier zu hörenden Alben ist in einem vorangegangenen Kramladen schon vorgestellt worden. Es sind für mich also allesamt Premieren.
Um die Alben der weiblichen Superstars geht es hier nicht. Wie der Rolling Stone süffisant resümierte, sind alle Alben „von als Nummer sicher geltenden weiblichen Stars in 2013" mehr oder weniger gefloppt. „Lady Gaga, Katy Perry, Miley Cyrus blieben weit hinter den Erwartungen der Musikindustrie zurück, sie klangen aber auch furchtbar alt und hausbacken." Nicht so, die Musikerinnen dieser Stunde. Unter der Überschrift „Lobenswerte Ladies, fragile bis frappierende Frauenstimmen auf ausgezeichneten Alben Anno 2013 sind im Einzelnen zu hören: die amerikanisch-polnische Sängerin, Songschreiberin und Cellistin Ashia - mit ihrem Projekt Ashia & The Bison Rouge eine der großen Entdeckungen der letzten Zeit, desweiteren die über-die-maßen gefeierte Kalifornierin zwischen Pop und Avantgarde Julia Holter, die englische Folk-Erneuerin Laura Marling, die Italo-Britin Anna Calvi mit ihrem dunklen, romantisch-geheimnisvollen und verführerischen Pop/Rockstil, die Kanadierinnen Kellylee Evans und Christa Couture, die friesische Fado-Sängerin Nynke, die deutsch-persische Soulsängerin Kaye-Ree und die kongolesisch-französische Sängerin Gasandji.
Weitere hörenswerte Alben, die von Musikerinnen 2013 veröffentlicht wurden, aber aus Zeitgründen nicht berücksichtig werden konnten, sollen hier zumindest erwähnt werden:
Stacey Kent „The Changing Lights"
Sarah Blasko „I Awake"
Dota „Wo soll ich suchen"
Lea W. Frey „How Soon Is Now"
Maia Vidal „Spaces"
Louise Gold & The Quarz Orchestra „Debut"
Nataly Dawn „How I Knew Her"
Bobo und Herzfeld „Liederseelen"
Randi Tytingvag „LightsOut"
Haim „Days Are Gone"
Laure Halo „Chance Of Rain"
CocoRosie „Tales Of A GrassWidow"
Fredrika Stahl „Off To Dance"
Sara Bareilles „The Blessed Unrest"
Clara Hill „Walk The Distance"
Linda Thompson „Won't Be Long Now"
Josephine Foster „I'm A Dreamer"
Playlist zum Kramladen am 02.01.13
| Artist | Track | Album | Label | Zeitplan |
1. | L. Shankar | Darlene (Kramladen-Themamusik) | Touch Me There | Zappa Records | 00:18 |
2. | Ashia & The Bison Rouge | Burn, Give, Bust, Love | Diesel vs. Lungs | JARO Medien GmbH | 04:01 |
3. | Julia Holter | In The Green Wild | Loud City Song | Domino | 14:02 |
4. | Laura Marling | I was An Eagle | Once I Was An Eagle | Virgin | 20:04 |
5. | Anna Calvi | Carry Me Over | One Breath | Domino Records | 27:04 |
6. | Kellylee Evans | Glad It's You | The Good Girl | Plus Loin Music | 34:26 |
7. | Christa Couture | Pirate Jenny and the Storm | The Living Record | One Foot Tapping Records | 40:08 |
8. | Nynke | Duns Fan De Siedden | Alter | Crammed Discs | 46:02 |
9. | Kaye-Ree | One | New Air | Reelement Records | 53:18 |
10. | Gasandji | Ebalé | Gasandji | Plus Loin Music | 57:30 |
8. | Jenn Adams | Road To California (Hintergrundmusik) | Water | Hermans | Unter jeder Mod. |