Schallplatte mit Volker Rebell Beschriftung

 

2015 Kramladen-Sendungen in ByteFM

am Donnerstag 31.12.15, 23 Uhr (Wiederholung 02.01.2016, 14 Uhr), Thema:

Alles wird gut, oder Wut - Songs zum Jahreswechsel

Zum Ende/Anfang des Jahres sucht der Kramladen nach Songs, die zu dieser Zeitenwende passen und uns etwas sagen - über den Jahreswechsel hinaus.

Der letzte Tag in einem neuen Jahr, dem sofort der erste des neuen folgt, macht einem schonungslos bewusst, dass nichts festzuhalten ist. Der Zeiger tickt unerbittlich, die Kalenderblätter fliegen, jeder Augenblick ist im nächsten Moment schon Vergangenheit. Die Zeit, das Leben, wir alle, „we are made to run", es nützt nichts, stehenzubleiben oder rückwärts zu gehen, man kann nur mitlaufen in diesem Marathon, dabei seinen eigenen Rhythmus finden und möglichst Freude haben, bei jedem Schritt, den man geht.

Passend zum Jahreswechsel eignet sich besonders gut ein Stück Musik gewordener Utopie, die Vision einer in Frieden vereinten Welt, wie sie von Alan Stivell und Youssou N'Dour im Song „A United Earth" beschworen wird. Das ist weder graue Theorie noch rosarotes Wolkenkuckucksheim, das ist eine hörbar gemachte musikalische Realität. Jetzt liegts nur an uns, an jedem einzelnen, dies in der alltäglichen Wirklichkeit auch umzusetzen. Wenn das nur so einfach wäre. Aber versuchen kann man's ja jeden Tag aufs Neue. Doch was ist, wenn keiner zuhört, oder nicht mitmacht, oder gar abblockt. Jaja, aller Anfang ist schwer. Und man muss im Kleinen anfangen. „Und man muss erst mal bei sich selbst anfangen".

Wie heißt es in jenem berühmten Song: „Ich weiß, die Zeit verfliegt so schnell, lass uns jede neue Chance ergreifen. Es wird so sein wie ein Neubeginn. Lass keinen weiteren Tag verstreichen, meine Liebe. Es wird so sein, wie ein Neubeginn", das sang John Lennon 1980, kurz vor seinem Tod: „Just Like Starting Over". Dieser Song ist zwar nicht zu hören im Kramladen zum Jahreswechsel, dafür aber viele andere mit ähnlicher Botschaft, wie z.B. dieser von David Wilcox: „Start with the ending, it's the best way to begin".

Playlist: Artist / Track / Album / Label
1. Robin Grubert / Alles wird gut / Schön ist langsam / Hypertension
2. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
3. Coldplay / Up & Up / A Head Full Of Dreams / Parlophone
4. Erdmöbel / Nichts zu verlieren / Für die nicht wissen wie / Tapete
5. Sting / Forget About The Future / Sacred Love / A&M Records
6. The Mick Fleetwood Band / Bitter End / Something Big / Sanctuary
7. Rodgau Monotones / Ein gutes Jahr / Adrenalin / Eastwest
8. Tracy Chapman / New Beginning / New Beginning / Elektra
9. David Wilcox / Start With The Ending / What You Whispered / ZYX Music
10. R.E.M. / Walk Unafraid / UP / Warner
11. Alan Stivell & Youssou N'Dour / A United Earth 1 / 1 Douar / Sony Music France
12. Ulrich Uhland Warnecke / Zwischen den Jahren (Hintergrundmusik) / Schattenspiele / Acoustic Music

 

am Donnerstag 17.12.15, 23 Uhr (Wiederholung 19.12.15, 14 Uhr), Thema:

Rock-Genius und Workaholic

Frank Zappa - zum 75. Geburtstag und 22. Todestag

Subkultureller Underground-Rebell und knallharter Geschäftsmann, Held des Anti-Establishment und autoritärer Dirigent, Bürgerschreck und Präsidentschaftsbewerber, Jazz-Verächter und Jazzrock-Innovator, Rock-Gitarrist und Synclavier-Avantgardist, Pop-Satiriker und Verbalerotiker, Nikotin-Abhängiger und Arbeitstier, Komponist schier unspielbarer Partituren und Performer durchgeknallter Rocktheater-Shows. Das alles war er und noch viel mehr. Der gelebte Widerspruch, die paradoxe Inversion, das perfektionistisch präzise Spiel mit Pathos, Parodie, Phantasterei, Pop-Paranoia und Provokation war sein Programm. Sein Arbeitspensum lässt sich nur mit aberwitzig umschreiben. Im Alter von 25 Jahren erschien sein erstes Album „Freak Out!" (Juni 1966). Als er 27 Jahre später im Alter von nur 52 Jahren an Krebs starb, hatte er bereits 45 Alben veröffentlicht. Er komponierte nicht nur - wenn auch vornehmlich - für Rockformationen, sondern auch für Jazz-Bigbands, Sinfonieorchester und zeitgenössische Kammermusik-Ensembles (wie das Kronos Quartett und das Ensemble Modern).

Er war, ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung in der Rockgeschichte. Keiner vor ihm, keiner nach ihm schöpfte aus einem ähnlich universellen musikalischen Reservoir und kreierte daraus einen vergleichbar schillernden, unverwechselbaren Kosmos. Musique concréte und Doo-Wop, Anton Webern und Rhythm'n'Blues, absurdes Theater und Musical, Country-Music und Klamauk, Dance Hall-Atmosphäre und Free Jazz, Lateinamerikanisches und Abendländisches, Klassizistisches und Neutöner-Avantgarde, Blues und Elektronik, Soul und Surf-Music, Sentimentalschulzen der 50er Jahre und Politrock, Edgar Varese und Rock'n'Roll, Varieté und Filmkunst, Spike Jones-Ulk und Igor Strawinsky-Ernsthaftigkeit, Vaudeville und Dadaismus, Jazzrock und John Cage, Comedy-Show und Cabaret, Charleston und Folkmusic, Easy Listening-Schlagerhaftes und Heavyrock-Durchschlagendes - alles fließt zusammen im musikalischen Werk des genialen Frank Zappa.

Am 21. Dezember wäre er 75 Jahre alt geworden, am 4. Dezember war sein 22. Todestag zu begehen.

Zappas letztes postum veröffentlichtes Album „Dance Me This" erschien am 21. Juni 2015, es ist das insgesamt 100. Album in der offiziellen Diskographie des Meisters aller Klassen - die unzähligen Bootlegs natürlich nicht mitgerechnet. „Dance Me This" gilt auch als das letzte Album, das Frank Zappa noch zu seinen Lebzeiten fertig stellen konnte und es ist auch das letzte, das seine Frau Gail Zappa herausgebracht hat. Am 7. Oktober 2015 starb Gail Zappa an Lungenkrebs. Die vier Kinder von Frank und Gail Zappa wollen sich weiterhin um das künstlerische Erbe ihres Vaters kümmern. Nicht ausgeschlossen also, dass aus den schier unerschöpflichen Zappa-Archiven weitere Veröffentlichungen künftig noch folgen werden.

Von John Lennon und Yoko Ono weiß man, dass sie gemeinsam mit Frank Zappa und seinen damaligen Mothers of Invention auf der Bühne standen und ein denkwürdiges Konzert am 6. Juni 1971 im New Yorker Fillmore East gaben (später veröffentlicht im Lennon-Album „Sometime in New York City"). Aber wer weiß, dass Frank Zappa auch mit Sting live zusammenspielte (veröffentlicht auf dem Zappa-Album „Broadway The Hard Way") und dass er Aufnahmen mit den Oberton- und Kehlkopfsängern Huun-Huur-Tu aus Tuva  machte. Dies wird im Kramladen zu Ehren des großen Maestro Zappa zu hören sein - neben weiteren mehr oder weniger bekannten Titeln aus dem Musikuniversum von Frank Vincent Zappa, einem der wichtigsten, weil unvergleichlichen und unerreichten Musiker der Pop-Historie.

Playlist: Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Frank Zappa & The Mothers Of Invention / Florentine Pogen / You Can't Do That On Stage Anymore Vol. 4 / Zappa Records
3. Frank Zappa / Dance Me This, Calculus / Dance Me This / Zappa Records
4. Frank Zappa / Oh No / Make A Jazz Noise Here / Zappa Records
5. hr-Bigband / Oh No / Jazz From Hell - hr-Bigband plays Zappa / Live-Mitschnitt vom 46. Deutschen Jazzfestival am 31.10.2015
6. Frank Zappa / Night School / Jazz From Hell / Zappa Records
7. Frank Zappa / When The Lie's So Big / Broadway The Hard Way / Rykodisc
8. Frank Zappa feat. Sting / Murder By Numbers / Broadway The Hard Way / Rykodisc
9. Frank Zappa / Pachuco Gavotte / Dance Me This / Zappa Records
10. Frank Zappa & Mothers / Dinah-Moe Humm / Over-nite Sensation / Rykodisc
 

am Donnerstag 03.12.15, 23 Uhr (Wiederholung 05.12.15, 14 Uhr), Thema:

Lennon Legend

Vor 50 Jahren erschien „Rubber Soul". Vor 35 Jahren starb John Lennon.

Die Anlässe für das heutige Lennon-Thema im Kramladen sind diese beiden pophistorischen Daten - auch wenn die Tragweite und die Auswirkung bis heute von völlig unterschiedlicher Bedeutung sind: das 50-jährige Jubiläum des einflussreichen Beatles-Albums „Rubber Soul", das John Lennon kreativ dominierte, und, Lennons Ermordung am 8. Dezember 1980.

„Wenn ich auch weiß, dass die Gefühle bleiben werden für Menschen und Dinge aus der Vergangenheit, ich weiß, ich werde oft innehalten und an sie denken, doch in meinem Leben werde ich dich mehr lieben", sang John Lennon in seinem großartigen Song „In My Life" aus dem Beatles-Album „Rubber Soul", das am 3. Dezember 1965 veröffentlicht wurde. Es war bereits das sechste Beatles-Album (in nur zwei Jahren), aber das erste von künstlerischem Gewicht; es eröffnete die kreativen und bahnbrechenden Studiojahre der Beatles und gilt als Vorbote der psychedelischen Ära in der Popwelt.

John Lennons Songbeiträge zum Album „Rubber Soul" waren durchweg exzellent: vom ätzenden Humor in  „Drive My Car", über die skurrile Liebesaffäre und irritierende Brandstiftung im Sitar-Song „Norwegian Wood", die anrührende Hilflosigkeit  und Desorientierung in „Nowhere Man", die Elogen auf die universelle Kraft der Liebe in „The Word", bis zum Kniefall im Song „Girl", eine Liebeserklärung an die Traumfrau, die zum Albtraum wird.

Mit „Rubber Soul" hatten die Beatles ein in jeder Hinsicht überzeugendes Album veröffentlicht und John Lennon hatte keinen geringen Anteil daran.

Natürlich gehört auch die Nummer-1-Single „Day Tripper/We Can Work It Out", die gemeinsam mit dem Album „Rubber Soul" am 3. Dezember 1965 veröffentlicht wurde, zum Inhalt des neuen Beatles-Sammlerstücks, das pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2015 auf den Markt kam: „The Beatles „1+", mit allen neu abgemischten Nr.1-Hits der Beatles auf CD und den dazugehörigen restaurierten, zum Teil auch neu erstellten Videoclips auf DVD. 

„Eines macht mir allerdings große Sorgen. Eines Tages wird irgend so ein Verrückter auftauchen, und dann weiß nur Gott allein, was dann passieren mag. Alle möglichen Leute rennen hier mit Waffen herum und spielen Cowboy. Sie scheinen zu glauben, dass ein Revolver ein verlängerter Arm ist ...", sagte John Lennon 1965 in den USA.

Am 8. Dezember 1980 um 22 Uhr 50 Ortszeit kamen John und Yoko von Aufnahmen im Record Plant Studio zurück. Vor dem Dakota Building, dem Domizil der Lennons, standen wie so oft einige Fans und warteten auf den Ex-Beatle, um vielleicht ein Autogramm zu ergattern. Der 25-jährige Mark David Chapman harrte schon seit Stunden aus. Schon am Nachmittag, als John das Haus verließ, stand er hier. Wortlos hatte er dem Star die Plattenhülle von „Double Fantasy" hingehalten. Mit routinierter Gelassenheit hatte John seinen Namenszug auf die Hülle geschrieben und war weitergegangen. Jetzt, fünf Stunden später, rief der Fan: „Mister Lennon!" und ging auf John zu, der gerade aus dem Wagen ausgestiegen und auf dem Weg zum Hauseingang war. John blickte über die Schulter zurück und sah in die Mündung eines 38er Revolvers. Chapman feuerte fünfmal. Die Kugeln trafen John in den Rücken. Bereits die erste Kugel war tödlich.

Playlist: Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. The Beatles / Drive My Car / Rubber Soul / Apple, Parlophone
3. The Swingle Singers / Drive My Car / Ticket To Ride - A Beatles Tribute / Primarily A Cappella Records
4. Bo Street Runners / Drive My Car / Lennon & McCartney Songbook Vol. 2 / Connoisseur Collection
5. The Beatles / Norwegian Wood / Documents Vol. 2 / Document Records
6. La Fragua / Norwegian Wood / De los Andos a los Beatles / Antara Grabaciones
7. Rudy Rotta Band / Norwegian Wood / The Beatles In Blues / Pepper Cake
8. The 12 Cellists of The Berlin Philharmonic / Norwegian Wood / The Beatles In Classic / Teldec
9. The Beatles / Nowhere Man / Rubber Soul / Apple, Parlophone
10. The Smashing Pumpkins feat. Chris Isaak / Nowhere Man / Chris Isaac Hour 2009-04-02 / download
11. The Beatles / Day Tripper / 1 / Apple, EMI
12. Otis Redding, Jimi Hendrix (Montage) / Day Tripper / Lennon & McCartney Songbook Vol. 1 / Connoisseur Collection
13. The Beatles / The Word / Rubber Soul / Apple, Parlophone
14. The Beatles / Girl / Rubber Soul / Apple, Parlophone
15. The Beatles / In My Life / Rubber Soul / Apple, Parlophone
16. Al Di Meola /  In My Life / All Your Life / inakustik
17. John Lennon /  Nobody Loves You When You're Down And Out / Onsaponatime / Capitol Records

 

am Donnerstag 19.11.15, 23 Uhr (Wiederholung 21.11.15, 14 Uhr), Thema:

Fräulein Gudmundsdóttirs Gespür für Eis und Lava und große Popkunst -
Björk - zum 50. Geburtstag

Früher war ihre Musik oft Ausdruck von Fantasiewelten, nun singt sie Songs als Therapie gegen den Trennungsschmerz. In ihrem jüngsten Album „Vulnicura" verarbeitet Björk das Auseinanderbrechen ihrer langjährigen Beziehung zu dem amerikanischen Medienkünstler Matthew Barney, mit dem sie eine gemeinsame Tochter hat. Warum kam es zur Trennung? Unter anderem, weil die Versuche mit dem Partner über Gefühle zu reden so unmöglich seien „like milking a stone" - singt Björk im Song „Stonemilker", dem Eröffnungstitel des Albums „Vulnicura", das von Verletzung und Heilung handelt. „Show me emotional respect. I have emotional needs", lauten die Schlüsselzeilen des Songs „Stonemilker". So persönlich und privat hat sich Björk noch nie gezeigt.
Sie schuf visionäre Popmusik wie von einem anderen Stern, kreierte fantastische und surreale Videos, inszenierte sich als Verwandlungskünstlerin und Mode-Ikone, schlüpfte in bizarre Rollen und Kunstfiguren zwischen Menschmaschine, Geisha und außerirdischem Mysterium.
„Prinzessin aus dem Eisland", „Cyber-Elfe" und „Fabelwesen des Pop" hat man Björk schon genannt - allesamt Beschreibungsversuche über eine eigenwillige Sängerin und ungewöhnliche Pop-Persönlichkeit, für die es im aktuellen Entertainment kaum eine Entsprechung gibt. Wenn eine Popkünstlerin die Attribute individuell, unverwechselbar und irritierend/faszinierend verdient, dann ist es Björk Gudmundsdóttir aus Reykjavik. Ihre verstörend schönen Popkunst-Arrangements zwischen futuristischer Cyber-Technologie und romantischem Sentiment, ihre unvergleichliche Stimmcharakteristik zwischen Elfe, Göre und Sirene, ihre teils brillanten und experimentierfreudigen, teils verschroben irrlichternden Songs machen sie zu einer der auf- und anregendsten Künstlerinnen, die die Popkultur zu bieten hat. Die Urgewalten der Natur ihrer isländischen Heimat, die Gletscher, Geysire und Vulkane, sind eine wichtige Inspirationsquelle für ihre Songs und tauchen als Gleichnisse oft in ihren Texten auf.
Ihr Vokal-Kunstwerk „Medulla" von 2004 löste überall blankes Staunen und irritierte Begeisterung aus. Ein solch extravagantes, wagemutiges Album traute man kaum einem anderen Popstar zu.
2011 erschien ihr Kreativ-Opus „Biophilia", ein Gesamtkunstwerk, das aus einer eigenen Website und Videos besteht, außerdem aus Workshops, musikpädagogischen Seminaren, Liveshows plus Filmdokumentation. Die absolute Innovation dabei waren allerdings die interaktiven Musik-Apps.
Nach dem Experimentieren mit Naturwissenschaft und dem Vermessen des Verhältnisses von Mensch, Natur und Technik im Großwerk „Biophilia" folgt nun also im Album „Vulnicura" die Auseinandersetzung mit zutiefst menschlichen Gefühlen: Liebesverlust, Trennungsschmerz, Angst, Wut und danach allmähliche Genesung und Selbstfindung.
Zu ihrem 50. Geburtstag - sie wurde am 21. November 1965 geboren - taucht der Kramladen ein in die wundersame Welt des musikalischen Universums von Björk  - sie war und ist eine der herausragenden Kreativ-Künstlerinnen der zeitgenössischen Popkultur.

Playlist Björk: Artist / Track / Album / Label / Zeitplan
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records / 00:10
2. Björk / All Is Full Of Love / Homogenic / One Little Indian, Polygram / 01:52
3. Björk / Family / Vulnicura / download / 07:20
4. Björk / Stonemilker / Vulnicura / One Little Indian / 11:18
5. Björk / Lionsong / Vulnicura Strings / download / 19:58
6. Björk / Vökurò / Medulla / Polydor / 30:14
7. Björk /  Pagan Poetry / Vespertine / One Little Indian Records / 36:20
8. Björk / It's In Our Hands / Greatest Hits / One Little Indian / 43:30
9. Björk / Venus As A Boy / Debut / One Little Indian, Elektra / 50:55
10. Björk / Black Lake / Vulnicura / One Little Indian / 56:16

am Donnerstag 05.11.15, 23 Uhr (Wiederholung 07.11.15, 14 Uhr), Thema:

Der Rock-Nonkonformist - Forever Young. Zum 70. Geburtstag von Neil Young

Er sammelt alte Autos, amerikanische Straßenkreuzer der fünfziger Jahre, Cadillacs, Lincolns etc.. Nach jedem großen, fertig gestellten Projekt belohnt er sich mit einem neuen Alten. Einen seiner liebsten Oldtimer, einen Lincoln Continental, Baujahr 59, ließ er zu einem Elektro-Hybrid-Prototypen umbauen, um ein Zeichen gegen die Klimakatastrophe zu setzen. Er fuhr mit seinem Ökomobil durch USA und machte darüber ein Album, „Fork In The Road" von 2009, mit Songs aus donnerndem Ingrimm und sentimentaler Sanftmut - eben typisch Neil Young. 2014 fragte er ebenso anklagend wie kämpferisch „Who's Gonna Stand Up And Save The Earth?" im Album „Storytone". Auf seinem jüngsten Album „The Monsanto Years" wettert er mit heiligem Zorn gegen den Gentech-Agrarkonzern Monsanto und predigt, Saatgut sei Leben, das Gott oder Mutter Natur und damit jedem gehöre und nicht einem monopolistischen, skrupellosen Konzern, der nur seine Profitinteressen kenne. Und seinen braven Mitbürgern und Fans wirft er vor, lieber nichts darüber hören zu wollen, dass die Monsanto-Pestizide das menschliche Erbgut verändern und Krebs auslösen können. Stattdessen wollten die Leute lieber etwas über Liebe hören, singt er im Song „People Want To Hear About Love".

„Bluenote Café" heißt das neue Live-Album von Neil Young, sein zweites in diesem Jahr, das einen Tag nach seinem 70. Geburtstag am 13.11.15 veröffentlicht wird und sieben bislang unveröffentlichte Songs enthält. Es ist die Fortsetzung seiner „Performance Series" mit Highlights aus seiner Tour von 1988, darunter eine großartige Livefassung des Songs „Crime In The City" - in dieser Stunde vorab zu hören ­- im Original aus Neil Youngs Erfolgsalbum Freedom", das auch den Songklassiker „Rockin' In The Free World" enthält. Rocken für freie Ohren, so könnte man seine aktuelle Revolution der Klangtechnik bezeichnen. Dem grottenschlechten Sound von MP3 sagte er den Kampf an und ließ einen so genannten „Pono-Player" mit bestmöglicher Klangwiedergabe für sechs Millionen Dollar entwickeln und im Frühjahr 2015 auf den Markt bringen. Allerdings bezweifeln Fachleute, ob der objektiv messbare qualitative Unterschied für das (MP3-geschädigte) menschliche Ohr überhaupt wahrnehmbar sei.

Was ist dem unberechenbaren, auch sprunghaften, doch immer ambitionierten Neil Young nicht schon alles nachgesagt worden. Er sei gleichermaßen ein ehrlicher Musiker wie eine extrem narzisstische Persönlichkeit. Seine egozentrische Sturheit und Neigung zur Rivalität zermürbe jede Zusammenarbeit mit gleichberechtigten Partnern. Das Auseinanderbrechen von Crosby, Stills, Nash & Young ginge vor allem auf seine Kappe. Er sei ein wehleidig jammernder, introvertierter Outcast-Romantiker, ein Eigenbrödler mit Hang zu depressiven Albtraumvisionen. Er sei politisch reaktionär, habe Ronald Reagan unterstützt und sich für die Atomenergie eingesetzt. Allerdings attackierte er die Kriegspolitik von George W. Bush und forderte dessen Amtsenthebung im Song „Let's Impeach The President" aus dem Album „Living With War" von 2006. Im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf verbot er dem republikanischen Krawall-Politiker und Präsidentschaftsbewerber Donald Trump die Verwendung seines Songs „Rockin' In The Free World" für Kandidatur-Werbezwecke. Als „unsicherer Kantonist" wurde Neil Young oft eingeschätzt, auch, weil er von sich selbst behauptete, „zu jeder politischen Frage mindestens zwei oder drei verschiedene Meinungen" zu haben. Er gebärde sich wie eine „Greta Garbo des Rock", sei unstet und gespalten, mal elegisch, mal ruppig und oftmals beides zugleich. Er sei ein Grantler und unberechenbarer Nonkonformist, der seine Fans durch zu extreme Stilwechsel vor den Kopf stoße - so lauten einige Einschätzungen.

Tatsächlich tat er oft das Unerwartete, veröffentliche als Protagonist handgemachter Rockmusik ein Elektronik-Album und verfremdete seine Stimme per Vocoder; anschließend folgte ein Rockabilly-Album, in dem er versuchte, sich als Rock'n'Roller zu verkaufen. Dann kehrte er wieder zum Folkrock zurück, spielte zwischendurch Country und Blues-Rock, dann sentimentale Balladen, gefolgt von Grunge-Gewittern. Und 2014 ließ er sich von einem Orchester begleiten.

Trotz aller stilistischer Hakenschläge - und wohl auch gerade deswegen - gelang es ihm immer wieder, großartige Songs zu schreiben. Einige davon waren am 13. und 14. September 2015 von Norah Jones, Ryan Adams, Adam Green, Jakob Dylan und vielen anderen in New York zu hören beim „Neil Fest - A Night To Celebrate The Music Of Neil Young". Aus Anlass seines 70. Geburtstags feiert auch der Kramladen ein kleines, einstündiges „Neil Fest".

Playlist:  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Neil Young & Promise Of The Real / Monsanto Years / The Monsanto Years / Reprise, Warner
3. Neil Young / Who's Gonna Stand Up / Storytone / Reprise
4. Neil Young / Crime In The City / Bluenote Café / Reprise
5. Neil Young & Crazy Horse / Psychedelic Pill / Psychedelic Pill / Reprise Records, Warner Music
6. Crosby Stills Nash & Young / Ohio / So Far / Atlantic
7. Crosby Stills Nash & Young / Helpless / Deja Vu / Atlantic
8. Neil Young / Don't Let It Bring You Down / After The Goldrush / Reprise
9. Lizz Wright / Old Man / Dreaming Wide Awake / Verve
10. The Stills-Young Band / Long May You Run / Long May You Run / Reprise
11. Neil Young / Hey Hey My My (Into The Black (Ausschnitt) / Rust Never Sleeps / Reprise

Kurztext: Neil Young ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Rockkultur. Neben seiner Musik engagiert er sich für soziale Projekte, für Elektro-Fahrzeuge, für die Verbesserung der Klangqualität von Musikabspielgeräten, für ökologischen Landbau und produziert neben Musiktonträgern auch Filme. Inzwischen ist er auch als Buchautor in Erscheinung getreten.

 

am Donnerstag 22.10.15, 23 Uhr (Wiederholung 24.10.15, 14 Uhr), Thema:

"Chaos und Kreation im Hinterhof" - Paul McCartneys bestes Album bis dato erschien vor 10 Jahren

 Nach einer Reihe von enttäuschenden Veröffentlichungen, nach diversen mittelmäßigen bis passablen und nach einigen wenigen vorzeigbaren bis gelungenen Alben überraschte Paul McCartney im Herbst 2005 die anspruchsvolle Popwelt mit einem Meisterwerk, seinem bis dato vielleicht besten Soloalbum „Chaos And Creation In The Backyard". Er schrieb sehr persönliche Texte mit psychologischem Feingefühl, komponierte wagemutige harmonische Wendungen und kreierte melancholische, teils sogar dunkle Stimmungen, wie man es zuvor von ihm kaum je gehört hatte. Keinen geringen Anteil daran hatte der Produzent Nigel Godrich, der sich zuvor einen Namen gemacht hatte durch seine Arbeiten für Radiohead, R.E.M., Beck, Travis und U2. Er drängte den Songschreiber Paul aus seiner gewohnten Komfortzone heraus und ermutigte ihn zu einer experimentierfreudigeren Herangehensweise an die neue Album-Produktion. So überredete er Paul etwa, auf die bereits mit seiner Begleitband produzierten Basis-Aufnahmen zu verzichten, statt dessen die meisten neuen Songs, als profunder Multiinstrumentalist, der er war, alleine neu einzuspielen, um eine möglichst persönliche Handschrift und intensive Atmosphäre zu erzeugen. Diese Entscheidung erwies sich als richtig, denn in der geradezu intimen Studioarbeit zwischen Paul und Nigel Godrich, nur hin und wieder verstärkt durch einzelne Gastmusiker, entstanden einige der bemerkenswertesten Songs im Kompositions-Katalog  des Ex-Beatle.

Liegetöne eines Flügelhorns, Loops und Klangflächen mit der Anmutung eines Harmoniums und Pauls innige Stimmgebung erzeugen eine intensive, schwebende Atmosphäre im neblig trüben Song „How Kind Of You", in dessen Trost suchendem, fast verzweifeltem Text klar wird, dass der Schwebezustand des Ich-Erzählers hart am Abgrund verläuft. Der instrumentale Abschluss verstärkt die Dramatik mit einem kühnen und aufwühlenden Akkordwechsel (F7+/11, E). Doch zu guter Letzt löst ein melodisches Motiv, von Klavier und Gitarre synchron und chörig gespielt, die Spannung in einem harmonisch wohl klingenden A-Dur auf.

Die Gitarrenballade „Jenny Wren" erinnert im Fingerpicking-Stil und melodischen Motiv der Akustikgitarre an Pauls Ballade „Blackbird" aus dem Weißen Album der Beatles. Doch hier taucht zum ersten Mal in Pauls Instrumentenfundus ein ethnischer Weltmusikklang auf, eine Duduk, ein Oboe-ähnliches Holzblasinstrument aus Armenien.

Unorthodox in Harmonik und Melodik, und ungewohnt für Pauls Kompositionsstil wegen der dunklen Zwischentöne, präsentiert sich der Klaviersong „At The Mercy", in dem man Paul zum ersten Mal als Cellist mit lang gestrichenen, tiefen Tönen hören kann. Zu den Höhepunkten des Albums zählt auch der irritierende Song voll seltsamer Schönheit „Riding To Vanity Fair". Über einem hypnotischen Schrittmaß breitet sich ein grundierender Streicher-Teppich in warmen, doch geheimnisvoll dunklen Tönen aus. Darüber singt Paul in hohem Register, teilweise mit Kopfstimme schön schräge Melodietöne über wohlig schmerzlich klingende, mit Sexten und Nonen ausdifferenzierte Mollakkorde (Am6/9, Em9).  Und der irritierende Text, den er mit verhaltener Emotionalität singt, handelt von bitterer Enttäuschung und zurückgewiesener Freundschaft. Die melancholisch dunkle Stimmung wird ein wenig aufgehellt durch ein immer wiederkehrendes Zweiton-Motiv, dessen kindlich verspielte Anmutung vom Instrument herrührt, auf dem diese einfache, aber ungemein wirkungsvolle Melodie aus zwei Tönen (Fis und E) gespielt wird: ein Glockenspiel für Kinder.

Das Album wurde mit drei Grammy-Nominierungen bedacht, fand nur lobende Worte von Seiten der Kritik, gleichzeitig großes Interesse beim Publikum und erreichte weltweit in vielen Ländern hohe Chartsnotierungen.

Während der umtriebige Paul McCartney auf seiner schier endlosen „Out There"-Tour aktuell in USA und Kanada unterwegs ist und bereits an einem neuen Album bastelt, erinnert der Kramladen an Pauls bis dato bestes Album, das vor 10 Jahren erschien und vielleicht sogar den Rang des besten Solo-Albums eines Ex-Beatle für sich reklamieren kann - natürlich mit Ausnahme der Lennon-Alben "Plastic Ono Band", "Imagine" und "Walls and Bridges".

Außerdem zu hören: Ausschnitte aus dem Remix-Album „Twin Freaks", das ebenfalls 2005 erschien und etliche McCartney-Songklassiker vom Kopf auf die Tanz-Füße stellte.

Playlist: Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Twin Freaks / Lalula / Twin Freaks / Parlophone
3. The Fireman / Lifelong Passion / Electric Arguments / One Little Indian
4. Paul McCartney / Promise To You Girl / Chaos And Creation In The Backyard / EMI, Parlophone, MPL
5. Paul McCartney / Fine Line / Chaos And Creation In The Backyard / EMI, Parlophone, MPL
6. Paul McCartney / Comfort Of Love / Fine Line / EMI, Parlophone, MPL
7. Paul McCartney / Growing Up Falling Down / Fine Line / EMI, Parlophone, MPL
8. Twin Freaks / Oh Woman Oh Why / Twin Freaks / Parlophone
9. Paul McCartney / Jenny Wren (live) / Chaos And Creation at Abbey Road (DVD) / EMI, Parlophone, MPL
10. Paul McCartney / Jenny Wren / Chaos And Creation In The Backyard / EMI, Parlophone, MPL
11. Paul McCartney / Riding To Vanity Fair / Chaos And Creation In The Backyard / EMI, Parlophone, MPL
12. Twin Freaks / Long Haired Lady / Twin Freaks / Parlophone

am Donnerstag 08.10.15, 23 Uhr (Wiederholung 10.10.15, 14 Uhr) Thema:

Utopist, Friedenskämpfer, Politaktivist: John Lennon als "Revolutionär" - zum 75. Geburtstag

Hat uns John Lennon heute noch etwas zu sagen? Haben die gesellschaftskritischen Songs seiner politisch engagierten Phase auch heute noch Bedeutung?

„There's Nazis in the bathroom just below the stairs" („Da sind Nazis im Badezimmer, direkt unter der Treppe"). „Always something happening, and nothing going on" („Immer passiert etwas und nichts geht voran"). „Nobody told me, there'd be days like these. Strange days indeed" (Niemand sagte mir, dass Tage wie diese kommen würden. Seltsame Tage, in der Tat"). Könnte dies nicht auch eine Zustandsbeschreibung unserer krisengeschüttelten Tage voller Anschläge auf Asylantenheime, Terror, Krieg und Flüchtlingselend sein, was John Lennon in seinem postum veröffentlichten Song „Nobody Told Me" formulierte?

„I've had enough of reading things by neurotic-psychotic pig headed politicians. All I want is the truth" („Ich habe es satt, Sachen zu lesen von neurotisch-psychopathischen schweinsköpfigen Politikern. Alles was ich will, ist die Wahrheit"), sang Lennon wütend in seinem Song „Gimme Some Truth" von 1971. Im gleichen erstaunlich zornigen Songtext attackierte er auch „hochnäsige Chauvinisten" und „engstirnige verklemmte Heuchler". Begegnet man denen nicht auch heute in Kreisen populistischer Politiker und Stammtisch-Kommentatoren?

Eben diese Politiker und Kommentatoren fordern aktuell eine Offensive von Bodentruppen, auch unter deutscher Beteiligung, um die Terrormilizen des IS zu besiegen. „I don't wanna be a soldier, mama, I don't wanna die", sang John Lennon 1971 im Album „Imagine".

Und ist der Lennon-Song von 1972 über die damals inhaftierte schwarze Bürgerrechtlerin Angela Davis, in dem es heißt „du bist eine von Millionen von politischen Gefangenen in der Welt", nicht immer noch brandaktuell?

Politische Flugblattlieder könnte man die Songs nennen, die John & Yoko für ihr gemeinsames Album „Some Time in New York City" schrieben und zusammen mit der New Yorker Band Elephant's Memory aufnahmen, darunter die Songs „Angela" (über Angela Davis), „Attica State" (über eine blutig niedergeschlagene Revolte von Gefängnisinsassen des Attica-Staatsgefängnisses), „Sunday Bloody Sunday" (über den 30. Januar 1972, den blutigen Sonntag, an dem britische Soldaten 13 katholische Bürgerrechtsdemonstranten in Nordirland erschossen) und die erste feministische Hymne des Pop aus der Schreibe eines Mannes „Woman Is The Nigger Of The Wold". Das Doppelalbum, das im September 1972 veröffentlicht wurde, sollte die Aktualität einer Tageszeitung haben. „Wir sind wie Journalisten, nur dass wir unsere Berichte singen", hatte John in der David Frost-Show das Konzept des Albums beschrieben. Und beurteilt man die Songs genauso, wie sie gedacht waren, muss man feststellen, dass diese musikalisch wie textlich schlichten Flugblattlieder und Protestsongs besser sind als ihr Ruf.

Im Kramladen zum 75. Geburtstag von John Lennon sind einige der kämpferischen Songs aus Lennons früher „revolutionärer" Phase in New York von 1971-72 zu hören, von „Power To The People" bis zu „Attica State", und außerdem neben Klassikern auch weniger bekannte Songs, die sein politisches Engagement dokumentieren. Im wenig bekannten Lennon-Song „God Save Us" heißt es: „Lasst und für die Freiheit kämpfen. Lass uns die wahnsinnig-gewordenen aufhalten. Gott beschütze uns alle." Der Text endet: „God save us from the queen".

Playlist:  Artist /  Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. John Lennon / Bring On The Lucie (Freda People) - live / New York City - John Lennon Anthology / Capitol Records
3. John Lennon / New York City (Demo) / New York City - CD2 John Lennon Anthology / Capitol Records
4. John Lennon / New York City / Some Time In New York City / Apple, EMI
5. John Lennon / Power To The People / Lennon Legend / EMI, Parlophone
6. John Lennon / Woman Is The Nigger Of The World (live) / New York City - CD2 John Lennon Anthology / Capitol Records
7. John Lennon / John Sinclair (live) / New York City - CD2 John Lennon Anthology / Capitol Records
8. John Lennon / The David Frost Show (Doku) / New York City - CD2 John Lennon Anthology / Capitol Records
9. John Lennon / Nobody Told Me / The U.S. vs. John Lennon - Music from the Motion Picture / Capitol Records
10. John Lennon / Imagine (live) / New York City - CD2 John Lennon Anthology / Capitol Records
11. John Lennon / Attica State (live) / The U.S. vs. John Lennon - Music from the Motion Picture / Capitol Records

 

 

am Donnerstag 24.09.15, 23 Uhr (Wiederholung 26.09.15, 14 Uhr) Thema:

Die letzten ihrer Art

Neue, bemerkenswerte Alben von Rodgau Monotones und Shiregreen

„Das ist das, was wir können und was niemand anders kann. Was wir machen, das macht sonst keiner mehr. Je älter unser Stil wird, umso seltener wird er." Das sagt selbstbewusst der Gitarrist, Hauptsongschreiber und Kopf der Rodgau Monotones Ali Neander auf die Frage, ob die „letzte Rockband Deutschlands" (Eigenlob) ihren typischen Stil, den „Rodgau Style" (Songüberschrift), den sie seit bald 40 Jahren pflegt, mit dem neuen Album konserviert, verfeinert, weiterentwickelt oder gar verändern will. „Wir sind in so 'ner ökologischen Nische, in der etwas stattfindet, was bei anderen Leuten längst untergegangen ist", sagt Ali Neander weiter und ergänzt, sie würden neben ihrem klassischen Rock ja auch jede Menge musikalischen Firlefanz aufführen und ihrem Publikum eine Art rockmusikalisches Kasperletheater anbieten. Er meint damit z.B. ihre neue Seefahrer-Persiflage „Hundert Fässer grüne Soße", in der wir aufgeklärt werden, dass „von Chile die Hauptstadt nicht Santiano heißt". Den Text zu diesem hessischen Piraten-Shanty mit viel „Hey-Ho"-Gegröhle und Schifferklavier-Stimmung schrieb übrigens Henni Nachtsheim, Ex-Frontmann der Rodgau Monotones und heutiger Comedy-Star mit Badesalz. Auch der „Schnodderschnauzen"-Folkrocker Stefan Stoppok, ein Bruder im witzigen Geiste, hat einen Song beigesteuert.

Das neue Album „Genial" mit dem Veröffentlichungsdatum 25. September 2015 präsentiert die aktualisierte Ausgabe des „Rodgau Style": intelligenter Festzelt-Rock auf handwerklich hohem Niveau mit Bluesrock- und Boogie-Elementen, harten Gitarrenriffs und messerscharfen Bläsersätzen und mit überwiegend ironischen bis humorigen Texten in Titeln wie „Vollgas", „Mama Lauda", „Wie geil ist das denn", „Wenn's abgeht, dann geht's ab", „Das macht uns keiner nach", „E bissie was geht immer" etc. Auch wenn in alter Tradition - wir erinnern uns an „Erbarme, zu spät, die Hesse komme!" von 1984 - immer wieder mal hessisches Gebabbel eingestreut wird, wie z.B. „Ach hörmerdochuff", „mer waases net", oder „da stöhnt der Kanye West: ‚Des Rippche gibt mir den Rest!", sind die „Berufshessen" aus dem südhessischen Rodgau eigentlich nur „eingeplackte Hesse", also „falsche Fuffzischer": Ali Neander wurde in Hamburg geboren, Sänger Peter „Osti" Osterwold stammt aus Wolfenbüttel und Henni Nachtsheim kam aus Wuppertal an den Main. Auch diese Enthüllung dank investigativer Recherchen des Medienverbundes WDR, Süddeutsche Zeitung und Rodgauer Kreisblatt kommt im Interview schonungslos zur Sprache. Das Motto der Rodgau Monotones lautet eh: „Hesse sein ist eh eine Geisteshaltung und unabhängig von der Herkunft", weshalb die Band nun einen geflüchteten Musiker aus Syrien adoptiert hat.

Das aktuelle Flüchtlings-Thema beschäftigt auch den nordhessischen Singer/Songwriter Shiregreen, der mit seinem neuen Album eine seltene Mischung aus Americana und deutschsprachiger Liedermacher-Tradition kreiert. „Ich bin überzeugt, man kann sich dem Problem der Flüchtlinge nur öffnen, wenn man authentische Mensche und ihre Schicksale kennen lernt. Von solch einem Schicksal wollte ich in einem Lied erzählen", sagt Shiregreen im Interview. Von einem Kindersoldaten aus dem Südsudan handelt „Davids Lied", das eindrucksvoll die leidvollen Erlebnisse des neunjährigen David Nyol Vincent schildert („Er hat den Teufel und den Tod gesehen, vor den Kirchen und den Moscheen. Machst du die Augen auf, siehst du mehr als ein Mensch erträgt. Machst du die Ohren auf, kannst du hörn, wie die Erde bebt").

Nach sieben englischsprachigen Alben hat der heute 57-jährige Sänger, Gitarrist und Songschreiber Klaus Adamaschek, alias Shiregreen, nun mit Freunden sein erstes Album mit deutschen Texten und einer recht ungewöhnlichen Musikmischung aufgenommen, die sich am American Folk orientiert und gleichzeitig an die deutsche Liedermachertradition anknüpft. Im Eröffnungslied „Nur so ein Wind" des am 28. August veröffentlichten Albums „Neue Pfade" beschreibt Shiregreen seinen eigenen musikalischen Weg, vom Nachspielen der Songklassiker „The House Of The Rising Sun" und „Blowin' In The Wind" über seine Begeisterung für Künstler wie Reinhard Mey, Cat Stevens, Kristofferson, Cohen, Don McLean und Neil Young, bis zu dem Zeitpunkt an dem er von diesem magischen Wind, der aus dem Westen kam, erfasst wurde und begann, seinen Traum zu verwirklichen, selbst Lieder zu schreiben und zu singen: „I listened to the wind in my soul und fing zu schreiben an".

Shiregreen singt in seinen neuen, zutiefst romantischen Liedern über den inneren Kompass, über die ewige Verlockung endloser Straßen, über die Sehnsucht, die aufkommt, wenn man Schiffen hinterher schaut, über die alte Heimat, die längst verlassen, aber nie vergessen ist, über den von Gleichaltrigen belächelten Wunsch, als Grauhaariger mal wieder wie zu Kinderzeiten Sandburgen zu bauen, über den lauten Güterzug, der nachts um Viertel vor Drei mitten durchs Schlafzimmer donnert und über das Wunschbild von einer „Schwerelosen Zeit, Schwerelosigkeit. Schenk mir den Moment, der bleibt."

Playlist:  Artist /  Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Keith Richards / Illusion / Crosseyed Heart / Universal
3. Rodgau Monotones / Das macht uns keiner nach / Genial / Rodgau Mafia Records, Indigo
4. Rodgau Monotones / Wie geil ist das denn / Genial / Rodgau Mafia Records, Indigo
5. Rodgau Monotones / Mama Lauda / Genial / Rodgau Mafia Records, Indigo
6. ZZ Top / Blue Jean Blues (Ausschnitt) / Fandango / London Records
7. Rodgau Monotones / Hundert Fässer grüne Sosse (Ausschnitt) / Genial / Rodgau Mafia Records, Indigo
8. Rodgau Monotones / Erklärung (Ausschnitt) / Genial / Rodgau Mafia Records, Indigo
9. Rodgau Monotones / Genial (Ausschnitt) / Genial / Rodgau Mafia Records, Indigo
10. Shiregreen / Kompass / Neue Pfade / DMG, Records Germany, Brokensilence
11. Shiregreen / Elbenlicht / Neue Pfade / DMG, Records Germany, Brokensilence
12. Shiregreen / Davids Lied / Neue Pfade / DMG, Records Germany, Brokensilence
13. Shiregreen / Hallo alte Straße / Neue Pfade / DMG, Records Germany, Brokensilence
14. Shiregreen / Wieder Nighthawks sehen / Neue Pfade / DMG, Records Germany, Brokensilence
15. Ali Neander & Hellmut Hattler / The Day With Sensuous Vibes (Hintergrundmusik) / This one goes to eleven / ESC-Records
16. Ali Neander & Tilmann Höhn / The House Next To Hers (Hintergrundmusik) / 3 Wishes / KlangRaum Records

 

am Donnerstag 10.09.15, 23 Uhr (Wiederholung 12.09.15, 14 Uhr), Thema:

„Born To Run"

Vor 40 Jahren erschien das epochale Album „Born To Run" von Bruce Springsteen

„Es war die erste Platte, die mein Leben veränderte und auch das meiner Freunde und Bandkollegen. Auf dieser Platte tauchten erstmals die Figuren auf, deren Leben ich über drei Jahrzehnte in meinen Songs weiter verfolgen sollte", sagt Bruce Springsteen auf der DVD „Wings For Wheels - The Making Of Born To Run".

In dieser aufschlussreichen Dokumentation erinnert sich auch der Produzent des Albums John Landau an die Entstehung der Songs: „Wir hatten den Vorsatz, die beste Platte aller Zeiten aufzunehmen. Sie sollte etwas werden, was die Leute niemals vergessen würden." Und Patti Scialfa, die Frau von Bruce Springsteen und Mitglied der E-Street Band ergänzt: „Born To Run ist eine tolle Rock-Platte, denn sie beinhaltet den wahren Mythos des Rock'n'Roll, die klassischen Ideale dessen, was man unter Rock'n'Roll versteht, Befreiung und die Kraft der Veränderung."

Diese „Making Of .."-DVD ist Bestandteil einer luxuriösen Box, die bereits vor 10 Jahren auf den Markt kam und nun zum 40-jährigen Jubiläum von „Born To Run" wiederveröffentlicht wurde und nicht nur das digital überarbeitete Original-Album enthält, sondern auch noch eine weitere DVD mit einem Konzertmitschnitt von 1975, abgemischt in 5.1 Surround Sound - und zusätzlich noch ein 48-seitiges Booklet.

Rolling Stone-Autor Arne Willander schrieb über Bruce Springsteens drittes Album und Meisterwerk „Born To Run", „das ihn nicht nur zum Star machte, sondern zugleich ein Manifest des Rock'n'Roll war: ‚Born To Run' erzählt von der Idee eines Lebens, das nicht wie das der Eltern ist und nicht wie das der Leute in den Büros und Fabriken, von einem Leben, in dem die Sommernacht magisch ist und man notfalls für die Liebe stirbt, denn sterben muss man sowieso."

Playlist:  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Bruce Springsteen / Night / Born To Run / Sony, BMG
3. Bruce Springsteen / Born To Run / Born To Run / Sony, BMG
4. Bruce Springsteen / Backstreets / Born To Run / Sony, BMG
5. Bruce Springsteen / Tenth Avenue Freeze Out / Born To Run / Sony, BMG
6. Bruce Springsteen / She's The One / Born To Run / Sony, BMG
7. Bruce Springsteen / Meeting Across The River / Born To Run / Sony, BMG
8. Bruce Springsteen / Thunder Road / Born To Run / Sony, BMG
9. Bruce Springsteen / Jungle Land / Born To Run / Sony, BMG

 

am Donnerstag 27.08.15, 23 Uhr (Wiederholung 29.08.15, 14 Uhr), Thema:

1965 - Der Sommer vor 50 Jahren

Im Frühsommer 1965 eskalierte der Vietnamkrieg, das US-Militär setzte erstmals Napalm-Bomben ein. Bürgerrechtsdemonstrationen wurden in USA verboten, fanden aber dennoch statt - mit immer größerem Zulauf. Rassenunruhen erschütterten Los Angeles. Auch in Europa gab es die ersten Anti-Vietnamkriegs-Demonstrationen. In Kalifornien feierten Ken Kesey und The Merry Pranksters die ersten LSD-Happenings. Doch es war zunächst der Joint, der in der Musikszene zum bevorzugten Anregungs- und Rauschmittel aufstieg.

Popmusikalisch stand der Sommer '65 erneut im Zeichen der (damals ausgiebig kiffenden) Beatles, deren zweiter Spielfilm „Help" Ende Juli in die Kinos kam. Das Album zum Film erschien am 6. August '65 und war bereits Thema in einer zweiteiligen Würdigung zum 50-jährigen Jubiläum (siehe Kramladen vom 30.07. und 13.08.15). Im August '65 sollten gleich zwei epochale Songs auf den Markt kommen: der Stones-Klassiker „(I Can't Get No) Satisfaction" und Bob Dylans berühmter Song „Like A Rolling Stone", der erst kürzlich wieder zum besten Song aller Zeiten gekürt wurde.

Für alle Beatfans der damaligen Zeit war der Sommer '65 eine unglaublich ereignisreiche Zeit. In der deutschen Provinz gab es überall Beatband-Wettbewerbe, die Szene der Amateurbands explodierte. An den Wochenenden verwandelten sich die sterilen Turnhallen und Saalbau-Räumlichkeiten in heiße Beat-Schuppen, in denen neben unzähligen lokalen Amateurbands auch erste britische Profibands zum Tanz aufspielten. In den (wenigen) Pop-Radioprogrammen liefen die aktuellen Hits, und vor allem in privaten Zirkeln kursierten die neuesten Single-Platten beziehungsweise Tonbandmitschnitte der angesagten Songs: „King Of The Road" von Roger Miller (Veröffentlichung: Januar '65), „Stop In The Name Of Love" von The Supremes (Februar '65), „For Your Love" von The Yardbirds (Februar '65), „Catch The Wind" von Donovan (März '65), „Ticket To Ride" von den Beatles (April '65), „Mr. Tambourine Man" von The Byrds (Mai '65), „Help" (Juli '65), „California Girls" von den Beach Boys (Juli '65), „I Got You Babe" von Sonny and Cher (Juli '65), „Eve Of Destruction" von Barry McGuire (Juli '65), „Hang On Sloopy" von The McCoys (August '65) usw..

Die wichtigsten, bahnbrechenden und überdauernden Songs des Jahres 1965 waren aber - neben Dylans „Like A Rolling Stone" und „Satisfaction" der Stones - die erste Streichquartett-Ballade des Pop „Yesterday", die Vorwegnahme des Punk im ungestümen Stotter-Song „My Generation" von The Who, die 1965 veröffentlichte Folkrock-Version des (im Original bereits 1964 erschienenen) Songs „Sounds Of Silence" von Simon & Garfunkel und der Soul-Klassiker „Respect" von Otis Redding. Das Jahr 1965 verzeichnete auch die Gründungen wichtiger Bands wie Pink Floyd, Jefferson Airplane, The Doors, Ten Years After u.a..

Um ein paar Sommerimpressionen aus dem popmusikalisch aufbrechenden Jahr 1965 lebendig werden zu lassen, erzählt diese Kramladenstunde eine kleine Rahmengeschichte, die im August '65 spielt: die Erlebnisse zweier junger hessischer Beatfans, die ins Pop-Mekka London pilgern und dort aufregende Erfahrungen machen - mit Linksverkehr, Bobbys, Rotlicht-Bars, Beat-Schuppen, Plattenläden und kleinen Engländerinnen.

Playlist zum Kramladen "1965" : Artist / Track / Album / Label

1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. The Who /  My Generation / My Generation - The Very Best of The Who / Polydor
3. The Kinks / Tired Of Waiting / All The Hits ... And More / EMI Electrola
4. The Beach Boys / Help Me Rhonda, California Girls (Montage) / The Beach Boys Classics / Capitol
5. The Yardbirds / Still I'm Sad, For Your Love (Montage) / Best Of / Charly records
6. Donovan / Colours, Catch The Wind (Montage) / The Very Best Of Donovan / Epic
7. Bob Dylan / Like A Rolling Stone / Dylan / Columbia, Legacy
8. Spencer Davis Group / Keep On Runnin / Best Of / Ariola
9. Pretty Things / Honey I Need / Greatest Hits / Universe
10. The Beatles / I'm Down, Help, Yesterday (Montage) / Help / Apple, EMI
11. The Zombies / She's Not There / The Singles As & Bs / Repertoire Records
12. The Rolling Stones / (I Can't Get No) Satisfaction / Forty Licks / Rolling Stones Records, Virgin, Decca

 

 

am Donnerstag 13.08.15, 23 Uhr (Wiederholung 15.08.15, 14 Uhr), Thema: 

Eight Arms To Hold You

Vor 50 Jahren erschien das Beatles-Album „Help" und der gleichnamige Kinofilm - Teil 2

So wie schon der Titel des ersten, dokumentarischen Beatles-Films „A Hard Day's Night" auf einen Spruch von Ringo zurückging, so sollte auch der zweite, nun in Farbe gedrehte und als Spielfilm konzipierte Kinofilm der Beatles nach einem flapsigen Spruch von Ringo benannt werden: „Eight Arms To Hold You". Unter diesem Titel wurde der neue Beatles-Film offiziell angekündigt. Doch nachdem die Dreharbeiten bereits zwei Monate lang in vollem Gang waren, wurde der Titel verworfen und man einigte sich nun auf „Help" als neuen Filmtitel. Der Grund für die Änderung war, dass die Beatles den Ringo-Spruch „Eight Arms To Hold You" nicht mehr so witzig fanden und deshalb nicht mehr mochten - und, weil weder John noch Paul einen Song mit dieser Titelüberschrift schreiben wollte. Der Song „Help", den John als Titelstück für den Film schrieb, passte mit seiner textlich-inhaltlichen Schwere allerdings überhaupt nicht zum Klamauk des Film-Drehbuchs. Mit Ausnahme von Johns Themasong waren alle Songs für das Album „Help" schon vor dem Drehbuch des Films fertig. Deshalb hatten die Beatles-Songs keinerlei thematisch-inhaltlichen Bezug zur Filmhandlung. Über die Hauptidee des von Profis geschriebenen Drehbuchs - die Beatles werden diesmal nicht von ihren Fans gejagt, wie im ersten Film, sondern von einer obskuren Sekte, die an Ringos roten Ring unbedingt und egal wie herankommen will - äußerten sich die Fab Four später naserümpfend. Das einzige, was den Beatles an dem Film-Drehbuch gefiel, war, dass einige Szenen auf den Bahamas und in den österreichischen Alpen spielten, wo sie nebenher auch etwas Urlaub machen konnten. Paul: „Die Jungs brauchten Ferien, sie hatten die Schnauze voll von der ständigen Maloche." Filmregisseur Richard Lester wählte sechs Songs für den Film aus, von denen er meinte, sie könnten für die hanebüchene Handlung am besten geeignet sein.

Die Film-Songs waren bereits in Teil 1 der zweiteiligen Kramladen-Feier zum 50-jährigen Jubiläum von „Help" zu hören - mit Ausnahme des McCartney-Songs „Another Girl", der im Film während einer Szene auf den Bahamas zu hören ist. In dieser Szene sind die Beatles mit ihren Instrumenten auf einem Korallenriff postiert und Paul spielt, statt auf seinen Bass-Saiten, auf dem ausgestreckten Arm eines Bikini-Mädchens. Es gibt originellere und witzigere Szenen im Film als diese.

Im zweiten Teil der „Help"-Jubiläums-Feier im Kramladen sind - neben weiteren Filmszenen aus dem Soundtrack, neben Outtakes aus den Aufnahme-Sessions für das Album und neben interessanten Coverversionen - vor allem die übrigen Songs zu hören, die nicht im Film, sondern nur auf dem Album enthalten sind - darunter natürlich die als Meilenstein des damaligen Pop herausragende Streichquartett-Ballade „Yesterday", die alle anderen Songs des Albums in den Schatten stellt, was Popularität und Bedeutung für die Popgeschichte angeht.

Das fünfte Beatles-Album „Help", das am 6. August 1965 veröffentlicht wurde, gilt als Übergangsalbum: von der stürmischen, unbedarften Drauflosspiel-Phase der ersten beiden Jahre 1963-64 zur Ära der Suche nach neuen Ausdrucksformen und künstlerisch bewusster Song-Gestaltung in den beiden Folgejahren 65-66. Insofern deutete sich mit „Help" bereits an, was mit den bahnbrechenden Folgealben „Rubber Soul" (vom Dezember 1965) und „Revolver" (vom August 1966) zu einem vorläufigen Höhepunkt der Popkunst entwickelt werden sollte.

  Playlist: Artist / Track /Album / Label / Zeitplan
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records / 00:36
2. The Rutles / Ouch /The Rutles / Warner / 02:01
3. Ben from Corduroy, Little Texas. Howie Day, Tina Turner / Help (Montage) / diverse / diverse / 06:55
4. The Beatles / Filmszene „Der Tiger" und „Freude schöner Götterfunken" / Soundtrack „Help" / Apple, EMI / 12:24
5. The Beatles / Another Girl / Help / Apple, EMI / 14:24
6. The Beatles / Filmszene „Bahamas Verfolgung" / Film-Soundtrack „Help" / Apple, EMI / 18:15
7. The Beatles / Filmszene Bahamas „Back to the temple" / Film-Soundtrack „Help" / Apple, EMI / 19:33
8. The Beatles / Filmszene Bahamas „A Hard Day's Night" / Film-Soundtrack „Help" / Apple, EMI / 21:06
9. The Beatles / You Like Me Too Much / Help / Apple, EMI / 28:23
10. The Beatles / If You've Got Trouble / Anthology 2 / Apple, EMI / 32:29
11. The Beatles / Act Naturally / Help / Apple, EMI / 36:57
12. The Beatles / It's Only Love / Help / Apple, EMI / 43:14
13. Gary US Bonds, Tyler Hilton, Peter Cetera, Dwight Twilley / It's Only Love (Montage) / diverse / diverse / 46:26
14. The Beatles / Yesterday / Anthology 2 / Apple, EMI / 55:13
15. Arthur Mullard / Yesterday / The Exotic Beatles: Part Two / Exotica Records / 59:08
Schluss-Pointe bei 59:59

am Donnerstag 30.07.15, 23 Uhr (Wiederholung 01.08.15, 14 Uhr), Thema:

"Help, I believe in yesterday" -Teil 1

vor 50 Jahren erschien der Beatles-Film und das Album "Help".

Wohl in Anlehnung an den berühmten dreifachen und dreistimmigen Beatles-Schrei „Yeah, Yeah, Yeah", der ein Jahr zuvor die Welt elektrisierte und die Popmusik verändern sollte, kam der deutsche Film-Verleih auf die Idee, den zweiten Beatles-Film bemüht witzig „Hi-Hi-Hilfe" zu nennen. Die Filmstory ist allerdings ebenso bemüht humorig, streckenweise ziemlich albern, aber letztlich doch charmant.

Insgesamt jedoch erreicht der zweite, ebenfalls von Richard Lester gedrehte Beatles-Film nicht die überwältigende Klasse des Erstlings „A Hard Day's Night" (deutsch: „Yeah, Yeah, Yeah") von 1964.

In Slapstick-Manier erzählt der Film „Help" von der Flucht der Beatles vor einer fernöstlichen Sekte, die unbedingt an Ringos angeblich magischen Ring herankommen will. Die rund um den Erdball führende wilde Verfolgungsjagd, die nebenbei noch so manchen Action-Film der damaligen Zeit parodiert, liefert die willkommene Gelegenheit, die Beatles mit ihren neuesten Songs vor einer exotischen Kulisse zu präsentieren. Im Grunde war „Help" die Geburtsstunde des modernen Videoclips.

Das Soundtrack-Album „Help" beinhaltet einige der großen Songklassiker aus der frühen Schreibe von Lennon/McCartney, darunter das hervorragende, kunstvoll gestaltete Titelstück, den Dylan-ähnlichen Folksong „You've Got To Hide Your Love Away", die Vorwegnahme der Hard & Heavy-Rock-Riffs im Rocker „Ticket To Ride" und die epochale Streichquartett-Ballade „Yesterday".

„Help" gehört insgesamt sicher zu den schwächeren Alben der Beatles, markiert aber den pophistorischen Übergang vom unbedarften Drauflosspielen zum gestalterischen Anspruch und der beginnenden komplexeren und psychedelischen Pop-Ära, die von den Beatles hier bereits angedeutet wurde.

In diesem nostalgischen Kramladen sind sowohl Szenen-Ausschnitte aus dem Soundtrack des Beatles-Films „Help" zu hören als auch Original-Songs aus dem Album, ein paar rare Live-Aufnahmen der Beatles von „Help"-Songs und einzelne Coverversionen. Gewürdigt wird also, was damals begeisterte -­ im Sommer 1965 „when I was younger, so much younger than today".

Playlist: Artist / Track /Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. The Beatles / I'm Down / Past Masters Vol. One / Apple, EMI
3. Paul McCartney / I'm Down / Good Evening New York City / Hear Music, Concord, Universal
3. The Beatles / Help (Rehearsal-Sessions) / Documents Vol. 2 / Document Records
4. The Beatles /  Help / Anthology II / Apple, EMI
5. Deep Purple, Los Rolin / Help (Cover-Montage) / diverse / diverse
6. The Beatles / You're Gonna Loose That Girl / Help / Apple, EMI
7. The Beatles / Filmszene „Kaili" / Help-DVD / Apple, EMI
8. Eddie Vedder / You've Got To Hide Your Love Away / I Am Sam / V2 Records
9. The Beatles / You've Got To Hide Your Love Away / Help / Apple, EMI
9. The Beatles / Ticket To Ride / Help / Apple, EMI
10. Cathy Berberian / Ticket To Ride / The Exotic Beatles: Part III / Exotica Records
15. Vanilla Fudge / Ticket To Ride / Vanilla Fudge / Atco, Polydor
11. The Beatles / Filmszene „Alpen-Blaskapelle" / Help-DVD / Apple, EMI
12. The Beatles / Filmszene „Scotland Yard" / Help-DVD / Apple, EMI
13. The Beatles / I Need You / Help / Apple, EMI
14. The Beatles / The Night Before / Help / Apple, EMI
15. The Beatles / Filmszene zu „The Night Before" / Help-DVD / Apple, EMI
16. The Beatles / Help / Help / Apple, EMI

 

 

am Donnerstag 16.07.15, 23 Uhr (Wiederholung 18.07.15, 14 Uhr), Thema: 

„Romantiker, Rebellen, Racheengel"- neue Alben von Richard Thompson, Neil Young, Joel Rafael und Konstantin Wecker.

 In seinem neuen Album „The Monsanto Years" entrüstet sich Neil Young über den US-amerikanischen Chemie- und Agrar-Konzern Monsanto, der schon zu Zeiten des Vietnamkriegs als Hersteller des Entlaubungsgifts „Agent Orange" für negative Schlagzeilen sorgte und heute Milliardengeschäfte mit genverändertem Saatgut tätigt, und dessen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in Verdacht steht, Krebs zu erzeugen. Dagegen protestiert Neil Young textlich massiv: „From the fields of Nebraska to the banks of the Ohio / The farmers won't be free to grow what they want to grow / When corporate control takes over the American farm / With fascist politicians and chemical giants walking arm in arm", so heißt es explizit im Text des Songs mit dem wortspielerischen Titel „A Rock Star Bucks A Coffee Shop". Die Musik zum wütenden Text, eingespielt mit der Band Promise Of The Real, der zwei Söhne des Country-Outlaws Willie Nelson angehören, bleibt dagegen vergleichsweise brav.

 Der Doyen des englischen Folkrock und hoch angesehene Singer/Songwriter Richard Thompson, ehemals Mitglied von Fairport Convention, veröffentlichte Ende Juni sein neues, viel gelobtes Album „Still", das von Wilco-Chef Jeff Tweedy produziert wurde. Stilistisch wenig aufregend zwischen Folk und Rock pendelnd, zeichnen sich seine Songs durch überraschende Wendungen, kühne Harmoniewechsel und intensive Stimmungen aus. Ganz der Romantiker fragt er eine cool und stark sich gebende Frau: „but where's your heart" - im gleichnamigen Song. Im gleich darauf folgenden losrockenden Song klagt er wie ein enttäuschter Romantiker die Welt an, so wie er sie sieht: „No hope, no friend, no peace, no end".

 Zwischen Folk, Country und Americana bewegen sich die Gitarrenballaden von Joel Rafael, kürzlich veröffentlicht in seinem neunten Album „Baladista". Hierzulande fast unbekannt, ist Joel Rafael in seiner Heimat USA eine Folk-Institution und ein geachteter Singer/Songwriter. Viele seiner Songs klingen wie aus der Zeit gefallen und haben doch eine anrührende Ausstrahlung, weil sie authentisch sind bis in den letzten verklingenden Ton. „Love's first lesson is a broken heart" - so lautet der Refrain eines seiner zutiefst romantischen Songs.

 In die Kategorie „Rebell, Racheengel" passt auch das Lied „Revolution" („Man muss das Pack enteignen") aus dem neuen Album „Ohne Warum" des „Entrüstet Euch!"- und „Sag Nein!"- Liedermachers Konstantin Wecker. In einem Interview mit dem Deutschland Funk sagte Konstantin Wecker im Juni: „Wir brauchen sie - die Revolution -, denn es geht um das Überleben der Menschheit. Und dahinter steckt eine große Utopie, nämlich die von einer gewaltfreien und gerechten Gesellschaft." - Genauso passt das neue Wecker-Album auch in die Kategorie „Romantik", etwa mit seinem neuen Lied „Novalis" und dem Titelstück, in dem er den spätmittelalterlichen Philosophen und Mystiker Meister Eckhart zitiert: „Die Rose blühet, weil sie blühet - ohne warum".

Playlist:  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Neil Young / A New Day For Love / The Monsanto Years / Warner Music
3. Neil Young / A Rock Star Bucks A Coffee Shop / The Monsanto Years / Warner Music
4. Neil Young / People Want To Hear About Love / The Monsanto Years / Warner Music
5. Richard Thompson / No Peace No End / Still / Proper Records
6. Richard Thompson / Where's Your Heart / Still / Proper Records
7. Richard Thompson / Dungeons For Eyes / Still / Proper Records
8. Joel Rafael / She Had To Go / Baladista / Inside Recordings, Warner Music
9. Joel Rafael / Love's First Lesson / Baladista / Inside Recordings, Warner Music
10. Joel Rafael / 500 Miles / Baladista / Inside Recordings, Warner Music
11. Konstantin Wecker / Ohne Warum (Sunder Warumbe) / Ohne Warum / Sturm & Klang
12. Konstantin Wecker / Revolution / Ohne Warum / Sturm & Klang
13. Martin Tingvall / Folkways, The Journey (Hintergrundmusik) / Distance / Skip Records

am Donnerstag 02.07.15, 23 Uhr (Wiederholung 04.07.15, 14 Uhr), Thema:

Vom Warten auf Wind, friesischen Libellen und bipolarem Tango

Teil 2 der Berichterstattung vom folkBALTICA-Festival 2015

 Sogar Tanzen war angesagt - neben den vielen eindrucksvollen Konzerten, die vom 6. bis 10. Mai in der deutsch-dänischen Grenzregion stattfanden. Die Folkgruppe Baltic Crossing sorgte für ausgelassene Stimmung beim „Nordischen Ball", bei dem Jung und Alt vergnügt zu uralten Volkstänzen hopsten. - Dota aus Berlin philosophierte über die Liebe, die wie ein kleines Haustier auch mal weglaufen kann und sang vom Warten auf Wind. Ähnlich wie bei Dota und ihren Stadtpiraten bewegt sich auch die Musik der Schwedin Sofia Karlsson zwischen modernem Folk und kunstvollem Pop. Beide höchst individuelle Sängerinnen bestritten gemeinsam eines der Hauptkonzerte des Festivals, den „Liederabend - Sanges aften". - Die großartige friesische Sängerin und Songschreiberin Nynke verzauberte mit ihren ätherischen Songs über die Metamorphose von Libellen und über Wolken und Wind in den Worten des verstorbenen friesischen Dichters Tsjebbe Hettinga. - A Cappella-Vokalkunst auf höchstem Niveau boten die drei norwegischen Frauen von Epplemoya Songlag mit ihrer stupenden Gesangstechnik, die aus der Folkmusik stammt und sich dem Jazz geöffnet hat.

Die finnische Akkordeon-Virtuosin und Tango-Erneuerin Johanna Juhola gehörte mit ihrer Band Reaktori zu den experimentierfreudigsten und innovativsten Folk-Künstlern des Festivals - mit ihrer Mischung aus finnischem Tango, Electronica und multimedialen Samples. Überhaupt überraschte im Festivalprogramm die Vielzahl junger kreativer Folkmusik-Frauen, Sängerinnen, Songschreiberinnen und Komponistinnen.

Der zweite Teil der Nachbetrachtungen zum folkBALTICA-Festival 2015 stellt vor allem die großartigen Folk-Künstlerinnen des Festivals vor - mit Interviews, Live-Aufnahmen und Konzertberichten.

 Playlist:  Artist /  Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Baltic Crossing / Jigs and Reels / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom „Nordischen Ball" in der Musikschule Flensburg am 09.05.2015
3. Dota & Die Stadtpiraten / Warten auf Wind / Wo soll ich suchen / Kleingeldprinzessin Records, Broken Silence
4. Dota & Die Stadtpiraten /  Warten auf Wind (live) / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom „Liederabend" im Deutschen Haus, Flensburg am 08.05.2015
5. Dota & Die Stadtpiraten /  Bis auf den Grund (live) / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom „Liederabend" im Deutschen Haus, Flensburg am 08.05.2015
6. Dota & Die Stadtpiraten / Bis auf den Grund / Bis auf den Grund / Kleingeldprinzessin Records, Broken Silence
7. Sofia Karlsson & Mattias Pérez / Taget / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom „Liederabend" im Deutschen Haus, Flensburg am 08.05.2015
8. Sofia Karlsson / Fanfar / Regnet Faller Utan Os / download
9. Nynke / Eftereach (live) / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom Konzert „Huldresang und friesischer Wind" in Dansk Centralbibliothek, Flensburg am 08.05.2015
10. Nynke / Eftereach / Alter / Crammed Discs, Indigo
11. Nynke / Wetterjuffer (live) / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom Konzert „Huldresang und friesischer Wind" in Dansk Centralbibliothek, Flensburg am 08.05.2015
12. Nynke / Wetterjuffer /  Alter / Crammed Discs, Indigo
13. Eplemoya Songlag / Kokkevisa / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom Konzert „Huldresang und friesischer Wind" in der Dansk Centralbibliothek, Flensburg am 08.05.2015
14. Eplemoya Songlag / Manevise / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom Konzert „Huldresang und friesischer Wind" in der Dansk Centralbibliothek, Flensburg am 08.05.2015
15. Johanna Juhola Reaktori / Bipolär Tango (live) / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom Konzert „Tangoreaktor" im Flensgorghus, Flensburg am 09.05.2015
16. Johanna Juhola  / Bipolär Tango / Fantasiatango 2 / www.johannajuhola.net
17. Johanna Juhola Reaktori / Leaping Foot Tango / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom Konzert „Tangoreaktor" im Flensgorghus, Flensburg am 09.05.2015
18. folkBALTICA-Ensemble / Love Me Do / folkBALTICA-Festival 2015 / Livemitschnitt vom Abschlusskonzert „Tangoreaktor" im Deutschen Haus, Flensburg am 10.05.2015

 

am Donnerstag 18.06.15, 23 Uhr (Wiederholung 20.06.15, 14 Uhr), Thema:

"Freiheit kann es nur geben, wenn niemand sie besitzt"

Jackson Browne ist mit neuem Album auf Deutschlandtour

„Was soll ich noch sagen zum Stand der Dinge? Ich seh, wie dramatisch Menschen mutieren. Selbst in den vermeintlich besseren Kreisen sind sie in ihrer Gier geradezu durchgedreht und merken nicht mal, wie gut‘s ihnen geht." - „Die einen bauen Mauern, die anderen öffnen Türen." -„Ein Imperium nach dem anderen verfolgt den gleichen Kurs, bereichert sich und regiert mit der Keule." - „Man sagt, nichts besteht ewig. Nichts, außer all dem Plastik. Und auch wenn wir noch so oft die Augen schließen, es bleibt da." - „Du kannst dir auch nicht erklären, warum das Gefälle so riesig ist zwischen der Welt, wie sie sein könnte - und so, wie sie ist. Und du weißt, dass die Welt, auf die du wartest, vielleicht nie kommt. Aber du weißt, dass die Wende, die die Welt heute braucht, real existiert - und zwar in jedem von uns."

Einen bedenkenswerten Kernsatz nach dem anderen singt Jackson Browne auf seinem neuen Album „Standing In The Breach". Und er singt es nicht missionierend oder gar mit erhobenem Zeigefinger. Sein Engagement ist echt und außerdem nicht neu, er singt schon lange „über den Raubtier-Kapitalismus und die Ausbeutung der Dritten Welt, über neue Kalte Krieger und den Militärisch-Industriellen Komplex, über Umweltverbrechen und Korruption" (Steve Braun in <Rocktimes>). Er erlaubt es sich, persönliche Themen mit allgemein politischen Fragen zu verbinden, von Innenansichten zur Gesellschaftskritik zu wechseln. Seine Ansichten werden oft als politisch naiv bezeichnet, seine Haltung kritisiert man als die eines Gutmenschen. Der Song-Satiriker Randy Newman spöttelte in seinem Song „A Piece Of The Pie": „Wenige werden reicher, für alle andern geht's bergab - und keinen kümmert's, außer Jackson Browne". Er kümmert sich wirklich. So spendete er z.B. Geld für eine Schule in Haiti, die durch das furchtbare Erdbeben zerstört wurde. Ein Anteil aus den Erlösen seiner aktuellen Tournee kommt wohltätigen Zwecken zugute.

Das Cover seines neuen Albums zeigt ein junges schwarzes Paar, das durch die brennenden Trümmer eines Kriegsschauplatzes geht. Die Musik des Albums steht im Kontrast zum aufwühlenden Cover-Motiv und zu den aufrüttelnden Texten. Wie immer mischt Jackson Browne Folkrock mit Westcoast-Pop und verwendet Elemente aus Country, Americana und Gospel, wobei alles im Hochglanz-Sound produziert wurde, ohne poliert zu wirken. Doch musikalische Reibung findet sich kaum, Schärfe oder gar Kantigkeit bleiben außen vor. Die Songs sind durchweg angenehm zu hören. Dem Magazin Esquire sagte er: „Ich möchte keine Provokation oder Polemik schreiben, sondern einfach einen guten Song, den jeder genießen kann."

Diesen Ansatz des entspannten Wohlklangs verfolgten auch die meisten der 22 Künstler, die Songs von Jackson Browne coverten für das Tribute-Doppel-Album „Looking Into You", das im April 2014 veröffentlicht wurde und Stars versammelt wie Don Henley, Bonnie Raitt, Lyle Lovett, Ben Harper, Lucinda Williams, Bruce Springsteen, Joan Osborne, Bruce Hornsby und andere.

Die Songs des neuen Jackson Browne-Albums „Standing In The Breach" klingen so, wie man es von ihm kennt und womöglich auch von ihm erwartet. Man könnte sagen, er hat seinen eigenen Stil gefunden. Man könnte auch sagen, er zitiert sich häufig selbst, sowohl musikalisch als auch textlich. So nimmt der Titel seines neuen Songs „Leaving Winslow" unverkennbar Bezug auf seinen ersten großen Hit „Take It Easy", den die Eagles zum Welterfolg machten und in dem es heißt: „Well, I'm standing on a corner in Winslow, Arizona". Und so wie der einstige Hit von 1972 spielt auch der neue Songtext mit Selbstironie: „Es heißt, die Ozonschicht sei am Verschwinden. Es heißt, das Grönland-Eis sei am Verschwinden. Es heißt, die Mittelschicht sei am Verschwinden. Vielleicht wär's ja besser, wenn ich selber verschwinde." - Und in einem Interview zur aktuellen Europa-Tournee sagte er: „Wir Menschen sind wie der Meteorit, der damals die Dinosaurier ausgerottet hat. Wir sind die nächste Katastrophe."

Einer der eindringlichsten Songs des neuen Albums wurde von dem kubanischen Sänger und Songschreiber Carlos Valera verfasst. Im von Jackson Browne adaptierten Text „Walls And Doors" heißt es übersetzt: „Einige Leute fabulieren von Gott. Andere haben nur ihr Konto im Sinn. Doch das, mein Liebling, weißt du sicher seit langem. So war es schon immer auf dieser Welt. Und ich weiß, dass du es weißt: Freiheit kann es nur geben, wenn sie niemand besitzt. Und ich sag's noch mal, weil ich weiß, dass wir beide es wissen: Freiheit gibt‘s nur, wenn niemand sich ihrer bemächtigt."

Die aktuelle Tournee zeigt den mittlerweile 66-jährigen in stimmlich guter Verfassung und auf der Höhe seiner Songschreiber-Kunst, begleitet von einer profiliert besetzten Liveband. Das Bühnenprogramm schlägt einen Bogen von den berühmten Songs seiner erfolgreichen Alben „Late For The Sky" (1974) und „Running On Empty" (1977), über „Lives In The Balance" (1986) und „Looking East" (1996) bis zum aktuellen Album „Standing In The Breach" und macht hörbar, dass Jackson Browne noch immer zu den wichtigsten Singer/Songwritern seiner Generation zu zählen ist.

Die restlichen deutschen Tourdaten: Hamburg (21.6., Stadtpark Freilichtbühne), Stuttgart (26.6., Liederhalle Hegelsaal), Frankfurt/M. (28.6., Jahrhunderthalle Frankfurt), München (30.6., Musik Arena)

Playlist: Artist /  Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. James Taylor / Stretch Of The Highway / Before This World / Concord
3. Jackson Browne / Which Side / Standing In The Breach / Insider Recordings, Warner Music
4. Jackson Browne / Lives In The Balance / Lives In The Balance / Asylum
5. Jackson Browne / Standing In The Breach / Standing In The Breach / Insider Recordings, Warner Music
6. Griffin House / Barricades Of Heaven / Looking Into You - A Tribute To Jackson Browne / Music Road Records
7. Jackson Browne / Walls And Doors / Standing In The Breach / Insider Recordings, Warner Music
8. Jackson Browne / Leaving Winslow / Standing In The Breach / Insider Recordings, Warner Music
9. Jackson Browne / The Long Way Round / Standing In The Breach / Insider Recordings, Warner Music

 

 

am Donnerstag 04.06.15, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 06.06.15, 14 Uhr), Thema:

Musik von Nord- und Ostsee

Konzertberichte, Interviews und Live-Mitschnitte vom folkBALTICA-Festival

Von Nova Scotia über Schottland bis Litauen, von den Färöer Inseln über die Shetland Islands bis zur Insel Föhr, von Irland über Friesland bis Finnland, von Kopenhagen über Oslo bis Stockholm - die nordischen Musiker des deutsch-dänischen Festivals folkBALTICA 2015 konnten mit überwiegend großartigen Konzerten überzeugen und machten das Motto des diesjährigen Festivals hörbar: „Nordsee-Ostsee", die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Folkmusik, die an den Küsten der beiden Meere traditionell und aktuell gespielt wird. Rund 5000 Konzertbesucher erlebten die 30 kleineren und größeren Festivalkonzerte im deutsch-dänischen Grenzland zwischen Sønderborg (DK), Flensburg und Kiel. Gerade die Auftritte in intimeren Räumlichkeiten von Bibliotheken, Museen und Kulturzentren erlaubten besonders intensive Konzerterfahrungen - so etwa mit den drei wunderbaren Sängerinnen der norwegischen a-cappella-Gruppe Eplemøya Songlag, die mit ihren kunstvollen Vokalarrangements zwischen Jazz und Folk begeisterten, oder mit der friesischen Sängerin und Songschreiberin Nynke, deren komplexe Lieder, im Duo mit ihrem Mann, einem perkussiven Multiinstrumentalisten vorgetragen, die Spannweite zwischen Folk, Kunstlied und Avantgarde ausloteten. Nicht minder beeindruckend war das Konzert der finnischen Akkordeon-Neuerin Johanna Ruhola, die mit ihrer Gruppe Reaktori den Bogen von Tangofantasien bis Computer-Elektronika spannte und mit Live-Einblendungen von Musikvideo-Elementen verblüffte. Oder ein „Nordischer Ball", bei dem die Gruppe Baltic Crossing  zum Tanz aufspielte, wozu sich die Anwesenden nicht lange bitten ließen. Oder die Entdeckung der vielschichtigen Musik des dänischen Komponisten Carl Nielsen (1864 - 1931), großartig aufgeführt von der kammermusikalischen Carl Nielsen Folk Band, der vier klassische Musiker des Odense Symphonieorchesters angehören - gegründet vom künstlerischen Leiter des folkBALTICA-Festivals, dem dänischen Geiger und Komponisten Harald Haugaard. Er war auch als Dirigent und Arrangeur für einen weiteren Höhepunkt des Festivals verantwortlich: den Auftritt des folkBALTICA-Ensembles beim Eröffnungskonzert im dänischen Sønderborg und beim Abschlusskonzert „Wehmut & Hoffnung" in Flensburg. Das folkBALTICA-Ensemble, das aus 50 jungen Musikern aus Schleswig-Holstein und Dänemark besteht, spielte mit Leidenschaft und ansteckender Spielfreude und begleitete darüber hinaus noch einige Solisten wie den dänischen Geiger und Hauskünstler des FestivalsRune Tonsgaard Sørensen, den irischen Flötisten Brian Finnegan, den kanadischen Singer/Songwriter Buddy Mac Donald, den dänischen Folkmusik-Doyen Peter Uhrbrand und das nordfriesische Trio Kalüün. Und das war noch lange nicht alles, was das kleine aber feine Festival vom 6. bis 10. Mai  an faszinierenden Konzerterlebnissen zu bieten hatte. 

Deshalb wird der Kramladen in zwei Teilen über das Festival folkBALTICA 2015 mit Exklusiv-Interviews und Live-Aufnahmen von den Konzerten berichten.

Playlist:  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Tumult / Op Pa Hesten / Den Bagvendte / www.tumulten.dk
3. folkBALTICA Ensemble / Slesvig / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15
4. Sonderborg Musikschule / Folk-Medley / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15
5. Buddy MacDonald / Nobody Home / Myself, My Shadow And Me / download
6. folkBALTICA Ensemble & Buddy Mac Donald / Nobody Home / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15
7. folkBALTICA Ensemble & Brian Finnegan / Joy / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15
8. Brian Finnegan / Joy / The Ravishing Genius of Bones / Frogtoon Music
9. Flook / Wrong Foot Forward / Haven / Flatfish Records
10. Kalüün / Haale iin, man maatje / Spöören / HOFA
11. Kalüün & folkBALTICA Ensemble / Haale iin, man maatje / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15
12. Johanna Juhola / Valtatie 1 (Highway 1) / Fantasiatango 2 / www.johannajuhola.net
13. Johanna Juhola & folkBALTICA Ensemble /  Valtatie 1 (Highway 1) / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15
14. Peter Uhrbrand & folkBALTICA Ensemble / Ä Föhringer & Stam Willum / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15
15. Eplemoya Songlag / Huldresong / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15
16. folkBALTICA Ensemble / Port Orford / folkBALTICA-Festival 2015 Live-Mitschnitt vom Eröffnungskonzert in Sonderborg am 06.05.15

 

 

am Donnerstag 21.05.15, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 23.05.15, 14 Uhr), Thema: 

Pete Who - Zum 70. Geburtstag von Pete Townshend

„Ich wurde geboren mit einem Plastiklöffel in meinem Mund", so lautet eine berühmte Songzeile aus seiner Schreibe. Tatsächlich wurde er am 19. Mai 1945 im englischen Provinznest Chiswick als Peter Danis Blanford Townshend geboren. Mit seinen Schulfreunden Roger Daltrey und John Entwistle gründete er 1964 die Band The High Numbers, die sich nach dem Zugang des Drummers Keith Moon in The Who umbenannte. Vor 50 Jahren, im Frühjahr 1965, erschienen die ersten beiden Singles von The Who: „I Can't Explain" und „Anyway, Anyhow, Anywhere". Beide erreichten die Top Ten der britischen Single-Charts. Doch die dritte Single „My Generation", die gestotterte Anklage der jungen Generation gegen die vorurteilsbeladenen Erwachsenen, machte The Who weltweit berühmt. Autor dieser rebellischen Jugend-Hymne  - wie auch aller anderen großen Songs von The Who - war Pete Townshend. Mit den Songzyklen „Tommy" und „Quadrophenia" avancierte er zu einem der wichtigsten und intelligentesten Songschreiber der Popgeschichte.

Die frühen aggressionsgeladenen Konzerte von The Who, bei denen meist Pete Townshends Gitarre und Verstärker zu Bruch gingen, nahmen den Punk vorweg. Die Aufführung seines Song-Oratoriums „Tommy" in großen Opernhäusern bereitete den Weg der Verbindung von Pop und E-Musik. Seinen kreativen genialischen Zügen standen auch immer wieder die Abgründe Pete Townshends gegenüber. „Ich muss mich in Cognac ersaufen, wieviel ich auch trinke, es ist mir egal", hatte er 1975 im Song „How  Much I Booze" getextet. 1981 soll sein Drogenkonsum fast lebensbedrohlich gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt lag seine erfolgreichste Zeit bereits hinter ihm. Seine Soloalben, die teilweise noch überzeugende Songs enthielten, erreichten das große Publikum nicht mehr. In den 90er Jahren arbeitete Pete Townshend nebenher auch als Musikjournalist und Lektor und gab vereinzelt umjubelte Reunion-Konzerte mit seiner Hausband The Who.

Im Frühjahr 2003 wurde die Popwelt von der Meldung schockiert, Pete Townshend sei als Benutzer von kinderpornographischen Internetseiten verhaftet worden. Er verteidigte sich, dies hätte nur Recherche-Zwecken gedient. In seiner im Jahr 2012 veröffentlichten Autobiographie „Who I Am" benannte er die Hintergründe: er sei als Kind selbst Opfer sexueller Übergriffe gewesen.

Pete Townshend veröffentlichte zwischen 1972 und 1993 sieben Studio-Soloalben. Außerdem sind von ihm acht Live-Soloalben erschienen. Als Studiomusiker begleitete er Kollegen wie David Bowie, Elton John, Mick Jagger, Paul McCartney und David Gilmour bei deren Plattenaufnahmen. Ab Ende der neunziger Jahre ist Pete Townshend wieder regelmäßig mit The Who aufgetreten - so etwa von August 2012 bis Juni 2013 mit der erneuten Live-Aufführung der Rockoper „Quadrophenia" von 1973. Seit November 2014 ist die Band auf einer Welttournee unter der Überschrift „The Who Hits 50!". Beim Glastonbury Festival vom 24. bis 28. Juni 2015 zählen The Who zu den Topacts. Im Juli will Pete Townshend seinen Songzyklus „Quadrophenia" als klassische Symphonie in der Londoner Royal Albert Hall mit dem Royal Philharmonic Orchestra aufführen. Statt Who-Sänger Roger Daltrey wird der Gesangspart von dem britischen Opern-Tenor Alfie Boe übernommen. Pete Townshend ist nicht der einzige Rockmusiker, der im gereiftem Alter nach den höheren Weihen der Klassik strebt. Von seiner Quadrophenia-Symphonie verspricht sich Pete Townshend den Zugang zu einem neuen Publikum, das für gewöhnlich nicht in Rock-Konzerte geht. Wie textete der heute 70-jährige vor 50 Jahren im gestotterten Songklassiker „My Generation"?: „People try to put us d-down / Just because we get around / Things they do look awful c-c-cold / I hope I die before I get old / Talkin' 'bout my generation."

Playlist zum Kramladen über Pete Townshend: Artist / Track /Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. The Who / Who Are You / Who Are You / Polydor
3. Pete Townshend / Rough Boys / Empty Glass / ATCO
4. The Who / Won't Get Fooled Again / Who's Next / Polydor
5. Pete Townshend / Give Blood / White City / Atco
6. The Who / My Generation / My Generation - The Very Best Of The Who / Polydor
7. The Zimmers / My Generation / The Zimmers / download
8. Pete Townshend / Uneasy Street / The Best Of Pete Townshend / Atlantic Recording, Warner Music
9. The Who / Substitute / My Generation - The Very Best Of The Who / Polydor
10. The Who / Pictures Of Lily / My Generation - The Very Best Of The Who / Polydor
11. The Who / Fiddle About / Live At The Isle Of Wight / Castle Communication
12. The Who's Tommy Musical / Pinball Wizard / Original Cast Recording / RCA Victor
13. The Who / Love Reign O'er Me / Quadrophenia Live / Universal

am Donnerstag 07.05.15, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 09.05.15, 14 Uhr), Thema:

Folkmusik zwischen den Meeren

Das Festival folkBALTICA

Zum 11. Mal findet das folkBALTICA-Festival in der dänisch-norddeutschen Grenzregion zwischen Sønderborg und Flensburg vom 06. bis 10. Mai statt. Neben Konzerten aus den Bereichen Folk, Jazz und Weltmusik gehören auch Lesungen, Ausstellungen, Feste und Filmvorführungen zum Festival-Programm. Das folkBALTICA-Festival ist seit 2005 Bestandteil der Ostsee-Kulturinitiative Ars Baltica.

Nach dem letztjährigen Schwerpunktthema „Musik entlang der Bernsteinstraße" lautet das diesjährige Motto „Nordsee - Ostsee": Musik zwischen den Meeren. Entsprechend werden bei den 30 Festival-Veranstaltungen in 27 verschiedenen norddeutschen und dänischen Aufführungsorten Musiker u.a. aus Schottland, Holland, Deutschland Norwegen, von den Fáröer- und Shetland-Inseln und aus Dänemark, Schweden, Litauen und Finnland zu erleben sein: Nord- und Ostsee treffen mit ihren unterschiedlichen Folktraditionen und zeitgenössischen Weiterentwicklungen im kulturellen Austausch aufeinander.

Harald Haugaard, dänischer Geiger, Komponist und künstlerischer Leiter des Festivals folkBALTICA sagte in der Pressekonferenz zur Präsentation der Konzertreihe: „Die Nordsee und die Ostsee haben immer eine große Rolle für die Menschen der Region Sønderjylland-Schleswig gespielt - sowohl musikalisch als auch kulturell. Ohne Zweifel ist die Musik der Länder an den beiden Meeren unterschiedlich, doch welche Bedeutung hat das für uns und wie gehen wir darauf ein? Damit beschäftigen wir uns beim 11. folkBALTICA Festival."

Zu den Künstlern des Festivals zählen, neben anderen, die schwedische Sängerin Sofia Karlsson, die Berliner „Kleingeldprinzessin" Dota Kehr mit ihren Stadtpiraten, das friesische Folktrio Kalüün, der schottische Singer/Songwriter Dougie MacLean, das Folk-Septett Fiddler's Bid von den Shetlands, aus Irland und England, das trinationale Quintett Baltic Crossing, der kanadische Folk-Sänger Buddy MacDonald, die holländische Sängerin und Songschreiberin Nynke, die litauische Band ByTikZyz und die dänische Gruppe Dreamer's Circus um den Geiger Rune Tonsgaard Sørensen, der auch der Hauskünstler des Festivals ist und noch mit einem zweiten Ensemble, dem klassischen „Danske Strygekvartet" auftreten wird.

Einige der Festival-Künstler und -Ensembles sind noch relativ wenig bekannt; doch unabhängig vom mehr oder minder klangvollen Namen zeichnen sich alle auftretenden Künstler durch eine hohe musikalische Qualität aus, was diese Kramladenstunde belegen wird. Eine Menge an kaum bekannter, aber hochkarätiger Musik gibt es zu entdecken - sowohl live in den Festival-Konzerten (noch bis zum 10. Mai), als auch in dieser Kramladenausgabe, in der einige der wichtigsten Künstler und Gruppen des Festivals folkBALTICA 2015 vorgestellt werden.

Playlist zur Sendung am 7. Mai:  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Tumult / Pris Pa Gris / Aldrig Far Eg /  Fred
3. Tumult / Den Bagvente / Den Bagvente / folkBALTICA 2015
4. Fiddler's Bid / The Fiddler's Bid Ode To Joy / All Dressed In Yellow / folkBALTICA 2015
5. Sofia Karlsson / Dalarna Fran Ovan / Regnet Faller Utan Oss / folkBALTICA 2015
6. Dreamer's Circus / A Room In Paris / Dreamer's Circus / folkBALTICA 2015
7. Dota und die Stadtpiraten / Sommer / Wo soll ich suchen / Kleingeldprinzessin Records, Broken Silence
8. Kalüün / Haale in, man maatje / Spöören / folkBALTICA 2015
9. Nynke / Wetterjuffer / Alter / Crammed Discs, Indigo
10. Dougie MacLean / Ready For The Storm / Dougie MacLean with Strings / folkBALTICA 2015
11. Buddy MacDonald / Nobody Home / Myself, my shadow and me / folkBALTICA 2015
12. Eplemøya Songlag / Huldresong / Møya Og Myten / folkBALTICA 2015

 

am Donnerstag 23.04.15, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 25.04.15, 14 Uhr), Thema:

Mr. Tambourine Man wird 50 - oder: Die Geburt des Folk Rock

Hey, Mister Tambourine Man, play a song for me, in the jingle jangle morning I'll come following you." Das sind zwei der berühmtesten Refrainzeilen der Popgeschichte, die im Grunde jeder kennt. Aber wer weiß schon, worum es in diesem Songtext von Bob Dylan geht?

„Es ist der Morgen des Kling-Klang - Zauberklang des Banalen: Kling Klang des Plastikkinderweckers, des Bahnübergangs, der Milchflaschen, der Autoschlüssel, der Positionslichter dieses Morgens und eines Lebens, in dem der Reisende sich selbst dem Tambourine Man überantwortet, in seine Nachfolge sich gibt, auf dass dieser ihn geleite: wohin? Das Lied bleibt die Antwort schuldig. ... Mr. Tambourine Man spricht nicht die Sprache der Liebe. Ist es deswegen kein Liebeslied? Es ist ein Lied im Schatten einer abwesenden, verlorenen, unbenennbaren, vielleicht nie gekannten Liebe. So absolut ist die Liebe, dass nach ihr sich verzehrt, wer sie nie erfahren hat." So heißt es in einem Essay des Theologie-Professors Knut Wenzel. Für ihn beschreibt der Dylan-Text die Reise eines Suchenden, beginnend in einer „kalt illuminierten  Morgenstimmung in irgendeiner Straße irgendeiner Stadt, aber sie erreicht am Ende einen Ort ohne Kontext, einen Nicht-Ort. Darin zeigt diese Fahrt sich als Seelenreise". Und wer ist der Tambourine Man? Ein fahrender Sänger und Tambourinspieler? Ein Guru? Eine zufällige Bekanntschaft? Ein Drogendealer? Ist der gesamte, assoziativ wirkende Text nur ein surrealistischer Bilderreigen, aufgeschrieben im Drogenrausch? Dylan selbst hat dem immer energisch widersprochen. Doch dass er den Joints nicht abgeneigt war, ist auch verbrieft.

Der Tambourine Man scheint nur Mittler zu sein. „Er schweigt, und angeleitet von diesem Schweigen begibt der Reisende sich auf seine Seelenfahrt. Obwohl der Tambourine Man nichts sagt und nichts tut, wäre ohne die Begegnung mit ihm nichts geschehen. Erst unter seiner Gestalt kommt der Prozess der Selbst-Ergründung, von dem das Lied erzählt, in Gang" (Knut Wenzel).

Als der Song „Mr. Tambourine Man" in der Popfassung von The Byrds im April 1965 erschien, wurde ein mittleres Erdbeben in der Popszene ausgelöst. Einen solch poetisch verdichteten Text hatte man zuvor noch nicht gehört. Und in der Verbindung mit der klanglich hoch attraktiven musikalischen Umsetzung der Byrds, mit den schwirrenden Sounds ihrer zwölfsaitigen Gitarren und dem kompakten vierstimmigen Satzgesang, war ein kalifornischer Referenz-Song entstanden, der die Popularität der Beatles-Songs jener Zeit erreichte und - wichtiger noch - den Beginn des Folk-Rock markierte. Tatsächlich begann mit diesem Byrds-Klassiker vor 50 Jahren der Siegeszug der neuen Stilrichtung, die Rockelemente mit der Tradition des Folksong (in den USA) und der Volksmusik (in Europa und im Rest der Popwelt) fusionierte.

Als der Folksänger Bob Dylan auf dem Folkfestival von Newport im Juli 1965 erstmals selbst öffentlich zur E-Gitarre griff, wurde er von den Folkpuristen als Verräter beschimpft und ausgebuht. Im gleichen Monat eroberte er mit der Veröffentlichung seines genialen Folkrock-Songs „Like A Rolling Stone" die Pop- und Rockszene.

Die Entwicklung des Folk-Rock verlief in den USA, vereinfacht gesagt, vom Folk zum Rock, indem Folkmusiker ihre Lieder elektrifizierten. In England zeichnete sich eine Entwicklung von Rockmusikern zum Folk-Rock ab. Bands wie Fairport Convention, Jethro Tull, Pentangle, Steeleye Span, The Strawbs etc. öffneten sich stilistisch der traditionellen Folklore. Eine Regionalisierung bislang unbekannten Ausmaßes setzte in den frühen 1970er Jahren ein. Überall entstanden Folkrock-Formationen, die Volksmusikelemente ihrer Heimat kreativ verarbeiteten, so z.B in Irland (Horslips, Bothy Band, The Fureys, Planxty, Clannad), in Schottland (The Incredible String Band, Ossian, Battlefield Band, Runrig), in Frankreich (Malicorne), in der Bretagne (Alan Stivell), in Korsika (I Muvrini), in Italien (Angelo Branduardi), in Deutschland (Zupfgeigenhansel, Fiedel Michel, Elster Silberflug, Falckenstein, Witthüser und Westrupp) und viele andere mehr. Rund um den Globus, also auch in Ozeanien, Südamerika, Afrika, Australien, Asien und in der arabischen Welt gibt es bis heute  eigenständige, lokale Stile zwischen Folk und Pop/Rock (siehe und höre die Veröffentlichungen der Labels Realworld, Putumayo u.a.). Speziell in Skandinavien und Kanada entwickelten sich kreative Folkrock-Szenen.

Auch bei Solokünstlern wie Paul Simon und der ab 1970 aufkommenden Singer/Songwriter-Bewegung, um nur James Taylor, Carole King und Joni Mitchell zu nennen, gab es große Schnittmengen zum Folk-Rock. Die zweite und dritte Generation der neuen Singer/Songwriter-Ladies, Suzanne Vega, Sally Barker, Rickie Lee Jones, Tracy Chapman, Sarah McLachlan, Sheryl Crow u.a. standen und stehen dem Folk-Rock stilistisch deutlich näher als jeder anderen Rock-Richtung.

Nach einer längeren Phase des rückläufigen Interesses setzte vor einigen Jahre eine Art Folkrock-Revival ein, etwa mit dem New Yorker Anti-Folk eines Adam Green oder dem Weird-Folk von Devendra Banhart oder Will Oldham. Auch aktuelle Bands wie Lambchop, Calexico, Mumford and Sons, Bellowhead u.a. entwickeln den Folkrock weiter.

Der Kramladen präsentiert eine kleine Geschichte des Folkrock, beginnend mit der Initialzündung, dem großen Dylan-Song „Mr. Tambourine Man" von The Byrds, der auch in verschiedenen, höchst unterschiedlichen Interpretationen von Power-Rock bis Funk, a-capella bis Gospel zu hören sein wird.

Playlist zur Sendung am 23.04.15   Artist / Track / Album / Label
1. Leslie West & Mountain Mr. Tambourine Man 21 Versions Mr. Tambourine Man, One Song Edition Horizon Records, Classic Hits
2. L. Shankar /Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
3. The Imagined Village / Cold Haily Rainy Night / The Imagined Village / Realworld
4. The Byrds / Mr. Tambourine Man /The Very Best / Sony Music
5. Bellowhead / A-Begging I Will Go / Hedonism / Navigator Records, PIAS Rough Trade
6. Bob Dylan / Mr. Tambourine Man live 2000 / Dylan Live in Baltimore 2000 / download
7. Ted Sturges & Con-Funk-Shun / Mr. Tambourine Man / 21 Versions Mr. Tambourine Man, One Song Edition / Horizon Records, Classic Hits
8. Crosby, Stills, Nash & Young / Stand And Be Counted / Looking Forward / Reprise
9. Alison Tate / Mr. Tambourine Man / 21 Versions Mr. Tambourine Man, One Song Edition / Horizon Records, Classic Hits
10. Bob Dylan / Mr. Tambourine Man (live at the Newport Folk Festival) / No Direction Home: The Soundtrack / Legacy, Columbia
11. Alan Stivell / A United Earth 1 / 1 Douar / Sony Music France
12. Leslie West & Mountain / Mr. Tambourine Man / 21 Versions Mr. Tambourine Man, One Song Edition Horizon / Records, Classic Hits

 

am Donnerstag 09.04.15, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 11.04.15, 14 Uhr), Thema:

Brian Wilson contra Lennon-McCartney

Das neue Album „No Pier Pressure" von Brian Wilson ist erneut kein großer Wurf

Die transatlantische Konkurrenz zwischen den kreativen Giganten Brian Wilson & The Beach Boys auf der einen und Lennon-McCartney & The Beatles auf der anderen Seite gehörte Mitte der sechziger Jahre zu den wichtigsten popkulturellen Phänomenen jener Zeit. Die gegenseitige Inspiration, freundschaftliche Rivalität und die ehrgeizige Anstachelung, mit der jeweils anderen Seite nicht nur mitzuhalten, sondern sie möglichst noch zu übertreffen, führte zu einem schöpferischen Kopf-an-Kopf-Rennen vor allem zwischen Brian Wilson und Paul McCartney und beflügelte beide Songschreiber zu ihren besten Songs und wegweisenden Albumkonzepten. Als die Beatles Ende 1965 ihr damaliges Meisterwerk „Rubber Soul" veröffentlichten, fühlte sich Brian Wilson herausgefordert, Lennon-McCartney mit dem Beach Boys-Klassiker „Pet Sounds" vom Mai 1966 zu übertrumpfen. Paul McCartneys Reaktion war, mit Lennon & Co das Jahrhundertalbum „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" zu kreieren. Zehn Monate zuvor hatten die Beatles bereits mit dem revolutionären Album „Revolver" (August 1966) erneut Maßstäbe gesetzt. Brian Wilsons kreative Antwort mit seinem geplanten opus magnum für die Beach Boys „Smile" blieb leider in Ansätzen stecken und scheiterte schließlich an seinen eigenen Drogenproblemen und an internen Band-Querelen.

Und heute? Brian Wilsons neues Album „No Pier Pressure" ist insgesamt leider nur durchschnittlich, teilweise sogar enttäuschend - gemessen an seinen eigenen Qualitätsmaßstäben aus den Sixties. Dagegen trumpft Paul McCartney aktuell gehörig auf, fast wie zu seinen alten Beatles-Zeiten. Mit seiner letzten Single „Hope For The Future" ist ihm mal wieder ein großer Pop-Hymnus gelungen; seine Kooperationen mit Kanye West, Rihanna, Lady Gaga & Co sind spektakulär, wenn auch musikalisch eher bescheiden. Doch seine Popularität ist ungebrochen. Als bekannt wurde, dass Paul im Juli 2015 beim legendären Roskilde-Festival, das seit 1971 alljährlich auf der dänischen Insel Seeland stattfindet, auftreten wird, waren die Tickets für den 4. Juli, den Tag des McCartney-Auftritts, binnen kurzem ausverkauft.

Vor 50 Jahren, genau am 9. April 1965 erschien die musikalisch überzeugende Beatles-Single „Ticket To Ride / Yes It Is". Beide Songs stammten vornehmlich aus der Schreibe von John Lennon. Damals war Lennon ohnehin in bester kreativer Verfassung und schrieb die wichtigen Songs der Beatles-Entwicklung jener Zeit. Tatsächlich war John Lennons schöpferischer Anteil an den entscheidenden und bahnbrechenden Beatles-Songs in jener Phase größer als der von Paul McCartney. Es waren Lennon-Songs, die als A-Seiten der damals gefeierten Beatles-Singles in Kontinuität die Richtung vorgaben: „A Hard Day's Night" (10. Juli 1964), „I Feel Fine" (27. November 1964), „Ticket To Ride" (9. April 1965) und „Help" (6. August 1965). Und auch was die differenzierteren Kompositionen anging, rangierte die Zahl der Lennon-Songs damals noch ein wenig vor denen von Paul McCartney. Vornehmlich von John Lennon stammten die diffizilen Songs mit kompositorischem Referenz-Charakter „This Boy" (November 1963), „If I Fell" und „I'll Be Back" (Juli 1964), außerdem „I'm A Loser" (Dezember 1964), „Yes It Is" (April 1965), und darüber hinaus die beiden „Rubber Soul"-Klassiker „Girl" und „In My Life" (Dezember 1965). Pauls anspruchsvollere Songkompositionen jener Zeit von 1964 bis '65 waren „And I Love Her" und „Things We Said Today" aus dem Album „A Hard Day's Night" vom Juli 1964, „I'll Follow The Sun" und „Every Little Thing" aus dem Album „Beatles For Sale" (Dezember 1964) und natürlich „Yesterday" aus dem Album „Help" vom August 1965 und „Michelle" aus der LP „Rubber Soul" vom Dezember 1965.

Brian Wilson und die Beach Boys hatten in kompositorischer Hinsicht bis 1965 noch nicht viel vergleichbares zu bieten, was an die Lennon/McCartney-Songqualitäten herangereicht hätte. Auch heute hat der Ex-Beatle im direkten Vergleich mit Brian Wilson eindeutig die Nase vorn, was Popularität und musikalische Kreativität angeht. Paul McCartneys letztes Studioalbum „New" klingt soundtechnisch und stilistisch moderner und ist zusätzlich kompositorisch variabler und frischer als Brian Wilsons neues Album „No Pier Pressure". Und Paul arbeitet bereits an einem „New"-Nachfolgealbum, das aller Wahrscheinlichkeit nach noch einen Schritt weitergehen  wird.

Man würde Brian Wilson im Spätherbst seiner Karriere nochmals einen musikalischen Triumph gönnen: ein großes, kreatives Alterswerk, das McCartneys mit Sicherheit überbietbare aktuelle Songqualität noch einmal übertrumpft. Doch wie es scheint, ist der kreative Wettbewerb zwischen den einstigen Songschreiber-Giganten endgültig zu Gunsten von Paul McCartney ausgegangen.

Die Playlist zum Kramladen am 09.04.15  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Brian Wilson / The Right Time / No Pier Pressure / Universal
3. Brian Wilson / I'm Feeling Sad / No Pier Pressure / Universal
4. Brian Wilson / Runaway Dancer / No Pier Pressure / Universal
5. Paul McCartney / Hope For The Future / Hope For The Future / download
6. The Beatles / Yes It Is (Probeaufnahme) / Anthology 2 /  Apple, EMI
7. The Beatles / Yes It Is / Ticket To Ride / Apple, EMI
8. Don Henley / Yes It Is / The Bridge School Concerts / Reprise
9. The Beatles / Ticket To Ride / Help / Apple, EMI
10. The Beatles / Ticket To Ride (Live) /  Live at the Hollywood Bowl, Live at the BBC / Apple, EMI
11. The Carpenters / Ticket To Ride / Ticket To Ride / A&M
12. The Swingle Singers / Ticket To Ride / Ticket To Ride - A Beatles Tribute / Primarily A Capella Records
13. Beach Boys / Help Me Ronda / The Beach Boys Today / Capitol
14. Brian Wilson / On The Island / No Pier Pressure / Universal
15. Vanilla Fudge / Ticket To Ride / Vanilla Fudge / Atco, Polydor

am Donnerstag 26.03.15, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 28.03.15, 14 Uhr), Thema:

Gitarren-Gott wider Willen - Eric Clapton zum 70. Geburtstag

Er ist Jäger und Sammler. Hundert Gitarren aus seiner riesigen Sammlung stellte er 1999 für eine Versteigerung zusammen, die über vier Millionen Dollar einbrachte zu Gunsten seiner Crossroad Foundation, die eine Drogen-Rehaklinik auf der karibischen Insel Antigua betreibt. Dieses „Crossroads-Center" als Hilfe für Suchtkranke hatte Clapton 1998 auf Antigua eröffnet, um selbst etwas zurückzugeben für die langjährige Hilfe, die er erhalten hatte, um seine eigene Heroin- und Alkoholsucht überwinden zu können.

Eric Clapton ist tatsächlich auch Jäger, ein leidenschaftlicher dazu: „Ich schaffte mir diverse edle englische Flinten an, streifte durch alle möglichen Jagdreviere und wurde so nach und nach ein ganz guter Schütze, während ich sehr viel Spaß dabei hatte. Moralisch hatte ich nie ein Problem damit, es ist genau wie beim Angeln. Meine Familie und ich essen, was ich fange und schieße. Ich bin ein Jäger, das ist in meinen Genen so angelegt und ich kann gut damit leben." So steht es wörtlich in Claptons Autobiographie „Mein Leben". Nach der Lektüre dieses sehr offen, ehrlich und schonungslos von ihm geschriebenen Buchs sieht man Clapton mit anderen Augen.

Aus den bekannten Clapton-Porträts, die sich vornehmlich auf seine Karrieredaten beschränken, weiß man, Mr. Slowhand E.C. hat und liebt den Blues - seit den Anfängen bei den Yardbirds, von denen er sich 1965 trennte, als die Band eine stilistische Kehrtwende in Richtung Pop vollzog - bis heute. Weitere Stationen seiner Karriere waren John Mayalls Bluebreakers (bis 1966), das richtungsweisende Trio Cream (1966 bis 1968) und die nur kurzlebige Supergroup Blind Faith (1969). Nach seinem legendären Bluesrock-Trio Cream und dem Intermezzo mit Delaney & Bonnie und Derek and The Dominos näherte er sich mit seinen Soloalben zwar immer mehr dem Pop-Mainstream an und konnte etliche Welthits verbuchen, doch er kehrte auch immer wieder zu seinen Blues-Wurzeln zurück, wie etwa 1994 im Roots-Album „From The Cradle".  Im Jahre 2004 überraschte Clapton mit einem reinen Blues-Coveralbum, gewidmet dem 1938 an einer Strichnin-Vergiftung gestorbenen Robert Johnson, dem Urvater des urbanen Blues, Autor von Klassikern wie „Crossroads" und „Love In Vain". Den Titel „Crossroads" hatte Clapton schon mit Cream gespielt. Kein anderer Song wurde von ihm live bis heute so oft interpretiert wie dieser. Und bezeichnenderweise nannte er seine große Werkschau von 1988 ebenso: „Crossroads". Dieser Robert Johnson-Klassiker muss es ihm auf besondere Weise angetan haben, denn er nannte nicht nur seine Stiftung nach diesem Song, sondern auch die von ihm organisierte mehrtägige Benefizveranstaltung „Crossroads Guitar Festival", die im 3-Jahre-Rhythmus bislang 2004, 2007, 2010 und 2013 stattfand und hochkarätige Musiker auf die Bühne brachte. „Crossroads" scheint auch für seinen persönlichen Lebensweg eine wichtige Bedeutung zu haben, wann immer er in seiner Karriere an einer wichtigen Wegscheide ankam, entschied er sich für den Blues. So veröffentlichte er im Jahre 2000 gemeinsam mit Blues-Legende B.B King das Album „Riding With The King". 2005 kam er mit seinen alten Weggefährten Ginger Baker und Jack Bruce zu einer temporären Reunion seines legendären Trios Cream wieder zusammen. Sein bislang letztes Studio-Soloalbum erschien 2013 unter dem ironischen Titel „Old Socks". Im Februar 2015 wurde bekannt, dass er auch in die „Blues Hall Of Fame" aufgenommen werde. Für Mai ist mit „Forever Man" ein neues Kompilationsalbum mit drei CDs angekündigt. Seinen 70.Geburtstag am 30. März feiert Clapton mit zwei Shows im New Yorker Madison Square Garden am 1. und 2. Mai.

Der 20-fache Grammy-Gewinner wurde als bislang einziger Musiker gleich dreimal in die „Rock And Roll Hall Of Fame" aufgenommen und gilt allgemein, hinter Jimi Hendrix, als zweitbester Gitarrist aller Zeiten. Diese Karriere-Highlights zeichnen Claptons Superstar-Bild in der Öffentlichkeit. Ganz andere, zum Teil bislang unbekannte Aspekte seiner Persönlichkeit gibt seine Autobiographie „Mein Leben" preis. Im Kramladen zum 70. Geburtstag von Eric Clapton werden ein paar aufschlussreiche Zitate aus seiner Autobiographie zu hören sein - unter anderem dieses Zitat: „Ich hatte die Nase voll von dem ganzen ‚Gitarren-Gott-Act'".

Playlist zum Kramladen am 26.03.15  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Eric Clapton / Gotta Get Over / Old Sock / Bushbranch, Universal
3. Eric Clapton feat. Mark Knopfler / Train To Nowhere / The Breeze (An Appreciation of J.J. Cale) / Polydor, Universal
4. Eric Clapton / Circus / Pilgrim / Reprise Warner
5. Eric Clapton / My Father's Eyes / Pilgrim / Reprise Warner
6. Eric Clapton /  Bad Love / 24 Nights / Reprise
7. Eric Clapton / Wonderful Tonight / Slowhand / RSO
8. Cream / Crossroads / Wheels Of Fire / Polydor
9. Eric Clapton feat. Phil Collins / Crossroads / Live at The Royal Albert Hall / download
10. Eric Clapton feat. John Mayer, Sheryl Crow / Crossroads / Crossroads Guitar Festival / download
11. Eric Clapton / I've Got A Rock'n'Roll Heart / Money And Cigarettes / Duck, Warner Bros.
12. Eric Clapton / I Believe In Life / Reptile / Reprise Records -(Hintergrundmusik : Layla, Wonderful Tonight, The A-Train - jeweils Instrumentalfassung)

 

am Donnerstag 12.03.15, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 14.03.15, 14 Uhr), Thema:

Sensible Sängerinnen, kreative Songschreiberinnen - Teil 2
„Für mich ist es ganz wichtig, in meiner Kunst zu wachsen und mich weiterzuentwickeln, zu lernen und mich ausdrücken zu können, mich selbst und andere Menschen zu erreichen - und das auf möglichst authentische Weise", sagt San Glaser im exklusiven Kramladen-Interview. Die Sängerin und Songschreiberin San Glaser, die kürzlich ihr drittes Album „Beautiful Stranger" veröffentlichte, ist die Tochter einer Holländerin und eines indonesischen Jazzmusikers, den sie erst als 15-Jährige kennen lernte. Durch ihn kam sie zur Musik und zum Jazz. Sie studierte am niederländischen Musikkonservatorium Jazzgesang und Klavier und begann schon nebenbei Erfahrungen als Gesangssolistin und Chorsängerin zu sammeln. So kam es zu ersten Engagements als Backgroundsängerin für Jazzkantine und Stefan Gwildis. 2005 erschien ihr erstes Soloalbum „Never In Vain", dem 2008 das zweite Album „New Road" folgte. Das neue Album „Beautiful Stranger" spannt nun einen musikalischen Bogen von Jazz über Soul und Pop bis hin zu einem niederländischen Volkslied und - als Bonus - zu indonesischer Folklore. Von den Textthemen her wirkt das Album „wie ein fremdes Tagebuch, das wir zufälligerweise in einem Zug finden. Wir überfliegen einige Seiten und bemerken, dass es die großen Themen des Lebens sind, die das Album beschreibt: Freude, Glück, Sehnsucht, Absturz und schließlich Hoffung." (Oliver Schreibvogel) - San Glaser steht mit ihrem Album „Beautiful Stranger" und einem ausführlichen Interview im Mittelpunkt dieser Kramladen-Ausgabe.
Weitere Protagonistinnen der weiblichen Songwriter-Offensive in dieser Stunde sind Catherine Mac Lellan, Sarah Jane Morris, Johanna Borcherts und Silje Nergaard.
Die kanadische Sängerin/Songschreiberin Catherine MacLellan veröffentlichte kürzlich ihr fünftes Album „The Raven's Sun" mit einfühlsamen, mal wehmütigen, mal zuversichtlichen und meist romantischen Songs, die stilistisch zwischen Folk, Singersongwriter-Idiom, Bluegrass und Popballade verortet sind. Sie selbst spricht von einer „Sammlung von Songs über die emotional helleren Gemütszustände", an denen sie sich immer häufiger freuen kann, nachdem sie eine lange Phase der Depression überwand. Der Album-Titel „The Raven's Sun" ist für sie ein Bild aus der Mythologie der indigenen Völker im kanadischen Nordwesten, wonach der nachtschwarze Rabe das helle Licht in die Welt bringt. Catherine MacLellan ist vom 14. bis 25. März auf deutscher Clubtour.
Die großartige britische Sängerin und Songschreiberin Sarah Jane Morris wird schon seit vielen Jahren völlig unterbewertet. Auch ihr jüngstes, erneut außergewöhnliches Album „Bloody Rain", das im Herbst 2014 erschien, wurde bislang kaum beachtet. Die profilierte Blues-, Soul- und Pop/Rock-Sängerin ergänzte ihr stilistisches Spektrum nun mit weltmusikalischen Klangfarben und nahm mehrere Songs in Zusammenarbeit mit afrikanischen Musikern auf. Weitere Mitstreiter sind Stars wie der israelische Jazztrompeter Avishai Cohen, der ehemalige James Brown-Arrangeur Pee Wee Ellis und Stings Begleitgitarrist Dominic Miller. Ihr politisches und sozialkritisches Engagement dürfte ihr den Zugang zu den Mainstream-Medien nicht gerade erleichtert haben. Im neuen Album, das Sarah Jane Morris über eine Crowdfunding-Plattform finanzierte, singt sie über Homophobie im Song „David Kato" (über den gleichnamigen Schwulenaktivisten in Uganda, der 2011 ermordet wurde), über Ehrenmorde im Song „No Beyonce", über Kindersoldaten im Song „Comfort They Have None" und über den Missbrauch politischer Macht im Titelsong „Bloody Rain".
Die avancierte Berliner Musikerin zwischen Pop und Avantgarde, Johanna Borcherts wurde gerade mit ihrem Album „FM Biography" für den ECHO Jazz 2015 nominiert. Die Kritik lobt ihren „neuen Klangkosmos voller harmonisch ausgependelter Gegensätze und ungeahnter Möglichkeiten".
Die norwegische Jazz-Pop-Sängerin Silje Nergaard veröffentlichte gerade ihr inzwischen schon 15. Album „Chain Of Days", beinhaltend eine Kette von melodiebetonten Songperlen mit Anklängen an Jazz, Folk, Singersongwriter-Pop und norwegische Folklore. Im April gibt Silje Nergaard 16 Konzerte in Deutschland.
Und zu guter Letzt soll auch noch mit Nina Hagen eine der kreativsten Sängerinnen und Songschreiberinnen Deutschlands gewürdigt werden - aus Anlass ihres 60. Geburtstages am 11. März.

Playlist zum Kramladen am 12.03.15  Artist /  Track / Album / Label / Zeitplan
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records / 00:20
2. Nina Attal / Put Them In Hell / WHA / Skip Records / 02:49
3. San Glaser / Memory Lane / Beautiful Stranger / Dutchland Music, finetunes / 11:20
4. San Glaser / Beautiful Stranger / Beautiful Stranger / Dutchland Music, finetunes / 20:39
5. Catherine MacLellan / Jack's Song / The Raven's Sun / Canada Factor, Alive / 29:08
6. San Glaser / Not What It Seems / Beautiful Stranger / Dutchland Music, finetunes / 36:09
7. Sarah-Jane Morris / No Beyonce / Bloody Rain / Fallen Angel / 42:46
8. Sarah-Jane Morris / Bloody Rain / Bloody Rain / Fallen Angel / 46:01
9. San Glaser / This Bliss / Beautiful Stranger / Dutchland Music, finetunes / 51:52
10. San Glaser / How / Beautiful Stranger / Dutchland Music, finetunes / 57:56
11. Susan Weinert / Die Lilie - Martin (Hintergrundmusik) / Fjord / Toughtone

 

am Donnerstag 26.02.15, 23 Uhr (Wiederholung Samstag 28.02.15, 14 Uhr), Thema:

Die Sensibilität/Kreativität ist weiblich - Teil 1
Eine erstaunlich große Zahl junger, schöpferisch origineller Sängerinnen und Songschreiberinnen betrat in letzter Zeit die internationalen Pop-Bühnen.
So feiert die Pop-Journaille derzeit zu recht die beiden französisch-kubanischen Zwillingsschwestern Lisa-Kaindé und Naomi Díaz, die sich Ibeyi nennen, nach dem Yoruba-Wort für Zwillinge. Sie sind die Töchter des 2006 verstorbenen Perkussionisten des Buena Vista Social Club, Miguel „Anga" Díaz. Das Schwestern-Duo überzeugt mit einer sensiblen, minimalistischen Musikmixtur aus westafrikanischer Yoruba-Tradition, kubanischer Rhythmik und europäischer Harmonik, unter Verwendung dezenter Elektronik. In ihrem Klagelied „Mama Says" behandeln sie die Trauer ihrer Mutter um den verstorbenen Gatten und ihre begrenzten Möglichkeiten, Trost zu spenden.
Mit tribaler Perkussion arbeitet auch die isländische Singersongwriterin Sóley Stéfansdóttir. In ihren ätherisch märchenhaften und doch kraftvollen Liedern versucht sie den „inneren Teufel" zu überwinden. Ihr zweites Soloalbum „Ask The Deep" erscheint zwar erst Anfang Mai, doch erste, beeindruckende Kostproben sind bereits verfügbar.
Auch die Sängerin Eivør Pálsdóttir von den Färöer Inseln schreibt fragile Songs. Auf eigene Weise verbindet sie die Volksmusik ihrer Heimat mit Jazz, Triphop, Klassik und Kirchenmusik. Ihr neues Album „Bridges" erscheint am 27.02.15.
Die schwedische Produzentin, Künstlerin und Sängerin Jenny Wilson geht in ihren Songs deutlich energischer zur Sache. Kein Wunder: Die zweifache Mutter hatte mit einer Brustkrebserkrankung zu kämpfen. Ihr leidenschaftlich klingendes Album „Demand The Impossible" wurde nun auch in Deutschland veröffentlicht.
In der Tradition von Ikonen der weiblichen Songwriter-Kunst wie Joni Mitchell und Rickie Lee Jones stehen die Folk/Jazz/Blues-Songs der aus Boston stammenden, in Italien lebenden Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin Elisabeth Cutler. Ihr neues, wohltemperiertes Album „Polishing Stones", dessen Themen „Geduld und Trost sich in sinnlichen und glühenden Erklärungen von romantischer Liebe auflösen", erscheint am 6. März.
Maria Franz heißt die Sängerin, Texterin und Co-Komponistin der dänisch-norwegischen Progressive Rockband Euzen, die vor allem dank der großartigen Stimme von Maria Franz, die immer wieder mit der von Björk verglichen wird, eine musikalisch gelungene Brücke schlägt zwischen Alternative, Progressive und Art-Pop. Das neue hörenswerte Album „Metamorph" von Euzen ist Anfang Februar veröffentlicht worden.
Außerdem im Programm dieses weiblich eingestellten Kramladens: die unvergleichliche Berlinerin Johanna Borchert mit ihrer musikalisch spannenden Verortung zwischen Pop und Avantgarde, die zwischen England und Japan pendelnde Folkpop-Sängerin und Songschreiberin Rachael Dadd und schließlich die dänische Poprock-Hoffnung Ida Gard.
In Teil 2 der weiblichen Songwriter-Offensive im Kramladen am 12.03.15 werden weitere beeindruckende Singer-Songwriterinnen zu hören sein, wie Wendy McNeill, Catherine MacLellan, San Glaser, Gudrid Hansdottir, Nina Attal, Aino Venna u.a.

Playlist zum Kramladen am 26.02.15  Artist /  Track / Album / Label /

1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Ida Gard / Running Up That Hill / When Are You Gonna Come / Oh My Gard, Believe
3. Ida Gard / When Are You Gonna Come / When Are You Gonna Come / Oh My Gard, Believe
4. Ibeyi / Mama Says / Ibeyi / XL, Beggars, Indigo
5. Sóley / Aevintýr / Ask The Deep / Morr Music, Indigo
6. Rachael Dadd / Make A Sentence / We Resonate / Talitres, Rough Trade
7. Eivør Pálsdóttir / Tides / Bridges / TUTL, Cargo
8. Jenny Wilson / My History / Demand The Impossible / Crunchy Frog
9. Elisabeth Cutler /  Polishing Stones / Beste Unterhaltung, Broken Silence
10. Euzen / The Stage / Metamorph / Westpark
11. Bernadette Morris / The Leaving Song / All The Ways You Wonder / Arts Council, Magnetic Music
12. Johanna Borchert / Lightyears / FM Biography / Yellowbird Records
13. Sarah-Jane Summers, Juhani Silvola / Portobello Smile (Hintergrundmusik) / Sarah-Jane Summers & Juhani Silvola / Nordic Notes

am Donnerstag 12.02.15, 23 Uhr, (Wiederholung Samstag 14.02.15, 14 Uhr), Thema:

Zwei unsterbliche Songs
„Autumn Leaves" wird 70, „Unchained Melody" wird 60 Jahre alt.

Bob Dylan interpretiert auf seinem neuen Album „Shadows In The Night" unter anderem den Songklassiker „Autumn Leaves", den auch Frank Sinatra für sein Album „Where Are You?" von 1957 aufgenommen hatte. Die Zahl der Chansonniers, Show-Sänger, Liedermacher und Jazzmusiker, die „Autumn Leaves" interpretiert haben, ist unüberschaubar. Die Qualität der Komposition und die Schönheit der Melodie hat die Zeiten überdauert und animierte solch unterschiedliche Künstler wie Edith Piaf, Iggy Pop, Hannes Wader, Cannonball Adderley, Miles Davis, Doris Day, Eric Clapton und nun auch His Bobness, den Song auf eigene Weise zu bearbeiten.
Die Entwicklungsgeschichte von „Autumn Leaves" ist musikhistorisch fast einmalig. Vor 70 Jahren komponierte der 1905 geborene ungarisch-französische Musiker Joseph Kosma, ein Schüler von Béla Bartók und Hanns Eisler, das Chanson „Les feuilles mortes" zum gleichnamigen Gedicht des französischen Poeten Jacques Prévert - ursprünglich geschrieben für Yves Montand und den Kinofilm „Les Portes de la Nuit" („Pforten der Nacht"), der 1946 in die Kinos kam. Die Intensität dieses Chansons, das von verwelkendem Herbstlaub als Metapher für den unglücklichen Verlauf einer Liebesgeschichte handelt, regte viele Chanson-Interpreten an, eine eigene Bearbeitung aufzunehmen, um nur Juliette Gréco, Dalida, Charles Aznavour und Serge Gainsbourg zu nennen,.
Als der US-amerikanische Songschreiber Johnny Mercer, den Chanson-Text 1949 ins Englische übertrug, stieg der nun „Autumn Leaves" genannte Song bald zu einem internationalen Hit auf. Marlene Dietrich, Barbara Streisand, Patricia Kaas, Eva Cassidy und viele andere mehr veröffentlichten eigene Versionen von „Autumn Leaves". Wolf Biermann nannte seine ins Deutsche übertragene Adaption „Welke Blätter". Und auch Hannes Wader schrieb einen eigenen deutschen Text zu „Autumn Leaves"; Waders Lied „Die welken Blätter" erschien im Album „Nah Dran" von 2012.
Dass die Musik von Joseph Kosma auch alleine schon trägt, das bewies die Instrumentalfassung des Pianisten Roger Williams, die 1955 zum Millionenhit aufstieg. Auch Jazzmusiker fanden Gefallen an der Musik von „Autumn Leaves". Artie Shaw war in den frühen 1950er Jahren der erste, der eine Jazzinterpretation von „Autumn Leaves" veröffentlichte. Oscar Peterson, Erroll Garner und Bill Evans folgten. Als herausragende Jazzbearbeitung gilt die Einspielung von Cannonball Adderley und Miles Davis für das Album „Somethin' Else" von 1958. Auch Chet Baker, Jeremy Steig, Joe Pass, Keith Jarrett, Chick Corea, Bobby McFerrin und andere nahmen hörenswerte Fassungen auf, ebenso Jazz-Vokalisten wie DeeDee Bridgewater, Tony Bennet, Diana Krall, Sarah Vaughn und Götz Alsmann.
Mehr als nur ein „Evergreen" hat „Autumn Leaves" längst den Status eines Jazzstandards angenommen und darf dem Songbook des Weltkulturerbes zugerechnet werden.
Ein zweiter großer Song, der für die Ewigkeit gemacht zu sein scheint, kann derzeit sein 60-jähriges Jubiläum feiern. Im Januar 1955 nahm das Orchester Les Baxter die erste Fassung von „Unchained Melody" auf; die erste vokale Aufnahme entstand im Februar 1955, gesungen von dem Afroamerikaner Al Hibbler. Bereits im März 1955 waren über eine Million Exemplare der Platte verkauft. Doch zum Welthit stieg „Unchained Melody" erst in der Fassung der Righteous Brothers auf. Am 2. März 1965 standen die Righteous Brothers im Studio von Phil Spector, um den von Hy Zaret (Text) und Alex North (Musik) geschriebenen Song für die Ewigkeit zu konservieren. Auch andere Sängergrößen wie Harry Belafonte, Gene Vincent, Sam Cooke, Roy Orbison, Al Green, Elvis und viele andere haben „Unchained Melody" aufgenommen, doch die Fassung der Righteous Brothers, deren 50-jähriges Jubiläum zu begehen ist, blieb die berühmteste Version bis heute.
Eine originelle Mixtur lieferte Joni Mitchell, die den Song 1982 mit ihrer eigenen Komposition „Chinese Café" kreuzte. Ganz ähnlich verbanden U2 1993 ihren Song „One" mit „Unchained Melody". Inzwischen soll es weltweit über 1000 verschiedene Aufnahmen in unterschiedlichsten Sprachen geben. Unter dem Titel „I Hunger For Your Touch" erschien im letzten Jahr eine Zusammenstellung von 31 verschiedenen Versionen „of the world-famous love song ‚Unchained Melody'".
Der Kramladen feiert zwei berühmte Songklassiker, die zu der seltenen und kostbaren Spezies von Liedern gehören, die die Zeitläufte überdauert haben und wahrscheinlich auch weiterhin überdauern werden.

Playlist zum Kramladen am 12.02.15  Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. Mark Lanegan / Autumn Leaves / Imitations / Vagrant, Heavenly Recordings
3. Frank Sinatra / Autumn Leaves / Where Are You? / Capitol
4. Bob Dylan / Autumn Leaves / Shadows In The Night / Columbia Records, Sony Music
5. The Righteous Brothers / Unchained Melody / Unchained Melody / Philles Records, Rhino
6. Todd Duncan / Unchained Melody / I hunger for your touch - Unchained Melody / Bear Family Production
7. Les Baxter, Al Hibbler, Roy Hamilton, Jimmy Young / Unchained Melody (Montage) / I hunger for your touch - Unchained Melody / Bear Family Production
8. Johnny Hallyday & Joss Stone / Unchained Melody, Les Enchâinés / Unchained Melody, Les Enchâinés / Warner Music France
9. Yves Montand / Les feuilles mortes / Les Portes de la Nuit / download
10. Eric Clapton / Autumn Leaves / Clapton / Reprise Records, Warner
11. Cannonball Adderley, Miles Davis, Diana Krall, Nat King Cole, Eva Cassidy usw. / Autumn Leaves (Montage) / diverse / diverse
12. U2 / Unchained Melody / Live in Sidney 1993 / download
13. Joni Mitchell / Chinese Cafe Unchained Melody / Wild Things Run Fast / Reprise Records

 

am Donnerstag 29.01.15, 23 Uhr, (Wiederholung Samstag 31.01.15, 14 Uhr), Thema:

James Bond ist ein schwarzer DeeJay

Was hat 007 mit Mandela zu tun? Welchen Bezug gibt es zwischen Detective John Luther aus der britischen Krimiserie „Luther" - angeblich „der bessere Tatort" - und David Bowie? Und welche Rolle spielt dabei der Hacker-Angriff auf den Medienriesen Sony? Und was hat das alles mit dem Album zu tun, das im Mittelpunkt dieser Stunde steht: „Idris Elba presents Mi Mandela - a Celebration of South African Music inspired by Nelson Mandela"? - Der Reihe nach.
Durch „Sony-Leak", die Hacker-Attacke auf den US-Medienkonzern, wurden geheime Interna publik, so z.B., dass Sony sich den 42-jährigen dunkelhäutigen, britischen Schauspieler Idris Elba als Nachfolger von Daniel Craig in der Rolle von James Bond wünscht. Als Chief Inspector John Luther aus der britischen TV-Krimiserie „Luther" flimmert Idris Elba auch über deutsche Fernsehschirme, und im Jahre 2013 überzeugte Elba mit seiner Darstellung von Nelson Mandela im Kinofilm „Mandela - Long Walk To Freedom".
Bevor Idris Elba zum Leinwandhelden aufstieg (unter anderem durch die Filme „Buffalo Soldiers" [2001], „The Gospel" [2005], „American Gangster" [2007], „Rock n Rolla" [2008], „The Unborn, „Obsessed" [2009], „Thor" [2011 und 2013], „Pacific Rim" [2013], arbeitete er als DJ unter dem Namen Big Driis vorwiegend in der Clubszene seiner Heimatstadt London. Seine Liebe zu Soul, Hip Hop, House, Grime Music und ähnlichen Dance- und Groove-Richtungen musste zwar wegen seiner Schauspielerkarriere zurückstehen, kam aber niemals zum Erliegen, im Gegenteil. Als Musiker, Sänger und Songschreiber veröffentlichte er 2006 seine Debüt-EP „Big Man", arbeitete mit Musikgrößen wie Jay-Z und Angie Stone zusammen und legte immer mal wieder als DJ Platten auf - von Las Vegas bis Ibiza.
Doch den entscheidenden Impuls, musikalisch kreativ produktiver zu werden, erhielt Idris Elba bei den Dreharbeiten zum Mandela-Film in Südafrika. Um sich der Persönlichkeit von Nelson Mandela noch mehr annähern zu können, erkundete Elba den persönlichen Musikgeschmack von Mandela und stieg dabei immer tiefer in die Musiktradition Südafrikas ein. Schon während der Filmaufnahmen, zwischen Sommer 2012 und Frühjahr 2013, begann Idris Elba, mit einem Keyboard und einem Laptop in seinem Apartment in Johannesburg an musikalischen Skizzen für sein geplantes Musikprojekt mit südafrikanischer Musik zu arbeiten.
Inspiriert von Nelson Mandelas musikalischen Vorlieben entwarf er ein Albumkonzept, das traditionelle, ethnische, aber auch moderne Musik und Musiker aus Südafrika mit angesagten Sound- und Produzentenprofis aus London zusammenbringt und daraus Songs entstehen lässt, die den Geist Mandelas und das Lebensgefühl Südafrikas in sich tragen. Um die Jahreswende 2013/2014 begannen dann die Aufnahmen zum Album „Mi Mandela" in Johannesburg, die später in Mali und London fortgesetzt wurden. Als musikalische Mitstreiter hatte Elba die südafrikanischen Musiker Phuzekhemsi, Nothembi Mkhwebane, die Vokalgruppe Mahotella Queens und andere verpflichten können, in London fand er Unterstützung von James Blake, Mumford & Sons, Maverick Sabre, dem Spoken Word-Künstler George The Poet und - neben anderen - vom Multiinstrumentalisten und Produzenten Mr. Hudson, mit dem Idris Elba die meisten Stücke gemeinsam schrieb und produzierte. Seine künstlerische Funktion bezeichnet Elba selbst als Kurator. Tatsächlich ist er kein großartiger Musiker, kein begnadeter Songschreiber und letztlich auch kein herausragender Sänger, aber er versteht es, zu koordinieren, seine Ideen mit denen seiner Mitmusiker zu verschmelzen und so eine fruchtbare Arbeitsebene herzustellen - und letztlich ein überzeugendes gemeinschaftliches Musikprojekt zu ermöglichen.
Sein erstes Longplay-Album „Mi Mandela" ist wegen der vielen Gastsänger und Musiker aus Südafrika und Großbritannien äußerst abwechslungsreich. Die musikalische Lebendigkeit der südafrikanischen Rhythmen, Melodien und Gesangsformen mischt sich gekonnt mit der modernen Soundtechnologie und der coolen Clubatmosphäre Londons.
„Mi Mandela", diese musikalische Reflexion seiner Dreharbeiten zum Mandela-Film soll der Anfang einer Album-Serie mit vergleichbarem Konzept sein. Auch zu anderen Charakteren seiner Filme plant Idris Elba eine Art musikalisches Porträt. Für die Figur des Detective John Luther, die er in der Krimiserie „Luther" spielt, will Elba eine bowie-eske Musikarchitektur entwerfen. Denn Luther, die coole Socke, ist Bowie-Fan.
Wie James Bond musikalisch zu definieren sei, dazu hat Idris Elba noch eine Weile Zeit. Denn, dass er die Rolle von 007 auch wirklich bekommt, das muss nach der Hacker-Veröffentlichung auch noch offiziell bestätigt werden. Der Kramladen endet mit einem Nachruf zum Tode von Edgar Froese (Tangerine Dream).

Playlist zum Kramladen am 29.01.15 Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) /Touch Me There / Zappa Records
2. Idris Elba feat. Maverick Sabre / Home / Idris Elba presents Mi Mandela / 7Wallace, Parlophone
3. U2 / Ordinary Love /Ordinary Love (Single) / Interscope
4. Idris Elba / Private Garden / Private Garden / download
5. Idris Elba / Thank You For Freedom / Idris Elba presents Mi Mandela / 7Wallace, Parlophone
6. Idris Elba /  So Many People / Idris Elba presents Mi Mandela / 7Wallace, Parlophone
7. Yusuf (Formerly known as Cat Stevens) / Gold Digger / Tell 'em I'm Gone / Legacy Recordings
8. Idris Elba / Mi Mandela / Idris Elba presents Mi Mandela / 7Wallace, Parlophone
9. Idris Elba / Tree / Idris Elba presents Mi Mandela / 7Wallace, Parlophone
10. Idris Elba /  Nothembi Jam / Idris Elba presents Mi Mandela / 7Wallace, Parlophone
11. Tangerine Dream / Zeit / Zeit / download
12. Tangerine Drean / On Crane's Passage / Goblins Club / When Reordings, Castle Communications

am Donnerstag 15.01.15, 23 Uhr, (Wiederholung Samstag 17.01.15, 14 Uhr), Thema:

My Generation's Rock - 50 Jahre The Who

Am 15. Januar 1965 erschien die erste Single von The Who „I Can't Explain" - der Startpunkt einer unvergleichlichen, die Pop/Rockmusik verändernden Karriere. Ein halbes Jahr zuvor war bereits unter dem ursprünglichen Bandnamen The High Numbers eine erfolglose Single veröffentlicht worden, doch erst mit „I Can't Explain" und dem Erreichen von Platz 8 der britischen Singlecharts begann der Siegeszug von The Who, der wenig später mit der Single „Anyway, Anyhow, Anywhere", Fahrt aufnahm und mit dem Welthit „My Generation", der unsterblichen Rockhymne, die im Oktober 1965 veröffentlicht wurde, die neue Kultband der britischen Mods, The Who, in den Rock-Olymp katapultierte.  Im Zentrum des Quartetts stand neben Frontman und Sänger Roger Daltrey, Bassist John Entwistle (er starb 2002) und Schlagzeuger Keith Moon (er starb 1978) der kreative Kopf der Band, der Gitarrist und geniale Songschreiber Pete Townshend, dessen Konzeptalben „Tommy" und „Quadrophenia" Musikgeschichte schrieben. Qualitativ und substantiell noch ein Stück höher als die erste Who-Oper „Tommy" wird allgemein das 1973 veröffentlichte  Epos „Quadrophenia" eingeschätzt, eine „wehmütige Reflexion über die rebellische Anfangszeit des britischen Rock". In komplizierter Rollenverteilung erzählt „Quadrophenia" die Geschichte des Mod-Jugendlichen Jimmy auf seinem Frustrationsweg aus einer Alkoholiker-Familie durch Rockmusik und Rockerschlachten in die doppelte Schizophrenie, die Quadrophenie, die in Selbstmordfantasien mündet. Doch zu guter Letzt findet Jimmy eine Art Erlösung in universeller, spiritueller Liebe.

Der phänomenale Weg von The Who führte mit explosiven Auftritten von kleinen Clubs in Londoner Vororten über Hallen, Stadien und die größten Festivals Monterey, Woodstock und Isle Of Wight bis in die Tempel der etablierten Kultur, Opernhäuser, Museen und Theater. Im Juli 1985  beteiligte sich The Who in neuer Besetzung am Benefiz-Spektakel „Live Aid", 20 Jahre später ebenso beim Live-8-Konzert, und trat auch bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele im August 2012 in London auf. Die bis dato letzte Tournee fand 2013 statt mit einer erneuten Live-Aufführung des Epos „Quadrophenia".

Die gewalttätigen Bühnenshows der frühen Jahre, in denen Keith Moon und Pete Townshend ihre Instrumente am Konzertende zu zertrümmern pflegten, überhöhte Pete Townshend nachträglich als künstlerisches Ausdrucksmittel, das dem Konzept der „Autodestruktiven Kunst" gefolgt sei. Schlagzeuger Keith Moon hatte dafür eine viel profanere Erklärung parat: „Die Gruppe bestand aus vier sehr verschiedenen und sehr starken Persönlichkeiten, und am Anfang hatten wir große Schwierigkeiten miteinander auszukommen. Daher zerschlugen wir lieber unsere Instrumente und Verstärker als aufeinander einzuschlagen." Diese gruppeninterne Reibung führte letztlich auch zu der spannungsvollen Energie der berühmten Songs und berüchtigten Auftritte von The Who und sicherte ihnen damit auch einen Spitzenplatz in der „handverlesenen Elite des Rock".

Von den ersten Singles des Jahres 1965 bis zum letzten Studioalbum „Endless Wire" aus dem Jahre 2006 und dem letzten Live-Album „Quadrophenia - Live in London" von 2014 spannt der Kramladen einen Bogen über 50 Jahre „Maximum R&B", Powerpop, Mod-Rock und Rock-Opera, dem bahnbrechenden Sound und intelligenten Song-Stil von Pete Townshend und The Who.

Playlist:  Artist / Track / Album / Label                                                                                                                           1. L. Shankar Darlene (Kramladen-Themamusik) Touch Me There Zappa Records
2. The Who / Mirror Door / Wire & Glass (2006) / Polydor
3. The Who / Fragments / Endless Wire (2006) / Polydor
4. The Who / I Can't Explain / My Generation - The Very Best of / Polydor
5. The Who / I Can't Explain / Live At The Isle Of Wight Festival 1970 / SPV
6. The Who / I Can't Explain / Live At The Royal Albert Hall (2000) / SPV
7. The Who / I've Had Enough / The Who Quadrophenia Live / SPV
8. The Who / Love Reign O'er Me / The Who Quadrophenia Live / SPV
9. The Who / Join Together / My Generation - The Very Best of / Polydor
10. The Who / Behind Blue Eyes / Live At The Royal Albert Hall (2000) / SPV
11. The Who / Black Widow's Eyes / Endless Wire / Polydor
12. The Who / Be Lucky / The Who Hits 50! / Polydor, Universal
13. The Who / Quadrophenia-Theme (Hintergrundmusik) / Quadrophenia Live / SPW